V&C versuchen der Kälte zu entkommen; ein Winter in 5 Teilen

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derda

Reguläres Mitglied
28.04.2014
50
1
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Nutze die Pause, um mich auch noch einmal zu bedanken. Super Bericht mit tollem Medieneinsatz. Ich finde gerade den Sowjet-Teil extrem interessant, da das Gegenden sind, in die ich vermutlich nie einen Fuß setzen werde.
Oder ich muss irgendwann als Rentner mal an der VHS russisch lernen;-).
Ich bezweifle ja, dass mir da meine westeuropäischen Standardsprachen weiterhelfen...

Für die Vorstellungsrunde in dem Kurs kann ich dir dank meiner 2 Semstern Russischkurs noch aushelfen:

Я учу русский язык, потому что мне нравятся рассказы ХОН/УАа.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
So, heute zuhause angekommen, allerdings ziemlich fertig. Nächste Woche geht es schon wieder mit der guten Antonov nach Kiev. Ich schaue wann ich es schaffe die letzten Tage in einen Reisebericht zu fassen, die Eindrücke der drei STAN-Länder niederzuschreiben und zu vergleichen. Waren keine 'leichte Kost' diese drei Länder, haben ziemlich an der Energie gezehrt.
 

reisehaile

Aktives Mitglied
01.09.2014
130
336
Ich denke nicht das da "etwas schief gelaufen" ist , sondern das manche Reiseziele einfach schwieriger zu bereisen sind als andere.
Nicht jeder reist nur in den " Urlaub ", mancher reist auch um sich zu bilden bzw. neues zu erfahren.
Das dies anstrengend wird war sich HON/UA sicher vorher bewusst.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Da ist wohl etwas schief gegangen
Nein, nichts 'schief gegangen', einfach nur anstrengender als eine Fahrt durch Nordthailand oder ein Besuch Singapurs, Neuseelands etc.

Man wandelt nicht auf ausgetretenen Pfaden, daher ist die ganze Planung schon wesentlich aufwendiger, man muss sehr viel suchen, lesen - ansonsten reist man planlos durch die Gegend, sieht nicht was einen interessiert oder bemerkt es nicht. Auch die Reiseberichte waren wesentlich zeitraubender, denn man musste zu vielem Informationen in den Tiefen des Internets suchen, auf verschiedenen Sprachen. Höhepunkt war der Reisebericht des Tages in Dushanbe, daran saß ich geschlagene 5 Stunden bis ich die Infos dazu zusammentun verarbeitet hatte, vieles hatten wir bei der Besichtigung verschiedener Stätten noch nicht gewußt.

Auch das Reisen in diesen Gebieten ist stressiger als einfach am DMK-Flughafen einzuchecken, selbst wenn man die Sprache beherrscht. Trotzdem möchte ich gerade die Erfahrung in den STAN-Ländern nicht missen, in spätestens 5 Jahren ist dort nichts mehr wie es heute ist.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
41/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Es ging weiter – nein, noch nicht nach Hause!

Das Frühstück, ja das Frühstück...
Bedienung: Nein, Sirniki gibt es heute nicht
Restaurant-Manager: wie viele Portionen?

Wir hörten aus der offenen Küche den mürrischen Protest der Köchin, welche wir mit unserem Wunsch nach Sirniki in ihrem Nichtstun störten.

Dabei bereitet sie hervorragende Sirniki zu, so gut, dass wir selbst zuhause lange danach suchen müssen (was wir ihr auch mitteilten). Wir glauben trotzdem sie ist heilfroh, dass wir abreisen, ab Morgen die Amerikaner und Chinesen im Hotel (ich schätze es sind maximal 40 Gäste im Haus) wieder die Fertigprodukte vom Buffet essen.

An der Rezeption dann die große Diskussion um unsere Rechnung. Zwar waren es nur US$ 26,16 – aber das ist auch Geld. Die Dame meinte ich solle einfach bezahlen, am Montag würde die Reservierungsabteilung alles regeln – sicher! Nach einigem Hin und Her wurde dann meine Aufrechnung akzeptiert, das Zuvielbezahlte des Vortags wurde mir abgezogen.

Noch schnell die restlichen Sachen in den Koffern verstaut und hinunter, ein Taxi zum sehr nahegelegenen Flughafen genommen.
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Hinein ins neue Terminal, Pässe vorgezeigt und weiter zum Check-In.
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Der Mitarbeiter einer Servicefirma, welche für AirAstana den Check-In durchführte, fragte mich nach der Kreditkarte, mit welcher ich vor 9 Monaten die Tickets bezahlt hatte. Ich erklärte ganz lapidar, dass ich diese nicht mehr hätte, da diese bereits vor 3 Monaten abgelaufen wäre, ich eine neue Karte mit neuer Nummer erhalten hätte. Seine direkte Antwort: keine Karte, kein Fliegen!

Sicher, auch ich wies, dass es solche Vorschriften gibt, habe aber beim besten Willen damit nicht gerechnet als ich damals die abgelaufene CC zerschnitt und in den Mülleimer warf. Diskussionen, suchen im Notebook nach einem Foto der Karte, alles ohne Ergebnis. Nun wurde der Stationschef von AirAstana hinzugezogen, ich zeigte ihm auf meinem Notebook die eTickets, unsere Pässe tc. – und damit erhielten wir unsere Bordkarten,
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mussten auch nichts für unsere 5kg Übergepäck bezahlen.

Hinauf, zuerst das Handgepäck durch das X-Ray des Zolls geschickt, dann zur Passkontrolle wo man den Ausdruck meines eVisa verlangte, welchen ich zum Glück noch nicht entsorgt hatte. 2 Meter weiter dann wieder das Handgepäck durchs X-Ray geschickt, diesmal zur Sicherheitskontrolle, Valentyna verlor so ganz langsam die Geduld – wobei dies in Tadschikistan nicht der beste Ort dafür ist.

