Ich rede ja auch von mir als Fan und mir ist auch klar, dass der Fernsehzuschauer sich für sowas eher weniger interessiert. Ich hätte auch nix dagegen, wenn eines Tages Darmstadt, Kaiserslautern, Dresden oder Uerdingen wieder in der ersten Liga spielen sollten.
Natürlich kommt es ja grade zu dem aktuellen Wandel. Mit den Fans kann man einfach nicht genug Geld machen. Dadurch, dass ein Sitzplatz ein Vielfaches einbringt als das was ich für meinen Stehplatz jedes Jahr zahle. In England gibt es beispielsweise gar keine Stehplätze mehr oder bei internationalen Begegnungen ebenfalls nicht mehr. Man sieht die heutige Entwicklung ja schon an den Anstosszeiten in der Bundesliga, die werden so zerlegt, dass der liebe Fernsehzuschauer sich alle Spiele in Ruhe nacheinander ansehen kann. Seit dieser Saison ist es ganz extrem. Es geht schon lange nicht mehr darum diesen Prozeß auszuhalten, sondern den Prozeß zu verlangsamen. Aber auch das wird wohl Wunschdenken bleiben. Dem FC United werden sicherlich noch einige folgen.
Das Spannende ist ja, dass aus diesen entgegen gesetzten Meinungen ein für beide Seiten kompatibles Ergebnis gemacht werden muss. Das eigentliche (sportliche) Problem der fortschreitenden Kommerzialisierung ist ja weniger, dass bestimmte Vereine wirtschaftlich erfolgreicher arbeiten (oder es wenigstens so aussehen lassen), sondern dass die Einstiegshürden immer weiter erhöht werden. Wir erleben ja jetzt schon Diskussionen, dass Vereine aus der 3. oder 4. Liga eigentlich gar nicht aufsteigen wollen, selbst wenn dies sportlich realisierbar wäre - schlicht und ergreifend, weil sie wirtschaftlich chancenlos wären. Die sich ergebende Wettbewerbsverzerrung ist m.E. viel schwerwiegender und der eigentliche Grund für die immer wieder aufflammende Diskussion um 50+1. Alles andere sind eher momentane Phönomene, die sich in absehbarer Zeit wieder glätten werden.
Denn - und hier kann man ja die Brücke nach England bauen - sonst ergibt sich das ewig gleiche Bild der Liga, die von den ewig gleichen Vereinen beherrscht werden. Einen richtigen Rumms gibt dass dann erst, wenn aus einem dummen Zufall einer dieser Vereine sportlich nicht in Tritt kommt (wie z.Zt. Liverpool in dieser Saison) und die in der wackeligen Bilanz dringend benötigten CL-Einnahmen auf einmal fehlen. Oder in Deutschland eigentlich 8-10 Vereine mittelfristig mit Einnahmen aus internationalen Wettbewerben kalkulieren, es aber nunmal nur (normalerweise) 5 Startplätze gibt.
Ich glaube also auch, dass wir mittelfristig noch ein kleines Beben in der Europäischen Vereinslandschaft erleben werden. Das eben genannte Problem und die jetzt endlich mal auf den Weg gebrachten Steueränderungen in Spanien und England werden hier ihre Wirkung nicht verfehlen (siehe den m.E. ganz guten Artikel im Focus von gestern).
Noch ein Kommentar zu "ist die Englische Liga die beste der Welt"? Theoretisch sicherlich. Praktisch ist die hohe Fußballkunst auch dort eher selten zu sehen. Wenn Spiele wie Chelsea vs. Manchester anstehen sieht man (wie schon mehrfach in der CL) ein gegenseitiges Neutralisieren auf höchstem Niveau. Das mag für Fußballtaktiker eine Offenbarung sein, schön anzuschauen ist das meist nicht. Entschieden werden diese Spiele dann von Einzelaktionen oder dem einen Fehler, den eine solche Mannschaft zulässt. Für mich sind die CL-Spiele spätestens ab dem Halbfinale sehr sterile Angelegenheiten, die nur manchmal Überraschungen nach oben zulassen.