36. Tag; 06.03.2016; Jimbaran – Ubud – Mt. Batur - Jimbaran
- oder eine Geschichte von Wegelagerern, Parkplatz-Mafia und Schlepperbanden
Da man ja ‚Bali’ gesehen haben muss und V. das erste Mal auf der Insel weilt, hatte ich für heute 9 Uhr einen Wagen mit Fahrer für den Tag über das Resort organisiert. Zwar lagen die Kosten über das Resort ca. US$ 15 höher als üblich – aber ein sicheres Auto ist mir das auf balinesischen Straßen doch wert.
So bellte der Wecker bereits um 06:15, so dass ich bis zum Frühstück um 8 wenigstens eine Stunde in der Muckibude plus 15 Minuten im Pool absolvieren konnte.
Pünktlich stand das Frühstück auf dem Terrassentisch, heute für mich mal Crabcake-Egg-Benedict als Hauptspeise.
Zudem wurde uns mitgeteilt, dass wir bitte packen sollen, da während unserer Abwesenheit ein Umzug in eine Pool-Villa anstände.
Los ging es am Flughafen vorbei, durch Kuta nach Ubud. Man muss schon genau wissen, dass man durch verschiedene Städte fährt, denn mitbekommen tut man davon nichts, alles ist zusammengewachsen.
Ubud selbst erkennt man an haufenweise Langnasen und Chinesen, Modegeschäften, Spas und Geschäften mit (oft scheußlichen) Gemälden, Möbeln, Skulpturen etc. Den Stopp am Monkey-Forest lehnte ich ab, diesen hatte ich schon vor Jahren gesehen – und bin enttäuscht worden.
Natürlich wollte unser Fahrer uns zum Ubud-Market schleppen – doch auch das lehnten wir zu seinem Missfallen ab. So parkten wir unweit des königlichen Tempels. liefen in der Affenhitze dorthin, schauen ihn uns ca. 5 Minuten lang an.
Erst dachte ich ein Vorumsbruder aus Bangkok habe uns nach Ubud verfolgt
– aber bei näherem Hinsehen hatte er doch kein Siemens S55 in der Hand.
Die eigentliche Attraktion war aber keinesfalls der Tempel – sondern die haufenweise Chinesen, welche sich alle gegenseitig in ihren Chiffonjäckchen (bei ca. 35 Grad!) ablichteten.
Zurück zum Auto auf eigene Faust durch den Ubud-Markt, welcher eine große Auswahl an Touristen-Souvenirs bietet, welche genauso auf jedem asiatischen Markt zu finden sind.
Ich hatte nur einen Wunsch: raus aus Ubud – denn die Laune von V. wurde deutlich schlechter. Ich sagte dem Fahrer ‚we want to see something beautiful, maybe rice fields’, woraufhin er losfuhr.
Plötzlich hielt er mitten auf der Straße an, öffnete das hintere Seitenfenster und eine Art ‚Polizist’ streckte die Hand herein, forderte uns zur Zahlung von 20'000 Rupien auf. Ich schaute unseren Fahrer entgeistert an, worauf er sagte ‚to see rice field’. Bezahlt, Quittung bekommen und etwas weiter an der Straße gehalten.
Nun bekamen wir die wohl touristischsten Reisterrassen dieser Erde zu sehen, der Blick verbaut mit Läden, Cafés und Restaurants.
Nur eine winzige und ausgenommen hässliche öffentliche Terrasse hatte man zum allgemeinen Zugang freigelassen.
Sicher, man kann auch in die Reisfelder gehen – nur sahen wir die Füße und Schuhe derer, die gerade zurückkamen. Nein, eine Fango-Packung für die Füße wollten wir nicht.
Uns kurz hingesetzt, ein Diet Coke getrunken, damit wir das WC benutzen durften und nichts wie zurück ins Auto.
Bei Platzregen hinauf ins Hochland. Endlich war mal nicht mehr jeder Meter des Straßenrandes bebaut und man konnte sich in ungefähr eine Vorstellung machen wie schön Bali einmal war. Zudem wurde es kühler, ein sehr willkommenes Extra.
Schon stoppte der Fahrer wieder, das Fenster wurde wieder heruntergelassen und eine Hand streckte sich herein. 65'000 Rupien wurden als Wegzoll verlangt ‚to see vulcano’. Ja was ein Nepp!
Nun bogen wir rechts ab und es bot sich links ein atemberaubender Ausblick auf Mount Batur mit aufsteigenden Rauchschwaden, den dazugehörigen See und grüne Täler.
