Aus dem Tagebuch eines Stempelsammlers:
Wir schreiben den 24.12.2019: Nach dem traditionellen Weihnachtsessen mit der Familie geht’s gegen 22:00 auf zum Flughafen Wien-Schwechat, ausgestattet mit einem 2fach-Touristenvisum für Russland und einem Transitvisum für Belarus. Geplant ist eine Partynacht in Vilnius von 25. auf 26. Dezember und dann ein Besuch vom Weihnachtsmarkt am Roten Platz in Moskau.
Abflug Wien-Moskau ist am 25.12. um 0:10. So leer hab ich den wiener Flughafen noch nie erlebt. Ankunft in Moskau um 4:50 Ortszeit. Ein ganz junger Grenzbeamter, der von einem älteren gerade eingeschult wird, gibt mir den 1. Stempel. Was sie beide nicht am Schirm hatten: Der Stempel stand noch auf 24.12.2019. Ich hab es erst kurz darauf bemerkt, aber nach dem Schranken gibt’s kein zurück mehr. Was soll´s? Erst mal per Expresszug in die Stadt und in ein Hotel direkt am Bahnhof, um ein paar Stunden zu schlafen. Hatte keine Lust, 10 Stunden Transitzeit am Flughafen abzusitzen und Stempel bringt das ja auch keine.
Nach dem Aufstehen um 11:00 wieder zurück zum Flughafen, um meinen Anschlußflug nach Vilnius zu kriegen. Doch dann bei der Passkontrolle lange Gesichter: Einreisestempel von 24.12., aber das Visum erst ab 25.12. gültig. Ich hab der Dame in gebrochenem Russisch erklärt, daß ich früh angekommen bin und der Stempel noch nicht umgestellt war. Sie sagte, ich soll warten und verschwand mit meinem Pass und meinem Ticket in ein Büro. Nicht das ich Angst gehabt hätte, daß sie mich dort gleich einkassieren, aber wer russische Bürokratie kennt, der kann sich ausmalen, daß sowas auch mal länger dauern kann. Nach ca. 15 Minuten kam sie mit meinen Sachen zurück. Das Datum vom Stempel wurde mit Kugelschreiber auf 25.12. korrigiert, was bei der Dame in der Kontrollbox die Frage aufwarf, warum ich am selben Tag, und zwar schon gegen Mittag, wieder ausreise. Sachverhalt erklärt, Ausreisestempel und ab zum Gate Richtung Vilnius.
Angekommen in Vilnius VNO hatte ich eine ältere Dame an der Passkontrolle, deren Uniform goldener wirkte, als die ihrer Kollegen und es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit, ihr einen litauischen Stempel in einen EU-Pass abzuringen. Interessehalber hat sie ihn durchgeblättert, und da sie schon 4 weitere litauische Stempel gefunden hat, ließ sie sich schließlich erweichen.
Ab in die City ins Apprtment, geduscht und noch 2 Stunden geschlafen. Dann ab auf die Party. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht viel zu trinken, weil mein Flug nach Minsk bereits für 8:30 am 26.12. angesetzt war und ich mich nach der Party nicht ausschlafen konnte. Aber dann kam alles anders und ich fand mich gegen 6:30 sturzbetrunken in einem Taxi Richtung Flughafen wieder. Das ich es tatsächlich durch die Sicherheitskontrollen ins Flugzeug geschafft habe, verdanke ich wohl nur meiner ausgezeichneten Selbstbeherrschung und meiner Kenntnis der Prozedur. Das süße Mädchen an der Passkontrolle gab mir ohne Wiederstand, dafür aber mit einem freundlichen Lächeln meinen Ausreisestempel.
Der 35-Minuten-Flug von Vilnius nach Minsk war der 1. in meinem Leben, den ich von Anfang bis Ende verschlafen habe. Aber nach der Landung war ich wieder einigermaßen klar im Kopf. Bei der Passkontrole in Minsk schickte man mich in den 1. Stock zum Transfer. Ich war schon fast dort, als ich mir dachte „Nein, du hast ein Transitvisum, damit kannst du einreisen... also reist du jetzt ein. Wieder runter, zu einem anderen Schalter, Migrationskarte ausgefüllt, Stempel auf´s Visum und raus aus dem Flughafen... eingentlich nur zu einer Imbissbude direkt davor, um mir ein Katerfrühstück zu genehmigen. Die hatte aber geschlossen, also zurück zum Flughafen, um dort was zu essen, anschließend weiter nach Moskau.
Interessant ist, daß es zwischen Belarus und Russland keine Grenzkontrolle gibt. Das heißt, kein belarussischer Ausreisestempel und auch das Migrationsformular aus Minsk nimmt man nach Moskau mit. Dort angekomen gibt’s einen russischen Einreisestempel und die Frage, was man in Minsk gemacht hat. „Nur Transit“ reichte als Antwort und ab durch die Scharnke, immer noch die belarussische Migrationskarte in der Tasche. Am Abend Besuch des großen Weihnachtsmarkts am Roten Platz, einmal wieder richtig ausschlafen und nach dem Frühstück zurück auf den moskauer Flughafen SVO. Belarussische Migrationskarte abgegeben, Ausreisestempel bekommen, keine weiteren Fragen. Ab nach hause nach Wien.
So endeten 3 anstrengende und aufregende Tage. 2 Einklebevisa, 7 Stempel, 3 Seiten im Pass vollgekriegt. Jackpot!!!!