Ich finde diesen Thread hier nach wie vor sehr unterhaltsam. Mal wieder ein paar Denkanstösse von mir:
Aussage: "Man kann man mit seinen Kindern machen was man will".
Meine Meinung: Zum Glück kann man das nicht. Und so wie das Gesetz mich im Zweifelsfall vor mir selber schützt, schützt es auch bei Bedarf (leider oft viel zu spät) das Wohl des Kindes. ABER: Davon sind wir bei der Frage, ob man mit einem Kleinkind fliegen "darf" zum Glück noch Galaxien entfernt. Ergo: Hier geht es nicht um eine rechtliche Bewertung - und bei aller Frage nach dem Sinn oder Vernunft ist und bleibt es eine Entscheidung der Erziehungsberechtigten. Verboten ist es auf keinen Fall und nach meiner Meinung soll es auch nicht verboten sein.
Statement: "Ich
muss mit meinen Kindern reisen"
Meine Meinung: Das sei dann halt so und ich sehe auch keinen Grund, auf erforderliche Reisen (oder z.B. bei getrennt lebenden Familien) zu verzichten. Ich glaube, das hat im Thread auch niemand wirklich verlangt.
Thema: Das Alter der Kinder
Meine Meinung: Ich habe es irgendwo in den Tiefen dieses Threads schon einmal geschrieben. Sobald ich mich um ein Kind kümmern darf (in meinen Augen ein Geschenk der Natur bzw. weil ich ein Kind zur Pflege oder Adoption bekommen habe), gehe ich auch eine Verpflichtung ein. Dazu gehört, das Wohl des Kindes über alles andere zu stellen. Dadurch hat sich seinerzeit z.B. bei mir mein Ausgehverhalten und mein Freundeskreis geändert und vieles andere auch. Ich habe es seinerzeit gerne getan - auch wenn es manchmal mit Entbehrungen verbunden war. Aber: Diese Entbehrungen sind nun mal ein Teil meiner Verpflichtungen. Wir leben heute in einer Zeit, in der viele Eltern oder alleinerziehende Elternteile das Eigenwohl vor das Kinderwohl stellen. Mehr oder weniger ohne jedes schlechte Gewissen. Um es in ganz deutliche Worte zu fassen: Da kommt mir das Kotzen.
Und hier sind wir jetzt wieder beim Thema: Ich bin der festen Überzeugung, dass Spass- und Urlaubsreisen mit Kleinkindern in den ersten 12 - 18 Lebensmonaten einfach nicht sein müssen. Gut, eine Spassreise muss nie sein, aber ich würde einfach aus meinem persönlichen Verantwortungsgefühl darauf verzichten. Die Gründe wurden hier im Thread schon gefühlt tausend mal genannt und ich spare uns allen die Wiederholung. Aber in einer Sache wiederhole ich mich: Auch Eltern können sich in der näheren Umgebung (und dennoch weg vom Alltag) entspannen. Hierfür gibt es tausend gute Möglichkeiten. Der Grund mit Babys / Kleinkindern 12 Stunden in den Urlaub zu fliegen ist purer Egoismus der Eltern und deren Wunsch. Für die Kinder ist das Anstrengung mit Null Mehrwert. Alles andere ist einfach nur unsinnig. Seid endlich mal ehrlich und gebt das zu. Kein Kind in den ersten Lebensjahren wird seine Eltern bitten, Urlaub in der Karibik zu machen. Falls doch, bitte ich an dieser Stelle freundlich um entsprechende Tonmitschnitte.
An dieser Stelle mein Hinweis: Was ich hier schreibe ist meine Meinung, keine wissentschaftlich basierte Feststellung mit Gesetzescharakter. Jede/r darf anderer Meinung sein. Ich will hier auch niemand missionieren.
Noch ein Hinweis: Ich bin mehrfacher Vater und habe am eigenen Leib erlebt, wie man seine eigene Wahrnehmung ändert, wenn man Kinder im Babyalter hat. Quängelnde, heulende und schreiende Kinder nehmen diese Eltern komplett anders wahr als das Umfeld. Das ist Fakt. Und hier meine Bitte an alle "Pro" Vertreter von Kindern im Flieger: Denkt da bitte dran. Andere haben nicht den natürlichen Schutzmantel um die Gemütslage, den ihr habt.