Natürlich wollten wir anhalten, den Blick genießen, ein paar Fotos machen. Schon wurden wir vom Fahrer aufgeklärt, dass man auf der Straße nicht halten darf und alle Parkplätze zu Restaurants gehörten, auf welchen man nur parken darf wenn man dort isst. Wie ihr wisst bin ich kein Fan von Restaurants, auf deren Parkplatz Touristenbusse mit überwiegend chinesischer Beschriftung stehen. Wir einigten uns, dass wir ohne Essen gegen eine ‚Aufwandsentschädigung’ von 20'000 Rupien dort anhalten dürften.
Natürlich wurden wir beim Aussteigen sofort von Souvenirverkäufern überfallen, welche uns allen möglichen Mist für ‚only odin dollar’ (‚odin’ = russ. für ‚eins’) anboten. Keine Ahnung woran die Jungs & Mädels immer sofort erkennen, dass wir Russisch sprechen... V’s Laune wurde immer übler, ich dachte gleich haut sie einem der Verkäufer eine rein.
Da ich V. nicht aus einem indonesischen Gefängnis auslösen möchte, zog ich sie schnell weg, in Richtung Aussicht.
Schnell ein paar Fotos gemacht und zurück ins vermeintlich sichere Auto. Die Landschaft wurde immer schöner, unser Fahrer wollte nicht anhalten. V. wurde langsam richtig sauer, drohte ‚I open the door’. Da stand er aber, der Junge – V. sprang raus, machte schnell ein paar weitere Fotos
und schon ging es weiter.
Mein Wunsch war den Wassertempel (Tirta Empul Tempel) zu sehen.
Ich hatte einiges über den Tempel aus dem 10. Jahrhundert mit seinen heiligen Fontänen gelesen, auch dass direkt darüber eine Villa für den ehemaligen Präsidenten gebaut wurde.
Den – im Vergleich zu den anderen ‚Attraktionen’ – lächerlichen Eintritt bezahlt und den Vorplatz erkundet,
bevor es zu den eigentlichen Fontänen ging.
Ja, es fanden sich auch ein paar Weißhäuter unter den Badenden.
Nachdem man den Tempel verlassen hat, kommt man aber nicht einfach zum Auto zurück, davon halten ein paar Wächter (Schlepper) ab. Man muss zuerst einen langen Zickzackparcours durch Verkaufsstände (mit demselben Kram wie auf dem Ubud-Markt) über sich ergehen lassen.
Wir eilten im Laufschritt durch, entflohen den ‚odin Dollar’-Ansagen und sprangen ins Auto.
Unser Fahrer sah, dass wir entnervt waren, fragte ‚do you want Bali-Coffee?’. Eine tolle Idee, wir willigten ein – blöd wie wir sind. So wurden wir zur nächsten Abzocke gekarrt, dem ‚I like BAS’, einer Farm für ‚Luwak’- oder auch Katzen-Kaffee.
Direkt am Eingang wurden wir von einer Hostess abgefangen, zu den Käfigen der Katzen geführt. Nun hatten wir das Ganze schon in Nordthailand gesehen, die Katzen waren dort in recht großen Gattern mit genügend Auslauf gehalten. Hier war das aber ganz anders: jede Katze war einzeln in einem sehr kleinen Käfig untergebracht, der Boden aus Brettern zusammengefügt, trostlos. So gingen die Katzen von links nach rechts, von rechts nach links... Bemitleidenswert.
Wir setzten uns kurz ins Café bei hübschem Ausblick, bekamen die Kaffee-Karte vorgelegt. ‚Katzenkaffee’ gab es ab US$ 8, Cappuccino (normaler Kaffee) ebenfalls US$ 8, Espresso US$ 6 – und stinknormaler Robusto-Kaffee (meine bevorzugte Sorte) zu US$ 2.50.
Uns wurde dann noch ein beschrifteter Tray mit verschiedenen Kaffeesorten vorgesetzt, inkl. einer Liste und Stift für die Mitnahme-Bestellung,
darunter ‚Arabica’, ‚Robusto’, ‚Kokosnusskaffee’, ‚Vanillekaffee’ aber auch ‚Mangosteen-Tee’ etc. Wohlweislich haben sie den Katzenkaffee weggelassen – sonst hätte wohl jeder gemerkt, dass der den hohen Aufpreis kaum Wert ist.
