Wir überwintern in der Sonne - verschiedene Reisen auf 5 Kontinente

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xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
4.100
1.611
KUL (bye bye HAM)
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Marrakesh ist traumhaft schön. Folgende gut gemeinte Tipps:

1. Kein Hotel! Lass das, auch wenn es schwer fällt. Sucht euch ein schönes hochwertiges Riad in der Medina. Nichts ist schöner als aus dem Trubel der Altstadtgassen nach Hause in eine kleine Oase zu kommen.
2. abendliche Verkaufsstände am Platz der Gehängten. Kann man in der Regel bis auf die Schnecken alles bedenkenlos essen. Das örtliche Gesundheitsamt zieht täglich von den Ständen Proben und sperrt die Lizenz sobald etwas verrutscht.
3. Tour zum Atlas Gebirge bei Sonnenaufgang.

Quelle: eigene Erfahrung vor 4 Jahren
 
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Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
409
47
Fellbach
Auch von mir noch mal herzlichen Dank für den tollen Reisebericht. Ich freue mich auf die Fortsetzung im Mai.

In der Zwischenzeit alles Gute zuhause.
 
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bearer

Erfahrenes Mitglied
08.10.2011
601
87
MUC
Willst du in Marroko selbst fahren?
Das was ich bisher so gelesen habe, wird eher ein Fahrer empfohlen... aber gut, war selbst noch nicht da, deswegen kann ich es jetzt schlecht beurteilen.
 
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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
520
Ich sag ja: die als Gewöhnungsreise der V. An Afrika deklarierte Tour ist für sie gleich ein Fortgeschrittenenkurs Mindestens.

Flyglobal
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Willst du in Marroko selbst fahren?
Das was ich bisher so gelesen habe, wird eher ein Fahrer empfohlen... aber gut, war selbst noch nicht da, deswegen kann ich es jetzt schlecht beurteilen.
Ja, klar, selbst fahren. Die internationalen Mietwagenfirmen bieten Mietwagen an, sollte also kein Problem sein - schlimmer als in der Ukraine können die Straßen auch nicht sein und Mähdrescher ähnliches haben wir auch auf den 'Autobahnen'. Ich werde das Steuer eh meist V. übergeben, sie fährt gerne, ich nicht.
 
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arj85

Erfahrenes Mitglied
07.05.2010
956
929
Velden
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Hier sinds ja schon 47 Seiten - incl. aller Zwischenfragen und Unterhaltungen. Bin beeindruckt das du auf Flyertalk schon 9 Seiten für den ganzen Bericht alleine brauchst!
Und er ist ja noch nicht zu Ende. Der Rest kommt aber nicht 'live', sondern erst im Anschluss an die Reise. Denn bei dem Programm, welches wir in den 2 Wochen haben, ist 'live' nicht machbar.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
1. Tag / 5. Winterreise

Wettertechnisch waren die ersten 3 Wochen zuhause eine wahre Katastrophe. Landeten wir bei Ankunft aus Asien bei schönstem Sonnenschein, änderte sich dies bereits nach 2 Tagen. Es wurde grau und regnerisch, die Temperaturen fielen Tag für Tag. Das Ganze gipfelte um den 20. April in starkem Schneefall, geschlossener Schneedecke auf Dächern & Straßen.

So plötzlich wie der Winter wiederkam, verschwand er auch wieder. Am 1. Mai, in der Ukraine ein hoher Feiertag, war wieder Traumwetter angesagt, Sonnenschein und 25 Grad.

So kam diesmal keine besondere Freude über den Aufbruch zu unserer letzten Reise der Wintersaison 2016/2017 auf, auch weil wir unsere Zeit mit unserem Baby zusehend genießen,
(nein, wir haben sie nicht auf den Stuhl gesetzt; ihr Frühstück stand zu Abkühlen auf dem Tisch und sie entschloss sich nicht länger zu warten)

mit ihr und dem Hundetrainer jeden zweiten Tag in den Park gehen, um ihr Manieren beizubringen.

Auch der Beach-Club des IBIZA hat bereits geöffnet, am 1. Mai wurde dort gesonnt und Shashlik gegessen.

Egal, die Flüge waren gebucht, Hotels und Mietwagen reserviert – und so gab es keine Ausreden, V. muss sowieso an das Thema ‚Afrika’ herangeführt, ihr die Angst genommen werden.

So standen wir am Abreisetag früh auf, V. holte ihren Pass mit dem Visum für Marokko ab, ich ging nochmals ins Gym und Solarium.

Nachdem die Taschen im Kofferraum verpackt waren und wir uns von Gina verabschiedet hatten, fuhren wir zum Audi-Zentrum, um unser Auto zur Jahresinspektion abzugeben.


Ich bestellte uns ein UBER und wir fuhren, durch Gegenden von Odessa, welche wir noch nie gesehen hatten (und auch gerne darauf verzichtet hätten) für knapp US$ 3 zum Flughafen.


Bei Ankunft war der Check-In bereits geöffnet, am Y-Schalter eine ziemlich lange Schlange. Am C-Schalter war zum Glück nichts los, wir kamen sofort dran, gaben unsere Taschen ab, erhielten unsere Boarding-Pässe für die 3 Flüge des Tages.


Durch die Security- zur Passkontrolle. Und hier der Schock: ich Vollidiot hatte zwar meinen Reisepass eingesteckt, aber die Ukrainische Aufenthaltserlaubnis zuhause vergessen. Alle Diskussion half nichts, man verlangte von mir den Aufenthaltstitel zur Ausreise – zum Glück hatten wir noch fast 1 ½ Stunden bis zum Abflug.

V. rief unsere Haushälterin an, welche sich mit dem Dokument ins Taxi setzte und zum Flughafen losfuhr – wir durften solange schon im Warteraum Platz nehmen.

Obwohl es am ODS-Flughafen eine Lounge gibt, welche von TK, LOT & PS genutzt wird, sparen sich LH und OS den Zugang – angeblich da die Mindestansprüche nicht gewahrt seien. Aber auf den Metallbänken ohne etwas zu trinken zu sitzen, dies erfüllt die Anforderungen von LH & OS. Lächerlich!


