Wöhrl wird meiner Meinung nach finanziell niemals LH, U2 und TUI mit seinem Angebot übertreffen können.
Aber er könnte es schaffen, den Prozess derart zu verzögern, dass es wirklich zu einem Grounding kommt und dann kann er Rosinen picken. Die schlechteste Lösung für Passagiere und Angestellte.
Das mag Deine Meinung sein. Für mich hat das bisherige Vorgehen von Lufthansa, Air Berlin und Politik einen sehr faden Beigeschmack. Es riecht ja richtig nach Vorab-Absprachen. Man könnte auch sagen: es stinkt schon. Mit dem bisherigen Vorgehen hat man ja alle anderen Interessenten ausgegrenzt. So etwas ist weder legal, noch legitim. Jetzt muss man sich öffnen (weil es das Gesetz so vorsieht). Dann dauert das Insolvenz-Verfahren eben etwas länger. Aber es ist dann ordentlich.
Ich finde es sehr gut, dass es Menschen wie Wöhrl gibt, die an das geltende Recht erinnern. Wir sind hier nicht in Trump-Land und auch nicht in Wildwest.
Wöhrl hat heute angekündigt, ein qualifiziertes Angebot erstellen zu wollen. Dazu braucht auch er gewiss ein paar Tage Zeit. Er kann vermutlich erst dann ein qualifiziertes Angebot erstellen, wenn er die betriebswirtschaftlichen Kennziffern der Air Berlin kennt. Bisher hatte er offensichtlich keinen Zugang zu diesen Daten.
Für mich stellen sich jetzt ein paar ganz andere Fragen: Konnte Lufthansa schon ein qualifiziertes Angebot abgeben? Und die TUI? Wenn ja, wie sind Lufthansa und TUI schon vor der Insolvenzeröffnung an die notwendigen internen Daten der Air Berlin gekommen? Diese Fragen sind spannend.
Und nun zur Gefahr des Groundings der Air Berlin: Ja, es kann zum Grounding der Air Berlin kommen. Dieses Risiko ist mittlerweile gar nicht mehr abstrakt, sondern zeitnah real. Falls es zu einem Grounding kommt, dann haben ja schon einige Revolverhelden die Schuldigen ausgemacht: Wöhrl, Ryanair .... Aber nein doch: Die Schuldigen darf man dann in der Politik, im Management beider Airlines und (vielleicht) auch bei den beteiligten Banken und Unternehmensberatungen suchen, die sich nicht an die Regeln der ordentlichen Insolvenz gehalten haben.
Mich beginnt der wortwörtliche "Fall" der Air Berlin nun teilweise an das Grounding der Swiss Air zu erinnern. Auch da haben Politiker, Airline-Manager, eine Schweizer Bank und eine grosse amerikanische Unternehmensberatungen doch so grosse Rollen gespielt, die sich später als sehr unrühmlich und egoistisch herausgestellt haben. Da haben sich einige eine goldene Nase verdient. Erst Jahre danach haben Journalisten es geschafft, beteiligte Personen zu Aussagen zu bewegen. Der Tod und das Grounding der Swiss Air war kein Ruhmesblatt für Unternehmensberater, Banken, Politiker und Manager. Es ist zwar (jüngere) Vergangenheit, doch wer es nicht glaubt, darf gerne googeln ....
Bei Air Berlin kann nun ein ähnlicher Tod drohen, bei dem Urlauber und Passagiere leer ausgehen, während noch manch anderer finanzstarker Gläubiger Geld bekommt. Das ist meine traurige Meinung zum derzeitige Stand. Man kann nur hoffen, dass es soweit nicht kommt. Man wird sehen ...
Ich hoffe, dass mein etwas längerer Beitrag etwas Licht in meine Sichtweise gebracht hat. Und es ist nicht nur meine Einstellung zu diesem Thema. Es gibt da viele Menschen, die das ähnlich sehen.