AB: Air Berlin meldet Insolvenz an

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PAX

Erfahrenes Mitglied
30.07.2017
392
0
Es wäre ja nur ein Monopol innerdeutsch. Was in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur durchaus schon erwähnt wurde, ist dass Monopolstellungen, auch wenn sie nur lokal sind, Innovation und im Besonderen Effizienzsteigerungen ausbremsen.
Da vereinfacht du aber noch stärker als ein "Einführung in die WiWi" Buch. Denn gibt hier mehrere Effekte und Kanäle, die selbst in einem einführenden Buch wie dem Mankiw Erwähnung finden.

Manche Effekte bewirken, dass Monopolisten größere Innovationsanreize haben als Oligopolisten oder Polypolisten. Oder was glaubst Du, weshalb es Patentschutz, Konzessionen und das Urheberrecht gibt? Weil eine zeitlich befristete Monopolstellung sicherstellen soll, dass ein Innovator die Früchte aus seinen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben selbst ernten kann. Dies stellt einen erheblichen Innovationsanreiz dar.

Was du vermutlich im Kopf hast, ist Halbwissen zum staatlich regulierten natürlichen Monopol. Wenn die Wettbewerbsbehörde dem Monopolisten eine bestimmte, fixe Marge zusteht und auf dieser Basis regelmäßig einen Höchstpreis erlässt, bestehen natürlich geringe Anreize, auf Effizienzsteigerungen hinzuwirken, weil diese nicht gewinnsteigernd wirken (der Regulierer würde den Preis anpassen).

Im Übrigen verfehlen deine Kommentare aber völlig das Thema, wenn wir konkret über die Auswirkungen der AB-Pleite auf die LH nachdenken, weil das Thema technischer Fortschritt und Innovation mittelfristig unbedeutend sein wird. Der Verkehr ist ein gesättigter Markt, hier ist auf kurze und mittlere Sicht nicht mit Big-Bang-Disruptions zu rechnen. Erwägungen zum Thema "Innovationsanreize in unterschiedlichen Marktformen" sind bei der Analyse der AB-Insolvenz und der Situation von LH nicht wichtig.

Das Monopolmodell und das Cournot-Modell suggerieren, dass erhöhte Marktkonzentration zu höheren Preisen, niedrigeren Angebotsmengen und höheren Gewinnen für die Unternehmen führen werden. Ich denke, die Insolvenz wird die Marktkonzentration erhöhen und zwar nicht nur innerdeutsch, sondern auch auf dem Kontinent und in geringerem Maße auf auf einigen interkontinentalen Strecken. Mit steigenden Preisen bei der LH müssen wir rechnen. Dem Gewinn der LH wird das nicht schaden (siehe auch die Börsenreaktion gestern).

Trotzdem ist es nicht zutreffend, dass du schreibst, dass die Lufthansa innerdeutsch ein Monopol innehaben wird. Das ist nicht der Fall. Es gibt immer noch FR und U2 (angeblich soll die AB-Assets ja zwischen LH und U2 aufgeteilt werden) im innerdeutschen Luftverkehr. Dann gibt es die Bahn (ab Dezember ist sie mit einer Fahrzeit von 4 Stunden auf der Strecke MUC-BER sicherlich ein enges Substitut für einen LH-Flug). Dann gibt es den Fernbus und das Auto.

Sicherlich ist das Monopolmodell mal eine bessere, mal eine schlechtere Approximation, weil die Ausweichmöglichkeiten der Konsumenten von Relation zu Relation unterschiedlich sind. Nichtsdestotrotz ist das Monopolmodell nirgendwo eine exzellente Approximation.

Warum nicht? Weil es selbst auf Relationen, die LH demnächst als einzige Airline bedienen wird, nicht nur Schiene und Straße Mitbewerber sind, sondern auch Fluggesellschaften, die in den Markt eintreten würden, wenn die LH zu hohe Preise setzt. Man bezeichnet dies als "contestable markets".

tl;dr LH gewinnt durch die Pleite von AB Marktmacht hinzu (und kann die Preise erhöhen), erhält jedoch kein Monopol. Nichtsdestotrotz halte ich deine Ausführungen zum Monopol für unzutreffend; ich habe begründet, warum ich das tue.
 