Egal, wir hatten Plätzen dabei, welche unsere Haushälterin noch extra als Wegzehrung für uns gebacken hatte.

Noch rechtzeitig trudelte mein Dokument ein, V. ging nach draußen und erledigte die Formalitäten – ich durfte ausreisen.

Und schon geschah das erste Wunder des Tages, OS rief pünktlich zum Boarding auf – nach den Erfahrungen der letzten Reisen eine echte Seltenheit.

Per Bus zum Flugzeug, ein Airbus A-319, welcher seit kurzem die FOKKER ersetzt – dementsprechend war das Flugzeug auch nur zu 50% besetzt. Zeitschriften, wir wissen es, weggespohrt. Ich hatte versucht mir ein paar Magazine auf mein iPhone zu laden, aber das kann man vergessen, die Schrift ist viel zu klein.

Und dann kam sie, die wohl lustigste Ansage, welche ich jemals von einem Piloten gehört hatte, auf Deutsch & Englisch: Meine Damen & Herren, ich möchte sie vorwarnen, der Abflug wird sehr holprig da die Startbahn in sehr, sehr schlechtem Zustand ist. Sobald wir abheben hört das Rütteln sofort auf, sie brauchen keine Angst zu haben. Klasse, der Pilot war wohl das erste Mal in Odessa, wir nach dem Aufsetzten bei der Landungen einen schönen Schreck bekommen haben.

Überpünktlich ging es los, wir schwangen uns in die Luft, mit Blick zurück auf das sommerliche Odessa und den Flughafen.


Da ich mangels Zeitschriften eh nichts zu tun hatte fragte ich nach dem Beschwerdeformular, schreib erstmal meine Meinung zu fehlendem Loungezugang, fehlendem Priority-Boarding & fehlenden Zeitschriften auf. Sicher, das braucht man alles nicht, ist alles nicht notwendig. Essen bräuchte man auch nicht, man könnte auch ohne den freien Mittelplatz leben – nur, wenn es so weitergeht bei Spohrhansens, dann braucht man als Fluggast auch kein C-Ticket für den mehr als doppelten Preis mehr kaufen.

Das Essen, ein Chilihuhn, war zwar geschmacklich ganz okay, die Portion dafür eher für den hohlen Zahn.


Der Service war dafür gut, man wurde mit Namen angesprochen (nicht, dass ich das bräuchte, aber QR_Seb hob dies in seiner Punktebewertung deutlich hervor), Kopfkissen wurden proaktiv angeboten.

Was für mich bei einer Flugbewertung jedoch am meisten zählt, wir kamen 30 Minuten zu früh sicher am VIE-Flughafen an, wurden mit einem Bus zum für mich schlimmsten Flughafen Europas gekarrt.

Ewige Wege zum F-Bereich, Passkontrolle, Security-Check und nach oben zur Lounge, mit Ausblick aufs Vorfeld.


Die Lounge ist etwas besser als die im G-Bereich, von der Essensauswahl aber ebenfalls grottig. Auch die Sauberkeit ließ doch sehr zu wünschen übrig.

Das Schlimmste für Raucher: der nächste Raucherraum liegt bei Gate F 31, hin und zurück laut iPhone App 1.2 Kilometer.

Nach diesem kleinen Sportprogramm mein Lieblingsgetränk.


Schon war es Zeit zu Gate F 26 zu wandern, in der Nähe des Raucherraums. Auch hier wieder pünktliches Boarding, es warteten die Plätze 1A und 1C in einem Airbus A-320 der Lufthansa. Den Purser hatte ich schon auf einigen Flügen, blieb mir wegen seiner Freundlichkeit in Erinnerung.

Und so war es auch diesmal wieder, Topservice – im Rahmen des Möglichen bei Lufthansa. Klar, die Sitze waren bretthart, Zeitschriften fehlten, ein Begrüßungsgetränk oder heißes Tuch gab es nicht und das Essen war ein kleiner kalter Snack (wir erinnern uns, JetAirway bot auf Goa – Mumbai, einem 40-Minuten-Hüpfer drei warme Hauptgerichte zur Auswahl an) –


dafür aber sehr lecker, besser als das OS Essen.

Nach einem ereignislosen Flug landeten wir wieder überpünktlich in Frankfurt, dockten bei A 14 an, machten uns durch den Tunnel auf in den B-Bereich, ins Kartoffelsalatparadies.


Lustig war noch die Passkontrolle; ich schickte V. zuerst, der Beamte fragte ob wir zusammengehörten, ich rückte nach. Nun die Frage an mich: ‚lebt ihre Freundin bei Ihnen in Deutschland?’ Ich: ‚nein, ich lebe bei ihr in der Ukraine!’. Schade, dass ich kein Foto von seinem Gesichtsausdruck machen konnte.

Gerade die B-SEN-Lounge gefällt mir sehr gut, groß, fast nie voll, gutes Essensangebot, tolle Espressomaschine & ein integrierter Raucherraum. Für eine *G-Lounge 10/10 Punkte.

Ich ging zum Empfangs-Counter, beschwerte mich nochmals über die fehlenden Zeitschriften. Die Reaktion wunderte mich: die Dame pflichtete mir bei, stand auf, machte ein großes Sideboard, welches voll mit Zeitschriften war, auf und fragte mich was ich wolle. So ging es mit Spiegel, Stern und Auto Motor & Sport überglücklich wieder zurück in den Wartebereich.

Nachdem sich vor allem V. an Kartoffelsalat und Frankfurter Würsten sattgegessen hatte (ich hatte Haribo maximiert), ging es zu B 25 für unseren letzten Flug, Frankfurt – Casablanca.

Für den Interkontinentalflug wartete wieder eine A-320 mit Campingstühlen, diesmal 1A und 2A, Fensterplätze haben auf Nachtflügen ihren Vorteil. Zum Glück blieben 1C und 2C frei, wir hatten beide eine Reihe für uns.

Schon wieder ging es noch vor der regulären Abflugzeit in den Nachthimmel über Frankfurt. Sehr zügig gab es etwas zu trinken, Nüsse und ein heißes Tuch sowie die Speisekarte.


