Es geht aber überhaupt nicht darum, wie "deine Meilen liegen" (du kannst sie von mir aus genauso geschenkt bekommen haben wie das Geld, mit dem du deine Tickets bezahlst), sondern darum, welchen Wert die Meilen für LH intern haben. Und da bringt das normale Meilenticket LH einfach mehr ein als diese Z-Tarife, mit denen LH und Co. aber offensichtlich auch keine Verluste machen, sonst hätten sie sie garantiert nicht aufgelegt und groß vermarktet.
Überhaupt ist das Ganze doch nichts Neues: Die ständig verfügbaren günstigsten Eco-Tarife sind doch ebenfalls viel billiger (und für die Airlines weniger ertragreich) als der vergleichbare reguläre Eco-Prämienflug. Eben deshalb bucht ja auch fast niemand solche Flüge mit Meilen. Dennoch werden die zahllosen 85-EUR-Ticket-Flieger längst nicht so sehr als "Verlustbringer" hingestellt wie Meilenflieger. Dabei sind natürlich beide keine Verlustbringer, sondern stets Gewinnbringer im Rahmen des Revenue Mix der besten Buchungssteuerung der Welt der besten Airline der Welt mit der besten IT der Welt. Echte Verlustbringer sind leere Sitze, die man teuer durch die Gegend fliegen muss. Deshalb braucht sich niemand dafür zu schämen, wenn er günstig fliegt – oder sich gar als Schmarotzer hinstellen lassen, der der Airline angeblich schadet. Der wahre Schaden wäre, wenn der Kunde überhaupt nicht fliegt oder – noch schlimmer – mit der Konkurrenz.
Ausgesprochen realistätsfremd ist auch die immer wieder kolportierte Annahme, der Günstigflieger würde automatisch teurere Tarife kaufen, sobald man ihm die günstigen Möglichkeiten nimmt. Diejenigen, auf die das konsequent zutrifft, hat LH sowieso im Sack, das sind die "alternativlosen Kunden", denen LH konsequenterweise Status, M&M-Mitgliedschaft und Loungezugang streichen und sie bei jedem Flug entschädigungslos in Eco-Mitte downgraden müsste, macht ja nichts, sie würden doch trotzdem immer wieder kommen und dafür ziemlich jeden Preis bezahlen.
Für alle anderen Kunden, also die mit Alternativen, spielt der Preis dagegen durchaus eine Rolle, und dann bucht man eine Alternative eben nur dann, wenn sie preislich im Rahmen liegt. Und diesen Rahmen setzt nicht die LH, den setzt sich der Kunde selbst. Ich (und viele andere) kaufen eben in der Regel keine Business Class Tickets für 2000, 3000 oder 5000 EUR. Aber bei 1000 EUR schlagen wir zu. Eben WEIL wir Alternativen haben und WEIL wir die 1000 EUR Alternative ansprechend finden.
Award-Buchungsklassen sind deutlich schlechter verfügbar als die Z, allein das macht solche Sonderangebote für den Kunden attraktiv. Meilen und Status gibt es ebenfalls, und auch die eVoucher wird man so endlich los, ansonsten würden sie verfallen. Wenn man bedenkt, dass der M&M SEN-Statuserhalt für sich genommen offiziell 4000 EUR für 2 Jahre kostet, ein solches Ticket jedoch nur 1000 EUR kostet und dabei genug Statusmeilen für 1/3 SEN plus geldwerte Prämienmeilen und PPB-Punkte bringt, ist der Flug für all jene quasi geschenkt, denen der SEN-Status diese offiziellen 4000 EUR wert ist. Tatsächlich bekommt man sogar noch etwas raus, von einer Reise zu interessanten Zielen ganz zu schweigen. Meilenflüge kosten dagegen unterm Strich immer Meilen und Geld, sie bringen keinen anderen Gegenwert als die Transportleistung. Und trotzdem macht LH und Co. das günstige Business-Angebot, aber sicher nicht, weil sie dabei Geld verlieren.