12. Tag / 5. Winterreise
Okay, bei offenem Fenster zu schlafen erwies sich nicht als die beste Idee – denn plötzlich hatten wir einige Moskitos im Zimmer, welche um unsere Ohren summten. Also mitten in der Nacht Fenster zugemacht, Licht an und uns auf die Jagd begeben. Irgendwann wurde es dann ruhig, wir konnten weiterschlafen.
Hatten wir bisher das Frühstück in Marokko als das beste aller Essen angesehen, mussten wir dies im Hyatt revidieren. Von den Riads waren wir verwöhnt, hatten immer ein individuelles Frühstück aus mehr oder minder ausgemachten Spezialitäten serviert bekommen.
Klar, von einem großen Hotel wie einem Hyatt konnte man dies nicht erwarten – aber eine etwas größere Auswahl und bessere Produkte hatten wir uns dann doch erhofft.
So gab es ein mittelprächtiges, steriles Buffet
mit Oliven, Brot, Croissants, Industriemarmelade, Käse-/Wurstaufschnitt,
einer Eier-/Pfannkuchenstation, etwas frisches Obst & Gemüse. Wir bezeichnen so etwas gerne als ‚Plastik-Frühstück’, alles etwas synthetisch, inklusive dem Ambiente und dem Kaffee zum selbstziehen.
Dies kann man alles verzeihen – nur nicht die mangelnde Sauberkeit der Zimmer: auf dem Teppichboden befanden sich viele schwarze Haare. Wir wiesen das Hotelpersonal bereits 2x darauf hin, man versprach Abhilfe zu schaffen – ohne dass sich etwas änderte.
Nun war ‚Sonnen’ angesagt, was man aber leider bei dem aktuellen Wetter völlig knicken konnte – wieder Nebel vom Ozean und Temperaturen knapp über 20 Grad.
So setzten wir uns gegen Mittag ins Auto, fuhren auf der N1 nördlich, stellten das Auto in einer Bucht ab,
machten einen ausgiebigen Strandspaziergang.
Dafür war das Wetter nun ideal, der Geruch des Ozeans war einfach wundervoll.
Nachdem die Sonne etwas durchkam, fuhren wir zurück nach Süden, mit Blick auf die Baustellen vor dem Hyatt.
Im Hotel angekommen schnell umgezogen, Handtücher am Pool besorgt und in die Sonne geknallt. Da das Hotel sehr leer war (ich schätze die Belegung auf 10%), gab es kein Problem eine Liege zu finden.
Irgendwann hatte ich genug vom Herumliegen, verabschiedete mich von V., ging ins Zimmer, zog mich mal wieder um, begab mich für 1 ½ Stunden ins Gym.
Nach Beendigung meines Sportprogramms hatte auch V. genug von ‚Sonne’, wir erholten uns etwas bis zum Abendessen.
Wenn man, wie die meisten Touristen, im Hyatt oder einem zukünftig anderen Hotel der Touristen-Parks, ohne Auto ist, ist man wahrlich aufgeschmissen. Ohne Auto gibt es außer dem Hotel: nichts! Nicht Mal ein Kiosk, Restaurant, Null, Nada. Zwar gibt es einen kostenlosen Shuttle-Bus nach Agadir (3x/Tag; der letzte geht um 19 Uhr zurück) und zum hoteleigenen Strand (5x Tag), aber man ist dann nicht flexibel und muss im Hotel essen.
Da wir einen Mietwagen hatten, waren wir zum Glück flexibel, konnten wann immer wir wollten für so lange wie wir wollten hinfahren wohin wir wollten.
So ging es gegen 20 Uhr wieder nach Agadir, 20 Kilometer/Weg, 30 Minuten. Unterwegs mussten wir Geld tauschen, was in Marokko wunderbar am Bankomaten funktioniert. Das Gerät auf ‚English’ gestellt, die US$ Noten (Euro geht natürlich auch) hineingesteckt und zu einem guten Kurs Dirham ausgespuckt bekommen.
Und während des Wechselvorgangs mal wieder ‚typisch Marokko’: als ich aus dem Wagen ausstieg befand sich niemand in der Nähe des Geldautomaten. V. beobachtet aber, dass gleich nach meinem Aussteigen zwei ältere Herrschaften über die Hauptstraße eilten, sich zwischen mich am Geldautomaten und Auto positionierten (rechts setzte sich noch ein junger Mann auf die Motorhaube eines Autos, im Video nicht zu sehen), auch ich fühlte dies, bekam schon ein etwas mulmiges Gefühl (ich wusste ja nicht ‚wer’ sich hinter mir sammelt.). Als ich die Transaktion beendet hatte, hielt man auch schon die Hand auf.
Denken die wir haben Geld zu verschenken???
Weiter an die Strandpromenade von Agadir, wo sich das Restaurant ‚El Toro’ befindet, angeblich spanische Küche anbietet.
Das Restaurant war bei weitem nicht so schön wie das gestrige, die Speisekarte war aber zu 90% identisch, selbst den Petersfisch mit Pilz-Shrimps-Sauce fand ich wieder – zum fast identischen Preis.
Wir bestellten als Vorspeisen Seeteufel-Carpaccio
(war gut, aber zu kalt und die Zwiebeln störten)
sowie Miesmuscheln,
(etwas zu lange gegart, daher zu hart)
als Hauptgericht wieder Seezunge Müllerinnenart (diesmal mit Kapern), mit Kartoffeln (für V.) und Gemüse (für mich).
Obwohl preislich sehr ähnlich wie am Vortag kam die Qualität und Verarbeitung bei weitem nicht an das ‚Pure Passion’ heran. Der Fisch war kleiner, nicht so gut abgeschmeckt und das Gemüse triefte vor Öl.
Nein, im Vergleich zum Vortag war der Preis weder für das Ambiente noch für das Essen gerechtfertigt.
Da wir nicht so gesättigt waren, fuhren wir noch auf ein kleines Dessert zu McDoof, bestellten am Drive-In-Schalter leckeres Softeis mit Karamellsauce und Nusssplittern, verputzen dieses gleich auf dem Parkplatz.
Zurück zum Hotel statt auf der N1 durch die Innenstadt Agadirs. Wie schon die Strandpromenade einfach nur hässlich, erinnerte mich stark an Benidorm von vor knapp 30 Jahren.
Schwer zu verstehen, dass es Menschen gibt, die, um Urlaub zu machen, für ein oder gar zwei Wochen nach Agadir fliegen.
Im Hotel angekommen stellten wir fest, dass der Teppich noch immer nicht gesaugt wurde, setzten uns noch etwas auf den großen Balkon und ließen den Tag ausklingen.