Welche Bücher lest Ihr gerade?

  • Starter*in Sitting Lawyer
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Australia

Erfahrenes Mitglied
30.05.2017
380
2
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Precht ist für mich mit Abstand der größte Denker, den wir derzeit in Deutschland haben.

:D :D :D :D ... Satire, nehme ich an?
Falls ja: Sehr amüsant!
Falls nein: Nun ja. :eek:

Nachtrag bzw. Begründung:

1. Die Aussage ist schon deshalb nicht sehr gehaltvoll, weil Du dafür "alle Denker Deutschlands" kennen müsstest bzw. zumindest einen groben Überblick über selbige bräuchtest und über die Fähigkeit zur Meinungsbildung auf diesem Gebiet verfügen müsstest (z.B. durch eine fundierte Ausbildung). Ich bezweifle beides.
Unter Intellektuellen wird Precht nicht ernst genommen, bzw. man sieht ihn als das, was er ist: Ein (natürlich auch kommerziell motivierter) Akademiker, der Laien philosophische Grundgedanken näher bringt. Das ist nichts Schlechtes und er erfüllt diese Funktion auch ganz gut. Aber wissenschaftlich ist er quasi non-existent (er ist eben ein "Populärwissenschaftler"). Wikipedia trifft es ausnahmsweise ganz gut: "
Seine populärphilosophischen Sachbücher vermitteln aktuelle Themen der gegenwärtigen Philosophie einer breiten Öffentlichkeit."
Nicht mehr und nicht weniger. Ein "großer Denker" sollte mehr leisten.

2. Nur ein Beispiel eines aktuellen "Denkers" aus dem deutschen Raum, der wissenschaftlich betrachtet etwas geleistet hat: Jürgen Habermas. Man muss mit seinen Thesen nicht übereinstimmen (ich bin auch in vielen Punkten kritisch gestimmt), aber er ist zweifellos ein deutscher Denker der Gegenwart, dessen Arbeiten große Wirkung hatten. Ansonsten kenne ich auch persönlich zahlreiche weitere Philosophie-Professoren - oder auch Philosophen ohne Lehrtätigkeit -, die beeindruckende Gedanken formuliert haben und die ich als "große Denker" bezeichnen würde.




 
Zuletzt bearbeitet:

ningyo

Erfahrenes Mitglied
05.09.2009
1.239
14
FRA
Australia - ich bin kein Mod, aber: In diesem Thread geht es darum, welche Bücher man selbst gerade liest oder gelesen hat oder gut findet, und evtl. warum. Es geht NICHT darum, den Literatur- oder anderweitigen Geschmack anderer Poster zu be- oder gar verurteilen. Leben & leben lassen!

So, zum Thema:
Hans Kroll - "Lebenserinnerungen eines Botschafters"
Hab's aus dem öffentlichen Bücherschrank, und finde es recht spannend, mal in so eine ganz andere Lebenswirklichkeit reinzuschnuppern, und zu erfahren, wie man damals (1920er Jahre bis frühe Bundesrepublik) so gedacht hat.
 
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ningyo

Erfahrenes Mitglied
05.09.2009
1.239
14
FRA
Stepfel1 hat geschrieben, "für mich". Meines Wissens wird diese Formulierung benutzt, um eine Meinungsäußerung anzuzeigen.

Over and out.
 
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Anonym-36803

Guest
Habe mich heute vormittag endlich durch Ian Rankin - Ein kalter Ort zum Sterben gekämpft. Irgendwie ist die Luft aus der Serie raus.
 

Australia

Erfahrenes Mitglied
30.05.2017
380
2
Stepfel1 hat geschrieben, "für mich". Meines Wissens wird diese Formulierung benutzt, um eine Meinungsäußerung anzuzeigen.

Over and out.

Aussage Australia: "Allerdings hat stepfel1 ein Werturteil vorgenommen (....)"
Aussage ningyo: "
Meines Wissens wird diese Formulierung benutzt, um eine Meinungsäußerung anzuzeigen."