Endlich waren wir Airside,
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natürlich hatte AirAstana keine Lounge, wir setzten uns in ein Café und tranken fürchterliches Spülwasser. Auch der Duty-Free, kein Ort an dem man seine letzten Som loswerden kann.

Unser Flugzeug stand zum Glück schon auf dem Vorfeld,
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so dass der Einsteigevorgang überpünktlich beginnen konnte.

Die Business-Class der Embraer war in 1-2 Sitzkonfiguration ausgeführt, wir hatten den Zweierblock in der dritten Reihe. Am Boden ein feuchtes Stofftuch, ein Willkommensgetränk und die Speisekarte für den 90-Minuten-Flug.
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Pünktlich ging es in den Himmel über Duschanbe, die Aussicht wunderschön!

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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
41/2. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Kurze Zeit später drehten wir bei, die schneebedeckten Berge kamen in Sicht,
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wir überflogen den Nurek-Stausee.

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Nachdem wir unsere Reiseflughöhe erreicht hatten wurde das Mittagessen aufgetragen,
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sehr ordentlich für einen so kurzen Flug (allerdings war das Ticket auch recht teuer im Vergleich zu unseren anderen Flügen).

Die Aussicht war während des gesamten Fluges eine wahre Wucht, lange Zeit folgten wir dem Pamir Highway (welcher deutlich zu erkennen war), hatten Osch unter uns. Auch Bischkek war deutlich zu erkennen, wir überflogen die letzten Berge, begannen den Landeanflug auf Almaty.

Ich war in meinem Leben bereits einige Male in Almaty, aber einen so perfekten Anflug hatte ich noch nie, die Aussicht auf die Stadt und die dahinterliegenden Berge war vom Feinsten.
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Nachdem die Stadt überflogen war ging es zum östlich der Stadt gelegenen ALA-Flughafen,
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wo wir überpünktlich aufsetzten. Wir rollten zu unserer Parkposition auf dem Vorfeld, vorbei an einigen Schätzchen der Sowjetischen Luftfahrtgeschichte.
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Diesmal gab es für C-Paxe keine Sonderbehandlung, es ging mit einem großen Bus
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zum Terminal und damit zur Passkontrolle. Diese erfolgte sehr zügig, wir durften weiter zur Gepäckausgabe.
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Der ALA-Flughafen besitzt 3 Gepäckbänder, es kamen zwei Flüge zur fast identischen Zeit an, unserer und einer aus Delhi. Wieso man dann das Gepäck für beide Flüge auf ein einziges Gepäckband schickt? Die Antwort kenne ich bis heute nicht.

So war es ein einiges Chaos, Ellenbogen waren angesagt. Natürlich dauerte das Ganze auch noch ewig, denn es war einfach nicht genug Platz auf dem Band.

Draußen wechselten wir unsere letzten tadschikischen Som in Tenge, nahmen uns ein Taxi zum Fixpreis von umgerechnet US$ 9 in die Innenstadt.

Gegenüber den Sprungschanzen
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lag unsere Unterkunft, das ‚Ritz-Carlton Almaty’,
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das einzige SPG/Marriott-Hotel der Stadt, mit ca. US$ 250/Nacht preislich noch sehr im Rahmen. Einziger Nachteil: auch für Platinum-Gäste ist das Frühstück nicht inklusive, und mit knapp US$ 50/Person auch ‚etwas’ überteuert.

Der Eingangsbereich war eindrucksvoll umgesetzt, inklusive dem Bentley-Händler der Stadt.
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Von hier ins 30. Stockwerk, wo sich Lobby, Restaurant, Concierge und Rezeption befinden,
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mit sagenhaftem Ausblick über die Innenstadt.
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Überhaupt, die Stadt hatte mich sehr überrascht, 7 Jahre war ich nicht mehr in Almaty gewesen, der Wandel war unübersehbar, eindrucksvoll.

Wir erhielten aus Upgrade eine Suite im 25. Stockwerk, mit demselben Blick wie aus der Lobby, mit geräumigem Wohnzimmer,
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Schlafzimmer,
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Badezimmer
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und Gäste-WC.

Sicher, eine solche Suite ist etwas nettes – Geld würde ich dafür aber nicht ausgeben, dafür sind wir eigentlich immer zu selten im Zimmer, benutzen das Wohnzimmer eher für die Aufbewahrung des Gepäcks.

Ein Detail des Ritz-Carlton brachte mich regelmäßig zur Weißglut: statt Lichtschaltern, Klimaanlage etc. gab es in jedem Zimmer und am Bett jeweils ein integriertes Touch-Panel, an welchem man alles, inklusive der Vorhänge, bedienen musste. Ich weis schon weshalb ich zuhause auf altmodische Lichtschalter und Jalousinenregler gesetzt habe, denn dieses moderne Zeug ist viel zu umständlich zu bedienen (vor allem wenn das Pult nicht die eigene Leselampe sondern die auf der anderen Seite des Bettes steuert).

Wenigstens gab es genug Wasser und auch bei den Kaffeekapseln war das Hotel nicht sparsam.

Ich zog mich schnell um, ging ins Gym im 20. Stock,
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eine komplette Fehlleistung des Planers, der wahrscheinlich in seinem Leben noch nie in einem Gym war. Zwar waren alle Geräte die Highend-Varianten, aber die Auswahl komplett sinnlos.

Während ich mich im Gym abmühte ging Valentyna in die an das Hotel angrenzende Luxus-Shopping-Mall, wechselte Geld uns besorgte uns SIM-Karten, alles ganz easy im Vergleich zu Tadschikistan.

