43. Tag; 5. Winterreise 2017/18
Für den 43. Reisetag standen 2 Ziele außerhalb Almatys zur Auswahl, der ‚Große Almaty See’ in den Bergen südlich der Stadt oder der ‚Sharyn Canyon’ im Osten, schon fast an der Chinesischen Grenze.
Der Canyon fiel wegen der Fahrtzeit (2x 4 Stunden) aus, der See war zwar näher (2x 1.5 Stunden Fahrtzeit), dafür mit unserem Camry nicht zu erreichen. Zudem, weil kurz vor der Grenze zu Kirgistan, ist er an machen Tagen für Touristen geschlossen, nur nach Zahlung eines gehörigen Schmiergelds zugänglich.
So entschieden wir uns zum (angeblich) sehr hübschen Issyk-Bergsee zu fahren.
Aber zuerst mussten wir Frühstücken, wir unternahmen den zweiten Anlauf zum ‚Loft Café’, fanden es diesmal tatsächlich, parkten das Auto und nahmen auf der Terrasse Platz.
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Ich bin kein Gärtner – aber wir fanden es beide seltsam, dass der Herr die ganze Zeit, eine geschlagene Stunde den Weg wässerte, aber vielleicht muss das so sein, indirektes Giesen sozusagen.
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Wir erhielten die Speisekarte, freuten uns auf ‚Sirniki’ und ‚Manaja Kasha’ (auf Deutsch ‚Grießbrei’). Nach 5 Minuten kam der Kellner, teilte mit, dass es beides nicht gebe, auch normales Kasha gäbe es nicht. Sagenhaft, mal wieder so eine TA-Empfehlung.
Wir entschieden für Espresso und Blinis (Pfannkuchen). Der Kaffee war nicht die Wucht, die Blinis waren nach 35 Minuten des Wartens noch nicht auf dem Tisch. Als man uns dann mitteilte, dass die Blinis nochmals 20 Minuten brauchen würden (1 Stunde für die Herstellung von 6 Pfannkuchen???) zahlten wir den Kaffee, machten uns vom Acker.
Aus der Stadt hinaus in Richtung Osten, die Hauptstraße war für die klimatischen Begebenheiten (harte, frostige Winter – es hatte vor einer Woche noch geschneit) sehr gut, kaum Risse, keine Schlaglöcher, verwunderlich.
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Wir bogen von der Hauptstraße ab, fuhren durch Issyk, was wirklich ein Schock für uns war. Selbst in der Ukraine sind kleine Städte (30'000 Einwohner) nicht in dermaßen miserablen Zustand, Häuser werden noch aus einem Holzgerüst mit Lehmfüllung gebaut. Ein extremer Unterschied zwischen der Innenstadt Almatys und den Kleinstädten. Wir fragten uns was die Einwohner dieser Städtchen wohl denken wenn sie Almaty sehen...
Hinaus ging es aus Issyk, es wurde nicht besser, alles machte einen Eindruck wie im Endzustand, selbst die Bäume.
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Wir zahlten Parkeintritt (ca. US$ 1/Person), fuhren weiter in Richtung Berge, die Straße war schon lange nicht mehr geräumt worden, nun gab es Schlaglöcher ohne Ende.
Touristenattraktion? Eher einen Endzeitfilm hätte man hier drehen können. Dafür war die Aussicht ganz okay.
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Ohne Platten erreichten wir den Bergsee, gähn!
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Kein Vergleich zu Tadschikistan das Ganze – aber das darf man nicht laut sagen, denn in Kasachstan ist alles ‚das Beste’.
Wir turnten auf ein paar Betongebilden herum, gaben uns etwas Adrenalin, begannen enttäuscht die Rückfahrt, entdeckten noch diesen Stein am Straßenrand.
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Unsere Laune war auf dem Tiefpunkt, zudem hatten wir den ganzen Tag noch nichts gegessen, die Mägen knurrten.
Wieder in Issyk angekommen sahen wir einen sehr, sehr einfachen Straßenmarkt, parkten das Auto und betrachteten das Angebot: sehr, sehr armselig – wir haben selten einen solchen Kontrast innerhalb von 50 Kilometern Distanz gesehen.
Auch die ‚Restaurants’ sahen nicht besonders aus – aber wir hatten Hunger. So wählten wir das Kleinste Übel, bestellten Shashlik und Salat.