Und an dieser Stelle auch noch ein klares Statement: Ich freue mich nicht, wenn ich in der First oder Business eines Fliegers sitze und um mich herum Kindergeschrei stattfindet. Warum sollte ich mich auch darüber freuen? Ich freue mich aber auch nicht, wenn mein Mitpassagier in der First nach Mottenkugeln stinkt (schön öfters bei Flügen ex Asien passiert) oder vor 3 Wochen zum letzen mal geduscht hat. Keinem dieser Mitinsassen kann oder will ich das Fliegen verbieten - auf Basis welcher Rechtfertigung auch? Aber ich darf mich verdammt noch mal nicht drüber freuen dürfen. An dieser Stelle möchte ich mal wieder das Paradebeispiel (EU Kabine) hernehmen, dass der Racker hinter mir die ganze Zeit mit dem Fuß gegen die Rückenlehne trampelt oder den Tisch dauernd hoch und runter klappt. An dieser Stelle erlaube ich mir Kinderhasser zu sein - obwohl der Begriff falsch ist. Denn das Kind ist auch an dieser Stelle nur das Spiegelbild seiner Erziehung. Deswegen ersetze ich an dieser Stelle den Begriff Kinderhasser durch Elternhasser.
Thema: Alter, Teil 2: Ab wann ist denn dann in meinen Augen das Fliegen mit Kindern "sinnvoll"?
Meine Meinung: Radio Eriwan Prinzip. Das kommt drauf an. Innerhalb Europas sind wir mit unseren Kleinen relativ bald geflogen (aus meiner Erinnerung heraus so ab 4 - 5 Jahre). Aber: Stets ohne jeden Zeitdruck, gut vorbereitet und immer so, dass unsere Kinder gemerkt haben, dass Fliegen Spass macht (die Wahrnehmung der Gemütslage der Eltern durch die Kinder wurde hier ja auch schon vielfach thematisiert). An diese Flüge können sich unsere Kinder heute kaum noch bis gar nicht mehr erinnern. Interessanterweise fliegt mein Großer heute für sein Leben gerne und unsere "nicht ganz so große" braucht Fliegen nicht, fliegt aber lieber mit, bevor sie alleine zu Hause bleibt...
Die Frage der Sinnhaftigkeit ergibt sich für mich in meinem Pflichtbewusstsein an mehreren Aufhängern. Der wichtigste ist aber, dass man sich so auf den Flug vorbereitet, dass die Kinder den Flug möglichst interessant erleben können. Und gerade hier sind die Eltern gefragt. Und auch an dieser Stelle werde ich zum Elternhasser, wenn dann das Umfeld im Flieger oder gar das Personal die Kinderbetreuung übernehmen darf, weil die Eltern ja schließlich auf dem Weg in den Urlaub sind.
Heute sind meine Kinder im hohen Teenageralter. Wir unterhalten uns gerade darüber, wo wir nächstes Jahr Urlaub machen. Tendenz geht in Richtung Europa - mit bewusster Entscheidung gegen das Fliegen. Und das bei aller Begeisterung für das Fliegen bei 3 von 4 Familienmitgliedern. Kanada steht aber auch noch zur Diskussion... Schau'mer mal...
Lange Rede, sehr kurzer Sinn:
Es gibt nicht "die" richtige Entscheidung für oder gegen einen Flug.
Aber in meinen Augen ist es die Aufgabe der Eltern, sich auch mal selber zu hinterfragen.
Niemand kann mir erzählen, dass Erholung nur "am Strand" (was auch immer dieses Klischee sein mag) und nur 12 Flugstunden weg von zu Hause geht. Das geht wunderbar auch im Umkreis von 200km von zu Hause weg. Ohne jede Ausnahme. Wer's nicht glaubt, kann ja mal zum Reisebüro seiner Wahl gehen und dort fragen.
Sorry, hatte gerade Lust und Zeit zum schreiben.