8. Tag / 5. Winterreise
Für diesen Tag hatte ich eine halbtägige Fahrt mit einem 4x4 Buggy geplant, doch V. hatte genug von Sand im Gesicht und zwischen den Zähnen, von praller Sonne auf dem Schädel – und so stornierte ich kurzerhand, entschlossen den Tag entspannt angehen zu lassen.
Das Frühstück wurde auf der Pool-Terrasse serviert, eine Mischung aus ‚Industrie’ und ‚Home-Made’ – aber durchaus akzeptabel.
Der Kaffee war, wie üblich, sehr schwach, der Orangensaft frisch gepresst. Wieso man den Joghurt im Plastikbecher auf den Tisch stellen muss und nicht in einen ordentliches Glas umfüllt – mir persönlich ein Rätsel. Denn der Rest war wirklich hausgemacht, die beiden Marmeladen, der ‚marokkanische Crêpes’ und auch der Kuchen mit Maismehl.
Gesättigt saßen wir um kurz vor 10 im Auto, fuhren in Richtung Westen auf der N9, über Berge,
bogen dann in Richtung Norden auf die P1506 nach ‚Ait Ben Haddou’ ab, wo wir nach 35 Minuten Fahrt ankamen.
Bei ‚Ait Ben Haddou’ handelt es sich um eine alte (gebaut zwischen dem 12. Und 16. Jahrhundert), befestigte Berberstadt am Fuß des Atals-Gebirges, welche seit 1987 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist.
Das die meisten Einwohner ihre ursprünglichen Behausungen gegen neuere (mit Strom und Wasser) getauscht hatten, ist das Dorf heute mehr eine Touristenattraktion, verfällt – auch wegen der aktuellen Trockenheit – immer mehr. Zwar wurde die Stadt für mehrere Drehaufnahmen (Jesus von Nazareth, Gladiator etc.) renoviert, damit der Verfall nur zeitweilig aufgehalten.
Wir stellten das Auto ab, liefen durch die Neustadt zum ausgetrockneten Flussbett, überquerten dieses um kamen zum Eingang der Stadt.
Dort entrichteten wir US$ 1/Person Eintritt und hatten sofort zwei ‚Guides’ am Hals. Alles ‚Nichtverstehen’ half nichts, sie beiden klebten wie Fliegen an uns. Erst als V. in Russisch/Englisch sehr energisch klarmachte, dass man von uns kein Geld bekommen würde, zogen die Beiden von dannen uns wir konnten endlich alleine durch die engen Gassen der Stadt wandern.
Natürlich waren die Gassen mit Ständen für ‚originale Berbersouvenirs’ vollgestopft, links und rechts – aber trotzdem bekam man einen tollen Eindruck von der Stadt und dem wohl recht beschwerlichen Leben der Einwohner.
Wir erklommen den Hausberg, hatten von dort einen windrucksvollen Blick auf die Dächer der Altstatdt, die Neustadt mit unzähligen Riads und das teilweise begrünte Tal.
Nun wurde es langsam heiß, sehr heiß – wir begannen den Abstieg
durch die Stadt, hinaus, übers Flussbett zum Auto.
Eigentlich wollten wir noch nach Telouet, die ‚Kasbah du Pacha el Glaoui’ besichtigen – aber über eine Stunde Fahrtzeit hin, Besichtigung in der Mittagshitze uns fast 2 Stunden Fahrtzeit zurück nach Ouarzazate schreckten uns ab.
So drehten wir nach ein paar Kilometern wieder um, fuhren nach Ouarzazate zurück, wo wir am Ortseingang nach Süden zur ‚Oase Fint’ abbogen.
Die ersten 20 Kilometer wieder über eine gut ausgebaute Bundesstraße, dann durch die Infrastruktur eines in Zukunft zu entstehenden Neubaugebietes (davon gibt es übrigens extrem viele in Marokko, mit guten Straßen, zahlreichen Laternen und Elektrokästen) auf eine Schotterpiste.
Die Fahrt machte mir richtig Spaß, den Mietwagen die 10 Kilometer über Stock und Stein getreten, zahlreiche PKW’s überholt und im Anschluss auf einer noch übleren Piste hinunter ins Tal zur Oase.
Der Oase auf einem sandigen Feldweg gefolgt, durch das seichte Gewässer des Baches mit viel Schwung und hinauf zum Hotel/Restaurant ‚La Terrasse des Delices’.
Hinauf zur hübschen Terrasse mit Pool
und Ausblick über die Oase,
dort einen Espresso & Minztee getrunken.
Nun bekam V. langsam Hunger, ich quälte den Kadjar wieder zurück nach Ouarzazate, wo wir das Restaurant ‚Phoenix’ aufsuchten, ‚italienisch’.
Im hübschen, schattigen Innenhof einen Tisch gesucht, Platz genommen und die Speisekarte studiert, hausgemachte Nudeln und Nocchi. Wir bestellten Tagliatelle und Nocchi mit Gorgonzolasauce, Vorfreude kam auf.
Schon stellte man uns einen Teller mit Leckereien als ‚Begrüßung’ hin, Aubergine, Salami, Tomate mit sehr ordentlichem (marokkanischem) Mozarella und Basilikum sowie eine gefüllte Tomate.
Das Ganze war wirklich gut, was die Vorfreude auf unsere Nudelgerichte steigerte.
Diese wurden alsbald gebracht und wir waren geschockt – solche Portionen hatten wir selten gesehen, eine Portion Tagliatelle hätte für eine italienische Großfamilie gereicht.
Im Gegensatz zum französischen Essen vom Vorabend war dieses gut, zwar nicht wie in Italien – aber für Marokko wirklich okay.
Umgerechnet US$ 20 bezahlt und zurück in unseren Riad, wir beschlossen den Rest des Tag auf den Liegen am Pool zu verbringen.
Leider befiel mich am Nachmittag eine meiner Migräneattacken, wahrscheinlich da mir den ganzen Tag die Sonne auf den Kopf brannte. So verzog ich mich ins Zimmer, nahm ein paar Tabletten, schlief etwas, um die Schmerzen loszuwerden.
Gegen 20 Uhr dann zum Abendessen, nochmals in das italienische Restaurant, in welchem wir schon zum Mittagessen waren. Der ‚Franzose’ vom Vorabend fiel aus, hatte uns nicht gefallen, ‚marokkanisch’ kam nicht in Frage – und so blieb nur der Italiener übrig.
Wir setzten uns auf die Dachterrasse, bestellten Vorspeisen und Hauptgericht (gegrillter Fisch und Steak mit Salbei und Knoblauch).
Ich werde hier mal, was eine Seltenheit ist, auf das Essen nicht weiter eingehen, auch keine Fotos ins Netz stellen – denn das wäre zu viel Aufmerksamkeit für das Essen in Marokko.
Nur soviel: die Straßenhunde sind nicht hungrig eingeschlafen.