Zuletzt bearbeitet:

Spontex

Reguläres Mitglied
01.06.2016
60
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HAM
Ein Schmierentheater was sich hier abspielt - da bin ich der gleichen Ansicht
wie FR...

Ich auch, FR hat definitiv recht. Ich hoffe, dass die ganze Aktion durch die Kartellbehörden bzw die EU-Kommission schnellstens unterbunden wird.

Natürlich ist vieles nicht in Ordnung was da gerade abläuft und es passiert (mehr oder weniger) mit Ansage. Das Timing kurz vor der Bundestagswahl ist für manchen Beteiligten sicherlich auch hilfreich (siehe Opel). Aber aus Kunden- und Arbeitnehmersicht ist es für mich das kleinere Übel wenn LH/EW und easyJet sich nun die Rosinen aus der Insolvenzmasse von Air Berlin rauspicken. Ich persönlich habe kein interesse an ein stärkeren FR womit Sozialdumping nur noch salonfähiger gemacht wird.
 

Julian

Erfahrenes Mitglied
28.06.2010
1.746
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Wann hat 4U oder EW oder LH denn deine ominöse Aeronautics übernommen? Oder haben sie die auch nur so mehr oder minder wie sie Flugzeuge betreibt?

Und dass bei insgesamt 8000 Mitarbeitern "viele 1000" in der Verwaltung sein sollen, halte ich auch nicht für realistisch. So groß sind die Gebäude in Berlin dann auch nicht ...

wie ich dir schon vorgestern geschrieben hatte, mehr oder minder.
Nun kam es ja doch sehr schnell.

Ich hatte auch nicht geschrieben LH/4U wird Aeronautics übernehmen, sondern das dort der für LH/4U bestimmte Teil bereits ausgelagert ist. Dies macht es dem Insolvenzverwalter nun leichter bei der Zuordnung.

Von der ersten Sekunde an als Winkelmann den CEO-Sessel besetzte war nie etwas anderes geplant als das was nun abläuft, inklusive Insolvenzverfahren.
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
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Farewell City
Wer glaubt, dass FR ex Düsseldorf, Berlin oder sonst wo in Deutschland dauerhaft billige Preise anbieten würde, (...)

Es wirkt wie eine Unterstellung an mich gerichtet? Wie kommst Du darauf,
dass ich "das glaube" oder "deswegen kritisch" bin? Dem ist keineswegs so.

(..) , kann gerne mal nach Spanien oder Griechenland gucken. Gerade in letzterem ist FR trotz Wettbewerb auf Strecken mit hohem Geschäftsreiseverkehr mit ähnlich hohen Preisen wie LH auf ihren Monopolstrecken unterwegs.

Nur weil FR ein Low Cost Carrier ist, muss er die günstigsten Preise anbieten?

Die Menschen in Spanien, die ich kenne, bemerken zwar auch das domestic Strecken teils "teurer" sind, als die "Kont-Anschluesse" in die Ferienregionen - ABER v.a. die Älteren freuen sich über die Verlässlichkeit und die Dichte des Netzwerks. Was die Kanaren / griechische Inseln angeht: Der spanische wie der griechische Staat zahlt Beihilfen für Locals auf bestimmten Strecken / Förderungen... ;)

Was ich beobachte:

* Lufthansa stellt sich seit Jahren als "die Unschuld" vom Lande da
* bewerfen Mitbewerber mit Dreck und PR Kampagnen zu staatlichen Förderungen / Subventionen
* bemängeln Arbeitsbedingungen und zweifeln Flugsicherheit von LCCs an
* ziehen ihre Kunden über den Tisch (Preise / Konditionen / Loyalitätsboni usw)
* nutzen Gewinne um in bestimmten Regionen preislich den Wettbewerb auszustechen

und schafft es trotzdem "geliebt" zu werden - ich habe es zuvor schon gesagt: Chapeau LH Management!

