Da die Bauvorschriften noch aus der Zeit vor Computern stammt, und reine mechanische Physik sich beliebig oft gleich verhält, ist es nicht explizit gesagt. Implizit kann man aber davon ausgehen, das ein gefordertes Verhalten jederzeit gewährleistet ist, beliebig oft pro Flug.
Exakt, das ist der "Stand der Technik" (man könnte noch nach allgemein anerkannten Regeln der Technik, eben dem Stand der Technik und sogar in der schärfsten Variante dem Stand von Wissenschaft und Technik differenzieren).
Und zwar in dem Fall 737 sogar
zum Zeitpunkt der ursprünglichen Konstruktion!
In den USA läuft das unter "state of the art".
Nun werden spitzfindige Juristen/BWLler sagen, z.B. für Feuerlöscher fordert man ja auch nicht dass er mehmals pro Flug funktioniert, ohne das das explizit erlaubt ist...
Genau das geht hier eben nicht, und zwar auch nicht über die Wahrscheinlichkeitsrechnung, eben
weil es mindestens eine technische Lösung gibt, die jedenfalls den Mangel der wiederholten oder sogar kontinuierlichen Verfügbarkeit nicht hat.
Die Vorgabe, dass ein Luftfahrzeug "keine Merkmale oder Eigenschaften aufweist, die die Betriebssicherheit beeinträchtigen", findet sich u.a. schon in der EU Verordnung EG 216/2008 zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Zivilluftfahrt, und damit ist im folgenden Text schon der Stand der Technik gemeint. Z.B. in Art. 5 Abs. 6 Lufttüchtigkeit:
"Bei dem Erlass der in Absatz 5 genannten Maßnahmenachtet die Kommission besonders darauf, dass diese a) dem Stand der Technik und den bestbewährten Verfahrenauf dem Gebiet der Lufttüchtigkeit entsprechen; b) den weltweiten Erfahrungen im Luftfahrtbetrieb sowie dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt Rechnung tragen; ..."
Ganz ehrlich: MCAS als Ersatz für die progressive Gegenkraft am Steuerhorn zu Stall-Vermeidung ist nicht zulassungsfähig. Auch nicht mit Jura-Tricks und 1309 bestochen schwörenden Systemspezialisten
Das weiß auch Boeing ganz genau:
"Allerdings sollen die Amerikaner laut Medienberichten ein Analysten-Team zusammengestellt haben, welches im Falle einer Ablehnung des reinen Software-Updates durch die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA, mögliche Anpassungen der Triebwerksaufhängung mit Blick auf die Aerodynamik untersuchen sollen."
Quelle:
https://reisetopia.de/news/boeing-legt-797-auf-eis/
Die Frage ist also wohl eher, wie gut die politische Rückendeckung für die Behörden ist, sinnvolle Vorschriften auch sinnvoll durchzusetzen...
Es macht in der Tat den Eindruck, dass sie über Politik, Lobby und Marketing eine Wiederzulassung mit einer reinen Software-Lösung, die nicht umsonst Patch ("Flicken") heißt, durchsetzen wollen, die bei korrekter Anwendung der Vorschriften wohl nicht zulässig ist.
Spätestens bei der EASA und den Chinesen werden sie sich da aber die Zähne ausbeißen.