Übrigens wurde auch V. mit Namen angesprochen, Wow!

Wir entschieden uns für das Fischgericht – das Essen war wirklich sehr lecker.


Salat, Fisch & Gemüse gegessen und sofort das ‚Bett’ gemacht.


Siehst Du, lieber QR_Seb, nicht nur QR, auch LH bietet im A-320 ‚Full-Flat’.

Den Rest des Fluges verbrachten wir im Reich der Träume, erwachten bei Landung am Flughafen Casablanca, 15 Minuten zu früh.

Ruckzuck zur Passkontrolle, Gepäck abgeholt, etwas Geld getauscht und zum Taxistand. UBER rief zu unserem Hotel 25 Dirham auf, die Taxifahrer wollten 100, ließen sich auch nicht runterhandeln. Als wir überlegten ob wir uns abzocken lassen sollten oder nicht, sahen wir plötzlich den Airport-Shuttle unseres Hotels.


Nicht lange gefackelt, hingegangen, reingesetzt und 15 Minuten später kostenlos zum Hotel gefahren.

Beim gebuchten ATLAS SKY AIRPORT Hotel handelte es sich um einen Neubaukomplex in Plattenbauweise, nicht gerade hübsch, aber zweckmäßig und völlig okay für eine kurze Nacht.

(Foto vom nächsten Morgen)

Schnell eingecheckt, hinauf ins Zimmer im 2. Stock und aufs Ohr gelegt. Leider war es mit dem Schlafen so eine Sache, die Wände müssen aus Pappe gewesen sein, man hörte jedes Husten aus den Nebenzimmern. Vor allem schienen nach uns noch weitere Gäste eingecheckt zu haben, man hörte lautes Stühlerücken. Irgendwann schliefen wir dann doch übermannt von Müdigkeit ein.
 

A320Family

Erfahrenes Mitglied
17.09.2016
529
-29
DUS
Das Schlimmste für Raucher: der nächste Raucherraum liegt bei Gate F 31, hin und zurück laut iPhone App 1.2 Kilometer.

Am schlimmsten ist eher, dass es diese Räume überhaupt gibt.

Viele, die an dieser sinnlosen, geldfressenden und lebensverkürzenden Krankheit leiden, neigen nämlich dazu, die Tür dieser Räume für längere Zeit offen zu lassen etc., sodass auch Nichtraucher um diese Räume herum mit dem giftigen und widerlichen Qualm belästigt werden (leider schon an vielen Airports erlebt)...
 

Oban

Aktives Mitglied
08.03.2009
243
420
Flugschneisse ZRH
Juhuuuuu es geht weiter und nochmal ein grosses Dankeschön an HON/UA für seine Tipps.
Scarlet Singapore war gut, aber das Essen um die Ecke der Hit.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
2. Tag / 5. Winterreise

Obwohl der Wecker für 07:45 sehr früh gestellt war, brauchten wir diesen dennoch nicht. Die Geräusche aus den Nebenzimmern waren um kurz vor 7 schon so laut, dass wir uns um 7 freiwillig aus den Federn erhoben.


Frisch gemacht, Taschen gepackt und bereits um 8 den kostenlosen Shuttle-Bus zum Flughafen genommen.

Dort mussten wir dann zuerst durch einen Sicherheitscheck bevor wir ins Innere durften. Eine Daten-SIM war sehr einfach und schnell an einem Kiosk zu erhalten, 6 GB Daten und eine Stunde lokal telefonieren für US$ 15.

Noch schnell Geld getauscht (Achtung, Wechselkurse am Flughafen sehr unterschiedlich, von ‚mittel’ bis ‚sehr gut’) und zum SIXT Schalter am linken Ende des Terminals.

Da wir jedoch noch zu früh für die Abholung waren, mussten wir 10 Minuten warten bevor der Mitarbeiter aufschlug. SIXT war zwar um US$ 100 teurer als AVIS, jedoch erhoffte ich mir den besseren Upgrade. Und so war es dann auch, statt dem gebuchten Renault Megane mit Schaltgetriebe gab es wunschgemäß einen SUV (Renault Kadjar), Diesel, mit Automatikgetriebe und Navi, erst einen Monat alt.


Hinaus zum Auto, den Zustand, inklusive Reserverad, überprüft, zum Hotel gefahren, Taschen ins Auto geschmissen, ausgecheckt und losgefahren.

Schon waren wir auf dem Weg nach Norden, Tanger war das Ziel des Tages.

Nach einem Zwischenstopp an einer Raststation, wo wir zum Frühstück Croissant & furchtbaren Milchkaffee einnahmen, ging es weiter auf der hervorragend ausgebauten Autobahn.

Die Straße war in einwandfreiem Zustand, 2 – 3-spurig ausgebaut und relativ leer – was wahrscheinlich an den US$ 20 Maut für 360 Kilometer lag. Überhaupt, wir wunderten uns schon stark, zusätzlich zu der im Bau befindlichen Schnellzugtrasse neben der Autobahn sahen wir viele funkelnagelneue Mercedes und extrem viele Range Rover – so schlecht kann es Marokko also nicht gehen. Auf uns machte Marokko schon am ersten Tag den Eindruck wesentlich fortschrittlicher und wohlhabender zu sein als die Ukraine.

Die Fahrt nach Tanger zog sich, war sehr langweilig, auch wegen der tollen Autobahn.


Aber nach knapp 4 Stunden kamen wir an, fuhren über neue, breite Zufahrtstraßen in die sehr moderne, gepflegte Neustadt. Uns blieb schon etwas der Mund offen stehen, das hatten wir so nicht erwartet, alles sehr grün und sauber. Auch hält man sich besser an die Verkehrsregeln, kaum ein Marokkaner überschreitet die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h – denn fast an jedem Kreisverkehr steht ein Polizist.

An der Medina angekommen parkten wir das Auto gegenüber der Fischmarkthalle und riefen in unserer Unterkunft an. Keine 5 Minuten später kam eine Rezeptionistin zum Parkplatz, arrangierte dass unsere Taschen in die Altstadt getragen wurden.

Ich hatte für uns ein Zimmer im ‚Dar Souran’ gebucht, einem Riad innerhalb der Medina.

Hinein in den hübschen, etwas zu modernen Riad,


eingecheckt und nach oben in unser Zimmer.


Das Badezimmer mit Toilette war schon etwas seltsam, nur durch einen Vorhang vom Schlafzimmer abgetrennt.


Egal, wir waren sehr hungrig, ließen uns ein Lokal in der Nähe empfehlen (wie sich später herausstellte war es auch die #1 in TA).

Vorbei an einer Bäckerei


zum Restaurant ‚Rif kabdani’.


Wir erwarteten nichts Besonderes, der Gastraum war ausschließlich mit Touristen besetzt.


Zur Speisekarte bekamen wir ein paar Kleinigkeiten und Brot hingestellt, durchaus essbar.


Wir wählten eine Tajine vom Lamm und gegrillte Seezunge.


Die Seezungen waren wirklich mickrig klein, hatten kaum Fleisch, die Tajine war okay – aber einfach nicht unsere Welt (was wohl noch ein Problem in Marokko werden wird).

So verabschiedeten wir uns recht zügig, machten uns auf die Medina zu erkunden,




liefen nach oben zu einer Terrasse mit Blick aufs Meer und Europa.


Weiter in Richtung Kasbah,


wo wir je US$ 2 Eintritt bezahlten, Museum und Gärten betreten konnten.


Das Museum war ganz okay, zeigte sehr nett die Geschichte von der Früh- bis zur Jetztzeit auf. Leider war eben alles nur in arabisch und französisch beschriftet, ich musste mein lang entschwundenes Schulfranzösisch aktivieren.

Hinunter in Richtung Riad, wo wir noch einen kurzen Stopp auf einen gezuckerten Minztee im ‚Café Baba’ einlegten.


Der Tee war okay, das Café würde mal wieder eine Grundreinigung vertragen – dafür war der Ausblick sehr schön.


Im Riad angekommen gingen wir noch kurz auf die Dachterrasse, schauten uns von dort die obere Medina an.


Wir waren nun relativ platt, legten uns erstmal etwas aufs Ohr – oder versuchten es zumindest erfolglos. Durch die engen Gassen, die Geschäfte und die schlechte Geräuschisolierung der Häuser hört man jedes Wort, als ob man direkt auf der Straße sitzen würde. Und die Marokkaner sprechen nicht gerade leise!

Irgendwann gaben wir es auf, entschlossen uns den Grund für Tanger ins Auge zu fassen. Genau, ich hatte in einem Blog gelesen, dass es das beste Essen Marokkos in Tanger, im Restaurant ‚Le Saveur du Poisson’ geben würde.

Das Restaurant liegt etwas außerhalb der Medina, Google-Maps führte uns durch die abends wesentlich belebteren Gassen direkt dorthin. Etwas erschreckend war Tanger außerhalb der Medina schon, vor allem der Markt überwelchen wir mussten. Hier wurde aller Gebrauchtschrott Europas angeboten, von gebrauchten Hotelslippern über gebrauchte Mobiltelefonakkus, aber eben auch Chinaschrott zwischen Früchten, Fleisch, Gemüse und Brot.

Wir fanden das Restaurant an einer Treppe, welche ebenfalls als Marktplatz diente.


Der Eingang war durch einen schweren Stock verschlossen, wir wurden gebeten 10 Minuten auf der Straße zu warten bis ein Tisch frei würde. So betrachteten wir etwas das Geschehen in der zur Straße hin offenen Küche


– wir bekamen Hunger!

Schon wurden wir eingelassen, bekamen einen kleinen Tisch im Innenraum zugewiesen.


Bestellen konnte man nichts, weder zu Essen noch zu Trinken – es wurde aufgetischt was es gab.

Zuerst einen Korb mit verschiedenen Broten, geröstete Nüsse, Oliven, Paprikapaste und ein Schälchen Fischsuppe,


dazu einen hausgemachten Drink aus Datteln, Rosinen und anderen Trockenfrüchten.

Nachdem wir die Suppe verputzt, etwas Brot mit Oliven und Paprikapaste genascht hatten, kam die Vorspeise, eine Fischpfanne, kochend heiß.


Das Gericht war lecker, aber – für unseren Geschmack – wie alles in Marokko völlig untersalzen. Und, wie auch beim Mittagessen, Salz zum Nachsalzen stand nicht auf dem Tisch, auf keinem. Wir nahmen also an, das muss so sein in Marokko.

Als Hauptgericht kam ein perfekt gegrillter St. Pierre Fisch auf den Tisch.


Irgendwie erinnerte uns die Marinade, wie auch die Würzung der Vorspeise, an Indien. Vom Fisch blieb jedenfalls nichts übrig, er war einfach zu gut.

Sehr interessant war das Dessert, ein Salat aus Erdbeeren, Himbeeren, Honig und Nüssen. Sehr fruchtig, nicht zu süß.


US$ 40 bezahlt und schon ging es zurück, über den Schrott-Markt


in Richtung Meer und Unterkunft.

V. kaufte sich noch ein paar Früchte (mit wenig Geschmack), ich probierte an einem Stand zwei Süßspeisen


– billig, aber auch nichts Besonderes.

Mit ‚Nachtruhe’ war dann auch wieder nichts, um 22 Uhr hatten die Geschäfte auf der Straße noch geöffnet, es war einfach viel zu laut. Auch die Geräuschisolierung innerhalb des Riads war eine Katastrophe, man konnte die TV-Programme der anderen Zimmer gut mitverfolgen. Aber irgendwann, gegen 24 Uhr, wurde es langsam leise, man konnte einschlafen.

Wie ihr sicher merkt, am ersten Tag waren wir von Marokko wenig begeistert. Sicher, es ist ‚anders’ als alles was wir bisher gesehen hatten. ABER: hübschere Medinas hatten wir in Spanien gesehen, die Unterkünfte bisher waren suboptimal – das Abendessen war zwar lecker, aber wenn das schon das Beste gewesen sein soll...
 

Laxness

Gesperrt
06.05.2017
17
0
Am schlimmsten ist eher, dass es diese Räume überhaupt gibt.

