Mir geht es jedoch gegen den Strich, wenn das ganze auf "Naja, beide Seiten lügen eben. Wer weiss schon welche." reduziert wird. Wir haben auf der einen Seite Demokratien mit grundsätzlich funktioniereden Medien und auf der anderen Seite eine diktatorische Oligarchie mit erheblich zensierten Medien. Die desinformativen Lügen letzterer sind im höchsten Maße offensichtlich. Die Situation ist eine andere als bei den Lügen zum "rauchenden Colt" im Irak, wo jedem aufgeklärten Menschen bewusst war, dass die Darstellungen manipuliert sind.
Das geht noch weiter. Bei den Lügen zum rauchenden Colt konnte jeder, auch in den Medien, und ob in den USA oder anderswo, frei sagen, dass er es für Schwachsinn hält, und Belege für das Gegenteil anführen.
Probiert man sowas in Russland oder anderen Staaten lange genug, kommen ein paar kräftige Sergejs vorbei und prügeln dich platt. Oder, wenn du es wert bist, kriegst du gleich was Dioxinhaltiges ins Dessert gemischt.
Die USS Vincennes hat eine iranische Passagiermaschine abgeschossen, weil eine Software Amok gelaufen ist und ein gestresster Radartechniker das steigende Flugzeug als sinkend wahr nahm. Das wurde aufgearbeitet, nicht unter den Teppich geklärt, nicht geleugnet, nicht mit massiver Propaganda umzudeuten versucht. Leider haben die Jungs alle einen Orden vom G.W.H. Bush bekommen; wieso, weiss ich nicht, aber unnötig war es ohne Frage.
Und dann kommen irgendwelche Leute ums Eck und vergleichen das mit dem vorliegenden Abschuss der MH17.
Ich finde es in so einem Zusammenhang immer hilfreich, bei der Betrachtung solcher Konflikte auch darüber nachzudenken, welche Seite eher für eine Welt einsteht, in der man leben möchte, und deren Werte man teilt.
Und wenn man dann an die Ideale der Aufklärung glaubt, an Vernunft, an Freiheit, an einen Rechtsstaat, auch einen solchen, der seinen Feinden die gleichen Rechte einräumt, wie seinen Freunden, dann folgt, vereinfacht gesagt: die Russen sind die bösen. Die Hamas übrigens auch. Linke und Arabische Israelis dürfen mitten in Tel Aviv eine Solidaritätskundgebung mit Gaza veranstalten. Arabische, muslimische Israelis können sich, wenn sie sich schikaniert oder was auch immer fühlen, durch alle Instanzen klagen. Stellt euch mal vor, ein Jude (am besten noch schwul, und auch gleich noch weiblich) stellte sich in Gaza auf eine Kreuzung und würde dagegen demonstrieren, dass in letzter Zeit immer so viele Raketen über sein Dach in Richtung Osten fliegen...