Gegen 18:30 war es an der Zeit ein Taxi zu bestellen (UBER), zum Hotel Intercontinental zu fahren, wo ich vor vielen Jahren oft abstieg (Hyatt und Interconti waren damals die einzigen internationalen Kettenhotels, riefen schlanke US$ 650/Nacht auf). Im Hotel befindet sich das Büro von AVIS, wo ich uns einen Toyota Camry für die nächsten zwei Tage gebucht hatte.

Um 19 Uhr war nur noch ein Mitarbeiter anwesend, der auf uns wartete, die Dokumente übergab, uns zum Camry führte.
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Nicht nur gab es keinen Upgrade, der Camry war total zerkratzt, hinten verbeult und großflächig verrostet. Auf meine Beschwerde wurde uns mitgeteilt, dass es aktuell kein anderes Auto geben würde, wir am nächsten Morgen um 10 wiederkommen sollten, wir dann einen Toyota Prado erhalten würden.

Fahren in Kasachstan, das ist anstrengender als in der Schweiz! Man muss sich genau an alle Verkehrsregeln halten, denn überall, an jeder Straßenkreuzung gibt es Kameras, überall stehen stationäre Radarkontrollen. Für Valentyna ist Fahren in Deutschland schon Stress pur, aber Kasachstan übertrifft alles! Zudem darf man fast nirgends links abbiegen, muss immer riesige Umwege fahren bis zum nächsten Kreisverkehr oder U-Turn-Möglichkeit.

So zirkelten wir zurück zum Hotel, stellten unseren verrosteten Camry in der Hoteltiefgarage neben die anderen Autos der Hotelgäste.
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Nachdem wir uns frisch gemacht hatten fuhren wir zum Abendessen, ich hatte für uns das Hauptrestaurant der Kette ‚Korean House’ ausgewählt. Zuerst einen legalen Parkplatz gesucht, im Restaurant problemlos einen Tisch erhalten. Sofort wurden die üblichen Kleinigkeiten aufgetischt, sehr authentisch, lecker.
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Wir bestellten eine Portion koreanische Teigtaschen, Bibimbap und kalte Buchweizennudeln.
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Das Essen kam dem in Korea sehr nahe, näher als das im koreanischen Restaurant in Bangkok! Preislich ist Kasachstan aber nicht Usbekistan oder Tadschikistan, eher Frankfurt am Main.

Im Anschluss stand natürlich eine Wasserpfeife auf dem Programm. Das Hotel hatte uns eher ‚angesagte’ Locations empfohlen, welche für eine Shisha zwischen US$ 50 und 100 aufriefen, wie in Moskau. So hatten wir eine Recherche im Internet gestartet und waren auf die ‚Parovoz Bar’ in der ehemaligen Lenin Allee (jetzt Dostyl Avenue’) gestoßen.

Natürlich lag der Laden in Fahrtrichtung links, wir mussten 6 Kilometer Umweg fahren, um dorthin zu gelangen!

Im Parovoz kostete die Shisha nur US$ 18, man bekam sogar einen zweiten ‚Kopf’ kostenlos – und es war eine der besten Hookahs die wir je geraucht hatten.
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Gegen 12 Uhr stellten wir den Camry wieder neben dem Rollce Royce Coupe ab, gingen ins Zimmer, genossen den Blick aufs nächtliche Almaty,
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mühten uns mit der Steuerung der Gardinen ab.
 

MaxPowers

Reguläres Mitglied
13.02.2017
87
-1
FRA
Nein, nichts 'schief gegangen', einfach nur anstrengender als eine Fahrt durch Nordthailand oder ein Besuch Singapurs, Neuseelands etc.

Man wandelt nicht auf ausgetretenen Pfaden, daher ist die ganze Planung schon wesentlich aufwendiger, man muss sehr viel suchen, lesen - ansonsten reist man planlos durch die Gegend, sieht nicht was einen interessiert oder bemerkt es nicht. Auch die Reiseberichte waren wesentlich zeitraubender, denn man musste zu vielem Informationen in den Tiefen des Internets suchen, auf verschiedenen Sprachen. Höhepunkt war der Reisebericht des Tages in Dushanbe, daran saß ich geschlagene 5 Stunden bis ich die Infos dazu zusammentun verarbeitet hatte, vieles hatten wir bei der Besichtigung verschiedener Stätten noch nicht gewußt.

Auch das Reisen in diesen Gebieten ist stressiger als einfach am DMK-Flughafen einzuchecken, selbst wenn man die Sprache beherrscht. Trotzdem möchte ich gerade die Erfahrung in den STAN-Ländern nicht missen, in spätestens 5 Jahren ist dort nichts mehr wie es heute ist.

Schön zu hören, so wie du es geschrieben hast, hätte auch etwas Blödes passiert sein können.

Aber deine Antwort zieht gleich die nächste Frage meinerseits nach sich: Wie ist bei dir und V. eigentlich die Aufteilung bzgl. vorheriger Recherche für eure Reisen? Machst du das alles alleine und fütterst dann V. genauso mit den ganzen Infos und Planungen wie uns?
 

Dreaonline

Erfahrenes Mitglied
29.04.2012
478
144
CGN
Gott sei Dank, Ihr seid wieder daheim und wir können wieder lesen.....

Mist, Mist, Mist....das heisst, der Reisebericht ist bald zuende wir müssen wieder warten, bis Ihr neue Ziele ansteuert.:censored:

Wann geht‘s wieder los? :D(y)(y)

Ich hoffe, ich verpasse den Anfang nicht......