Viele, die an dieser sinnlosen, geldfressenden und lebensverkürzenden Krankheit leiden, neigen nämlich dazu, die Tür dieser Räume für längere Zeit offen zu lassen etc., sodass auch Nichtraucher um diese Räume herum mit dem giftigen und widerlichen Qualm belästigt werden (leider schon an vielen Airports erlebt)...
Ich weiß, was Du meinst.Ich habe früher auch geraucht.
Aber glaube mir, es gibt noch weit schlimmere Zeitgenossen.

Stelle Dir einmal vor, einer fliegt auf Umwegen nach London, nur um dort stundenlang in einer Lounge englischen Fraß zu fotografieren.
Mit dieser sinnlosen, geldfressenden und lebensverkürzenden Aktion (Höhenstrahlung!) belästigt er uns mit Abgasen und vielleicht sogar Chemtrails.

Und damit nicht genug: mit seinen ungelenken, im Präteritum verfassten Berichten vom Klingeln seines Weckers bis zum Einsteigen in ein Flugzeug machte er seinen Thread zu einem der schlimmsten Räume, die es überhaupt gab.
 

Bilbo

Erfahrenes Mitglied
28.10.2009
3.333
70
PAD/HAJ/KSF
In Marokko an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Man wird gern und oft geblitzt. Hatte das Vergnügen letztes Jahr in Agadir. 40€ für 6 km/h zuviel.
 
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bluesaturn

Erfahrenes Mitglied
27.05.2014
3.738
351
Ich habe sehr spaet diesen Bericht gelesen und habe gerade den Abschnitt ueber Hawaii beendet. Vielen Dank fuer den Bericht und die Restaurant-Berichte. Ich denke, selbst fuers Wandern ist Hawaii ggf nicht geeignet. Ich las in anderen Berichten, dass die Wege recht schmal und steil waeren, was besonders nett ist, wenn sie schlammig sind und man riskiert, ein paar Meter den Hang hinab zu fallen.
Wahrscheinlich findet ihr Outdoor-Sachen nicht schick, aber ein D&G Pulli hilft eben nicht soviel gegen Wind oben auf einem Berg. Eine GoreTex-Jacke hingegen schon.
Und eine andere Frage: Warum nimmst du bitte 33kg mit nach Bangkok, zumal du anscheinend eine Waschmaschine vor Ort hast. Ist es nicht entspannter, mit weniger Gepaeck zu reisen?

Edit: Nachtrag:
Ich las, du erwartest den Handtuchwechsel mit einer sehr hohen Frequenz. Werden bei Euch zuhause die Bettwaesche und die Handtuecher ebenfalls jeden zweiten Tag ausgetauscht?
Okay, ich mag auch gerne frische Bettwaesche :) Aber man merkt, ich muss selbst die Waesche wechseln.
 
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Twin

Aktives Mitglied
05.09.2013
175
1
Ich les alle berichte von dir und hab eine frage: Wo hast du überall Status? Ich hab jetzt so oft gelesen, dass du ein kostenloses Upgrade in Hotels und bei den Autovermietungen bekommen hast. Es sei dir absolut gegönnt :)

Wieviel und bei welche Anbietern hast du/ihr Status?
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Warum nimmst du bitte 33kg mit nach Bangkok, zumal du anscheinend eine Waschmaschine vor Ort hast. Ist es nicht entspannter, mit weniger Gepaeck zu reisen?
Gebe Dir völlig recht, nehmen uns auch immer vor weniger mitzunehmen - aber dann wird der Koffer eben doch wieder voll. Jetzt in Marokko haben wir nur 18 und 21 kg dabei.

Ich las, du erwartest den Handtuchwechsel mit einer sehr hohen Frequenz. Werden bei Euch zuhause die Bettwaesche und die Handtuecher ebenfalls jeden zweiten Tag ausgetauscht?
Ja, zuhause werden auch täglich Handtücher und alle zwei Tage die Bettwäsche gewechselt. Und ich erwarte einfach auch im Urlaub minimum was ich auch zuhause habe.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
3. Tag / 5. Winterreise

Nachdem wir endlich gegen Mitternacht einschlafen konnten fanden wir es völlig unlustig um 04:45 vom Geschrei des Muezzins geweckt zu werden. In unser Zimmer wurde es 15 Minuten lang per Lautsprecher übertragen – ich denke in der Moschee war es leiser als bei uns im Zimmer.

Glücklicherweise konnten wir wieder einschlafen, bis wir um 07:30 von Mopeds geweckt wurden, welche durch die engen Gassen der Medina heizten – auch unter unserem Fenster.

Jetzt war es auch egal, ab unter die Dusche und im Anschluss festgestellt, dass es keinen Fön gab. Da nimmt man zum ersten Mal seinen eigenen Fön nicht mit, weil eh jedes Hotel einen hat – und dann das.

Hinauf auf die Dachterrasse, wo das Frühstück serviert wurde, mit hübschem Blick auf die Medina und das Mittelmeer.

Es gab eine kleine Kanne Kaffee, eine riesige Kanne mit heißer Milch, ein Glas frischgepressten Orangensaft, Marokkanische Crêpes mit Honig, einen Brotkorb inkl. Pain au Chocolate sowie Butter, abgepackten Schmelzkäse, Frischkäse & Marmelade.


Ich weis auch nicht, selbst das Omelette kam ungesalzen & ungepfeffert – Salz und Pfeffer gab es auch nicht auf dem Tisch. Seltsam!

Auch die Bezahlung der Rechnung, EUR 80 über Kreditkarte oder EUR 70 cash (da die Steuern entfallen würden) – Aha! Irgendwie waren die französischen Eigentümer merkwürdig, man fühlte sich etwas wie ungebetene Gäste in deren Haus.

So waren wir froh die Hühner zu satteln, unser Gepäck mussten wir auch selbst hinunter zum Parkplatz schleppen. Dort durften wir dann EUR 2 für den Parkplatz bezahlen – obwohl der Riad in booking.com ‚inkl, kostenlosem Parkplatz’ angepriesen wird.

