Asien reloaded - oder 'unser Lieblingskontinent'

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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
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Meine -1 war blond und ständig stellten sich Inder neben sie und wollten ein gemeinsames Foto. Das wird für die Dame dann manchmal mühsam, ist das deiner besseren Hälfte in Indien noch nie passiert?
Doch, aber der Junge heute war besonders dreist. Unter dem Motto 'ich soll mal verschwinden, jetzt will er sich an meinen Platz setzen'
 

TomsenTom

Erfahrenes Mitglied
27.06.2011
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Ganz besonderes Dankschön für den letzten Beitrag!

Vor ca. 15 Jahren bin ich mit 19 das erste Mal raus in die weite Welt um ein Praktikum in Indien zu machen.
Auf dem Weg nach Pune haben mein Vater (der mich die ersten Tage begleitet hat) und ich in Delhi Zwischenstop gemacht, wo wir von einem Kollegen aus dem dortigen Vertriebsbüro in ein Restaurant eingeladen wurden. Ich hab in den Jahren danach immer davon geschwärmt und jedem erzählt, dass mir dort das indische Essen besonders gut geschmeckt hat. Ich wusste aber nur, dass es in irgendeinem guten Hotel war, die Tandor-Spieße von der Decke hingen und die Sitze recht niedrig waren.
Als ich gerade die Bilder gesehen hab, BÄM, das isses! Hammer...geiler Flashback(y)

Jetzt weiß ich wenigstens wo ich hin muss, wenn ich mal wieder nach Delhi komme. War seit dem leider nicht mehr in Indien....


Edit:
Hab gerade auch noch ein Bild gefunden. War aber doch vor 13 Jahren und ich war schon 20.

img0003.jpg
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
49. Tag; 19.03.2016; Delhi – Agra – Delhi

Der heutige Tag sollte ein Besondere werden. Nach weit über 50 Indienbesuchen war es an der Zeit den Taj Mahal zu besuchen.

Normalerweise steht dieser ja auf der Liste des allerersten Indienbesuchs – aber da bei mir bis auf die letzten 3 Besuche alle geschäftlicher Natur waren, stand der Taj Mahal eben nie auf der Prioritätenliste.

Viele Touristen machen einen 2-tägigen Ausflug nach Agra, also mit Übernachtung, um alle 5 Monumente anzuschauen - wir hatten auf Kofferpacken jedoch keine Lust und entschieden uns für einen Tagesausflug, die Besichtigungen auf die beiden wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu beschränken. Wer drei Tage Zeit hat, kann noch Jaipur mit dazu nehmen, da dieses nur knapp über 240 Kilometer von Agra entfernt liegt, zusammen mit Delhi das 'Goldene Dreieck' bildet.

Um 6 war ich auf dem Laufband, nach dem gestrigen Abendessen ein Muss, um 7:30 trudelten wir zum Frühstück ein. Kein Vergleich zum Leela, im ITC Maurya ist die Auswahl und Qualität so wie man es sich von einem SPG ‚Luxury Collection’ Hotel erwartet.


Ich gönnte mir Granola, leckere Früchte und dazu einen hervorragenden Mango-Joghurt, V. machte sich über Dosas und Croissants her. Diese waren so gut, dass ich fragte ob wir ein paar für die Fahrt nach Agra erstehen könnten. Freundlicherweise bekamen wir dann einen Tüte mit Croissants, Äpfeln, Bananen und Granola-Bars kostenlos in die Hand gedrückt – das ist Service.

Um 08:30 meldete sich unser Fahrer, wir bestiegen den sehr sauberen Toyota Innova und fuhren los.

Nach einer Stunde kamen wir aus Delhi heraus, auf die Autobahn in Richtung Agra. Die Autobahn (gebührenpflichtig) überraschte, war in perfektem Zustand, relativ leer und mit sehr zivilisiertem Verkehr.


Wegen des Tempolimits (100 km/h) und der dauerhaften Kameraüberwachung kommt man aber nicht sonderlich schnell vor an.

Auch die Raststätten waren in einwandfreiem Zustand,


alles – inkl. Toiletten – sehr sauber. Allerdings sollte man Kleingeld dabei heben, denn mit einem 500 Rupien-Schein (knapp US$ 8) kann man kein Cola kaufen, Wechselgeld ist Mangelware.

Nach knapp über 4 Stunden Fahrt erreichten wir Agra, nicht gerade die schönste und sauberste Stadt Indiens, mit Chaos pur auf den Zufahrtsstraßen. Ich bin immer wieder verwundert wie es die Inder schaffen aus einspurigen Straßen Dreispurige zu machen. Dauernd denkt man ‚jetzt kracht es’ – aber dann passiert eben doch nichts.

Über den Fluss, in welchem Wäsche gewaschen wird.


Wir fragten uns ob die Wäsche vor oder nach dem Waschen dreckiger ist. Natürlich ist das Waschen im Fluss verboten – aber wen kümmert das in Indien, man ist ja eine Demokratie und da hat einem, nach indischem Verständnis, keiner etwas zu sagen.

Schon stieg unser Guide für den Tag zu, eine sehr positive Person mit einem Dauerlächeln.

Am Parkplatz des Taj Mahal stiegen wir aus, machten uns auf zum Eingang, wo uns ein Elektrobuggy zum 1 km entfernten Eingang brachte


(alle Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor sind im Umkreis um den Taj Mahal verboten, um diesen nicht mit den Abgasen zu verschmutzen).

Am Eingang findet eine Sicherheitskontrolle statt, damit man auch wirklich nichts essbares oder gar Kaugummis auf das Gelände bringt. Bei den Männern geht das ruckzuck – bei den Frauen herrscht jedoch wegen der Taschen völliges Chaos,


niemand kann warten bis das Sicherheitspersonal mit der Kontrolle beendet ist. Natürlich gibt es dann noch Diskussionen, dass man (verbotenerweise) mitgebrachtes Essen doch nicht wegwerfen könnte. Das Ganze erinnerte mich an Sicherheitskontrollen an Europäischen Flughäfen, wenn jemand sein Messer/Nagelschere etc. abgenommen wird.

Schon ging es vom Eingang


in Richtung Vorplatz mit seinen 3 Eingangstoren und dem Königstor zum Taj Mahal.


Und schon steht er vor einem, in voller Pracht, der Taj Mahal – mit seinen über 74 Metern Höhe beeindruckend!


