Dienstag, 24.12.2019
Einhändig auf dem iPhone zu schreiben ist nicht so einfach - deshalb entschuldigt bitte eventuelle Fehler.
Ein Tipp zu Krankenhäusern in Brasilien: zusätzlich zu ausreichend finanziellen Mitteln sollte man einen Pelzmantel mitführen, um eine Lungenentzündung zu verhindern - so eiskalt ist es dort. Wir haben dauernd gefroren, uns Decken geben lassen.
Um 03:30 erwachte ich das erste Mal, ich war sehr durstig. Ich weckte Valentyna auf, welche mir einen Orangensaft gab.
Dann der Schock. Die Finger meiner linken Hand bitzelten und ich fasste mit meiner Rechten dorthin, wo ich meine Linke spürte. Nur war da absolut keine Hand. Ich bekam Panik, man hat ja schon genug von Phantomschmerzen nach einer Amputation gelesen... Aber ich suchte weiter und erfühlte meine Hand ca. 20 Zentimeter weiter unten, im linken Arm ab der Schulter kein Gefühl wegen der Anästhesie. Das Phantomprickeln ging aber weiter und ich versuchte schnell wieder einzuschlafen.
Um 06:30 dann ein Frühstück,
welches mit meinen gebrochenen Wangenknochen nicht zu bewältigen war - und so beließ ich es bei Kaffee und klein geschnittener Honigmelone.
Bald tauchte die unseren Freunden bekannt Ärztin samt Ehemann, ein Dirigent, auf, ich ging an meine Versicherungen anzurufen.
Mir wurde die Mitteilung überbracht, dass ich nochmals ein MRT machen müsse, gefolgt von weiteren Röntgenaufnahmen meines Halswirbels. Wenn sich in meinem Kopf etwas verschlimmert hätte oder der Halswirbel eine Instabilität verursacht, mir sozusagen jederzeit das Genick brechen könne, müsste ich im Krankenhaus bleiben zwecks weiterer OP’s. Panik !
Unser Freund kam auch schon wieder angefahren, brachte uns in ein anders Krankenhaus zwecks MRT, wir schossen ein paar Weihnachtsfotos,
ich gönnte mir eine Cigarette
(einem Arzt müsste die Ironie dieses Fotos zwangsweise auffallen).
Zurück mit den Fotos ins eigentliche Krankenhaus, wo diese ausgewertet wurden, ich auf einem Stuhl sitzend eine Dusche verabreicht bekam.
Wir warteten noch etwas und schon ging es zum Röntgen der Halswirbel, wissend, wenn diese nicht gut aussehen, ich den Rest des Jahres im Krankenhaus verbringe.
Zudem macht mir Wasser im Innenohr zu schaffen, mit welchem ich meinen Flug antreten kann.
Nach weiteren 30 Minuten Entwarnung: der Riss im Schädel wäre nicht dramatisch, die Halswirbel besser als erwartet und die Wangenknochen in Position, so dass diese, wie auch der Schädel von selbst zusammenwachsen würden. Ich muss für mindestens 2 Wochen eine Halskrause tragen, den Arm in der Schlinge haben und nach einem Monat alles kontrollieren lassen.
Der Arzt meinte ich hätte sehr viel Glück gehabt, dass sowas meist schief geht.
Valentyna zahlte mit meiner CC die noch offenen Positionen und wir wurden knapp über US$ 8’000 ärmer entlassen.
Gegen 15:30 fuhren wir vom Hof,
mit einem Zwischenstopp bei einer Apotheke und einem kombinierten Fruchtstand-Krabbenfarm,
zurück ins Haus, wo mich schon alle mit einem leichten Mittagessen erwarteten. Obwohl mir der Magen knurrte, ich bekam kaum etwas hinunter,
Nach der Erholung, vor dem Abendessen, kam der schwierige Teil: Duschen, Haarewaschen und Rasieren - schließlich will man an Heiligabend nicht wie ein Schlonz am Tisch sitzen.
Es kam noch eine portugiesische Bekannte unserer Freunde vorbei, welche das Nachbarhaus besitzt, wir machten etwas Konversation bevor es ans Abendessen ging.
Dies fiel mir dann etwas schwer, am Tisch zu sitzen, Hunger hatte ich eh nicht, nicht mal auf Dessert
- und das heißt bei mir, dass wirklich etwas nicht stimmt.
So verabschiedeten wir uns bereis kurz nach 10 ins Bett, wo ich mir ein paar Tabletten gegen die Schmerzen im Arm einwarf.