Meinungsäußerungen können (wie in diesem Fall) durchaus Werturteile enthalten; ja, sie pflegen dies sogar auffallend häufig zu tun.
;)
Nur, weil man dem Werturteil ein lakonisches "ich denke/meine/..." voran stellt, wird es nicht davon befreit, sich Kritik aussetzen zu müssen oder überhaupt wertend zu sein.

Darf ich gemäß Deiner These sagen: "Ich denke, User XY ist ein Dummkopf" und schütze mich damit automatisch vor dem Vorwurf der Beleidigung - denn schließlich ist das lediglich meine Meinung? Darf ich zu einem Polizisten gehen und ihm an den Kopf werfen: "Meiner Meinung nach ist die Polizei lächerlich und alle dort Angestellten minderbemittelt?"

Selbstverständlich ist das, was ich präskriptiv oder evaluierend behaupte, in diesem Moment auch eine Meinungsäußerung (ob ich das explizit noch voran stelle oder nicht, spielt keine Rolle); es sei denn, ich gebe die Meinungsäußerung einer anderen Person passiv wieder, zitiere eine Stelle in einem Buch, usw. (deskriptive Aussagen sind hiervon ausgenommen)

Diese Art von Relativismus ist eine Krankheit, weil interessanten Debatten scheinbar sofort jegliche Grundlage entzogen wird und man etwaiger Kritik entfliehen möchte. Zum Glück haben "große Denker" sich diesbezüglich ausgesprochen; zum Beispiel Popper:
Bei einander widersprechenden Theorien über die Wirklichkeit gibt es nach Popper zwar kein rationales Verfahren, mit dem wir die Wahrheit der einen und die Falschheit der anderen Theorie endgültig begründen könnten. Wir können jedoch, so Popper, mit rationalen und objektiven Methoden (auf Grundlage unseres vorläufigen Wissensstandes) festlegen, welche der Theorien wahrheitsnäher ist.
 
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Australia

Erfahrenes Mitglied
30.05.2017
380
2
Zum Thema: Ich lese nun Il principe von Niccolò Machiavelli. Für diejenigen, denen dieser Herr kein Begriff ist: Florentiner Ende des 15. - Anfang des 16. Jahrhunderts, der Machtstrukturen analysierte und von der normativen Herangehensweise weitestgehend abließ; er beschreibt, wie man geschickt eine Machtposition erlangt und diese so ausübt, dass nur minimale Prämissen zu beachten sind (oberstes Gebot ist der "Erfolg"). Seine Schriften werden sehr kontrovers diskutiert, allerdings ist seine Ideologie nicht so einfach zu fassen, wie es zunächst scheint (seine Werke, darunter auch Gedichte, sind sehr facettenreich, wenn man sich darauf einlässt).

Ich wurde neugierig ob der unzähligen Kontroversen; angeblich werden seine Theorien auch vereinfacht als Sekundärliteratur à la "Machiavelli für Manager" vertrieben - das weckt natürlich Interesse.
 
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Ein Klavierspieler

Erfahrenes Mitglied
10.04.2015
640
197
ach wie schön...das las ich damals im Ritz in Paris,hörte dabei Schubert's "Der Tod und das Mädchen" und
warf meinen Hermes Gürtel aus dem Fenster....seither spiel ich Klavier....
 
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stepfel1

Erfahrenes Mitglied
06.01.2012
1.137
224
BER
Ok, damit kann ich nach 5 1/2 Jahren in diesem Forum auch endlich mal das Feature "User ignorieren" nutzen
 

Andreas

Aktives Mitglied
26.08.2010
249
17
MAD
Bei mir war in der letzte Zeit der Fokus auf US-Südstaaten/Great Depression Literatur gesetzt.

To Kill A Mockingbird von Lee Harper
Grapes Of Wrath von John Steinbeck
Of Mice And Men von John Steinbeck
 

Tobeyy

Neues Mitglied
31.05.2017
5
0
Don Winslow - Das Kartell

Ziemlicher Pageturner, Nachfolger von "Tage der Toten". Wenn man den etwas "reisserischen" Schreibstil Winslows mag, ein absolut fesselndes Buch, das Einblicke in den amerikanischen "War on Drugs" gibt.
 