Vielen Dank, das ich mitreisen durfte.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.694
3.861
BER
Jupp, Landeanflug auf ALA bei Tageslicht ist ne Wucht, wie insgesamt die Lage der Stadt. Nur bei Inversionswetter-Lagen sammeln sich viele Abgase in der auf drei Seiten von Bergen umgebenen Stadt. Im Korean House hatte ich mal mit ein paar koreanischen Kommilitonen einen sehr netten Abend, u. a. Wurde Hund aufgetischt. Gewöhnungsbedürftig.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
42/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Leider ließen sich die dämlichen Vorhänge nicht komplett schließen, es blieb immer ein kleiner Spalt – und unser Zimmer ging genau nach Osten, so dass am frühen Morgen bereits ein heller Lichtstrahl auf meine Betthälfte fiel. Vorbei war es mit Schlaf, trotz sehr angenehmer Matratze.

Aber da wir um 10 Uhr bereits mit vollgetanktem Mietwagen am Interconti sein mussten, um die Rostlaube gegen ein normales Auto auszutauschen, passte dies schon, vor allem da wir auch noch eine Location fürs Frühstück außerhalb des Hotels finden mussten.

Um 9 waren wir bereits auf der Straße, Google Maps führte uns zum ‚Loft Café’, laut TA eine gute Adresse fürs Frühstück. Google Maps kannte das Restaurant nicht, also gaben wir die Adresse ein, fuhren wieder riesige Umwege, da wir nirgends links abbiegen durften, die Kameras dies strickt überwachten.

An der Adresse angekommen standen wir in einem Wohngebiet aus der Sowjetzeit, Plattenbauten, Hauseingänge – alles, aber kein Restaurant. Die Zeit wurde knapp, auf dem Weg zum Interconti kamen wir an einem MacDonalds vorbei, entschieden uns für ein schnelles Frühstück dort.

Zu unserer Verwunderung gab es bei McDonalds kein Frühstück, die komplette Auswahl war sehr, sehr eingeschränkt. Schnell einen wirklich schlechten Double-Cheeseburger (ja, es gibt Unterschiede von Land zu Land) hinuntergestopft. Schlimmer als der Burger war aber der ‚Kaffee’,
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mein erster bei McDonalds. Der sollte verboten werden!

Gegenüber lag durch Zufall bereits einer der Brutalismus-Sightseeingpunkte meiner Liste, die Technische Universität Almatys,
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welcher somit gleich abgehakt war.

Mit schon angegriffener Laune zur nächsten Tankstelle, welche natürlich auf der linken Straßenseite lag. Aber nach einem 5 Kilometerumweg standen wir endlich an der Zapfsäule, konnten weiter zu AVIS.

Valentyna wartete im Auto, ich ging hinein, sagte dass ich ins Büro konnte, den Grund meiner Anwesenheit kundtat. Fragende Blicke der mindestens 6 Mitarbeiter – man hätte keinen Toyota Prado, auch keinen anderen Camry. Ich sagte, dass der Mitarbeiter mir am Vortag dies zugesagt, mich für 10 Uhr einbestellt hätte, wir extra das Auto vollgetankt, unsere Zeit verplempert hätten. Der Manager fragte mich provokativ, ob die Kratzer & Beulen, der Rost hinten
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die Sicherheit des Autos beeinflussten. Ich antwortete, dass ich von einer Firma wie AVIS einfach ein Auto erwartete, welches sich in ‚normalem’ Zustand befindet. Der Manager bekam plötzlich einen hochroten Kopf, stand auf und kam zu mir, brüllte mir ins Gesicht ‚daran sind die Kunden schuld!’. Ich mag es nicht wenn mir Speicheltröpfchen anderer Menschen ins Gesicht fliegen, das geht gar nicht. Die anderen Mitarbeiter mussten erkannt haben was nun passieren würde, vor allem da der Kopf der Managers mittlerweile dir Farbe einer reifen Süßkirsche angenommen hatte – ich dachte er bekommt gleich einen Herzinfarkt. Die Situation wurde entspannt, der Manager verließ das Büro, mir wurden 50% Rabatt zugesagt wenn wir das Auto behalten würden.

Wir ließen den Camry gleich auf dem Parkplatz des Interconti stehen, machten uns zu Fuß auf zum Platz der Republik, ehemals ‚Neuer Platz’, dann ‚Leonid Brezhnev Platz’, dann wieder ‚Neuer Platz’ (mal sehen welche Namen er noch im Laufe der Zeit bekommt).

Dieser Platz wurde Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts entworfen und umgesetzt, diente für Paraden, Feste und als Location für den Präsidentenpalast (heute Rathaus).
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Am Platz befinden sich einige originale Monumente
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und auch Wohnhäuser, so wie z.B. die ‚Zwei Ritter’.
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Leider wurde der eigentliche Platz mit seinen Bäumen durch den Bau einer unterirdischen Shoppingmall (Bau ab 2007) komplett verschandelt, noch heute kann man Teile wegen eines Bauzauns nicht betreten.

Wir holten unser Auto, fuhren am Gebäude der ‚Nurbank’
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(wenn jemand weis welchen Zweck dieses Gebäude vor 1991 hatte, bitte melden) vorbei in Richtung Lenin Allee und weiter in die Berge südlich der Stadt. Ziel war der Eisstadion Medeo, eine der bekanntesten Eisschnelllaufbahnen der Welt auf 1700 Metern Höhe, erbaut 1949 bis 1951.
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Vor dem Stadion gab es 3 Parkplätze, wir wählten den, der am nächsten zum Eingang lag. Wir waren noch nicht aus dem Auto ausgestiegen als schon eine Ansage aus Lautsprechern kam: wir sollten unverzüglich unser Auto auf einem anderen Parkplatz parken. Weshalb? Wir wissen es nicht – aber in Kasachstan folgt man besser den Anweisungen aus dem Off.

Hinein ins Stadion konnten wir eh nicht, es war alles verrammelt. Alternativ hätten wir die Seilbahn über den Medeo-Damm (ein Schutzdamm für Stadion & Stadt) zum Skiresort ‚Shymbulak’ fahren können – aber uns war auf 1700 Metern Höhe schon kalt genug.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
42/2. Tag; 5. Winterreise 2017/18

So fuhren wir wieder hinunter in die Stadt, vorbei am Fernsehturm,
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auf die Lenin Allee (die heute natürlich Dostyk Avenue heißt), stellten unser Auto auf einem legalen Parkplatz ab.