Ich will Euch jetzt nicht mit der Geschichte langweilen, welche wirklich interessant ist – wer möchte kann diese ja nachlesen.

Noch ein Blick zurück zur Rückseite des Königstors


und auf einer Bank niedergelassen, damit unser Guide ein paar Fotos machen konnte.


Überhaupt, unser Guide war nicht nur sehr gut informiert, wusste auf alle Fragen Antwort, er liebte es auch von uns und dem Taj Mahal Fotos zu machen.

Hinauf aufs Fundament des Taj Mahals, wo Inder in einer sehr, sehr langen Schlange um das Mausoleum herum auf Einlass warten müssen. Für uns Touristen läuft dies ganz ohne Schlange und Wartezeit ab – denn wir bezahlen statt umgerechnet US$ 0.30 (Inder) immerhin US$ 12 Eintritt. Selten habe ich den Mehrpreis gegenüber Einheimischen so gerne bezahlt – um dann die Schlange in der prallen Sonne zu umgehen.

Allerdings beginnt dann am gemeinsamen Eingang das Drücken und Drängeln, denn jetzt ist man mit den Indern wieder zusammen – und das läuft nun ähnlich ab wie in China: jeder will der Erste und der Schnellste sein. Aber V. und ich haben bessere und spitzere Ellenbogen als die meisten Inder.

Am Eingang zum Taj Mahal herrscht dann auch völliges Chaos, aber nicht mit uns, wir lassen uns nicht abdrängen bzw. zurückdrängen. So kamen wir schnell ins Innere, machten unsere obligatorische Runde um die Nachbauten der Grabmäler der Königin und des Moguls (welche ungeplant von seinem 3. Sohn asymmetrisch, aber etwas erhöht, neben seine angebetete 3. Frau, welche ihm 14 Kinder geschenkt hatte, gelegt wurde). Wieso Nachbauten? Die Originalgrabstätten liegen 6 Meter tiefer im ‚Untergeschoss’ und sind nicht zugängig.

Ein Blick hinaus zum Gästehaus (wo niemals Gäste gewohnt haben – es wurde gebaut um die Symmetrie zur gegenüberliegenden, genau gleich aussehenden, Moschee zu wahren)


und schon ging es wieder hinaus. Das Hinausgelangen war allerdings wirklich der Horror, denn jetzt wird richtig gedrückt und geschoben. Hinfallen möchte ich an dieser Stelle nicht.

V. war vom Taj Mahal völlig von den Socken, laut ihrem Bekunden das Schönste, das sie je gesehen hat. Auch ich war begeistert, hatte eine solche Pracht und Schönheit nicht erwartet. Das Bauwerk ist eine wahre handwerkliche Meisterleistung, wird seinem Ruf mehr als gerecht.

Schon ging es zum Ausgang des Komplexes, per E-Buggy zum Parkplatz (wir hatten unserem Guide gesagt, dass wir NICHT an den Shops aussteigen möchten) und weiter zum Red Fort, welches noch heute militärisch genutzt wird. Aus diesem Grund sind auch nur 20% des Areals für uns Touris zugänglich.

Über den ehemaligen Wassergraben zum Eingang,


durch 3 Tore ins Innere. Einen ansteigenden Weg (im Falle einer Invasion durch feinde wurde hier ein riesiger Felsklotz hinuntergerollt) nach oben zum ersten Palast, den der Mogul für seine Frau erreichten ließ.


Hinein und die wunderschönen Steinmetzarbeiten bewundert.


Noch ein obligatorisches Kitsch-Foto vom Taj Mahal von uns machen lassen, denn darin war unser Guide Weltklasse,


und weiter zum nächsten Palast, wo sich die Gemächer des Moguls befanden.


So ein Mogul hatte bis zu 5'000 Frauen, wow, Respekt, manchmal finde ich schon eine einzige ziemlich stressig.

Über den ‚Weintraubenplatz’


vorbei an der Versammlungshalle,


wieder zurück zum Auto. Unser Guide schlug uns noch vor den Baby-Taj-Mahal zu besichtigen – aber wir lehnten ab. Es war schon nach 15 Uhr und wir mussten auch wieder zurück. So verabschiedete sich unser Guide und wir fuhren durch Agra


in Richtung Autobahn.

Nach über 4 Stunden Fahrt erreichten wir Delhi im Regen, was das Verkehrschaos natürlich noch verschlimmert.

Um kurz nach 19 Uhr erreichten wir endlich das ITC Maurya, waren fertig und hungrig.

Eigentlich hatten wir für 20 Uhr einen Tisch im High-End Restaurant ‚DUM PUKHT’, ebenfalls in unserem Hotel, laut TA die #3 in Delhi, reserviert – aber wir hatten einfach keinen Nerv mehr dazu. So gingen wir wieder ins Bukhara – und bereuten es nicht.

Heute sollte es aber vegetarisch sein, denn gestern hatten wir am Nebentisch etwas Köstliches gesehen, Paneer (Frischkäse) Tikka.

So bestellten wir die wunderbaren Linsen (Dal), das erwähnte Paneer Tikka, Raita, Pudina Paratha und Butter Naan.


Die Linsen mit dem Brot aufzutunken ist schon ein Traum schlechthin – aber das Paneer war ebenfalls nicht zu verachten, in unseren Augen besser als das gestrige Huhn, saftig, super mariniert, perfekt zubereitet. In Indien könnte selbst ich zum Vegetarier werden – durch die Gewürze ist zwischen Huhn und Paneer geschmacklich kaum ein Unterschied festzustellen (allerdings kostet der Frischkäse auch soviel wie das Huhn).

Erschöpft, gesättigt und glücklich ging es ins Zimmer, um diesen erinnerungswürdigen Tag ausklingen zu lassen.
 

sirikit06

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31.01.2016
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LEJ
Vielen Dank für die eindrucksvollen Fotos! Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass ich Indien stärker in den Blick nehmen muss.
 
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bluesaturn

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27.05.2014
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Danke fuer die Fortsetzung. Schade, dass Plastik die Welt immer so schmutzig hinterlaesst. Wie man sieht, geht es ja auch anders.
Bereitet der Kleidungstil von V. dort eigentlich Probleme?
 

pradom

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21.07.2013
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Bin in Sachen Taj Mahal etwas enttäuscht von dir :rolleyes:Wieso ging es denn so spät im Hotel los? Ich habe letztes Jahr zwar ewig gesucht, aber dann doch eine Agency gefunden, die mich um 2Uhr in Delhi abholt hat. Der Sonnenaufgang ist das Eine, aber es ist einfach unbeschreiblich bzgl Fotomotiven und Ruhe, wenn man um 6Uhr dort ist. 100kmh auf dem Highway ist übrigens hauptsächlich wegen der Bereifung der indischen Fahrzeuge. Mich hat es auf dem Rückweg erwischt und nach dem Rekordtempo bei 42Grad hat das mein Fahrer wohl wöchentlich gemacht .
 
