51. Tag; 21.03.2016; Delhi – Varanasi
Zwei volle Tage Delhi waren eindeutig zu wenig. Die Stadt bietet einfach extrem viel, Neu Delhi mit seinem wunderschönen Diplomatenviertel, den riesigen Parks und den eindrucksvollen Monumenten, Old Delhi mit seiner Geschichte, der Betriebsamkeit und Chaos. Eigentlich sind es eher zwei Städte in einem. Ja, einige werden es sicher wieder nicht verstehen, aber Delhi gehört definitiv zu unseren Lieblingsstädten.
Aber geplant ist geplant, gebucht gebucht. Und so ging es am heutigen Tage weiter nach Varanasi.
Von Delhi nach Varanasi gibt es täglich unzählige Flüge, aber nur drei davon bieten Business Class an, zwei mit Jet Airways, einer mit Air India. Wieso ich von den beiden Jet Airways Flügen den früheren um 10:45 gebucht hatte statt der Alternative um 16:45? Ich muss in diesem Moment neben mir gestanden haben.
So saßen wir bereits um 7 beim Frühstück, wie üblich Granola und Früchte mit diesem köstlichen Mango-Joghurt. Ein besseres und gesünderes Frühstück als im ITC Maurya hatte ich selten.
Als es ans Bezahlen ging wunderte ich mich über die Rechnung. Die Laundry war völlig falsch abgerechnet, das Internet auf der Rechnung und dazu noch ein paar Kekse aus der Mini-Bar. Dies war aber schnell erledigt, von der Rechnung gestrichen. Komplizierter wurde es bei der Berechnung der Übernachtung. Dank Cash & Points sollte es laut meiner Bestätigung US$ 75/Nacht (ca. 4'800 Rupien) plus 10% VAT der Rack Rate plus 1.25% Service-Charge kosten. Die Rechnung wies aber 8'144 Rupien/Nacht auf. Mir wurde dann erklärt, dass die Rack-Rate bei 20'000 Rupien liegt, die Luxus-Steuer bei 15%. Ich zeigte meine Bestätigung, in welcher 10% Luxus-Steuer standen und es machte sich Ratlosigkeit breit. Es kam dann heraus, dass ich die Reservierung bereits vor der Erhöhung der Luxus-Steuer vor 3 Monaten getätigt hatte – die Rechnung wurde daraufhin angepasst.
Nun, mit auf indische Rufnummer geändertem UBER-Account, versuchte ich es nochmals, bestellte per App einen Wagen. Und wirklich, jetzt klappte es: der Fahrer rief unverzüglich an, bestätigte die Fahrt und stand nach 5 Minuten mit seinem WagonR vor der Lobby.
Ein Koffer auf den Beifahrersitz, der zweite aufs Dach, ohne Verzurren, ohne jede Sicherung. Aber, wie es in Indien eben ist, es funktionierte und nach gut 20 Minuten erreichten wir mit beiden Koffern und ohne Unfall Terminal 3. Noch nicht am Check-In angekommen erreichte mich auch schon die UBER Abrechnung per Email, 177 Rupien, also knapp US$ 3.
Am Check-In wusste ich dann wieder weshalb ich auch auf kurzen Strecken in Indien Business-Class zahle: die Schlange am Eco-Check-In war die Hölle! An den Premium-Schaltern war zum Glück nichts los und der Check-In blitzschnell erledigt.
Auch für die Security-Kontrolle gibt es eine Extrareihe für Business- und First-Class und so waren wir nach weniger als 5 Minuten im Abflugbereich.
Die Lounges der Airlines liegen im Obergeschoss, man darf erstmal eine Runde durch die Halle drehen. Während Air India eine eigene Lounge besitzt, benutzt Jet Airways eine Bezahllounge.
Die Lounge war angenehm groß,
die Essensauswahl
– inkl. frisch zubereiteten Speisen – gut,
auch wenn wir nur ein Diet Pepsi hatten. Eines ist zu beachten: an der Rezeption gleich beim Eintritt die kostenlos Wi-Fi-Karte besorgen.
45 Minuten vor Abflug verließen wir die Lounge und machten uns auf den Weg zu Gate 47. Ich bin immer wieder verwundert, wie man die riesigen, von vielen Menschen frequentierten Flure einen Flughafens mit Teppichboden auslegen kann.
Als wir am Gate ankamen hatte das Boarding bereits begonnen und wir konnten unmittelbar auf unsere Plätze in Reihe 3, der letzten Reihe der Business Class. Das ganze Flugzeug, inkl. Interieur, macht einen erheblich frischeren Eindruck als bei Air India, auch wenn die Ledersitze etwas sehr rutschig sind.
Dafür haben diese aber Fußstützen und es befindet sich kein PC-Kasten unter dem Vordersitz.
Auch die Pre-Flight-Drinks sind wesentlich besser als bei Air India, heute ein Mango-Smoothie und ein Guaven-Drink.
Sehr pünktlich ging es in den Himmel über Delhi. Kaum auf Reiseflughöhe wurde das Essen serviert. Was die Inder hier bei einem 55-Minuten-Flug anbieten ist beachtlich.
Es gab Chicken-Tikka oder Paneer-Tikka,
(hier die Paneer Variante)
und im Anschluss einen Apfelkuchen auf Vanillesauce.
Beides wirklich okay.
Kaum waren die Tabletts abgeräumt gingen wir auch schon wieder in den Sinkflug.
Am eher kleinen Varanasi-Flughafen bekamen wir eines der beiden Gates zugewiesen, konnten nach einer Ankunftskontrolle der Bordkarten ins Terminal hinunter, unser Gepäck in Empfang nehmen.
Noch im Flughafengebäude befindet sich ein Taxi-Prepaid-Schalter, an welchem ich eine Fahrt zum Hotel (ca. 40 Minuten) in einem klimatisierten Taxi zu umgerechnet knapp US$ 10 erstand.
Hinaus
und den Taxifahrer gesucht. Dieser brachte uns zu seinem Toyota, verlud unser Gepäck im Kofferraum (ja, das muss extra erwähnt werden). Im Auto fing er an uns zu erklären, dass wir non-AC gebucht hätten, AC Aufpreis kosten würde. Klar, auf meiner Stirn steht ‚Vollidiot’. Nach kurzer Diskussion ging es dann mit AC und ohne Aufpreis los.
Die nächste Masche war uns eine Tour andrehen zu wollen – hat nicht funktioniert. Weiter ging es mit dieser tollen Sari- und Seidenfabrik, direkt auf dem Weg, unglaublich günstig, super Qualität. Als V. etwas rüde sagte ‚we don’t buy anything’ wurde er stiller, um uns aber dann von den geringen Löhnen in Varanasi für Taxifahrer das Ohr vollzuheulen.
Wir waren aber eh schon genug deprimiert von der Fahrt, dem was wir am Straßenrand sahen – eine wirklich ärmliche Region.
Irgendwann erreichten wir die Stadt, kamen an unserem Hotel an.
Nein, der Laden ist weder 5* noch liegt es am Ganges. Ein ordentliches Hotel in Varanasi zu finden war echt ein Problem, auch wegen dem Holi-Festival.
Mein Wunschhotel war schon vor 8 Monaten ausgebucht, die anderen Heritage-Hotels am Ganges sahen nach Betrachtung in TA einfach nur schlimm aus (vor allem die Bäder). Auch die Kettenhotels sind laut TA alt und heruntergekommen und so blieb nur die Nr. 2 auf TA, das ‚Rivatas by Ideal’, angeblich 4*, aber eben auch sehr weit von den Sightseeingangeboten Varanasis entfernt.
Dieses Hotel könnte so auch in der Provinz Chinas stehen, unpersönlich. Hinein zur Rezeption,
wo wir allerdings sehr freundlich empfangen wurden.
Internet-Vouchers erstanden und hinauf ins Zimmer im 3. OG, wirklich nicht so schlecht zu dem Preis, ich hatte Schlimmeres erwartet.
Nur die Handtücher, für ein Hotel, das erst knapp über ein Jahr alt ist, sind die ganz schön grau.
Noch kurz Pool
und Gym begutachtet, beides eher armselig. Im Gym hat das schwerste Gewicht 10 Kilogramm – da brauch nicht erst gar nicht anfangen.
Der Nachteil der Lage ist, dass man mit so einem angebrochenen Tag nichts anfangen kann. Und so entschlossen wir uns etwas bis zum Abendessen zu entspannen, Kraft für Morgen zu tanken.
Wegen der Trinkwassersituation in Varanasi (70% des Trinkwassers kommt aus dem total verschmutzten Ganges) entschieden wir uns zum Abendessen ein Hotelrestaurant aufzusuchen. Da in der Umgebung unseres Hotels sowieso kein gutes ‚normales’ Restaurant zu finden ist, wählten wir das ‚Canton Royale’ im angrenzenden Hotel Surya, aktuell #16 in TA.
Durch die dunkle Gasse zum Hotel, sehr groß, im traditionellen Stil erreichtet. Leider bietet das Restaurant wegen der vielen Moskitos keine Sitzmöglichkeit auf der schönen Terrasse. So mussten wir im Inneren Platz nehmen, nicht gerade gemütlich.
Der Service war allerdings außergewöhnlich zuvorkommend, die Speisekarte riesig, inkl. Italienischen- und thailändischen Speisen.
Wir wählten natürlich indische Kost, als Vorspeisen Kartoffeln und Huhn mit schwarzem Pfeffer aus dem Tandoor.
Im Anschluss gab es noch eine Portion dunkle Linsen (Dal) mit Butter und Paneer (täglich ausgemacht) Tikka Masala mit Paratha.
Nein, Qualität wie in Delhi war es nicht, aber für die indische Provinz durchaus lecker.
Auf dem Rückweg kamen wir noch an einer Hundefamilie vorbei und V. sah, dass das Welpen ein missgebildetes Bein hat, total ausgehungert war. Nachdem die ersten Tränen flossen ging es schnurstracks zur nächsten Shopping Mall, um einen Supermarkt zu suchen.
Wir nehmen an, wir hatten die teuerste Mall Varanasis gefunden,
mit Läden von Adidas, Nike, Puma und Benetton. Im 3. OG befand sich ein Supermarkt.
Dort fanden wir alles, Spielzeug, Süßigkeiten, Coke Zero... aber nichts zu essen.
Also ging es wieder hinunter zu McDonalds wo wir 4 McChicken ohne Sauce erwarben. Nachdem V. diese den Hunden verfüttert hatte, sah die Welt wieder besser aus, ihre Laune wieder im Lot.
Zurück ins Hotel wo unsere grauen Handtücher gegen weniger graue ausgewechselt wurden.
Drückt uns die Daumen, dass heute Nacht die Autos nicht zu viel hupen – denn sonst wir aus dem Schlafen nichts.