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Anonym-36803

Guest
Der neue Michael Connelly - The Late Show.

Neue Heldin, fängt gut an. Trotzdem freue ich mich schon auf den neuen Bosch im Spätherbst.
 

Karl Langflug

Erfahrenes Mitglied
22.05.2016
3.543
3.651
Hitler's Wien. Lehrjahre eines Diktators von Brigitte Hamann. Gerade ausgelesen.

Schwanke ein bisschen zwischen "sehr aufschlussreich" und etwas gar "langatmig". Wie man es auch findet, Hamann zeigt auf, wie sehr Wien H. prägte. Einerseits arbeitet sie anschaulich Hitlers Zeit in Wien auf und bietet interessante Einblicke, andererseits verliert sie sich für meinen Geschmack etwas gar stark in den Ideologien von Personen, die in Wien agitierten und wohl den Boden für Hitlers Arierzeugs lieferten. Wen dieses Metier interessiert, dem lege ich die Lektüre nahe.

Ryszard Kapuscinski: Afrikanisches Fieber.

Dieses Buch hat mich total fasziniert. Bisher konnte mir kein Autor Afrika und die Afrikaner derart verständlich erklären, wie er. Der polnische Afrikakorrespondent wurde während des kalten Krieges nach Afrika geschickt. Da seine Redaktion kein Geld hatte, lebte und reiste er unter und mit den Afrikanern. In diversen Geschichten bringt er uns Afrika und wie Afrika "tickt" näher.

Wohltuend verzichtet er auf die besonders unter deutschsprachigen Afrika/Naher Osten-Journalisten verbreitete Eigenheit, zuerst mal selber die Welt zu erklären und den Moralfinger. Er beschreibt, was er sieht. So bspw., wie anhand eines Schlaglochs in Nigeria ein ganzer Wirtschaftszweig entstand (und darum niemand das Schlagloch flicken durfte), über den Saftverkäufer, dem seine Cousins durch das ganze Land folgten, um als Familienmitglied ihren Anspruch auf ihren Anteil an seiner geleisteten Arbeit zu verlangen. Oder über das Privileg, ausgeraubt zu werden...
 
Zuletzt bearbeitet:
M

Mr.Burns

Guest
Alfred Lansing, "635 Tage im Eis"

Im Grunde "nur" eine Chronik des so grandios gescheiterten Versuchs Ernest Shakletons und seiner 27 Männer, die Antarktis zu durchqueren. Doch der amerikanische Militärhistoriker Lansing beschreibt dieses Unterfangen so packend, wie es wohl nicht einmal Shakleton selbst in seinen Vorträgen und Schriften vermochte (zumal Shakleton selbst viele der Informationen, die Lansing zusammengetragen hat, noch gar nicht zur Verfügung standen.

Es ist zutiefst bewundernswert, wie diese 28 Männer mit aus heutiger Sicht geradezu erbärmlichen Mitteln fast 2 Jahre lang im Eis überlebt haben und dabei einen großen Teil dieser Zeit zu Fuß durch die Antarktis geirrt sind.

Und nicht nur bewundernswert, sondern überdies menschlich zutiefst anrührend ist es, wie Shakleton tagein tagaus um das Überleben jedes einzelnen seiner Männer gekämpft hat und diesen Kampf schließlich in einer seemännischen und alpinistischen Meisterleistung in einem "Ausbruch" aus der Antarktis gemeinsam mit zwei ausgewählten Besatzungsmitgliedern...
Doch lest selbst! Die Beschreibung dieser "Höllen- und Heldenfahrt" (Die ZEIT) ist für jeden Mann, in dem sich ein Junge versteckt, Abenteuerliteratur vom allerfeinsten. Die letzten Kapitel im Leben dieser Männer könnte man für zu Herzen gehendes Hollywood halten. Indes - sie sind wahr.