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Saul Goodman

Erfahrenes Mitglied
30.01.2015
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Habe jetzt extra, auf Anregung von HON/UA, nochmals nachgelesen und festgestellt, dass es sich beim Tadsch Mahal um eine Art Begräbnisstätte im islamischen Stil für eine islamische Frau handeln soll. Habe ich das richtig verstanden, dass es sich um ein islamisches Kunstwerk handelt? Wusste nicht, dass es so etwas gibt.
 

arj85

Erfahrenes Mitglied
07.05.2010
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Velden
Bin wieder mal beeindruckt von deinem Bericht. Im Bukhara war ich bei meinem Delhi-Besuch aufgrund deiner Empfehlung ja auch - wirklich sehr gut!

Denselben "Kampf" beim Eingang zur Grabkammer musste ich auch führen :D
 

HON/UA

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28.02.2011
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50/1. Tag; 20.03.2016; Delhi (2 Teile wegen 2 Videos)
(ACHTUNG: wer nicht der Religion des Foodismus huldigt wird mit diesem Bericht nicht glücklich, sollte ihn überspringen)

Um die Kultur und Geschichte eines Landes kennenzulernen bietet sich als bester und schmackhaftester Weg dessen Küche. Auf diesem Wege kann man hervorragend die Einflüsse verschiedener Kulturen auf die aktuellen Umstände eines Landes erfassen und interessante, weniger touristische Regionen einer Stadt sehen.

Wir buchten über foodtourindelhi.com eine 6- bis 7-stündige Tour durch Old- & New Delhi, welche sich mit der traditionellen Küche befasst.

Da eine Food-Tour zwingend mit Aufnahme von Kalorien einhergeht, verschaffte ich mir zwischen 6 Uhr und 07:30 im Gym einen gewissen Kalorienkredit. Auch das Frühstück fiel natürlich mit einem Müsli entsprechend klein aus – man will ja nicht gesättigt bei einer Food-Tour aufschlagen.

Um kurz vor 10 versuchten wir es nochmals mit einem UBER, was aber wieder nicht funktionierte (wie wir später erfuhren muss man seine Rufnummer auf eine indische ändern – denn die Fahrer rufen nach Bestätigung der Tour an, vergewissern sich über den Abholort).

Zum Glück stand vor dem ITC eine Motor-Rikscha. Der Fahrer sprach akzeptables Englisch, bot an uns für umgerechnet US$ 4 zu unserem 10 km entfernten Ziel, der U-Bahn-Station ‚Mandi-House’ zu bringen.

Die Fahrt vorbei an Botschaften über sehr saubere und hübsch begrünte Prachtstraßen war am Vormittag mehr als angenehm – nicht nur wegen der tollen Aussicht, auch wegen der frischen Briese, welche in den Fahrgastraum wehte.


Am Treffpunkt erwarteten uns unsere zwei Mit-Foodies (aus Australien und den USA) sowie der Guide, ein Koch und Food-Historiker.

Im typischen Toyota Innova ging es in Richtung Alt-Delhi, dem ehemaligen Sitz der Mogulen, welche ihre Essenstradition aus dem heutigen Usbekistan und Afghanistan nach Indien einbrachten. Da die Mogulen (welche auch den Taj Mahal errichteten) moslemischen Glaubens waren und für ca. 350 Jahre bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts einen Großteil Indiens beherrschten, gibt es z.B. kein Tandoor-Gericht, welches Schweinefleisch beinhaltet (obwohl Hindus eigentlich Schweinefleisch essen dürften).

Durch die alte Stadtmauer zum Red Fort, auf dessen Vorplatz wie jeden Sonntag ein riesiger Markt stattfand. Dort verließen wir das Auto, ließen eine vielbesuchte Touristenattraktion (Moschee) links liegen und gelangten in Straßen, welche Ausländer wahrscheinlich nicht oft zu sehen bekommen.


Diese Straßen kann man entweder mit ‚Chaos’ oder mit ‚Charme’ umschreiben, wie es einem beliebt.


Mir gefielen besonders die vielen Barber-Shops am Straßenrad, mit Teppichen von der Sonne geschützt. Hier lassen sich am Sonntag diejenigen rasieren bzw, die Haare schneiden, welche unter der Woche in den Läden der Gegend arbeiten.

Auch die Elektroverkabelung ist natürlich Horror (ähnliche wie in Thailand) – aber funktioniert.

In dieser Straße fand unser erster Stopp statt, ein alteingesessenes ‚Restaurant’, welches von Einheimischen für sein traditionell Nordindisches Frühstück geschätzt wird.


Wir erhielten ein leckeres, mittelscharfes Curry mit Kartoffeln (welche die Portugiesen in Indien eingeführt hatten – bis dahin gab es in Indien keine), welches wir mit traditionellem gefülltem Brot einnahmen.


Auch dieses Brot hat einen Hintergrund: es handelt sich hier um ‚Reisebrot’, welches die Mongulen auf ihre Reisen mitnehmen konnten da es 20 Tage haltbar ist.

Mit einem wunderbar cremigen & süßen Lassi die angenehme Schärfte hinuntergespült und auf der Straße gleich von einem Karren die nächste Delikatesse serviert bekommen, ein reines Wintergericht.


Hier handelte es sich um per Hand aufgeschlagene fette Milch, welche mit Safran und gehackten Nüssen aromatisiert wurde. Leicht & köstlich.

Weiter an wunderbaren Papayas


und einem Platz


vorbei in die nächste Straße, in welcher uns ein Curry aus der vorportugiesischen Zeit,


also mit Kichererbsen statt Kartoffeln serviert wurde, wieder mit haltbarem ‚Brot’, welches man aufbricht und als Löffel benutzt.


Diese Variante war mit rotem Chili gekocht, wesentlich schärfer als die Kartoffel-Ausführung.

Schon liefen wir durch eine kleinere Seitenstraße, ruhiger und kühler. Überhaupt, es war relativ sauber in diesem Teil der Altstadt. Die Häuser, welche unter Denkmalschutz stehen, lassen die ehemalige Pracht noch erkennen, mit wunderschönen Steinmetzarbeiten und schweren hölzernen Eingangstüren.






