Nachdem ich inzwischen wieder zurück bin (und um einige Erfahrungen und graue Haare reicher), hier meine Erlebnisse mit Air China.
Nachtrag: Ist sehr lang geworden, aber das musste ich mir von der Seele schreiben.
Kurzfassung: Wenn alles klappt, OK, im Falle von IrrOps chaotisch. Werde CA deswegen nach Möglichkeit meiden.
Vorbemerkung: Gebucht war FRA-PEK-DYG-PEK-WAW-FRA mit CA, das letzte Segment mit LO, alles auf einem Air China-Ticket in Business (bzw. First auf den beiden innerchinesischen Flügen). Den Rückflug hatte ich absichtlich über Warschau geroutet, weil der Flug 30min nach dem Frankfurtflug abfliegt und ich so etwas mehr Puffer zum Umsteigen habe (2,5 statt 2h), was bei den notorischen Verspätungen in PEK nie verkehrt ist. Eine Übernachtung in PEK wollte ich vermeiden, einerseits weil ich gerne früher heimkommen wollte, andererseits weil das Airport-Hilton so schrecklich teuer ist.
Hinflug: Ich war auf dem Abendflug CA932 gebucht, reserviert hatte ich mir 13D, einen Gangplatz im Mittelblock (und weil ich unbedingt mal in Reihe 13 sitzen wollte, die es ja bei den meisten Fluggesellschaften gar nicht gibt). Beim Check-In bekam ich allerdings eine Bordkarte für 16J, d.h. Gangplatz am Fensterblock. Blöderweise ist mir das aber erst in der Lounge aufgefallen. Der Sitzplatz konnte aber glücklicherweise am Gate noch geändert werden. Etwas problematisch war, dass nirgends auf der Bordkarte Business steht, sondern nur ein großes R für die Buchungsklasse. In die MLL kam ich erst rein, als ich die Dame darauf hinwies, dass es ein Businessclassticket sei (ich hatte meinen FTL in der Buchung hinterlegt).
Der Flug an sich war OK. Es war eine 77W, die Sitze waren recht bequem und lie flat, problematisch war nur der winzige Ausschnitt für die Füße, der für meine Füße einfach viel zu klein war. Das Angebot im IFE war ordentlich und ich fand genügend Filme auf englisch (einige Filme, die im Bordmagazin aufgeführt waren, gab es aber nicht), Bildschirm war recht gut. Essen war OK, teilweise etwas wenig und seltsam präsentiert (z.B. ein kleiner Spieß auf einem ansonten leeren Teller). Ungewohnt und komisch ist, dass die Speisekarten direkt nach der Bestellung mitgenommen werden. Englischkenntnisse der Flugbegleiter waren mehr schlecht als recht, und die englischen Durchsagen waren nur sehr schwer zu verstehen. Anhand einiger erkannter Schlüsselwörter konnte ich mir dann aber zusammenreimen, was ich hätte hören sollen. Den Großteil des Fluges habe ich geschlafen, und das auch noch recht gut.
Umsteigen in PEK war problemlos möglich. Ich bin nur mit Handgepäck gereist, ein Kollege war auf dem gleichen Flug und dessen Gepäck wurde bis zum Ziel durchgecheckt und er musste es nicht in PEK abholen und neu aufgeben. Die 7h in der CA-Lounge zogen sich aber gewaltig, zumal die Lounge auch recht voll und entsprechend laut war. WLAN war recht langsam und die Verbindung ist oft abgebrochen.
Das Boarding für den Weiterflug ging einfach ohne Durchsage und ohne Priority los. Die Sitze in der First Class sind recht bequem, haben aber auch schon ihre besten Tage hinter sich. Pushback war überpünktlich, allerdings mussten wir dann rund 1h auf dem Vorfeld warten. In dieser Stunde habe ich kein einziges Flugzeug von "unserer" Startbahn, neben der wir standen, abheben sehen, und die Schlange wurde immer länger. Als es dann irgendwann weiterging, war es recht chaotisch und Flugzeuge, die nach uns anstanden, sind vor uns abgehoben. Es gab zwei Essen zur Auswahl, die recht gut waren. Auch hier waren die Englischkenntnisse des Personals ausbaufähig und die Durchsagen nur schwer verständlich.