Los ging es wieder durch die Neustadt hinaus aus Tanger, diesmal jedoch in östliche Richtung. Da wir relativ früh wegkamen, hatten wir nun Zeit. Für die Fahrt nach Chefchaouen bot Google Maps 3 Strecken an, zwischen 1 Stunde 45 Minuten und 2 Stunden Fahrtzeit. Wir wollten aber etwas sehen, entschieden uns für eine ganz andere Strecke, durch die Berge, Fahrtzeit ca. 4 Stunden.

Die Straßenverhältnisse wurden dann regelrecht abenteuerlich, wir waren froh eine Art SUV mit großer Bodenfreiheit zu haben. Die ersten 20 Kilometer war die Straße nicht mal asphaltiert, wir wunderten uns, dass Google einen über so einen Feldweg mit riesigen Schlaglöchern schickt. Irgendwann wurde es besser, wir kamen auf einer einspurigen Straße, mit Kiesseitenstreifen zum Ausweichen bei Gegenverkehr,


in eine bergige Landschaft.


Nein, das erwartet man nicht von ‚Afrika’, erinnerte uns eher an Österreich.

Raus war man aus dem ‚reichen’, ‚modernen’ Marokko




Durch eine Ortschaft, wo wir uns erstmal mit Coke Zero und Red Bull (gibt es selbst im kleinsten Kaff) eindeckten.


Überhaupt, alle waren immer sehr freundlich und zuvorkommend, nirgends wurde man bisher dumm angemacht, selbst V. nicht wenn sie alleine am Kiosk etwas besorgte. Im Gegensatz zu manchen anderen Ländern fühlten wir uns bisher sehr sicher, vor allem in der ländlichen Region.

Weiter in die Berge, wir kamen über Serpentinen richtig weit nach oben, wieder hinunter, wieder nach oben – das war ein herrlicher Umweg,


den wir froh waren genommen zu haben. So hatten wir viel mehr von Marokko gesehen als wenn wir die Hauptstraße genommen hätten.


Gerade auf den Nebenstraßen fühlt man sich wie im Automuseum, das Straßenbild prägen Golf I und Golf II sowie der gute W123 in Dieselausführung.

Ich muss zugeben, die 4 Stunden Fahrt (150 Kilometer) waren ganz schön anstrengend, die Sonne brannte extrem durch die Seiten- und Windschutzscheibe.

Der Motor des Renaults hatte auch ganz gut zu schaffen, aber das Triebwerk kannten wir ja schon aus dem Mercedes GLA 180d, welchen wir auf Sizilien hatten, waren also nicht im Geringsten verwundert.

Endlich in Chefchaouen angekommen mussten wir unseren Riad finden. Kurz angerufen und die Info erhalten, dass wir am ‚Bab Souk’, einem Eingangstor zur Medina erwartet würden.


So war es dann auch: das Gepäck wurde uns abgenommen, mir ein Parkplatz zugewiesen. Zu Fuß dann in die wunderschöne blau/weiße Medina Chefchaouens, zum ‚Riad Cherifa’.


Dieser Riad entsprach schon mehr dem, was wir uns vorgestellt hatten, alles noch im ursprünglichen Design, mit wunderschönen Fliesen und Deckenbemalung.


Wir bekamen zuerst einen Minztee und Plätzchen im Innenhof mit Pool


angeboten,


bevor es nach oben


in unser Zimmer


Mit tollem Badezimmer (mit Türe & Fön)


ging.

Wir hatten nun Lust auf ein spätes Mittagessen, liefen durch die sehr hübschen Gassen der größtenteils renovierten Altstadt










zum Hauptplatz,


in dessen Nähe sich das Restaurant ‚Chez Hircham’, sehr empfohlen in TA, befindet.

Wie es sich herausstellte handelt es sich hier um das Dachrestaurant eines Hotels, welches sich über 3 Stockwerke erstreckt. Wir suchten uns einen Tisch, bekamen die üblichen Oliven und Brot hingestellt.


Ich bestellte mir einen sehr leckeren Salat mit Ziegenkäse, Nüssen und Rosinen, V. eine überaus langweilige Suppe


sowie als Hauptgericht furztrockengegrilltes Rindfleisch – ungenießbar.

Das Beste war klar der Blick vom Restaurant auf Hauptplatz und Kasbah.


So liefen wir weiter durch die mit Touristen völlig überlaufenen Medina, betrachteten die Auslage der Souvenirläden,


kamen zum Wasserfall (schrecklich!) und entschieden uns den Rückweg zum Riad anzutreten – denn es war unglaublich heiß, die Sonne brannte wie verrückt.

Was besonders nervt? Alle 20 Meter wird man angesprochen ob man Haschisch kaufen möchte.

Im Zimmer angekommen merkten wir erst wie fertig wir waren, die Fahrt, die Sonne und 5 Kilometer zu Fuß in der sengenden Hitze. So entschieden wir uns etwas auszuruhen, bevor es am gegen 8 zum Abendessen ging.

Das ausgewählte Restaurant ‚Beldi Bab Ssour’ lag 5 Minuten vom Riad entfernt ebenfalls in der Medina, belegte Platz Nummer 2 in TA – was, wie wir wissen, nicht viel heißen muss, vor allem in Marokko. Wenigstens war es als günstig, authentisch und lecker beschrieben.

Der Laden war schon sehr einfach, einige der Touristen waren sogar barfuß unterwegs. Wir entschlossen uns es auszuprobieren, trotz des Publikums, bekamen einen kleinen Tisch zugewiesen.

Natürlich gab es Oliven & Brot, dazu diesmal noch einen Chili-Dip. Wir bestellten Salat mit Ziegenkäse, einen Auberginen- sowie einen Zuchini-Salat, kräftig nachgesalzen richtiggehend lecker.


Das Hauptgericht, ein Ochsenschwanz aus dem Tajine – naja, jedenfalls schmeckte es etwas besser als das Gericht aussah.


Wir bezweifeln, dass wir und das Essen in Marokko noch große Freunde werden.

Da wir wieder nicht gerade viel gegessen hatten, besorgten wir uns auf dem Rückweg etwas Süßes.




