Seit einiger Zeit lese ich diesen Thread neugierig mit.
Ich denke die Frage nach dem 'Besten Land zum Leben' ist so nicht beantwortbar - denn es kommt hier auf das Individuum an, dessen Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben.
Ich bin zum Beispiel keineswegs 'heimatverbunden', auch neue Freunde findet man, wenn man länger im Ausland lebt (und auch wenn man 'zuhause bleibt' kann man Freunde mit der Zeit verlieren). Dies mag aber auch daran liegen, dass ich, seitdem ich 22 Jahre alt bin, die meiste Zeit geschäftlich fern der Heimat verbracht habe, durch den dauernden Wechsel das Gefühl von 'Zuhause' verloren habe, bzw. dies nie aufgekommen ist. Auch meine Eltern waren schon flexibel - so dass ich es anders nie kannte. Ich hätte nie Probleme damit gehabt, für einen gutbezahlten, interessanten Job auch nach Timbuktu zu ziehen - denn auch dort kann es interessant sein, sicher sogar interessanter als an meinem schwäbischen Geburtsort. Herausforderungen lassen uns wachsen.
Ich lebe nun seit über 17 Jahren in der Ukraine, zuerst in Kiev, jetzt meist in Odessa. Für die Meisten mit einem gesunden Sicherheitsbedürfnis wäre dies wahrscheinlich der absolute Horror, für mich aktuell das beste Land zum Leben. Wäre das Leben doch langweilig, wenn ich heute mit großer Wahrscheinlichkeit wüsste, was in 10 Jahren ist. In der Ukraine weis man am Morgen nicht was der Abend bringt - und genau das macht das Leben spannend, in meinen Augen lebenswert.
Lustig finde ich die Aussagen, dass zum Beispiel Südafrika so günstig zum Leben ist. Sicher, wie hier in der Ukraine, sind mache Dinge (vor allem Dienstleistungen) günstiger als in Deutschland. So zahle ich zum Beispiel für eine 24/7 Haushälterin/Hunden-Nanny knapp über EUR 300/Monat, mein Fahrer erhält ein relativ hohes Gehalt i.H.v. knapp EUR 700/Monat. Wenn man sich nun von Kartoffeln & Kohl ernährt, Metro fährt, kann man sehr günstig leben - aber, wie sicher auch in Südafrika oder Thailand, sind andere Dinge, welche man benötigt, um einen Lebensstandard ähnlich Deutschlands zu führen, wesentlich teurer, vor allem Lebensmittel und Autos (weil importiert).
In meinen Augen ist es einen Wohnort wegen günstiger Personalkosten zu wählen, eine Milchmädchenrechnung. Auch die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines Landes bringen einem wenig, wenn man nicht durchschnittlich leben möchte. Hier müsste man sich seinen persönlichen Warenkorb zusammenstellen, um diese Entscheidung aus Kostengründen zu treffen. Ich kann für mich, nach 17 Jahren Ukraine, sagen, dass ich, wenn ich alles einbeziehe, nicht weniger Geld als in Deutschland ausgebe.
Wegen des Vorteils des kostengünstigen Personals, welches das Leben zugegebenermaßen sehr viel angenehmer macht, würde ich jedoch kein Land zum Leben wählen - da müssen schon andere Faktoren dazukommen. Man sollte sich nämlich an seinem Wohnort (man kann es Heimat nennen) 'wohl fühlen'!