Rückflug: Online Check-In war nicht möglich, es wurden irgendwelche chinesischen Fehlermeldungen angezeigt. Beim Check-In in DYG wurde ich nur für den ersten Flug CA1360 DYG-PEK eingecheckt. Meine Bitte, mich auch gleich für die Weiterflüge einzuchecken, wurde nicht verstanden. Kurz darauf kam jemand, der zumindest rudimentär Englisch verstand und sprach, und sagte mir dann "no, you go Beijing", sodass ich unverrichteter Dinge vondannen zog. Gepäck hätte dann sicher auch nicht durchgecheckt werden können, ich war aber in weiser Voraussicht eh' nur mit Handgepäck unterwegs. Problem ist, dass der internationale Check-In in PEK 1h vor Abflug schließt. Wenn man bis dahin keine Bordkarte hat, hat man Pech und muss umgebucht werden, auch wenn man es vielleicht noch geschafft hätte.
Immerhin gab es einen Fast Track an der Sicherheitskontrolle, und zwei kleine Lounges auch. Angebot war aber sehr überschaubar, es gab keine Klimaanlage und es wurden maximal 10 Gäste gleichzeitig reingelassen. Nachdem sie das Angebot gesehen hatten, sind die meisten Gäste aber wieder gegangen, am Gate war es deutlich angenehmer.
Abflug hätte um 22.00 Uhr sein sollen; der Flieger kam allerdings mit +64min Verspätung aus PEK an. Noch war ich guter Dinge, dass ich meinen Umstieg schaffe, wenn es maximal 15 weitere Minuten später würden. Kurz darauf wurden allerdings 2h Verspätung angezeigt und da war mir klar, dass ich die Nacht in Peking hängen bleibe. Als allerdings auch um 23.45 Uhr noch nicht geboardet wurde, wurde uns allen etwas mulmig. Kurz nach Mitternacht machte dann das Gerücht die Runde, dass der Flug gecancelt würde, chinesische Kollegen, die auf der gleichen Konferenz waren, hatten dies über irgendwelche Apps herausgefunden. Und tatsächlich: Kurz darauf wurde der Flug offiziell gestrichen. Ansagen vom Personal gab es ausschließlich auf chinesisch, und das, obwohl rund 30-40 Langnasen am Gate warteten - darunter eine junge amerikanische Familie mit Baby. Wir hatten wieder Glück, dass unsere chinesischen Kollegen übersetzen konnten.
Noch etwas später hieß es dann, dass wir unser Gepäck abholen sollten und mit Bussen in Hotels gebracht würden. Am nächsten Morgen erführen wir dann mehr. Wie gesagt: Ausschließlich auf chinesisch, unsere Kollegen übersetzten. Die Busse fuhren an einigen von außen nett aussehenden Hotels vorbei und brachten uns schließlich in eine rechte Absteige, ein Jin Yuan Hotel in Zhangjiajie. Die Zimmerzuteilung war chaotisch, zuerst wurden die chinesischen Fluggäste versorgt, und dann wir restlichen. Es gab allerdings nur Zweibettzimmer, d.h. man musste das Zimmer mit einer fremden Person teilen. Auch für Status- oder Firstpassagiere wurde keine Ausnahme gemacht. Alles diskutieren (das wiederrum die chinesischen Kollegen übernahmen) war zwecklos, und so arrangierten wir uns so gut es ging mit dem Schicksal, da es auch schon 2 Uhr nachts war und wir eh nicht wüssten, wie wir ein anderes Hotel bekommen sollten (das Konferenzhotel war das Pullman, das rund 1,5h Taxifahrt entfernt ist). Ich teilte mir das Zimmer mit einem deutschen Kollegen, den ich von dieser und vorigen Konferenzen ganz gut kannte. Wenn ich mir aber vorstelle, das Zimmer mit jemandem komplett fremden teilen zu müssen - das geht gar nicht.
Das Zimmer war eng, roch ein bisschen komisch und die beiden Einzelbetten waren bretthart. Zumindest gab es kostenloses WLAN. Schlafen fiel schwer, dennoch schlief ich knapp 3h.
Am nächsten Morgen haben wir uns in der Lobby versammelt und dort auf Neuigkeiten gewartet. Wir wussten nicht, wie die Information verbreitet werden sollte, denn Englisch sprach hier eh niemand. Es gab ein kleines Frühstück, aber der Raum war schon so schmuddlig, dass wir mit leerem Magen vondannen zogen und uns lieber ein paar Kekse in einem Tante Emma Laden neben dem Hotel kauften. Die Essensauswahl beim Frühstück wäre eh auf Chinesen zugeschnitten gewesen.
Kurz vor 9 Uhr hat ein Mädel dann Informationen gehabt und uns diese in einer Übersetzungsapp auf ihrem Smartphone in bestem Chinglisch gezeigt, das sah dann so aus:
Einem chinesischen Kollegen wurde noch die Zusatzinformation gegeben, dass das Flugzeug defekt sei und repariert werden müsse.
Wir warteten weiter in der Hotellobby, denn niemand traute sich so recht, das Hotel zu verlassen oder auf dem Zimmer zu bleiben. Gegen 11 Uhr kamen dann zwei Vertreter von Air China, die zumindest bruchstückhaft Englisch sprachen und jedem Passagier 400 RMB Kompensation in bar auszahlten. Einer der beiden sagte dann, dass man um 12 Uhr wüsste, ob das Flugzeug wieder fliegen könne oder nicht. Umbuchen oder weitere Informationen konnten bzw. hatten sie auch nicht.
Als um 12.30 Uhr noch keine weitergehende Information vorlag, rief ich bei unserem Firmenreisebüro an. Die Dame meinte, dass Air China einen umbuchen müsste, nur das war den Vertretern vor Ort wegen der mangelhaften Englischkenntnisse nicht zu vermitteln, zumal wir eh nicht am Flughafen waren. Zumindest legte sie mir schonmal als Backup eine Reservierung auf DYG-PVG-ICN-FRA mit Abflug um 23 Uhr (?) an; wenn ich das Ticket brauche, sollte ich 2-3h vorher nochmal anrufen, dann würde sie das Ticket ausstellen lassen, sodass ich zumindest heute noch wegkäme. Das Routing ist zwar recht aufwendig, so kurzfristig recht teuer und hätte auch 7-8h über Nacht in PVG bedeutet, aber immerhin wäre ich endlich aus DYG weggekommen. Sonderlich viele Optionen ab DYG gibt es nämlich nicht. Zum Glück hat das Firmenreisebüro einen 24/7 Notfalldienst.
Um 12.45 Uhr ging es dann Schlag auf Schlag und wir wurden kurzfristig zum Flughafen gebracht, denn die Reparatur war erfolgreich. Es gab neue Bordkarten mit Boardingzeit 14 Uhr und Flugnummer CA136Z; auf den Monitoren stand allerdings 22.30 Uhr Abflugzeit (der heutige CA1360 wäre um 22.00 Uhr abgeflogen).
Umgebucht war niemand, das sollten wir alle in Peking selbst machen.
Kurz nach 14 Uhr sprang dann die Abflugzeit Gott sei Dank auf 14.30 Uhr um und wir boardeten sogleich. Die Piloten zeigten sich nicht. Es ging pünktlich los, kurz vor der Startbahn bogen wir aber wieder ab und ein Follow-Me Car brachte uns auf eine Außenposition. Ich befürchtete das Schlimmste, nach ein paar Minuten meldete sich aber der Kapitän und ich verstand immerhin "ATC delay". Um 15 Uhr hoben wir dann endlich nach Peking ab.
Der Flug an sich war wieder OK; Essen (zur Wahl standen Dumplings und Nudeln) war ganz gut, Sitze bequem aber schon etwas durch und mangelhafte Englischkenntnisse.
Nach der Ankunft in PEK um 17.30 Uhr hatten wir eine Außenposition und Busse brachten uns zum Terminal. Es gab sogar einen VIP-Bus, allerdings wurde der auch mit Passagieren vollgestopft.
Im Terminal folgte ich den Transitschildern. Am Schalter hieß es, dass wir zum Umbuchen zum Check-In Desk H34 im vierten Stock müssten. Da ich nur Handgepäck hatte, war ich als einer der ersten da und ließ mich gleich umbuchen. Problem war, dass das Mädel irgendwie nur Warschau als Endziel in der Buchung sah und nicht Frankurt - obwohl es ein durchgängiges CA-Ticket war. Erst als ich ihr die ausgedruckte Buchungsbestätigung zeigte, buchte sie mich auf den Direktflug CA965 um 2 Uhr am Sonntagmorgen um. Dazu stellte sie mir ein FIM auf einem A4-Blatt aus, mit dem ich zu einem speziellen Supervisorschalter ging, wo ich dann eingcheckt wurde und die Bordkarte bekam.
Nach und nach trödelten die Kollegen alle ein und wurden der Reihe nach umgebucht. Zwei weitere auf meinen Frankfurtflug, einige andere auf den Münchenflug. Es wurde aber ausschließlich auf Air China Flüge umgebucht. Einen Kollegen, der nach London wollte, wurde erst ein Flug am Sonntagnachmittag in Aussicht gestellt, bis er auf eine Umsteigeverbindung über Frankfurt (bis dort aber mit CA) bestand, sodass er nicht noch die Nacht in Peking verbringen musste. Es hat den Anschein, dass CA hier einige Plätze für genau solche Umbuchungen zurückhält.
Als wir alle umgebucht waren, war es etwa 18.30 Uhr, und alle unsere Flüge gingen am frühen Sonntagmorgen zwischen 1 und 2.30 Uhr. Wir aßen noch bei b!bigo im fünften Stock etwas und gingen dann gegen 21 Uhr durch die Sicherheitskontrolle und reisten aus China aus. Den Rest der Zeit verbrachten wir in der CA Businesslounge. Im Fernsehbereich direkt hinter dem Empfang gibt es zumindest bequeme Sessel, die man zurücklehnen kann. Dennoch zog sich die Zeit ewig, und schlafen wollte ich auch nicht sondern rest während des Fluges, damit ich hoffentlich den Jet Lag in Griff kriege.
Irgendwann ging auch diese Zeit rum und wir konnten schließlich die 77W zurück nach FRA boarden. Richtig entspannt war ich erst, nachdem wir abgehoben hatten. Nachdem die Anschnallzeichen ausgingen, habe ich den Sitz flach-, mich hingelegt und bis etwa 2h vor der Landung geschlafen. Ich war total kaputt, da ich in der Nacht zuvor nur 3h geschlafen hatte und seit 5 Uhr früh auf war.
Wir landeten um 6.20 Uhr, also etwa 30min vor der Zeit und ich hatte noch Hoffnung, dass ich den früheren Airliner zurück heim um 6.44 Uhr erwischen könnte. Taxi war aber so lange (von der Landebahn Nordwest bis zum Terminal 1C), dass es nichts wurde. Zumal war nur eine Passkontrolle offen und wir mussten ewig durch den Flughafen laufen.
Statt Samstag, 9.45 Uhr war ich nun also am Sonntag, 6.50 Uhr wieder in FRA.
Zusammenfassung: Wenn alles läuft ist CA akzeptabel. Sobald aber irgendwas schief läuft, brach das totale Chaos aus. Wir hatten das Glück, dass wir einerseits eine recht große Gruppe waren und andererseits chinesischsprachige Kollegen unter uns waren, die dolmetschen konnten. Wäre man allein unterwegs und hätte niemanden, der Englisch spricht, wäre man verloren gewesen und hätte nicht mal gewusst, dass man zu Bussen in Hotels muss und wie es weitergeht. Zu verlangen, dass sich fremde Leute ein Zimmer teilen, geht auch überhaupt nicht. Ich habe daraus meine Lehre gezogen und werde CA nun so weit wie möglich meiden und schauen, dass ich im Ausland umsteigen kann.