Auch nicht der Knaller!
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
4. Tag / 5. Winterreise

Zu unserer Überraschung wurden wir um 04:45 nicht vom Muezzin aufgeweckt, diesmal war es erst um 06:30 der krähende Hahn des Nachbarhauses. Ein weiteres Problem unseres Zimmers war, dass unsere Fenster (inkl. Badezimmer) direkt zum Innenhof des Riads gingen. So wie wir selbst bei geschlossenen Fenstern alle Geräusche aus dem Innenhof hörten, hörten alle im Innenhof unsere Geräusche. Ganz toll!

Egal, wir waren nun eh so früh wach, dass sich sowieso noch niemand im Innenhof aufhielt.

Geduscht, Taschen gepackt und um 8 als die Ersten im Innenhof zum Frühstück erschienen. Dieses gestaltete sich wieder wie am Vortag aus Orangensaft, marokkanische Crêpes, ein Ei, Brot, Butter, Frischkäse und Marmelade, dazu Kaffee mit Milch.


Na das kann ja lustig werden wenn das jeden Tag so weitergeht! Wenigstens gab es diesmal Salz und Pfeffer!

Nach dem Frühstück die Taschen zum Auto geschleppt und um kurz vor 9 bereits auf der Straße gewesen, ein letzter Blick zurück auf Chefchaouen.


Wir wählten diesmal die Bundesstraße N13 für die 200 Kilometer bis Fes, laut Google Maps 3 ½ Stunden Fahrzeit.

Anfangs ging es noch durch das Rif Gebirge, die Straße zwar gut ausgebaut – aber eben sehr kurvig: Zudem teilte man sie sich auch mit anderen Verkehrsteilnehmern.


Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h war nicht durchgängig machbar, obwohl sich V. größte Mühe gab.

Langsam kamen wir hinunter ins Flachland, die Landschaft änderte sich merklich, statt Berge nun mehr sanfte Hügel mit Weizenfeldern.

An der Ortseinfahrt von Ouzzane erwischte es V., statt der erlaubten 60 km/h wurde sie mit 67 km/h erwischt. Toleranzabzug? Gibt es nicht! Dafür waren die Polizisten sehr freundlich, nahmen uns 150 Dirham (US$ 15) ab, übergaben uns eine Quittung und posierten sogar fürs Foto.


Nun ging es weiter, mit genau der erlaubten Geschwindigkeit. Zum Glück, denn keine 20 Kilometer später war schon die nächste Kontrolle.

Überhaupt, Polizeikontrollen gab es zuhauf, meist wurden wir angehalten, Dokumentenkontrolle – wir nahmen an, dass es daran lag, dass man Mietwagen am Nummernschild schon von weitem erkennt. Nachdem wir aber das Prozedere schon kannten, reichten wir immer sofort die Fahrzeugpapiere, Führerschein und Pass nach draußen. Die Polizisten überprüften meist nur noch den Einreisestempel, gaben die Dokumente zurück und wir durften weiter. Obwohl alle sehr freundlich waren nervte es ab dem 5. Mal dann doch.

Ca. 50 Kilometer vor Fes empfahl Google Maps das Abbiegen von der N13, um über eine Nebenstraße schneller das Ziel zu erreichen.


Wir nahmen den Vorschlag an, kamen wieder auf eine einspurige Straße mit unbefestigten Seitenstreifen, um bei Gegenverkehr ausweichen zu können.

Das Erscheinungsbild Marokkos änderte sich hier deutlich, zwar wieder sanfte Hügel und meist Weizenfelder,


aber alles wesentlich ärmer als noch 100 Kilometer nördlich. Die Dörfer bestanden nun statt aus weißgetünchten Häusern aus niedrigen Lehmhütten, bevorzugtes Transportmittel war der vollbepackte Esel.

Da die Straße auch für den Viehtrieb benutzt wurde, musste V. einige Male anhalten.


Endlich erreichten wir Fes, fuhren durch die ärmliche Vorstadt, wo gerade auf der Straße Markt abgehalten wurde, ins Zentrum. Hier konnten wir uns auch das erste Mal ein Bild vom marokkanischen Verkehr machen, alles viel chaotischer als in Tanger, vor allem im Kreisverkehr.

Ohne Kratzer und Beulen erreichten wir den vom Riad beschriebenen Parkplatz, stellten das Auto ab und zogen unsere Taschen zur Unterkunft, dem ‚Riad Ananta’.

Obwohl es noch weit vor 13 Uhr war bekamen wir schon unser Zimmer zugewiesen, allerdings genau an der Hotelrezeption, mit Fenstern von Zimmer und Bad/WC ausschließlich zur Lobby.


Zwar ist das Zimmer sehr schön,




aber die Lage nervte!

(links die Türe zu unserem Zimmer)

Wir stellten kurz die Taschen ins Zimmer, gingen hinauf auf die Dachterrasse,


wo uns der obligatorische Willkommenstee mit Plätzchen serviert wurde.


Eine Karte der Stadt geben lassen und schon ging es hinaus in die Gassen der Medina.


Durch das ‚Bab Boujloud’


hinein in die Altstadt, bzw. den Bazar –


denn die gesamte Medina ist ein Markt, auf dem derselbe Chinaschrott angeboten wird,


den wir auch schon in Tanger, Chefchaouen, Odessa, Bangkok etc. gesehen hatten. Ursprüngliches? Gibt es nicht mehr. Selbst die marokkanischen Souvenirs kommen zum größten Teil aus China (z.B. Teekannen, Teller usw.).

Von der Altstadt sieht man kaum etwas, alles ist voll mit diesem Schrott – das nervte ohne Ende! Zudem ist Fes eine reine Touristenstadt, alles auf den Massentourismus abgestimmt.

Völlig desillusioniert kehrten wir in ein Restaurant in der Innenstadt ein,


in welchem nur Araber saßen (meist auch Touristen, aber eben wenigstens arabische – da konnte das Essen nicht so schlimm sein), obwohl draußen schon der Artikel über das Restaurant aus dem ReierAir-Magazin hing.

Der Inhaber führte uns in die Küche, wo wir von den verschiedenen Tajine probieren durften.

