Elefanten! Buffelsdrift hat drei zahme Exemplare, zwei Bullen und eine Frau, alle neun Jahre alt, also noch nichtmal in der Pubertät. Zu den im Übernachtungspaket eingeschlossenen Aktivitäten gehört die Elefantenfütterung – klar, dass wir auf sowas nicht verzichten und davon auch Fotos machen wollten.
Fotografisch bedeutete diese Aktivität allerdings eine große Herausforderung, denn die Fütterung fand am sonnigen Nachmittag in vollem Gegenlicht statt. Das bedeutet, dass die Vorderseite der Elefanten dabei stets direkt im Schatten war.
Professionell würde man dieses Problem entweder durch den Wahl einer anderen Location lösen, oder – falls dies nicht möglich ist – zur Schattenaufhellung eine riesige Blitzanlage mit mehreren Lichtwannen aufbauen und die Belichtung manuell einmessen.
Als touristischer Amateur, der eine Reise nur nebenbei mit einer handlichen Kompaktkamera ohne Zubehör fotografiert, muss man zu anderen Optionen greifen und sich die spezifischen Eigenschaften und Funktionen moderner digitaler Kameras zunutze machen. Kurzum: Man muss den zur Verfügung stehenden (limitierten) Dynamikbereich mit einem Trick künstlich erweitern.
Hierbei stößt man zwangsläufig an die technischen und physikalischen Grenzen, sodass es sinnvoll ist, dafür die Kamera mit dem bestmöglichen Sensor einzusetzen. Die Wahl fiel deshalb nicht auf die HS20EXR oder X10, sondern auf die X100 mit ihrem vergleichbar großen APS-C-Sensor, der einerseits für mehr Dynamik und andererseits für weniger Bildrauschen steht. Wie die meisten anderen Fuji-Kameras verfügt auch die X100 über eine DR-Automatik, um den verfügbaren Dynamikbereich (dynamic range = DR) mit einem Trick zu erweitern. Hierzu wird die Aufnahme von der Kamera einfach um eine oder zwei Blenden unterbelichtet, um die Lichter (hier: Himmel, Wolken) zu erhalten. Anschließend hellt die Kamera die dabei total abgesoffenen dunkleren Partien durch Anpassung der Tonwertkurven in der RAW-Datei wieder auf und erzeugt eine ausgewogene JPEG-Datei, der man diese nicht ganz trivialen Operationen nicht mehr ansieht.
Hier sehen wir eine unbearbeitete Aufnahme der einlaufenden Elefanten, also ein Abbild der unbearbeiteten, von der Kamera im DR-Modus um zwei Blendenstufen unterbelichteten RAW-Datei aus der X100:
Man erkennt sofort den satt blauen Himmel und die perfekt durchzeichneten Wolken. Hier ging bei den Lichtern nichts verloren. Allerdings: Vom Rest und damit den eigentlichen Motiven scheint nicht viel mehr geblieben zu sein als eine schwarzgraue Masse. Ein Foto für den Papierkorb? Mitnichten, schließlich wurde mit voller Absicht so belichtet.
Mal sehen, was die Kamera vollautomatisch daraus macht. Hier das unbearbeitete JPEG, das die Kamera aus dieser RAW-Datei durch Anpassung der Gradationskurven erzeugt:
Ja, dies ist wirklich dasselbe Foto, so wie es die Kamera auf vielfachen Kundenwunsch aus dem "RAW-Negativ" entwickelt. Für unsere vergleichsweise anspruchslosen Zwecke ist dieses JPEG in der Regel auch ausreichend, um es mit iPhoto oder anderen Programmen zu bearbeiten.
Trotzdem zum Vergleich hier eine von mir in DxO Optics Pro Elite 7 und iPhoto manuell durchgeführte, recht neutrale RAW-Entwicklung dieses Bildes:
Wie man sieht, ist es durchaus möglich, noch mehr aus dem Foto herauszuholen. Die typischen "Fuji-Farben" gingen bei dieser neutral angesiedelten Entwicklung allerdings verloren, sie sind ein Geschäftsgeheimnis des Kameraherstellers, das kein Anbieter von RAW-Entwicklern als Preset bekommt – nicht Apple, nicht Adobe und natürlich auch nicht DxO. Nicht einmal die der Kamera beiliegende RAW-Software kann die Kamerafarbgebung nachempfinden, sondern nur annäherungsweise simulieren.
Hier deshalb eine Astia-Filmsimulation aus dem RAW-Entwickler DxO Optics Pro Elite mit aktiviertem Filmpack Elite. Wie man sieht, ist es DxO ganz gut gelungen, Fujis Geschäftsgeheimis nachzuempfinden. Software dieser Qualitätsklasse kostet allerdings auch etwas Geld.
Zum direkten Vergleich hier das in iPhoto ebenfalls leicht optimierte Astia-JPEG aus der Kamera:
Nicht unähnlich, aber auch nicht annähernd identisch.
Für unseren Hobby-Workflow nehmen wir nun die zuletzt gepostete, in iPhoto leicht optimierte JPEG-Datei, schärfen und entrauschen sie in Topaz Infocus und DeNoise, und wenden schließlich in Topaz Adjust unseren "Afrika-Filmfilter" an, um auch der Elefantenserie den typischen Buffelsdrift-Look der zuvor gezeigten Aufnahmen zu geben:
Das Ergebnis sieht dann folgendermaßen aus – Einmarsch der Gladiatoren: