Es kommt darauf an welchen Aspekt du beleuchtest - wenn es dir nur um die Pflegebedürftigkeit und die damit verbundene Pflege magst du recht haben, das eigene soziale Umfeld und die vertraute Kultur der (ACHTUNG JETZT WIRD ES SCHWIERIG) Heimat machen die Sache aber einfacher. Wenn es nur die vertrauten Würstchen mit Karoffelsalat, das Fernsehprogramm und die erhältichen Zeitschriften sind - um es mal einfach zu machen. Gerade Vielflieger nigieren das gerns, habe ich in jungen Jahren auch immer gemacht.
Jetzt wird es persönlich, philosophisch und intensiv, sicher ist mein Beispiel extrem, aber es ist nun mal so und ich kenne viele, denen es ähnlich ergangen ist.
Geboren in Berlin, dort auch zur Schule gegangen,
aber bewußt und extra in eine Schule, die nicht in Neukölln war, dem eigentlich für mich zuständigen Bezirk.
Daher zwar eine gute Bildung genossen, aber leider ca. 20-40 km weit weg von all meinen Schulkameraden gelebt-
wer Berlin in den 80.er-Jahren kennt, weiß, das bedeutete für Schüler, im allerbesten Fall 1 h bis 2,5 Stunden Busfahrzeit.
Also nicht mal schnell noch abends gemeinsam was unternommen, gelernt o.ä.
Ich habe nie so enge Freundschaften pflegen können wie die Kinder, die nah beieinander lebten.
Nach dem Abi schlug die ZVS zu, "Kinderlandverschickung" knapp 500 km -
damals noch mit echt schlecht ausgebauten "DDR"-Straßen, die zwar nach der Wende auch BRD waren, aber nicht besser.
Eine Uni, an der in meinem Studienbereich vor allem auch andere ZVS-Geschädige studierten.
Die meisten wechselten im Grundstudium noch an ihre Heimatuni,
ich hatte das "Pech", mich in einen Einheimischen zu verlieben.
Also blieb ich, im Hauptstudium dann zwar Trennung vom Einheimischen, aber nach geraumer Zeit das Treffen auf einen weiteren ZVS-Geschädigten, der wiederum über 400 km heimatverschickt war, nur in eine wieder andere Richtung, aber hier schon etabliert war.
Spätestens nach dem Studium wechselten die restlichen Freunde in alle Himmelsrichtungen,
wir blieben hier, weil der nahe Flughafen für unseren Job sehr von Vorteil ist.
Unser Beruf bringt Kollegen und Freunde in der ganzen Welt mit sich,
einer unserer liebsten Freunde lebt in Papua Neuguinea, andere in Australien, Thailand, den USA, auf den Philippinen, Mauritius, in Ägypten. etc.
Diese Wurzeln, wie sie die meisten Deutschen haben, konnte ich nicht entwickeln, ich habe einen ziemlichen Traumjob, aber er hat mich auch viel gekostet, während Ihr Tiefwurzler seid, bin ich situationsbedingt Flachwurzler.
Ja, ich habe letztens bei einem Langstrecken-LH-Flug wieder gemerkt, wieviel besser Wortwitz in der Muttersprache funktioniert
![Wink ;) ;)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
,
aber die Realität für viele aus meinem Umfeld und in unserer Branche ist nun mal, daß wir - unter anderem durch diese elenden ZVS- Entscheidungen von oben - kein so stabiles soziales Umfeld haben, wie viele andere.
Dann sind noch einige Freunde jung gestorben und schon ist es für jemanden wie mich genauso vorstellbar, das Alter woanders zu erleben,
wenn/falls ich es denn überhaupt erleben werde...
Aber wie schon anfangs geschrieben, ich rechne nicht damit, wirklich alt zu werden.