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Das war das schlechteste Shashlik (eher Knorpel), der übelste Salat (billigstes Pflanzenöl) das wir in den STAN-Ländern hatten. Trotz Hunger ließ ich es liegen.
In Richtung Hauptstraße befand sich die Touristenattraktion Issyks, das ‚State Historical-Cultural Museum-Reserve ISSYK’.
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Eintritt mussten wir nicht bezahlen, wir durften so aufs Gelände,
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liefen zum Museumsgebäude.
Das ‚Museum’ war der nächste Schock, so würde ich meinen Historischen Stolz nicht darstellen. Überall fiel die Verkleidung von den Wänden, alles war Grau in Grau, billigst gemacht. Es wurden Repliken der Rüstungen von Mensch
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und Pferd ausgestellt,
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deren Originale in den Hügelgräbern auf dem Gelände gefunden wurden.
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Ziemlich enttäuscht fuhren wir nach Almaty zurück, wenigstens hatte sich der Stau aufgelöst. In Almaty tankten wir das Auto auf, ich besorgte mir ein TWIX und ein SNICKERS als Nahrung.
Am Interconti den Camry bei AVIS abgegeben (die Kaution ist bis heute meiner CC nicht zurückbelastet) und per UBER zum Ritz-Carlton, wo sich Valentyna erholte, ich mich ins Gym begab.
Am Abend stand eine Einladung zu einem typisch kasachischen Abendessen an, eine Küche, die ich aus Erfahrung nicht schätze.
Mein Freund hatte das Restaurant ‚Zheti Kazyna’ gewählt, wir versuchten ein Taxi zu bekommen – nicht einfach am frühen Abend. Nach 45 Minuten Wartezeit (angegeben waren bei UBER 7 Minuten) erschien eine Uralt-S-Klasse, brachte uns zum Restaurant, wo wir mit 30 Minuten Verspätung eintrafen, bereits erwartet wurden.
Das Essen begann mit meinem Horror schlechthin: ‚Kumis’!
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Dieser alkoholische Drink wird aus Pferdemilch hergestellt, welche in einem Pferdelederbehälter unter Bewegung und Hitze fermentiert wird (früher wurde der Lederbehälter am Sattel befestigt, wo er den ganzen Tag blieb). Da Valentyna noch nie in den ‚Genuß’ von Kumis gekommen war, wurde uns junger Kumis serviert, welcher maximal 2 Tage gehrte. Ich erinnere mich Schrecken an ‚alten Kumis’, welcher ca. eine Woche reifte. Aber schon diesen jungen Kumis, mit seinen schwarzen Partikeln vom Ledersack, war so gar nicht Valentynas Ding, sie mühte sich sehr ab. Der Geschmack? Schwer zu beschreiben: leicht säuerlich, ein bisschen wie geräuchert.
Dazu gab es ‚Kurt’, einen sehr harten, salzigen, intensiven, getrockneten und gealterten Frischkäse.
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Während man ihn in anderen Ländern in Milch auflöst, wird er in Kasachstan gerne als ‚Snack’ gegessen – ein sehr haltbares Produkt, in der Vergangenheit bei tagelangen Ritten sicher sehr nützlich.
Schon kamen die Vorspeisen, Salate und natürlich die typische Platte mit Aufschnitt, vor allem vom Pferd, aber auch Kalbszunge.
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Pferdefleisch ist eine Wucht, es gibt kaum etwas besseres, dann noch mit Lepjoshki!
Als Hauptgericht bekamen wir natürlich ‚Beshbarmak’ (übersetzt ‚Fünf Finger’, da es ursprünglich mit der Hand gegessen wurde), das Nationalgericht Kasachstans (und Tadschikistans), mit Lamm und Pferdewurst serviert.
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Unterschiede der verschiedenen Länder betrifft oft die Pasta: in Tadschikistan werden Nudeln verwendet, in Kasachstan Nudelblätter ähnlich Lasagne.
Kann man essen, braucht man aber nicht jede Woche!
Die Desserts waren dann wieder sehr, sehr gewöhnungsbedürftig: Frischkäse, gereift, natürlich gesüßt (durch den Milchzucker), künstlich gesüßt (Honig, Zucker), gealtert.
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Wer’s braucht...
Wir verabschiedeten uns bei unseren Freunden, bedankten uns fürs Abendessen, fuhren zurück ins Hotel, packten unsere Koffer.