Der jüngste Kniff / die Umstellung der NA Business Tarife: Kurz gesagt es gibt keinen "D" flex zu bestimmten Zielen
mehr - einfach aus dem Programm genommen. Als Riesen-Neuheit avisiert und vermarktet, bedeutet dass bei bereits
ausgestellten Flugscheinen in "D" (als Flex) unter, dass bei Umbuchungen mit kurzem Aufenthalt,
"zwangsweise" in "C" aufgezahlt werden muss...
 

totga

Erfahrenes Mitglied
14.06.2016
654
14
Wegen einem Eurowings-Flug, "durchgeführt von Air Berlin" diesen Samstag, brauche ich mir doch keine großen Sorgen zu machen, oder?
 

gee86

Erfahrenes Mitglied
27.08.2015
1.509
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HAJ
Sehe ich genau so... man muss ja auch bedenken das von z.B. 3000 Euro Kredit für ausstehende Lohnkosten sofort wieder ca. 1300 Euro durch Steuern und Sozialabgaben "an den Staat" zurückfließen.

Das kann so nicht stimmen. Ich war vor vielen jahren bei einer firma. Die hatte auch insolvenz angemeldet. Ich bekam mein netto vom arbeitsamt, da war nichts mit sozialabgaben.
 

XT600

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
21.880
1.486
Natürlich ist vieles nicht in Ordnung was da gerade abläuft und es passiert (mehr oder weniger) mit Ansage. Das Timing kurz vor der Bundestagswahl ist für manchen Beteiligten sicherlich auch hilfreich (siehe Opel). Aber aus Kunden- und Arbeitnehmersicht ist es für mich das kleinere Übel wenn LH/EW und easyJet sich nun die Rosinen aus der Insolvenzmasse von Air Berlin rauspicken. Ich persönlich habe kein interesse an ein stärkeren FR womit Sozialdumping nur noch salonfähiger gemacht wird.

Sozialdumping? Es wird keiner gezwungen dort zu arbeiten, oder haben die auch Häftlinge im Freigang?
 
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kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
769
Unter TABUM und in BNJ
Wegen einem Eurowings-Flug, "durchgeführt von Air Berlin" diesen Samstag, brauche ich mir doch keine großen Sorgen zu machen, oder?

Grundsätzlich nicht, da diese Flüge genauso wie eigene AB Flüge unter die Sachwaltung und den Generalbevollmächtigten fallen und damit abgesichert sind. ABER: Womöglich aus anderem Hintergrund aber ich stimme dem User daukind ebenfalls zu.


Gerade in den ersten Tagen einer Planinsolvenz kommt es immer mal wieder zu hickups - da kannst Du noch so gut planen. Irgendein Dienstleister Zickt immer, irgendeiner möchte (oder kann!) trotz der nunmehr versprochenen Vorkasse oder trotz des mit dem Generalbevollmächtigten vereinbarten kurzen Zahlungsziels von 7 Tagen nicht mehr weitermachen.

Oder es gibt eine Einigung mit der Zentrale des Dienstleisters und diese Info ist an irgendeiner Aussenstation des Dienstleisters nicht angekommen.

Ich weiß da aus eigener Erfahrung nur zu gut, wovon ich spreche, da ich derzeit Teil einer Sanierungstruppe bei einem kleinen Konzern (< 2.000 MA) bin und wir dort eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung durchführen. Da kannst Du z.B. eine perfekte, schriftliche Einigung mit dem deutschen HQ eines weltweiten Logistikdienstleisters haben und irgendein Büro oder Auslieferungslager dieses Dienstleisters will trotzdem nicht liefern. Das dauert dann meist 1-2 Tage bis man der Zentrale gesagt hat, dass diese die Zweigstelle auf Linie bringen soll und das dann auch passiert.

