@HON/UA
Vieles, was Du zur derzeitigen Regierung der Ukraine und ihrem Zustandekommen schreibst ist sicher näher an der Realität als mancher Eindruck, der womöglich bei uns entsteht. Wobei Du offenbar uneingeschränkt Zugang zu unseren Medien hast und wahrscheinlich bestätigen kannst, dass auch bei uns durchaus kritisch über die neue Regierung und auch über die Korruption auch in ihrem Umfeld berichtet wurde. Leider nicht in der Boulevardpresse, die meist nur noch einseitig eine Seite abfeiert.
So sehr ich auch schon viele, gute Beiträge von Dir in diesem Forum gelesen habe, so sehr unterstelle ich aber auch, dass Du durch momentane, persönliche Betroffenheit oder ein Umfeld, in dem man sich gegenseitig hochschaukelt, die Vorgängermachthaber im Nachhinein etwas zu unkritisch siehst. Spätestens seit dem Giftanschlag gegen Juschtschenko muss doch klar gewesen sein, dass man es mit Kriminellen zu tun hatte, die sich zum Machterhalt fremdsteuern liessen von Putin & Co.
Viele der Vorschläge für die Zukunft der Ukraine, die Du hier aus dem Stehgreif auf Nachdruck (Danke!) von "janfliegt" skizziert hast, klingen sehr plausibel und vernünftig. Daher meine Frage: gibt es zum neuen Präsidenten Poroschenko und seinem Umfeld (inklusive des neuen Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, dessen Möglichkeiten vom Westen und unseren Medien überschätzt und deren Unterstützung eher geschadet haben dürfte, dem ich aber zu allererst sein ehrliches Engagement ohne finanzielle Interessen abnehme) mehr Vertrauen seitens der Bevölkerung oder von Deiner Seite?
Was die Eskalation der Situation durch die beinahe naiven Lockangebote durch einzelne Landespolitiker aus der EU und den Versuch der NATO gleich das entstehende Vakuum zu nutzen angeht, habe ich zu Beginn der Auseinandersetzungen auch hier im Forum ähnlich argumentiert wie Du. Heute schäme ich mich dafür, denn eine Aufstellung von NATO-Systemen in der Ukraine ist längst tabu und was Putin und die von ihm gerufenen, aber längst nicht mehr kontrollierbaren, angeblichen "Rebellen" aus der Ukraine, aber zu einem nicht unerheblichen Teil auch aus Russland und anderen, früheren Sovietrepubliken sich inzwischen geleistet haben, angefangen bei der Geiselnahme unbewaffneter OSZE-Beobachter bis hin zum wahrscheinlichen Abschuss von MH17 (die Logik und ihr Gemauschel inklusive der Plünderungen am Unfallort, lassen kaum einen anderen Schluss zu) geleistet haben - und das immer auf dem Rücken der Bevölkerung im Osten der bisherigen Ukraine - ist völlig inakzeptabel und macht sie und letztendlich auch Putin zu gemeinen Terroristen.
Und das kann keine noch so nachvollziehbare Erklärung eines mehr oder weniger Betroffenen ungeschehen machen!
Hatte ich am Anfang immer noch ein gewisses Mass an Verständnis für das Vorgehen Putin's, sogar bis hin zur Quasi-Annektion der Krim, hoffe ich nur noch, dass ihn am Ende aus dem Amt drängt, was er hier begonnen hat und dass er irgendwann auch die Verantwortung dafür tragen muss. Und ich hoffe, dass noch deutlich mehr dieser Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen werden, als nach den Kriegen um das ehemalige Jugoslawien.
Das heisst nicht, dass von Seiten der Ukrainischen Regierungstruppen keine Vergehen begangen würden, auch wenn darüber in der Tat bei uns weniger berichtet wird.
Solange Du, aus nachvollziehbaren Gründen die aktuelle, Ukrainische Regierung, die EU, die Nato kritisierst und gleichzeitig Putin verteidigst schwingt automatisch der Eindruck mit, dass Du die Greuel dieser Terroristen, bis hin zum Abschuss eines zivilen, fremden Flugzeugs mit Tötung hunderter Unschuldiger, inklusive Kindern und Schändung ihrer Leichen mindestens billigend in Kauf nimmst. Auch wenn Du das mit keinem Wort erwähnt hast (aber halt auch nicht widerlegt). Ich denke es würde der gemeinsamen Diskussion um eine mögliche Zukunft der Ukraine, wenn wir denn die richtigen Teilnehmer dafür zu glauben sind, sehr gut tun würde, wenn Du dazu Stellung nehmen könntest in der Weise, wie ich es in Deinen Bisherigen Posts in anderen Threads durchaus schätzen gelernt habe.