Wir liefen zuerst zum ‚Palast der Schulkinder’ (ehemaliger Palast der Pioniere) aus dem Jahre 1981 (oder 1984, je nach Definition),
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mit seiner einzigartigen Kuppel.
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Zu unserer Verwunderung konnten wir problemlos das Gebäude betreten, schauten uns an was sich unter der Kuppel befindet,
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liefen durchs eindrucksvolle Gebäude
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mit zahlreichen Wandornamenten und dreidimensionalen Reliefs.
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(Foto von 1985)

Von hier liefen wir die ehemalige Lenin Allee hinunter, vorbei am wohl bekanntesten Kino der Stadt, dem ‚ARMAN’,
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mit seinem zeitgenössischen Relief,
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welches leider durch die Klimaanlage des darunter befindlichen Burger King gestört wird.

Direkt an das Kino grenzt ein großer Platz mit dem Palast der Republik an, welcher zum 100. Geburtstag von V.I. Lenin als ‚Lenin Kulturpalast’ eröffnet wurde.
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(vor der ‚Renovierung’ 2010/11)

Das riesige, goldfarbene ‚Zeltdach’ ruht auf 8 Betonsäulen, die Wände so ausgeführt, dass sie optisch nicht das Dach erreichen, dieses somit frei schwebt. Auch das Innere war perfekt designed, goldenes Dach, weiße Wände, Rote Sitze, die 13 Meter hohe Lobby mit einem riesigen schneeweißen Lüster ausgestattet.

Leider ist davon bei der typisch kasachischen Renovierung 2010/2011 wenig übriggeblieben, man setzte das Original einfach durch eine Glasfassade mit neuen Fenster, Türen – was das herausragende und preisgekrönte Design des Gebäudes komplett verunstaltet.
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Aber dies blieb nicht das einzige Problem: nach der Renovierung stiegen die Betriebskosten innerhalb eines Jahres um das 13-fache, weshalb das Gebäude, aktuell noch im Besitz der Stadt, für einen Tenge an einen Privatinvestor verkauft werden soll.

Auf der Gegenseite des Platzes befindet sich ein weiteres Highlight der Sowjetarchitektur, das ‚Hotel Kazakhstan’.
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Dieses 1977 als Hotel errichtete, knapp 130 Meter hohe Gebäude ist dazu ausgerichtet Erdbeben der Skala 9.0 ohne Beschädigung zu überstehen.
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Wir wechselten die Straßenseite, liefen wieder nach Süden in Richtung Auto, kamen am ersten ‚Business Center’ Almatys vorbei,
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und an einem interessanten Kubus ohne Fenster,
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dessen Bedeutung sich mir nicht erschloss.

Nun fuhren wir ans nördliche Ende der Lenin Allee, stellten das Auto gegenüber einer Universität ab,
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liefen in den ‚Panfilovet’s Park’,
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(Statue von General Panfilov)

gewidmet und benannt nach den 28 Helden aus Almaty, welche unter General Panfilov den Vormarsch der Nazis auf Moskau verzögerten, und so Zeit für die Stadtverteidiger gewannen.

Wir liefen zum Monument der Helden aus allen 15 Sowjetrepubliken
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ziemlich eindrucksvoll und zugleich einschüchternd.

Weiter an der ewigen Flamme vorbei
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zum ‚Haus der Offiziere’, ein Triumphbogen aus dem Jahre 1978
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mit Blick auf ewige Flamme und Monument,
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welches heute ein Militärmuseum beherbergt.

Im Park befinden sich noch das Museum für Musikinstrumente in einem Holzbau aus dem Jahre 1908 sowie Christi-Himmelfahrt-Kathedrale (weltweit zweitgrößtes Holzbauwerk, 1904 bis 1907). Die Kathedrale ist momentan leider komplett eingerüstet, deshalb ein Foto aus den Tiefen des Internets:
0423 Christi-Himmelfahrt-Kirche by HON /UA

Weiter fuhren wir nach Westen, stellten unser Auto vor dem Hochzeitspalast, sozusagen dem Standesamt der Stadt ab,
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liefen zum ‚Auezov Theater’, erbaut 1982,
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und zum gegenüberliegenden Zirkus,
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welcher in keiner sowjetischen Hauptstadt fehlen durfte.

Nach unserem ‚McDonalds-Frühstück’ hatten wir nun ziemlichen Hunger, fuhren zurück ins Hotel, stellten unseren Mietwagen in die Tiefgarage, liefen hinüber in die angrenzende ‚Esentai Mall’, wo sich im 4. Stock ein Food-Court befindet.

Zusätzlich zum üblichen Müll gab es hier auch einen Italiener und – zu unserem Glück – eine Filiale des ‚Korean House’. Dort suchten wir uns einen Tisch, erhielten die üblichen Salate,
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bestellten Dumplings mit hauchdünner Hülle
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Traditionelles Bibimbap sowie eine moderne Interpretation mit Tintenfisch,
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beides richtig ordentlich.

Noch ein Blick auf die Schanzenanlage
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und etwas im Zimmer erholt.

Gegen 18 Uhr ging es wieder auf die Lenin Allee ins Parovoz, wo wir uns mit meinem kasachischen Freund trafen, welchen Valentyna noch nicht kannte.

Valentyna stellte irgendwann eine Frage zur Geschichte Kasachstans – das hätte sie lieber gelassen, denn nun erhielt sie den Rundumvortrag über die glorreiche Geschichte Kasachstans und der Kasachen, dem stärksten Volk der Welt (wegen Kumis) unter ihrem Anführer Dschingis Khan (der ja eigentlich Mongole war), überhaupt, der Wiege der Menschheit (Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan etc. gehören eigentlich zu Kasachstan, selbst die Ukrainische Sprache kam durch die Krimtartaren zustande).

