Boeing-Problemflieger 737 Max droht das Aus
Es wird eine Drohkulisse aufgebaut, um Kongress/FAA zu entsprechenden Zugeständnissen zu drängen.
Natürlich muss man sich schon sehr fragen, warum tausende NG und Hunterte Max8/Max9 weiterfliegen dürfen, die Max10 jetzt aber unbedingt ein neues EICAS braucht...
Als Grund für die Unglücke galt eine defekte Steuerungssoftware.
Es wird auch durch Widerholung nicht besser... Die Software (sofern man ein wenige 100 Bytes Programm heute überhaupt noch so nennen mag) hat exakt das gemacht, was von ihr erwartet wurde. Da war nichts "defekt". Das gesamte Konzept war fehlerhaft, das war eine high Level Entscheidung von Engineering und Vorstand, es war die Entscheidung für eine supersimple "Lösung" die man für ein komplexes Problem gewählt hat. Und zwar klar eine falsche, die jetzt durch ein paar weitere hinzugefügte Entscheidunskriterien in der Software immer noch prinzipiell falsch ist.
Selbst mit absolut präziser und durch redundanz zuverlässiger AoA Information ist die Grundidee "wenn AoA im Stallbereich dann 30 Sekunden kopflastig trimmen" dämlich und gefährlich.
Aber auch da heißt es: Hardware tauschen. Die EASA ist schon so nett und sagt: Man muss nicht unbedingt Löcher in die Außenverkleidung für weitere AoA bohren, aber ein gescheites Modell zur Plausibilitätsprüfung, das eben nicht nur AoA Messwerte einbezieht, das hätten sie schon gerne. Und dafür ist halt die aktuelle FCC Hardware zu langsam.
Es geht dabei nicht unbedingt um Löcher. Es macht durchaus Sinn, Informationen über physikalisch verschiedene Messmethoden zu ermitteln, da es die Möglichkeit gemeinsamer Fehler verringert. Und die Plausibilitätsprüfung muss ja nicht im FCC erfolgen, es gibt durchaus auch "smart probes" mit eigenen integrierten Computern, die die notwendigen Berechnungen intern durchführen, und nur noch ein auf Plausibilität geprüftes Ausgangssignal liefern, oder man schaltet eine eigene Air Data Unit vor, die die Informationen aus den Sonden aufbereitet.
Auch Airbus prüft die Datenplausibilität der Sondendaten nicht in den Flugsteuerungscomputern, sondern in den ADIRUs.
Die gesamte 737 Steuerung ist halt 60er, alles was man da noch aufpfropft verschlimmbessert es nur.
In einigen Situationen wird es helfen, in einigen (auch in solchen an die bisher niemand gedacht hat) wird es versagen.
Genauso ist es unsinnig, jetzt obendrauf ein neues Warnsystem zu setzen, dessen Logik einer völlig anderen Zeit entstammt als die Flugsteuerung. Das ist wie in eine Ente ESP bauen zu wollen, und darauf zu hoffen, dass man damit jetzt doppelt so schnell durch die Kurven brettern kann...
Während die FAA einerseits auf vermehrte "smarte" Warnlogiken drängt, sehen wir mehr und mehr Unfallberichte die zeigen, dass viele dieser "smarten" Logiken, z.B. die Inhibit Funktionen einiger Warnungen, kläglich versagen. Dass Piloten plötlich nach der Landung die bis dahin zur Reduktion der Arbeitsbelastung unterdrückte Fehlermeldung bekommen, die erklärt warum sie die letzten 30 Minuten mit dem sich komisch verhaltenden Flugzeug kämpfen mussten...
Und während Flugzeuge langsam so komplex geworden sind, dass selbst zwei von vielen Computern unterstützte Piloten bisweilen an ihre Grenzen kommen, diskutieren einige das Einmanncockpit...