Wir nahmen Platz, wollten einfach nur noch abschalten und etwas essen, erwarteten nicht mehr besonders viel. Und so wurden wir überrascht: das Essen war ordentlich, sogar gesalzen! Es geschehen noch Zeichen und Wunder.


Nach dem Essen wieder hinaus in den furchtbaren Touristentrubel. Alle 10 Meter wurde man angesprochen, verfolgt, genervt. Ich sprach nur noch Russisch – eine Sprache, die die Schlepper zum Glück noch nicht verstehen (was sie nicht abhielt uns weiterzuverfolgen). Wir rannten schon fast, wollten nur diesen aufdringlichen Menschen entkommen.

Irgendwann erreichten wir eine weitere Sehenswürdigkeit (Zaouia Sidi Ahmed Tijani),




bogen nach rechts ab und kamen zum ‚Al Attarine Madrasa’, einer historischen Islamschule. Dort zahlten wir US$ 2/Person Eintritt, durften das Gebäude von Innen besichtigen.




Weiter zur Gerberei, der ‚Tannerie Chouwara’.

Hier erklommen wir eine Dachterrasse, um uns von oben einen Überblick zu verschaffen. Freier Eintritt (ja, klar!), kein Kaufzwang.

Wenigstens war es interessant, die einzelnen Schritte des Gerbereiprozesses wurden sehr gut erklärt.




Ich übergab dem freundlichen Guide ein paar Dirhams und wir zogen weiter, vorbei an Kesselflickern und Süßigkeitenständen.

(erinnert stark an indisches ‚Jelebi’)

So langsam hatten wir die Schnauze gestrichen voll von der Medina, wir waren nur noch genervt, wurden schon aggressiv. Fragte man nach dem Weg (mobiles Internet funktionierte in den engen Gassen nicht) lief sofort jemand vor einem her – obwohl man x-Mal ‚Nein, Danke!’ sagte. Das Ganze gipfelte dann darin, dass man für den ungewollten Service ein Trinkgeld verlangte. Nicht etwas 10 oder 20 Dirham, nein, gleich 100 (also US$ 10). Bevor ich einen Marokkaner verprügeln konnte (und wahrscheinlich im Gefängnis gelandet wäre), zog mich V. aus der Altstadt, wir nahmen ein Taxi nach ‚Fes-Jdid’, dem mittelalterlichen Teil der Stadt mit Königspalast und jüdischem Viertel.

Dort zog es uns erstmal in ein Café, zum ersten ordentlichen Kaffee in Marokko.


Am Königspalast vorbei,


Durch das ‚Bab as Semmarine’ in die Hauptstraße – natürlich wieder ein Bazar mit unzähligem Chinaschrott. Wenigstens konnten wir dort ungehindert durchschlendern, weder sprachen und Schlepper an, noch wurde uns Haschisch angeboten.

An der Befestigungsanlage rechts durch den Park Sibil und das Stadttor ‚Bab Chems’ auf den ‚Place Boujloud’.


Wir waren fertig, genervt – und durstig. Also fragten wir in einem Café nach Coke Zero und bekamen prompt eine warme, normale Cola hingestellt. Wir wiesen freundlich darauf hin, dass wir gerne eine kalte Coke Zero hätten und wurden gleich pampig angemacht. Also verließen wir das Lokal ohne zu bezahlen (wir hatten ja nichts getrunken), erhielten ein paar böse Schimpftriaden hinterhergerufen.

Von ‚Fes’ hatten wir genug, entschlossen uns zum Riad in unser Kerkerzimmer zurückzukehren.

Die Rezeptionistin bestätigte uns, dass Fes in den letzten 3 bis 4 Jahren zur absoluten Touristenfalle verkommen wäre, die Schlepper auch vor lokalen Touristen keinen Halt machen würden. Die Frage nach einer lokalen, handgearbeiteten Teekanne beantwortete sie mit ‚vielleicht in Marrakesch, sicher nicht in Fes’. Soviel dazu.

Nachdem wir uns etwas erholt hatten und man uns wenigstens ein kaltes Wasser servieren konnte, wollten wir uns zum Abendessen aufmachen, kein Tajine!

Die Spezialität Fes ist ‚Pastilla’,
https://en.wikipedia.org/wiki/Pastilla

ein ‚Fleischkuchen’ (Taubenfleisch), mit Puderzucker bestreut. Die nette Rezeptionistin beantworte meine Frage nach einem Restaurant für eine gute Pastilla mit ‚at home’. Sie machte mir klar, dass wir das in Fes vergessen könnten, die Restaurants wären auf Touristen eingeschossen, eine gute Pastilla mit Taubenfleisch nicht erhältlich.

Nachdem wir wirklich keine Lust auf Auberginen, Zucchini und vor allem Tajine hatten, TA auch keinen Ausweg kannte, entschlossen wir uns die Touristenhölle der Medina von Fes zu verlassen, setzten uns ins Auto und fuhren zur großen Shoppingmall,


wo wir in einem amerikanischen Restaurant einkehrten.


Selten waren wir so froh über Hamburger und eiskalte Coke Light!


Nach dem ganzen marokkanischen Essen war dies ein absoluter Hochgenuss!

Noch kurz ein Eis bei McDonalds und uns mit Snacks für die nächsten Tag im Supermarkt eingedeckt. Interessant, in Marokko gibt es per Gesetzt seit Juli 2016 keine Plastiktüten mehr, sehr beispielhaft.


Überhaupt, die Neustadt von Fes ist so ganz anders, die Menschen freundlich und aufgeschlossen, Kopftücher sieht man seltener als in der Altstadt. Die Menschen sind modern gekleidet (vor allem mit Philipp Plein-Kopien), viele Frauen haben die Haare blond gefärbt, sogar Minikleider haben wir gesehen.

Nachdem wir unsere Laune wieder etwas aufgebessert hatten fuhren wir wieder zurück in die grausige Altstadt, parkten das Auto und begaben uns wieder in unseren Kerker, wo wir den Abend ruhig (man hört draußen ja alles) ausklingen ließen.

Morgen geht es weiter, weg aus Fes, HURRA!!!