Nun kannte ich die Münchhausen-Geschichten schon, Valentyna kam sich wie in einem Hollywood-Film vor, welcher auch immer das Geschehen zugunsten der USA verdreht, sie kam aus dem Staunen über so viel Selbstüberzeugung und Verdrehung der Tatsachen gar nicht mehr heraus.

Nach 3 Stunden ‚Geschichtsunterricht’ verließen wir das Parovoz, fuhren zum ‚Kok Tobe’, wollten hoch zum Fernsehturm, mit Blick über das nächtliche Almaty.

Ja, hätten wir doch nur die Seilbahn unweit des Kulturpalasts genommen, denn die Zufahrt per Auto, auch der Fahrdienst der Kleinbusse
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endete um 22 Uhr (die Seilbahn fährt bis 24 Uhr).

Da wir auch einen guten Blick vom Hotel hatten war das Ganze nicht so schlimm, wir fuhren zurück ins Hotel – und hatten natürlich plötzlich Hunger!

Wir gönnten uns einen Burger bei ‚Burger King’, OMG, die waren in der Mikrowelle aufgewärmt, Salat, Tomate und Saucen kochend heiß!, ein Fall für die Mülltonne.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.256
4.522
GRQ + LID
42/1. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Um 9 waren wir bereits auf der Straße, Google Maps führte uns zum ‚Loft Café’, laut TA eine gute Adresse fürs Frühstück. Google Maps kannte das Restaurant nicht, also gaben wir die Adresse ein, fuhren wieder riesige Umwege, da wir nirgends links abbiegen durften, die Kameras dies strickt überwachten.

[...]

Wir holten unser Auto, fuhren am Gebäude der ‚Nurbank’
0423 09 by HON /UA

(wenn jemand weis welchen Zweck dieses Gebäude vor 1991 hatte, bitte melden)

Zufallstreffer

Zwar keine Ahnung, aber irgendwie ist doch keins der beiden genannten Adressen das gezeigte Gebäude, oder? Sowieso war da noch was. Bei den Artikel darüber steht immer auch nur 'Billboard von Nurbank'. Vielleicht weiss jemand anders es.
 
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Reaktionen: HON/UA

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.694
3.861
BER
Das ist das Präsidenten-Archiv. Entspricht der typischen sowjetischen Architektur für Archive, auch in Moskau und anderen Städten gibt's ähnliche Gebäude ohne Fenster.
Sicher? Das war bis vor einigen Jahren das Institut für strategische Studien unter dem Präsidenten Kasachstans (KISI). Ich war da seinerzeit zu zahlreichen Veranstaltungen. Ist 2016 (?), und damit relativ spät, wie fast alle anderen Einrichtungen der staatlichen Verwaltung zuvor nach Astana umgezogen.

Das Nurbank-Gebaude war ein Studiogebaude des Fernsehens der Kaz SSR, erbaut 1983. Das Nurbank-Logo ist auch nur Zierde, dort sitzt heute der Staatssender Khabar:

http://wikimapia.org/1899082/ru/ул-Желтоксан-185

Der Heldenstatus von Panfilov ist im übrigen nachweislich eine sowjetische Propagandaluge und wird auch in Russland inzwischen sehr deutlich angezweifelt.

Der Umbau des Palasts der Republik sowie auch des Sportpalasts weiter entlang am Abay-Prospekts waren ein totaler Fehlgriff. Jetzt sieht es nach chinesischer Provinzmoderne aus.

Ein sehr schönes Gebäude im Stil des 'Brutalismus', wie du es gern nennst, ist auch das der Kasachischen Nationaluniversitat. Habe dort mal zwei Semester studiert.

Warum ihr euch in Almaty fast die ganze Zeit Fastfood reingezogen habt (bzw. zweimal koreanisch essen ward), erschließt sich mir nicht ganz. Ist es doch die zusammen mit Bischkek sehr wahrscheinlich aus kulinarischer Sicht interessanteste Großstadt in Zentralasien (wenn das Preisniveau auch ca. 5mal so hoch ist wie in Bischkek).
 
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Sicher? Das war bis vor einigen Jahren das Institut für strategische Studien unter dem Präsidenten Kasachstans (KISI).

Das Gebäude ist in diesem Artikel zum 23.-jährigen Bestehen des Präsidenten-Archivs abgebildet. Wenn man nach "архив президента казахстана" googelt (Bildersuche), findet man auch andere Fotos.

Das Archiv ist laut seiner Webseite nach wie vor in Almaty (alle Links auf russisch).
 
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27.03.2013
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Das Gebäude ist in diesem Artikel zum 23.-jährigen Bestehen des Präsidenten-Archivs abgebildet. Wenn man nach "архив президента казахстана" googelt (Bildersuche), findet man auch andere Fotos.

Das Archiv ist laut seiner Webseite nach wie vor in Almaty (alle Links auf russisch).
KISI und Archiv gehören ja zusammen, die räumliche Trennung jetzt hat vermutlich auch irgendeinen höheren Grund.
 
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28.02.2011
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43. Tag; 5. Winterreise 2017/18

Für den 43. Reisetag standen 2 Ziele außerhalb Almatys zur Auswahl, der ‚Große Almaty See’ in den Bergen südlich der Stadt oder der ‚Sharyn Canyon’ im Osten, schon fast an der Chinesischen Grenze.

Der Canyon fiel wegen der Fahrtzeit (2x 4 Stunden) aus, der See war zwar näher (2x 1.5 Stunden Fahrtzeit), dafür mit unserem Camry nicht zu erreichen. Zudem, weil kurz vor der Grenze zu Kirgistan, ist er an machen Tagen für Touristen geschlossen, nur nach Zahlung eines gehörigen Schmiergelds zugänglich.

