52/4. Tag; 22.03.2016; Varanasi (Nachmittagstour)
Vorbei an wunderschönen Haus- und Tempeltüren,
welche angeblich in Varanasi die schönsten Indiens sind. Selbst einfache Ziegelsteinhäuser besitzen gut erhaltene, schön bemalte Sandsteintüreinfassungen. Der Grund ist einfach: im Hinduglauben ist jedes Haus ein Tempel – weshalb der Eingang besonders schön sein soll. Dass die Türen oft sehr niedrig sind liegt nicht daran, dass die Menschen früher kleiner waren – sondern ist darin begründet, dass man einen Tempel mit einer Verbeugung betreten soll.
Zudem besitzen sehr viele Häuser wirklich einen Tempel oder Schrein. Als die Mogulen nach Indien eindrangen und die Hindutempel zerstörten, brachten die Hindus die Heiligtümer uns Statuen zuhause in Sicherheit, errichteten dort ein neues Heiligtum.
Einen Blick in einen Tempel geworfen – und eine Kuh darin entdeckt.
V. bestellte sich noch einen Tee,
der wirklich köstlich war, wesentlich besser als der am Morgen.
Natürlich musste auch noch ein Hundebaby mit Zuneigung und Milch bedacht werden, sonst wäre für V. der Tag gelaufen gewesen.
Schon kamen wir zur einzigen Moschee mit Gangeslage.
An dieser Stelle befand sich früher ein viel größerer Hindutempel, welcher von den Mogulen abgerissen und durch eine Moschee ersetzt wurde. Beide Minarette, welche doppelt so hoch wie der Moscheebau waren, sind aber im Laufe der Jahrhunderte eingestürzt bzw. wurden abgerissen.
Vom Vorplatz der Moschee hatte man einen vorzüglichen Ausblick auf das abendliche Gangesufer.
Hinunter zum Fluss, wo bereits ein Boot auf uns wartete. Eingestiegen und wieder den Ganges entlanggefahren, zuerst zum großen Krematorium, wo wir bei Nacht besonders schön die lodernden Feuer beobachten konnten – ein Ablick wie direkt aus der Hölle.
Nach diesem einerseits sehr interessanten aber auch sehr nachdenklich stimmenden Eindruck ging es weiter zu den Abendritualen, für welche wir diesen zweiten Bootsausflug gebucht hatten.
Wie morgens wird auch abends dem Ganges gehuldigt, in identischer Form (Musik, Tanz etc.), an fünf Stellen am Fluss. Der Unterschied ist einfach, dass dies morgens ‚Guten Morgen, Ganges’ und abends ‚Gute Nacht, Ganges’ bedeutet (in Tempeln wird dem Ganges fünf Mal pro Tag gehuldigt).
Als wir zur Hauptstelle kamen, war dort bereits einiges los, nicht nur zu Lande, nein, auch auf dem Fluss. Ich denke wir lagen in ca. fünfter Reihe, konnten von dort das Ritual gut beobachten.
Von Boot zu Boot hüpfen fliegende Händler, bieten Fotos, Kerzen und weiteren Plunder an. Unser Guide erstand für uns zwei schwimmende Kerzen, welche wir mit einem Wunsch etwas später im Ganges aussetzen durften.
Nun war unsere Tour beendet, wir wurden wieder ans Assi Ghat geschippert, wo es per Auto in die Stadt ging, wo wir noch schnell billige Kleidung für das Holi-Festival erstanden.
Da wir nun eh schon in der Innenstadt waren, sahen wir keinen Grund zum Abendessen in die Hotelregion zu fahren. In TA hatte ich von einem von Koreanern betrieben koreanischen Restaurant gelesen – und Abwechslung vom indischen Essen musste einfach mal sein.
Das ‚Raga Cafe’ liegt in einer Straße mit anderen Touristen-Restaurants, ist aber noch relativ neu.
Der Innenraum war recht nüchtern – aber wir hatten Hunger!
So bestellten wir eine scharfe, kalte Nudelsuppe,
ein Bibimbab
und scharfes Hühnerfleich mit Reis und Salat.
Die kalte Nudelsuppe war wirklich wie in Korea, mit Schere serviert, schön scharf und kalt.
Die restlichen Gerichte dagegen waren recht geschmacklos, was wohl an der Abwesenheit von Rinds- und Schweinefleisch liegen könnte. Essbar war es und mit US$ 14 auch nicht besonders teuer. Da unser Fahrer draußen gewartet hatte, brachte er uns noch ins Hotel zurück.
Wie ihr an der Länge des Berichts bereits ersehen könnt, war dies der eindrucksvollste Tag, den wir seit Jahren erleben durften.
Wir sind voller Eindrücke, begeistert von Kultur, Geschichte und Architektur – aber auch angewidert vom Dreck, den Lebensumständen und einigen Ritualen (so werden z.B. tote Kinder bis zum Alter von 5 Jahren, an Schlangenbissen gestorbene, tote Mönche und verstorbene schwangere Frauen nicht verbrannt, sondern mit einem Stein beschwert in den Ganges geworfen, wo sie von Schildkröten und Fischen verspeist werden).
Indien ist kein leicht verdauliches Pflaster, das sollte jedem Reisenden klar sein. Ich hoffe ich konnte Euch dennoch von diesem einmaligen Land etwas näher bringen.