Oder ganz banal: Es wird bei einem kleinen Lieferanten Vorkasse geleistet und dort ist ausgerechnet an dem Tag der Buchhalter mit Kontenvollmacht beim Arzt. Ergebnis: Erst 2-3 Stunden später Freigabe der Lieferung => Logistikkette schon weg, Lieferung 24h zu spät.

Gerade in den ersten Tagen einer Planinsolvenz ist die Fortsetzung der Lieferkette bzw. die Fortsetzung von Dienstleistungen die Achillesferse. Egal, wie gut Du planst.

Da muss im Fall von AB nur irgendein Tanker an einem 1/7 angeflogenen Ziel bei der Zahlung vergessen worden sein oder da ist Feiertag und er hat keine Bestätigung über der Geldeingang von seiner Bank...
 

Iarn

Erfahrenes Mitglied
07.12.2012
456
25
MUC
Natürlich war sie eingeweiht, die Kreditzusage musste abgestimmt werden. Und jetzt leuchtet mir ein, warum die Reisestellen in mindestens zwei Ministerien vor ca. 2-3 Wochen angewiesen wurden, keine AB-Flüge zu buchen.
Oder die SPD eine Forderung für eine europaweite Insolvenzsicherung für Flüge aufgestellt hat. Das riecht auch nicht nach Zufall.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
In den Medien wird doch schon berichtet, dass Merkel und Gabriel am Wochenende das Kind per Telefon geschaukelt haben.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
23.750
9.722
irdisch
Der Bund hat ja gesagt, dass er als Sicherheit für seinen Kredit "die Slots" von airberlin hat. Wo hat AB irgendwelche 150 Mio. werten Slots?
 

Snappy

Erfahrenes Mitglied
23.07.2010
4.399
265
Bielefeld
Das kann so nicht stimmen. Ich war vor vielen jahren bei einer firma. Die hatte auch insolvenz angemeldet. Ich bekam mein netto vom arbeitsamt, da war nichts mit sozialabgaben.

Stimmt, zumindest in der jetzigen Situation müssen von dem Geld keine Air Berlin Gehälter mehr gezahlt werden.

Irgendwer bekommt aber die 150.000.000 Euro - und das werden auch zu einem großen Teil deutsche Firmen (z.B. Lieferanten von Air Berlin) sein, die es wiederum für Löhne und Gehälter ausgeben.
 

straty

Neues Mitglied
16.08.2017
4
0
Guten Morgen,

es wurde bestimmt schon einiges ähnliches gefragt, aber da es in meinem speziellen Fall um einiges an Geld geht möchte ich die "Profis" um Antwort bitten, da ich nicht genau weiß, wie ich mich verhalten soll.

Ich habe für Ende November zwei Businessclassflüge mit AB von Düsseldorf nach Punta Cana und zurück gebucht. Diese haben zusammen ca. 4.500€ gekostet. Als Zahlungsmethode habe ich das Lastschriftverfahren gewählt. Am Montag wurde das Geld von meinem Konto abgebucht (am 30.07. gebucht, einen Tag vor Bekanntgabe der Insolvenz wird abgebucht, ein Schelm wer böses denkt..)

Jetzt geht einiges durch die Medien, immer wieder ist die rede, dass der Flugbetrieb ca 3 Monate gewährleistet sein soll (das wäre knapp zu wenig). Wenn dann wirklich der worst case eintreten sollte hat man pech und bekommt maximal steuern und gebühren erstattet.

Wie verhalte ich mich am besten? Ich denke darüber nach, die Lastschrift zurückzuholen, das geht ja einen gewissen Zeitraum. Dann wird AB mir vermutlich eine Mahnung mit der Forderung der Tickets senden. Diese werde ich dann gerne überweisen, wenn zB eine Übernahme bestätigt wurde.

Liege ich mit dieser Strategie falsch?
 
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