So entschieden wir uns zum (angeblich) sehr hübschen Issyk-Bergsee zu fahren.

Aber zuerst mussten wir Frühstücken, wir unternahmen den zweiten Anlauf zum ‚Loft Café’, fanden es diesmal tatsächlich, parkten das Auto und nahmen auf der Terrasse Platz.
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Ich bin kein Gärtner – aber wir fanden es beide seltsam, dass der Herr die ganze Zeit, eine geschlagene Stunde den Weg wässerte, aber vielleicht muss das so sein, indirektes Giesen sozusagen.
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Wir erhielten die Speisekarte, freuten uns auf ‚Sirniki’ und ‚Manaja Kasha’ (auf Deutsch ‚Grießbrei’). Nach 5 Minuten kam der Kellner, teilte mit, dass es beides nicht gebe, auch normales Kasha gäbe es nicht. Sagenhaft, mal wieder so eine TA-Empfehlung.

Wir entschieden für Espresso und Blinis (Pfannkuchen). Der Kaffee war nicht die Wucht, die Blinis waren nach 35 Minuten des Wartens noch nicht auf dem Tisch. Als man uns dann mitteilte, dass die Blinis nochmals 20 Minuten brauchen würden (1 Stunde für die Herstellung von 6 Pfannkuchen???) zahlten wir den Kaffee, machten uns vom Acker.

Aus der Stadt hinaus in Richtung Osten, die Hauptstraße war für die klimatischen Begebenheiten (harte, frostige Winter – es hatte vor einer Woche noch geschneit) sehr gut, kaum Risse, keine Schlaglöcher, verwunderlich.
0424 03 by HON /UA

Wir bogen von der Hauptstraße ab, fuhren durch Issyk, was wirklich ein Schock für uns war. Selbst in der Ukraine sind kleine Städte (30'000 Einwohner) nicht in dermaßen miserablen Zustand, Häuser werden noch aus einem Holzgerüst mit Lehmfüllung gebaut. Ein extremer Unterschied zwischen der Innenstadt Almatys und den Kleinstädten. Wir fragten uns was die Einwohner dieser Städtchen wohl denken wenn sie Almaty sehen...

Hinaus ging es aus Issyk, es wurde nicht besser, alles machte einen Eindruck wie im Endzustand, selbst die Bäume.
0424 04 by HON /UA

Wir zahlten Parkeintritt (ca. US$ 1/Person), fuhren weiter in Richtung Berge, die Straße war schon lange nicht mehr geräumt worden, nun gab es Schlaglöcher ohne Ende.

Touristenattraktion? Eher einen Endzeitfilm hätte man hier drehen können. Dafür war die Aussicht ganz okay.
0424 06 by HON /UA, on Flickr

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Ohne Platten erreichten wir den Bergsee, gähn!
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Kein Vergleich zu Tadschikistan das Ganze – aber das darf man nicht laut sagen, denn in Kasachstan ist alles ‚das Beste’.

Wir turnten auf ein paar Betongebilden herum, gaben uns etwas Adrenalin, begannen enttäuscht die Rückfahrt, entdeckten noch diesen Stein am Straßenrand.
0424 10 by HON /UA

Unsere Laune war auf dem Tiefpunkt, zudem hatten wir den ganzen Tag noch nichts gegessen, die Mägen knurrten.

Wieder in Issyk angekommen sahen wir einen sehr, sehr einfachen Straßenmarkt, parkten das Auto und betrachteten das Angebot: sehr, sehr armselig – wir haben selten einen solchen Kontrast innerhalb von 50 Kilometern Distanz gesehen.

Auch die ‚Restaurants’ sahen nicht besonders aus – aber wir hatten Hunger. So wählten wir das Kleinste Übel, bestellten Shashlik und Salat.
0424 11 by HON /UA

Das war das schlechteste Shashlik (eher Knorpel), der übelste Salat (billigstes Pflanzenöl) das wir in den STAN-Ländern hatten. Trotz Hunger ließ ich es liegen.

In Richtung Hauptstraße befand sich die Touristenattraktion Issyks, das ‚State Historical-Cultural Museum-Reserve ISSYK’.
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Eintritt mussten wir nicht bezahlen, wir durften so aufs Gelände,
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liefen zum Museumsgebäude.

Das ‚Museum’ war der nächste Schock, so würde ich meinen Historischen Stolz nicht darstellen. Überall fiel die Verkleidung von den Wänden, alles war Grau in Grau, billigst gemacht. Es wurden Repliken der Rüstungen von Mensch
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und Pferd ausgestellt,
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deren Originale in den Hügelgräbern auf dem Gelände gefunden wurden.
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Ziemlich enttäuscht fuhren wir nach Almaty zurück, wenigstens hatte sich der Stau aufgelöst. In Almaty tankten wir das Auto auf, ich besorgte mir ein TWIX und ein SNICKERS als Nahrung.

Am Interconti den Camry bei AVIS abgegeben (die Kaution ist bis heute meiner CC nicht zurückbelastet) und per UBER zum Ritz-Carlton, wo sich Valentyna erholte, ich mich ins Gym begab.

Am Abend stand eine Einladung zu einem typisch kasachischen Abendessen an, eine Küche, die ich aus Erfahrung nicht schätze.

Mein Freund hatte das Restaurant ‚Zheti Kazyna’ gewählt, wir versuchten ein Taxi zu bekommen – nicht einfach am frühen Abend. Nach 45 Minuten Wartezeit (angegeben waren bei UBER 7 Minuten) erschien eine Uralt-S-Klasse, brachte uns zum Restaurant, wo wir mit 30 Minuten Verspätung eintrafen, bereits erwartet wurden.