Hier fanden wir in einem offenen Souterrain eine ‚Eisdiele’, welche seit über 100 Jahren Speiseeis nach originalem Rezept, ohne Zusätze von Chemie oder Aromen anbietet.


Wir erhielten zwei verschiedene Eissorten, Granatapfel auf Wasserbasis und Pistazie-Safran auf Kondensmilchbasis.


Seit langem hatten wir kein so gutes Eis mehr gegessen, es war zum ‚Reinsetzen’.

Weiter per Fahrrad-Rikscha


zum Gewürzmarkt, welcher natürlich von Touristen überlaugen ist. Wir gingen aber weiter hinein, zum Chili-Markt. Hierher werden die verschiedenen Chilisorten aus ganz Indien angeliefert und dann wieder über ganz Indien verkauft. Das Erlebnis in der Nase war einmalig – schon beim Betreten dieses Teils der Marktes fängt diese an zu kitzeln, die Ätherischen Öle der Chilis hängen in der Luft. V. bekam regelrechte Niesanfälle.

Vorbei an den für das kommende Holi-Festival angebotenen Farbpulvern


und mit einer Motor-Rikscha zum nächsten ‚Restaurant’.

Hier bekamen wir einen Reis mit Bohnen (welcher mich wenig begeisterte) und ein Kichererbsengericht mit indischem Brot.


Letzteres wurde mit Hilfe der wunderbaren grünen Chilis, von welchen man einfach abbeißt, mit einem tollen ‚Kick’ versehen. War in Ordnung – aber kein Highlight.

Zurück per Motor-Rikscha

zum Markt, wo schon der Innova wartete, uns zurück nach New Delhi brachte.
 

HON/UA

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28.02.2011
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50/2. Tag; 20.03.2016; Delhi (2 Teile wegen 2 Videos)
New Delhi wurde von den Engländern ab 1911 als Regierungssitz Indiens errichtet, weist deshalb eine völlig andere Architektur auf – und auch die Küche wurde weniger mogullastig.

Unser erster Stopp




befasste sich mit ‚Panipuri’,


einem meiner Lieblingsgerichte in Indien. Es handelt sich hier um ein rundes, innen hohles, kross gebackenes Brot, in welches mittels Daumendruck oben ein Loch gebrochen wird. In dieses Loch kommt nun eine Masse bestehend aus Tamarinde, Kichererbsen, Chili, Masala-Pulver, Kartoffeln und Zwiebeln (es gibt aber auch andere Füllungen) bevor das Ganze in einen Eimer mit Gewürzwasser getunkt und aufgefüllt wird. Nun wird einem dieses kleine Kunstwerk in einen Pappteller, welchen man vorher erhalten hat, gelegt, man schiebt es in einem Stück in den Mund und beißt zu. Eine wahre Geschmacksexplosion!

Über die Straße zu einer Bäckerei, welche britisches Puff-Pastry in eingeindischter Version serviert. So gibt es statt Sausage-Roll Chicken-Tandoori-Roll und Paneer-Puff-Pastry.


Vor allem die Frischkäsevariante konnte überzeugen.

Zusätzlich noch ein Bällchen mit Hühnerfleisch, bei welchem nicht nur der Geschmack sondern vor allem die Textur überzeugte: außen eine hochdünne krosse Schicht, innen cremig.

Nun sollte es weiter zur #1 der Sehenswürdigkeiten Delhis auf Tripadvisor, dem Gurudwara Bangla Sahib, einem Sikh ‚Tempel’ im Herzen der Stadt.


Die Gemeinschaft der Sikh (sinngemäß: Studenten) ist eine recht neue Religion, welche sich dem Wohle der Mitmenschen widmet – und so werden in diesem Tempel täglich 20'000 bis 45'000 Menschen kostenlos verpflegt.

Wie ihr Euch denken könnt, war der Tempel an sich für uns nicht von Interesse. Nein, wir wollten in die Küche.

Schuhe ausgezogen, eine Kopfbedeckung erhalten


und hinunter zum Kücheneingang, wo wir an den Essenssuchenden vorbei durch ein Tor mussten. Beim Gang in die Küche erhaschten wir einen Blick in den Speiseraum,


welcher zu Stoßzeiten bis zu 1'500 Gäste in einer Sitzung (30 Minuten) aufnimmt.

Der Speisesaal arbeitet täglich 24 Stunden und wird von Spenden und freiwilligen Helfern und –Köchen bedient. Jeder kann jederzeit kommen und mithelfen (Gemüse schneiden,


Brot backen, kochen), egal von welcher Religion.

Die Küche war eindrucksvoll. Auf einer Seite wird in riesigen Kesseln und Pfannen gekocht und gebraten,


umgerührt wird mit Schaufeln,


in der Mitte das Brot gebacken


und auf der anderen Seite der Teig hergestellt.


Der Boden – wir waren barfuß – war extrem glitschig, man musste schon aufpassen wo man hintritt.

Interessant war es die um Einlass ersuchenden zu begutachten. Denn diese gehörten, was man z.B. an der Kleidung erkannte, beim besten Willen nicht der Unterschicht Delhis an. Ich bat unseren Guide um Auskunft. Dieser bestätigte, dass auch er hier oft kocht – jedoch auch manchmal isst, dafür dann eine Spende gäbe. Es gehe um die Atmosphäre und das Wissen, dass alle die hier kochen dies aus Leidenschaft tun.

Nach dieser einzigartigen Erfahrung ging es weiter zum Endpunkt unserer Tour, einem Restaurant am Connaught Circle,


dem Finanzdistrikt New Delhis. Das Restaurant


existiert bereits seit fast 100 Jahren, ist eine Institution. Dementsprechend war auch die Schlange am Eingang.


Unser Guide stellte sich an, wir durften noch 20 Minuten im klimatisierten Auto sitzen bleiben.

Endlich bekamen wir einen Tisch im Obergeschoss zugewiesen. Am Eingang vorbei an einem Teil der Küche


(die eigentliche Küche befindet sich auf dem Dach des Gebäudes) nach oben, wo wir am größten Tisch Platz nahmen.


An der Wand befindet sich die Speisekarte. Prima, Dal und Pudina Paratha – damit war für mich das Mittag-/Abendessen gerettet. Aber was sah ich unter Position Nr. 8? ‚Brain Curry’! Nun bin ich ein ausgemachter Fan von Hirn, egal ob Lamm oder Kalb. Unser Guide erklärte, dass es sich in Indien natürlich um Lammhirn handelt, ich bat um Bestellung dieses Gerichts.

Ich will es hier nicht schönreden – das Restaurant war extrem dreckig, der Tisch wurde auch nicht gerade mit einem sauberen Lappen abgewischt. Deshalb desinfizierten wir mal ganz schnell Löffel und Teller. V. schaute schon etwas seltsam, meinte, dass sie hier lieber nichts essen wolle – was wirklich selten vorkommt.

Aber als dann die Gerichte auf dem Tisch standen, uns die Aromen entgegenschlugen, war bei V. plötzlich Schluss mit Zurückhaltung, sie griff hemmungslos zu.


Es gab Lamm-Kofta-Curry (Kofta ist identisch mit ‚Köfte’, was hier bekannter sein dürfte), ein wunderbares Spinat-Gericht, ein Paneer-Curry, Kartoffeln und natürlich dunkles Dal.

Für mich war das Brain-Curry ein Highlight, das Hirn wunderbar zart und weich – so wie es sein muss – die Sauce dazu mittelscharf. Aber auch die anderen Gerichte waren nicht zu verachten, das Dal im ‚Bukhara’ jedoch klar besser.

Zum Abschluss gab es noch Chicken-Tikka aus dem Tandoor. Und hier muss sich dieses Lokal in keiner Weise vor dem wesentlich teureren Bukhara verstecken: selten habe ich ein so gut gewürztes, saftiges Chicken-Tikka gegessen – und ich habe in den letzten 20 Jahren so einige verputzt.

Zurück durch den Sonntagsstau zum Hotel, erstmal duschen und nochmals für 60 Minuten aufs Laufband.

Das war es auch schon wieder, jetzt noch Koffer packen, denn Morgen geht es weiter.
 

HON/UA

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28.02.2011
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Habe jetzt extra, auf Anregung von HON/UA, nochmals nachgelesen und festgestellt, dass es sich beim Tadsch Mahal um eine Art Begräbnisstätte im islamischen Stil für eine islamische Frau handeln soll. Habe ich das richtig verstanden, dass es sich um ein islamisches Kunstwerk handelt? Wusste nicht, dass es so etwas gibt.
Das hast Du richtig verstanden - er hat im Sterbebett seiner Frau nämlich versprochen
1.) sich um die Kinder zu kümmern
2.) nicht wieder zu heiraten und
3.) ihr ein Mausoleum zu erreichten, das der ganzen Welt zeigt wie sehr er sie liebte.

Übrigens, wenn man die Kuppel betrachtet sieht man dort die Insignien des Islams, des Hinduismus und des Buddhismus.
 

ningyo

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05.09.2009
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Du schreibst, dass das Curry aus der vorportugiesischen Zeit mit rotem Chili gewürzt war. Die Chilischote ist aber auch ursprünglich auf dem amerikanischen Kontinent heimisch und erst von den Portugiesen nach Indien gebracht worden - hat Euer Guide dazu was gesagt?
Die koreanische, indische, thailändische etc. Küche müssen ja vor der Ankunft von Chili sehr anders gewesen sein.

(siehe auch hier Döner Hawaii - interessantes Buch übrigens)
 

HON/UA

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28.02.2011
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Du schreibst, dass das Curry aus der vorportugiesischen Zeit mit rotem Chili gewürzt war. Die Chilischote ist aber auch ursprünglich auf dem amerikanischen Kontinent heimisch und erst von den Portugiesen nach Indien gebracht worden - hat Euer Guide dazu was gesagt?
Ja, es wurde eine Art länglicher schwarzer Pfeffer verwendet, welchen wir auf dem Gewürzmarkt auch begutachten konnten.
 
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HON/UA

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28.02.2011
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51. Tag; 21.03.2016; Delhi – Varanasi
Zwei volle Tage Delhi waren eindeutig zu wenig. Die Stadt bietet einfach extrem viel, Neu Delhi mit seinem wunderschönen Diplomatenviertel, den riesigen Parks und den eindrucksvollen Monumenten, Old Delhi mit seiner Geschichte, der Betriebsamkeit und Chaos. Eigentlich sind es eher zwei Städte in einem. Ja, einige werden es sicher wieder nicht verstehen, aber Delhi gehört definitiv zu unseren Lieblingsstädten.

Aber geplant ist geplant, gebucht gebucht. Und so ging es am heutigen Tage weiter nach Varanasi.

Von Delhi nach Varanasi gibt es täglich unzählige Flüge, aber nur drei davon bieten Business Class an, zwei mit Jet Airways, einer mit Air India. Wieso ich von den beiden Jet Airways Flügen den früheren um 10:45 gebucht hatte statt der Alternative um 16:45? Ich muss in diesem Moment neben mir gestanden haben.

So saßen wir bereits um 7 beim Frühstück, wie üblich Granola und Früchte mit diesem köstlichen Mango-Joghurt. Ein besseres und gesünderes Frühstück als im ITC Maurya hatte ich selten.

Als es ans Bezahlen ging wunderte ich mich über die Rechnung. Die Laundry war völlig falsch abgerechnet, das Internet auf der Rechnung und dazu noch ein paar Kekse aus der Mini-Bar. Dies war aber schnell erledigt, von der Rechnung gestrichen. Komplizierter wurde es bei der Berechnung der Übernachtung. Dank Cash & Points sollte es laut meiner Bestätigung US$ 75/Nacht (ca. 4'800 Rupien) plus 10% VAT der Rack Rate plus 1.25% Service-Charge kosten. Die Rechnung wies aber 8'144 Rupien/Nacht auf. Mir wurde dann erklärt, dass die Rack-Rate bei 20'000 Rupien liegt, die Luxus-Steuer bei 15%. Ich zeigte meine Bestätigung, in welcher 10% Luxus-Steuer standen und es machte sich Ratlosigkeit breit. Es kam dann heraus, dass ich die Reservierung bereits vor der Erhöhung der Luxus-Steuer vor 3 Monaten getätigt hatte – die Rechnung wurde daraufhin angepasst.

Nun, mit auf indische Rufnummer geändertem UBER-Account, versuchte ich es nochmals, bestellte per App einen Wagen. Und wirklich, jetzt klappte es: der Fahrer rief unverzüglich an, bestätigte die Fahrt und stand nach 5 Minuten mit seinem WagonR vor der Lobby.

Ein Koffer auf den Beifahrersitz, der zweite aufs Dach, ohne Verzurren, ohne jede Sicherung. Aber, wie es in Indien eben ist, es funktionierte und nach gut 20 Minuten erreichten wir mit beiden Koffern und ohne Unfall Terminal 3. Noch nicht am Check-In angekommen erreichte mich auch schon die UBER Abrechnung per Email, 177 Rupien, also knapp US$ 3.

Am Check-In wusste ich dann wieder weshalb ich auch auf kurzen Strecken in Indien Business-Class zahle: die Schlange am Eco-Check-In war die Hölle! An den Premium-Schaltern war zum Glück nichts los und der Check-In blitzschnell erledigt.


Auch für die Security-Kontrolle gibt es eine Extrareihe für Business- und First-Class und so waren wir nach weniger als 5 Minuten im Abflugbereich.


Die Lounges der Airlines liegen im Obergeschoss, man darf erstmal eine Runde durch die Halle drehen. Während Air India eine eigene Lounge besitzt, benutzt Jet Airways eine Bezahllounge.


Die Lounge war angenehm groß,


die Essensauswahl


– inkl. frisch zubereiteten Speisen – gut,


auch wenn wir nur ein Diet Pepsi hatten. Eines ist zu beachten: an der Rezeption gleich beim Eintritt die kostenlos Wi-Fi-Karte besorgen.

45 Minuten vor Abflug verließen wir die Lounge und machten uns auf den Weg zu Gate 47. Ich bin immer wieder verwundert, wie man die riesigen, von vielen Menschen frequentierten Flure einen Flughafens mit Teppichboden auslegen kann.


Als wir am Gate ankamen hatte das Boarding bereits begonnen und wir konnten unmittelbar auf unsere Plätze in Reihe 3, der letzten Reihe der Business Class. Das ganze Flugzeug, inkl. Interieur, macht einen erheblich frischeren Eindruck als bei Air India, auch wenn die Ledersitze etwas sehr rutschig sind.


Dafür haben diese aber Fußstützen und es befindet sich kein PC-Kasten unter dem Vordersitz.

Auch die Pre-Flight-Drinks sind wesentlich besser als bei Air India, heute ein Mango-Smoothie und ein Guaven-Drink.


Sehr pünktlich ging es in den Himmel über Delhi. Kaum auf Reiseflughöhe wurde das Essen serviert. Was die Inder hier bei einem 55-Minuten-Flug anbieten ist beachtlich.

Es gab Chicken-Tikka oder Paneer-Tikka,

(hier die Paneer Variante)

und im Anschluss einen Apfelkuchen auf Vanillesauce.


Beides wirklich okay.

Kaum waren die Tabletts abgeräumt gingen wir auch schon wieder in den Sinkflug.

Am eher kleinen Varanasi-Flughafen bekamen wir eines der beiden Gates zugewiesen, konnten nach einer Ankunftskontrolle der Bordkarten ins Terminal hinunter, unser Gepäck in Empfang nehmen.

Noch im Flughafengebäude befindet sich ein Taxi-Prepaid-Schalter, an welchem ich eine Fahrt zum Hotel (ca. 40 Minuten) in einem klimatisierten Taxi zu umgerechnet knapp US$ 10 erstand.

Hinaus


und den Taxifahrer gesucht. Dieser brachte uns zu seinem Toyota, verlud unser Gepäck im Kofferraum (ja, das muss extra erwähnt werden). Im Auto fing er an uns zu erklären, dass wir non-AC gebucht hätten, AC Aufpreis kosten würde. Klar, auf meiner Stirn steht ‚Vollidiot’. Nach kurzer Diskussion ging es dann mit AC und ohne Aufpreis los.

Die nächste Masche war uns eine Tour andrehen zu wollen – hat nicht funktioniert. Weiter ging es mit dieser tollen Sari- und Seidenfabrik, direkt auf dem Weg, unglaublich günstig, super Qualität. Als V. etwas rüde sagte ‚we don’t buy anything’ wurde er stiller, um uns aber dann von den geringen Löhnen in Varanasi für Taxifahrer das Ohr vollzuheulen.

Wir waren aber eh schon genug deprimiert von der Fahrt, dem was wir am Straßenrand sahen – eine wirklich ärmliche Region.

Irgendwann erreichten wir die Stadt, kamen an unserem Hotel an.

Nein, der Laden ist weder 5* noch liegt es am Ganges. Ein ordentliches Hotel in Varanasi zu finden war echt ein Problem, auch wegen dem Holi-Festival.

Mein Wunschhotel war schon vor 8 Monaten ausgebucht, die anderen Heritage-Hotels am Ganges sahen nach Betrachtung in TA einfach nur schlimm aus (vor allem die Bäder). Auch die Kettenhotels sind laut TA alt und heruntergekommen und so blieb nur die Nr. 2 auf TA, das ‚Rivatas by Ideal’, angeblich 4*, aber eben auch sehr weit von den Sightseeingangeboten Varanasis entfernt.


Dieses Hotel könnte so auch in der Provinz Chinas stehen, unpersönlich. Hinein zur Rezeption,


wo wir allerdings sehr freundlich empfangen wurden.

Internet-Vouchers erstanden und hinauf ins Zimmer im 3. OG, wirklich nicht so schlecht zu dem Preis, ich hatte Schlimmeres erwartet.




Nur die Handtücher, für ein Hotel, das erst knapp über ein Jahr alt ist, sind die ganz schön grau.

Noch kurz Pool


und Gym begutachtet, beides eher armselig. Im Gym hat das schwerste Gewicht 10 Kilogramm – da brauch nicht erst gar nicht anfangen.

Der Nachteil der Lage ist, dass man mit so einem angebrochenen Tag nichts anfangen kann. Und so entschlossen wir uns etwas bis zum Abendessen zu entspannen, Kraft für Morgen zu tanken.

Wegen der Trinkwassersituation in Varanasi (70% des Trinkwassers kommt aus dem total verschmutzten Ganges) entschieden wir uns zum Abendessen ein Hotelrestaurant aufzusuchen. Da in der Umgebung unseres Hotels sowieso kein gutes ‚normales’ Restaurant zu finden ist, wählten wir das ‚Canton Royale’ im angrenzenden Hotel Surya, aktuell #16 in TA.

Durch die dunkle Gasse zum Hotel, sehr groß, im traditionellen Stil erreichtet. Leider bietet das Restaurant wegen der vielen Moskitos keine Sitzmöglichkeit auf der schönen Terrasse. So mussten wir im Inneren Platz nehmen, nicht gerade gemütlich.


Der Service war allerdings außergewöhnlich zuvorkommend, die Speisekarte riesig, inkl. Italienischen- und thailändischen Speisen.

Wir wählten natürlich indische Kost, als Vorspeisen Kartoffeln und Huhn mit schwarzem Pfeffer aus dem Tandoor.


Im Anschluss gab es noch eine Portion dunkle Linsen (Dal) mit Butter und Paneer (täglich ausgemacht) Tikka Masala mit Paratha.


Nein, Qualität wie in Delhi war es nicht, aber für die indische Provinz durchaus lecker.

Auf dem Rückweg kamen wir noch an einer Hundefamilie vorbei und V. sah, dass das Welpen ein missgebildetes Bein hat, total ausgehungert war. Nachdem die ersten Tränen flossen ging es schnurstracks zur nächsten Shopping Mall, um einen Supermarkt zu suchen.

Wir nehmen an, wir hatten die teuerste Mall Varanasis gefunden,


mit Läden von Adidas, Nike, Puma und Benetton. Im 3. OG befand sich ein Supermarkt.


Dort fanden wir alles, Spielzeug, Süßigkeiten, Coke Zero... aber nichts zu essen.

Also ging es wieder hinunter zu McDonalds wo wir 4 McChicken ohne Sauce erwarben. Nachdem V. diese den Hunden verfüttert hatte, sah die Welt wieder besser aus, ihre Laune wieder im Lot.

Zurück ins Hotel wo unsere grauen Handtücher gegen weniger graue ausgewechselt wurden.

Drückt uns die Daumen, dass heute Nacht die Autos nicht zu viel hupen – denn sonst wir aus dem Schlafen nichts.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.860
7.043
Odessa/ODS/UA
52/1. Tag; 22.03.2016; Varanasi (Morgentour)

Eine kurze Hintergrundinformation zum besseren Verständnis: Varanasi ist eine der ältesten Städte Indiens, erstmals erwähnt um das Jahr 1.300 vor Christus (das ‚alte’ Rom datiert um 753 vor Christus), ist heute das religiöse und spirituelle Zentrum Indiens. Diese Bedeutung liegt am Ganges, sozusagen dem Ursprung allen Lebens, welcher durch die Stadt fließt.

Aber nicht nur für Hindus ist diese Stadt bedeutend, auch die erste Predight Buddhas fand nur 10 Kilometer außerhalb dieser Stadt statt, wo sich heute ein Wallfahrtsort für Buddhisten befindet.

Durch die wechselhafte Geschichte der Stadt (Mogulenherrscher, Englische Kolonie) wurden alle der ursprünglichen Bauwerke zerstört. Was man heute sieht wurde in den letzten 400 Jahren errichtet.

Nun aber zum Reisebericht:

Um 05:15 stand bereits unser Fahrer vor der Hoteltüre, um uns zum Treffpunkt mit unserem Guide am Ganges zu bringen. Auf den Straßen war schon einiges los, Straßenkehrer fegten, Köche kochten und Touristen wurden meist in Bussen zum Fluss gekarrt.

Als wir gegen 05:45 am Fluss ankamen, fand dort bereits die allmorgendliche Zeremonie statt.


Mehrere Priester tanzen mit Feuer zu recht monotoner Musik mit Blick über den Fluss in Richtung Sonnenaufgang, begrüßen den neuen Tag.

Direkt nebenan wird unter Gesang Getreide geopfter, ein eindrucksvolles Schauspiel, da die Flammen immer wieder durch Zugabe von Hülsenfrüchten höher schlagen.



Nachdem wir einige Zeit das Ritual beobachtet hatten, liefen wir weiter am Fluss entlang, bis V. sich entschied, dass es Zeit für einen Morgentee wurde. Unser Guide führte uns zu einem Teestand (mit Wasser aus einem Kontainer, nicht aus dem Fluss) auf den Stufen des Ganges


wo V. vor diesem eindrucksvollen Hintergrund


glücklich ihren Tee zu sich nahm.


Im Anschluss wurde es Zeit unser Boot zu besteigen. Dieses wurde von einem jungen und sehr schmächtigen Mann gerudert – wir hatten schon Angst er würde uns 3 nicht schaffen. Aber wie immer in Indien, irgendwie funktioniert es schon.

So fuhren wir während des Sonnenaufgangs


an der wunderschönen Kulisse Varanasis den Fluss hinunter, vorbei an den verschiedenen Ghats (Treppen zum Fluss).




Wieso Varanasi so viele Paläste (heute meist Klöster) besitzt? Jede Königsfamilie Indiens – und davon gab es immerhin 600 – spendete hier einen Palast mit Tempel (nordindische Tempel aus Sandstein, eher schlicht; südindische Tempel sehr bunt mit vielen recht kitschigen Figuren), welche heute noch nach dem ehemaligen Königsreich benannt sind.

Während unserer Flussfahrt beobachteten wir viele Menschen (Männer & Frauen; auch Ausländer!), welche ein rituelles Morgenbad im Fluss nehmen, sich mit Flusswasser die Zähne putzen, ihre private Wäsche waschen oder auch einfach nur im Wasser spielen.


Aber Varanasi ist nicht nur ein heiliger Ort, es ist auch der Ort zum Sterben. Jeder Hindu Indiens träumt davon hier zu sterben, verbrannt und als Asche im Ganges beigesetzt zu werden. Denn so kann er dem Kreislauf der Reinkarnation entfliehen. Unzählige Menschen begeben sich nach Varanasi, um hier zu sterben, verbringen die letzte Zeit in einem der zahlreichen Klöster. Aber auch andere reiche indische Familien aus einem größeren Umkreis bringen ihre toten Verwandten nach Varanasi, um sie dort beisetzen zu lassen. So werden hier 200 bis 250 Leichen pro Tag zuerst in den Fluss getaucht und im Anschluss im Holzfeuer verbrannt.

Diese Verbrennungen finden an drei Plätzen statt, in einem Elektroofen (für die weniger Vermögenden) und an zwei Stellen am Fluss im Holzfeuer (der Tote wird zwischen Lagen aus Holz verbrannt). Die erste Stelle an welcher wir vorbeikamen war die Kleinere der beiden, später die Größere.


Morgens ist noch wenig Betrieb, bei unserer Vorbeifahrt brachte eine Familie gerade eine tote Frau (verheiratete Frauen werden in rote Tücher eingehüllt herbeigetragen) zur Verbrennung,


Welche von Mitgliedern einer niedrigen Kaste gegen Bezahlung durchgeführt wird. Das gesamte Ritual bis zum verstreuen der Asche im Ganges dauert ca. 4 Stunden und wird vom ältesten oder jüngsten Sohn geleitet.

Fotos kann man nur vom Fluss aus einiger Entfernung machen. Denn wenn man dies am Ufer in der Nähe versucht, wird man zu einer Zahlung von 5'000 bis 10'000 Rupien ‚aufgefordert’.

Interessant sind auch die Männer, welche direkt vor der Verbrennungstelle im Wasser schwimmen und tauchen – diese suchen nach Gold, welche der/die Tote an sich trug.

Kurz darauf war unsere Bootsfahrt beendet, wir stiegen am Ufer aus, gingen ein paar Treppen nach oben und liefen am Fluss entlang. An einem schiefen Tempel vorbei hinein in kleine Gassen der Stadt.

Und hier trifft einen fast der Schlag! So was von dreckig haben wir selbst in Indien noch nicht gesehen – auch ich in Bangladesch noch nicht. Dies liegt vor allem an den vielen Hunden und Kühen, welche auch in diesen engen Gassen gehalten werden.


Ja, die Kühe haben Besitzer, welche sie melken und ihnen meist nur einmal am Tag zu fressen geben – den Rest des Tages müssen sie sich selbst, meist mit Müll, ernähren. Und die Ausscheidungen der Tiere sind überall! Man muss also dauernd auf den Boden schauen, sich einen Weg zwischen dem Hundekot und den Kuhfladen suchen – was teilweise selbst auf Zehenspitzen schwierig war. Seltsamerweise – im Gegensatz zu Jodphur – stinkt es in Varanasi aber nicht.

So ist Varanasi eben typisch Indien: die tollsten Eindrücke, die fantastischste Architektur befindet sich direkt im größten Müll – man kann beides nicht voneinander trennen. Um die Schönheit Indiens zu erleben muss man den Dreck & Müll ertragen.

Schon kamen wir an einem privaten Tempel vorbei, zu welchem man normalerweise keinen Zugang hat. Doch unser Guide ist aus Varanasi, kennt den dort lebenden Priester mit seiner Frau, welche den Tempel betreuen und bewachen. So konnten wir hinein und die detailreichen, wunderschönen Steinmetzarbeiten bewundern,


den Ausblick auf den Fluss genießen.


Weiter durch die Gassen, die Fäkalien umzirkelnd, vorbei an bunten Läden in den Häuserfassaden


und schlafenden Indern


durch einen weiteren Tempel steile Treppen wieder hinunter zum Fluss. Dort wartete bereits ein Motorboot


auf uns und eine zweite Gruppe unseres Tourveranstalters, um uns wieder zum Startpunkt zu bringen.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
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52/2. Tag; 22.03.2016; Varanasi (Morgentour)

Während wir einstiegen konnten wir einen Ausländer bei seinen morgendlichen Yogaübungen in Richtung Fluss und Sonnenaufgang beobachten. Er war völlig losgelöst von dieser Welt, seine Verrenkungen beeindruckend.


Und los ging es – wir hatten auch Spaß an der Beobachtung unserer Mitfahrenden.


Wozu um alles in der Welt benötigt man zwei solcher Fotoapparate? Ist das so wie früher mit den zwei Colts am Halfter? Wir kamen uns mit unseren iPhones als Fotokamera etwas ‚nackt’ vor.

So fuhren wir nun in Gegenrichtung an Varanasi vorbei,



konnten auch die lokale Wäscherei begutachten (wir hoffen unser Hotel lässt da nicht waschen).

Am Ende unserer Bootsfahrt angekommen wieder ein Ghat nach oben, an einer Badestelle für Frauen, welche schwanger werden wollen, vorbei in die lebende Stadt mit seinen Geschäften, Märkten und Kühen (damit ein Vorist auch mal auf seine Kosten kommt).


Hier endete unsere Morgentour und wir besorgten uns bei ‚Green Lassi’


ein erstes, kleines Frühstück.


Es werden zwei Varianten angeboten: ‚Natur’ und ‚mit Marihuana’ – was in Varanasi legal ist. Wir entschieden uns früh am Morgen für ‚Natur’, also nur gesüßt.

Als wir gerade unser Lassi zu uns nahmen kam diese Motorrikscha vorbeigerast.


Wir fragten uns ob wir nicht doch Marihuana im Lassi hatten.

Unser Fahrer wartete schon, brachte uns durch wirklich sehr, sehr ärmliche Viertel zurück in Richtung Hotel. Wir unterhielten uns über traditionelles Varanasi-Frühstück, worauf er vor einem ‚Restaurant’ anhielt, um uns dies zu zeigen.


Typisch ist, wie in Delhi, dieses frittierte Brot und sehr süßes Jalebi, von dem V. seit Tagen träumt.


Gegen 09:30 waren wir zurück im Hotel, wollten noch eine Kleinigkeit vom Frühstücksbuffet naschen. Dies war allerdings wirklich nichts Besonders – so blieb es bei ein paar Spiegeleiern, Itli (Einzahl) und Kokosnuss-Chutney.

Ab ins Zimmer und noch etwas aufs Ohr gehauen, Kraft für die nächsten Touren des Tag nachgetankt.
 
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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
519
HON/UA dieser Reisebericht entwickelt sich jetzt noch weiter in Richtung Kultur und Historie.
Das ist jetzt wirklich einzigartig an was du uns hier teilhaben lässt.

Vielen Dank dafür! Ich genieße jeden Satz.

Er regt mich an meine in ca. 2 Jahren Tour mit meiner +1 (M.) sehr sorgfältig zu planen.

Wann hast du dir das alles erarbeitet? Tadsch Mahal und Jodpur, da kommt man selber drauf, aber alle anderen Orte und dazu der Kulturhintergrund. Oh weia was bin ich ein banause dagegen. Ich glaube ich muss meine Reisen besser vorbereiten. So was wie eine 'Lessons Watched' hier.

Gruß und weiter so

Flyglobal
 

somkiat

Erfahrenes Mitglied
30.05.2013
5.761
4.351
Gummersbach
Endlich Kühe , vielen Dank


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