Ich verlangte nach der Rechnung für unseren Kaffee – und plötzlich kostete dieser statt 30'000 Rupien derer 60'000. Erst als ich die Karte verlangte, der Dame den Preis zeigte, wurde die Rechnung auf die richtigen 30'000 reduziert.
Wir hatten genug von unserer Balirundfahrt, wollten nur noch zurück nach Jimbaran. Wegen der wohl entgangenen Provision war unser Fahrer nun recht brummig, brachte uns in knapp 2 Stunden zurück.
Hunger hatten wir, also TA aufgerufen und geschaut was es in Jimbaran sonst noch so an ordentlichen Restaurants gibt. Das Problem jedoch war, dass es bereits auf Neujahr zugeht, meine Top 3 geschlossen hatten. So ließen wir uns zum ‚Fat Chow Temple Hill’ bringen, Fusion, nicht ganz das was wir für ein spätes Mittagessen suchten. Dort gaben wir dem Fahrer die verabredete Summe und entließen ihn seiner Dienste.
Das Restaurant hatte einen hübschen Ausblick,
auch auf den Flughafen, das Interieur sprach aber ‚Achtung, Touristenfalle!’
Und so war es leider auch. Ich bestellte ‚firey pork’, einen Fisch mit Tofu und für V. die heißgeliebten Chicken-Wings.
Das Essen war zwar nicht schlecht – aber auch nichts Besonderes. Ich musste V. versprechen keine solche Lokalität mehr auszusuchen und im Generellen Bali nicht mehr anzusteuern.
Ein UBER zurück zum Hotel bestellt, 5 Minuten Wartezeit. Dummerweise stornierte der Fahrer die Fahrt nach 3 Minuten. Ein Taxi kam auch nicht vorbei, also wieder UBER befragt. Nach 10 Minuten kam dann ein wirklich ausgesprochen netter Herr, brachte uns zum Hotel.
Dort wurden wir wie immer nett empfangen, unsere neue Villa gezeigt,
diesmal mit Schlafzimmer,
(leider mit Fliesenboden)
eindrucksvollem Badezimmer,
Wohnzimmer,
(Ledersofa!!! Die 90er lassen grüßen)
Massageraum
und großem Garten mit privatem Pool.
Hübsch! Danke für den Upgrade!
Aber selbst dies konnte V’s Laune nicht mehr verbessern – so besorgte ich Rambutan und Mangosteen, welche ihr auf dem Day-Bed serviert wurden. Langsam verzogen sich die Wolken von ihrem Horizont.
Nachdem wir den privaten Pool ausgiebig genossen hatten stand die Auswahl des Restaurants für das Abendessen an. Wie wir jetzt wussten muss man nach 19:30 gar kein Lokal mit balinesischer Küche mehr wählen – denn diese sind auf ein frühes Abendmahl eingestellt. So kam nur das ‚Warung Mak Ijah’,
direkt neben dem ‚Happy Cow’ gelegen, in Frage.
UBER hatte kein Fahrzeug in der Nähe, also per Taxi zum Essen. Das Restaurant ist sehr einfach eingerichtet,
wir nahmen an einem Tisch in Küchennähe Platz. Auch die Speisekarte war simpel – dennoch mit guter Auswahl. So bestellte ich Thunfisch in Pfeffersauce, ein ‚Broken Heart’ (very, very spicy)
und ein ‚Mie Goreng’ mit Hühnerfleisch.
Ganz klar das Beste war das ‚Broken Heart’, ein in ein hauchdünnes Omelette eingewickeltes extrem scharfes Reisgericht mit Hühnchen. V. war es allerdings zu scharf und machte sich deshalb über das etwas geschmacksneutrale Mie Goreng her.
Inkl. zwei Eistee kam die Rechnung auf US$ 6 – und ließ noch Platz für ein Dessert. Taxi bestiegen und den Berg hinauf zum ‚Paper Planes’, wo wir wieder diesen wunderbar geeisten Drink von schwarzer Johannisbeere und das Roti Canai mit karamellisierter Kokosnussmarmelade bestellten. Aber man muss ja auch etwas Neues testen – und so kam noch ein Roti Canai mit ‚Milo’ (eine Mischung aus Kakao und Malz) und süßer Kondensmilch.
Einfach umwerfend köstlich, ein Highlight.
So bestellten wir glücklich und satt ein UBER zurück zum Hotel, wobei der Fahrer ein solches Schneckentempo vorlegte, dass ich dachte wir müssten langsam in Ubud angekommen sein.
Nun genießen wir noch die Terrasse unserer Upgrade-Villa. Euch einen schönen Sonntagabend!