Shkakleton markiert wohl das Ende der Jahrhunderte währenden Tradition großer englischer Entdecker. Angesichts des Leids und der Opfer, die diese Expeditionen forderten, übersieht man schnell, daß diese Tragik auch eine sehr komische Note hatte. Und zwar nicht nur was die typische englische Skurrilität anbelangt ("Dr. Livingstone I presume"), sondern vielmehr in ihrem großen und ganzen. Man denke nur an die Expeditionen von Franklin und die Versuche, ihn zu retten.
Wer also nach der Lektüre von Shakleton auch mal wieder lachen will, dem empfehle ich

"Barrow´s Boys" von Fergus Fleming.

Ich zitiere hier einfach mal aus einer Rezension der FAZ und aus dem Klappentext, soweit ich es für zutreffend halte:
"1816 startete John Barrow, Zweiter Sekretär der Englischen Admiralität, ein Entdeckungsprogramm, das bis heute nur vergleichbar ist mit dem der ersten Mondlandung...
Von seinem Stehpult aus dirigierte er seine Männer an die Enden der kartierten Welt; unter ihnen auch John Franklin, der sich auf der Suche nach der Nord-West-Passage verirrt und am Ende seine Stiefel ißt. Eine Expedition nach der anderen endet im Desaster: Barrows Boys erfrieren, ertrinken, sterben an Skorbut, Schwarz- oder Gelbfieber, werden von Eingeborenen ermordert oder essen sich vor Hunger gegenseitig auf.
Noch nie hat ein einzelner Beamter so viel Energie und Geld investiert - und absolut nichts erreicht!
...mit manchmal makabren, sehr britischem Humor erzählt."

Zum Glück - weniger für die Expeditionsteilnehmer als mehr für die Nachwelt - wirkte John Barrow ein halbes Jahrhundert.
Auch so läßt sich also das britische Entdeckertum im viktorianischen Zeitalter betrachten.
Britannia rule the waves?
Aber klar doch: https://www.youtube.com/watch?v=rB5Nbp_gmgQ
 

SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
58
Nordpfalz
Orhan Pamuk - Silent House (die englische Übersetzung, in der Türkei gekauft - Pamuk lesen hilft beim Versuch des Verstehens dieses zerrissenen Landes).
 

Australia

Erfahrenes Mitglied
30.05.2017
380
2
"Der Mann ohne Eigenschaften" von R. Musil. Ein ganz herrliches Buch! Sprachlich hat mich schon die erste Seite verzückt. Kostprobe:

"Autos schossen aus schmalen, tiefen Straßen in die Seichtigkeit heller Plätze. Fußgängerdunkelheit bildete wolkige Schnüre. Wo kräftigere Striche der Geschwindigkeit quer durch ihre lockere Eile fuhren, verdickten sie sich, rieselten nachher rascher und hatten nach wenigen Schwingungen wieder ihren gleichmäßigen Puls. Hunderte Töne waren zu einem drahtigen Geräusch ineinander verwunden, aus dem einzelne Spitzen vorstanden, längs dessen schneidige Kanten liefen und sich wieder einebneten, von dem klare Töne absplitterten und verflogen."

Selten habe ich so viele Neologismen, selten so viel Synästhesie auf einmal gesehen, ohne dass der Stil ins Kitschige oder Lächerliche entglitten wäre; ohne dass die Aussage gelitten hätte und der Leser verwirrt zurückgeblieben wäre.
Im Gegenteil verdreht die bildhafte Sprache zwar zunächst den Kopf und raubt den Atem; man liest jeden Satz nochmals, diesmal sorgfältiger; doch auf einmal werden die schönen, vorher unter dem Dickicht des Wortgeknäuls verborgenen Blüten offenbar und man kostet jeden Abschnitt aus, genießt seinen farbenfrohen und geschmacksintensiven Abgang.
 

Missflyaway

Neues Mitglied
20.04.2016
8
0
Elefant von Martin Suter. Er schreibt allgemein ganz tolle Bücher die immer sehr schön zu lesen sind!:yes: