I. Amazon Prime now liefert im Stadtgebiet auch Lebensmittel nach 20 Uhr aus. Und dann beschwert man sich, dass Amazon den stationären Einzelhandel zerstört, anstatt dass man den Händlern mehr Flexibilität erlaubt.
Amazon und Konsorten zerstören den Einzelhandel doch viel mehr durch ihre Kalkulation - die man nur nachvollziehen kann wenn man entsprechendes Volumen bewegt.
Der Lebensmitteleinzelhandel ist in D letztlich durch Aldi und Lidl eingeebnet worden - auch hier die Kalkulation sorgt für die Probleme.
Andere Branchen haben das doch längst hinter sich, ob Werkzeug, Hifi, Tonträger - alles läuft auf große Anbieter hinaus - die mit einer Marge von 3% - 8% super klar kommen - ein normaler Einzelhändler kommt damit nicht klar. Das die Öffnungszeiten nicht das Problem sind sieht man doch in Berlin ganz deutlich - der normale Händler kann Schuhe oder T-Shirts, Bücher oder Tonträger jeden Tag 24 Stunden verkaufen - und dennoch überlassen fast alle Händler die Zeit zwischen 20:00 Uhr und 10:00 Uhr Amazon und Zalando - warum wohl?
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen und die sagt das man vor 12:00 Uhr und nach 19:00 unter der Woche eigentlich keine Umsätze mehr macht, über das Jahr verteilt macht man in der Zeit keine 2% vom Umsatz (am Wochenende ist es besser aber auch da schafft man in den zwei Stunden bei uns) keine 5% vom Umsatz. Wie du evtl. an diesen Zahlen erkennen magst macht sich der normale Händler schon Gedanken wie er bessere Umsätze erzielen kann - aber man muss auch die Kosten erwirtschaften - da wäre Personal und Strom als wesentliches - beides zusammen kostet (bei mir ca. 40€/Stunde) - die müssen Netto als Kostendeckungsbeitrag drin sein - hört sich einfach an ne. Aber ich kenne Lagen in Berlin (Bergmannstrasse, Kastanienallee, Kopernikusstrasse / Wühlischstrasse) in denen es durchaus vorkommt das eine Boutique oder ein Plattenladen oder ein Dekoladen einen Tagesumsatz von 0 (in Worten Null) Euro am Tag macht.
Ansonsten bin ich der Meinung das jeder Händler für sich entscheiden sollte wann er seinen Laden öffnet (das geht weder den Bund, die Länder oder die Gemeinden was an) - allerdings nur wenn der Besitzer selber arbeitet.
Wer will das der Handel seine Öffnungszeiten ausweitet muss eben bei den kleinen Händlern einkaufen, und muss bereit sein höhere Preise - bei gleicher Qualität, oder sehr viel höhere Preise bei besserer Qualität zu zahlen - wer aber immer im Internet die Schnäppchen Preise jagt (mit kostenlosen Lieferung und Geld zurück bei nicht Gefallen) sorgt aktiv für die abnehmende Vielfalt im Einzelhandel.