Das Essen begann mit meinem Horror schlechthin: ‚Kumis’!
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Dieser alkoholische Drink wird aus Pferdemilch hergestellt, welche in einem Pferdelederbehälter unter Bewegung und Hitze fermentiert wird (früher wurde der Lederbehälter am Sattel befestigt, wo er den ganzen Tag blieb). Da Valentyna noch nie in den ‚Genuß’ von Kumis gekommen war, wurde uns junger Kumis serviert, welcher maximal 2 Tage gehrte. Ich erinnere mich Schrecken an ‚alten Kumis’, welcher ca. eine Woche reifte. Aber schon diesen jungen Kumis, mit seinen schwarzen Partikeln vom Ledersack, war so gar nicht Valentynas Ding, sie mühte sich sehr ab. Der Geschmack? Schwer zu beschreiben: leicht säuerlich, ein bisschen wie geräuchert.

Dazu gab es ‚Kurt’, einen sehr harten, salzigen, intensiven, getrockneten und gealterten Frischkäse.
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Während man ihn in anderen Ländern in Milch auflöst, wird er in Kasachstan gerne als ‚Snack’ gegessen – ein sehr haltbares Produkt, in der Vergangenheit bei tagelangen Ritten sicher sehr nützlich.

Schon kamen die Vorspeisen, Salate und natürlich die typische Platte mit Aufschnitt, vor allem vom Pferd, aber auch Kalbszunge.
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Pferdefleisch ist eine Wucht, es gibt kaum etwas besseres, dann noch mit Lepjoshki!

Als Hauptgericht bekamen wir natürlich ‚Beshbarmak’ (übersetzt ‚Fünf Finger’, da es ursprünglich mit der Hand gegessen wurde), das Nationalgericht Kasachstans (und Tadschikistans), mit Lamm und Pferdewurst serviert.
0424 20 by HON /UA

Unterschiede der verschiedenen Länder betrifft oft die Pasta: in Tadschikistan werden Nudeln verwendet, in Kasachstan Nudelblätter ähnlich Lasagne.

Kann man essen, braucht man aber nicht jede Woche!

Die Desserts waren dann wieder sehr, sehr gewöhnungsbedürftig: Frischkäse, gereift, natürlich gesüßt (durch den Milchzucker), künstlich gesüßt (Honig, Zucker), gealtert.
0424 21 by HON /UA

Wer’s braucht...

Wir verabschiedeten uns bei unseren Freunden, bedankten uns fürs Abendessen, fuhren zurück ins Hotel, packten unsere Koffer.
 
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27.03.2013
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Der Canyon hätte sich sicher mehr gelohnt. Ist wunderschön dort um die Jahreszeit, gerade unter der Woche auch recht einsam. Man muss allerdings auch etwas laufen, um an die schönsten Plätze zu kommen.

Der See Issyk ist jetzt tatsächlich als Ausflugsziel nicht die ganz grosse Wucht. Die Kolsay-Seen sind zugegeben etwas weit für einen Tag, stellen aber auch die allermeisten Seen der Grossregion vom Schönheitsfaktor in den Schatten. Und das nicht nur für Kasachen:)

Die Geschichtserfindung seit einiger Zeit in Kasachstan ist recht amüsant. Selbst bei Leuten, die es eigentlich besser wissen sollten, ist das recht verbreitet. Am besten man macht sich ein Bier auf und hört sich den Unfug kommentarlos an.

Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist in Kasachstan recht gross, nach wie vor. Trotz zahlloser Staatsprogramme zur Entwicklung des ländlichen Raums.

Beschbarmak kann ich tatsächlich jede Woche essen[emoji3]. Aber das war auch nicht immer so. In Tadschikistan hab ich Beschbarmak noch nie gesehen (abseits vom Ostpamir), in Kirgistan schon eher. Beschbarmak ist auch vom Wort her turksprachig (angushti pandsch oder so ähnlich wäre es auf persisch). Klares Nationalgericht in Tadschikistan ist Osch (Plov, wörtlich Essen), imho.
 
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04.12.2009
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Riechen durchgegarte Pferdefleisch-Produtke und die Pferdewurst "nach Pferd", oder verschwindet dieses Aroma durch die Zubereitung?

Mein erstes und letztes Pferdefleisch-Essen war ein Pferdefleisch-Sashimi auf der Shikoku-Insel in Japan. Fand ich ziemlich ekelhaft, weil das Fleisch sehr stark nach Pferd gerochen hat (ich hasse dieses Aroma, verbinde es nur mit Pferdekot). Ich konnte mich seitdem nicht dazu bringen, nochmals Pferd zu probieren.

Aber anscheinend mögen viele Pferdefleisch - vielleicht soll ich einen zweiten Anlauf wagen...
 
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28.02.2011
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Riechen durchgegarte Pferdefleisch-Produtke und die Pferdewurst "nach Pferd", oder verschwindet dieses Aroma durch die Zubereitung?

Mein erstes und letztes Pferdefleisch-Essen war ein Pferdefleisch-Sashimi auf der Shikoku-Insel in Japan. Fand ich ziemlich ekelhaft, weil das Fleisch sehr stark nach Pferd gerochen hat (ich hasse dieses Aroma, verbinde es nur mit Pferdekot). Ich konnte mich seitdem nicht dazu bringen, nochmals Pferd zu probieren.

Aber anscheinend mögen viele Pferdefleisch - vielleicht soll ich einen zweiten Anlauf wagen...
Das Pferdefleisch-Sashimi kenne ich ebenfalls aus Japan, war auch nicht mein Ding.

Ansonsten liebe ich Pferde-, und vor allem Fohlen-Fleisch, egal ob als Steak in der Schweiz, als Tagliata in Slowenien oder als Wurst in Uzbekistan & Kasachstan. Ich kann nur empfehlen es nochmals zu versuchen.