Ich habe lange überlegt ob ich in diese Diskussion noch einmal einsteige aber ich diskutiere einfach zu gerne um es zu lassen
Ich habe jetzt nicht alle 1600 Posts in diesem Strang gelesen aber doch recht viele und diese Zusammenfassung finde ich daher stark verkürzt:
Wenn die fliegenden Eltern hier zugeben würden, ja ist eine Spassreise, aber wir Eltern wolllen das und ja, es kann zu Problemen mit Kindern kommen, aber wir kennen uns aus und tun alles damit es nicht zu Problemen kommt, dann gäbe es hier glaube ich keine großen Diskussionen. Zu 100% akzeptiert. Die Diskussionen kommen vor allem dann auf wenn argumentiert wird wie toll das angeblich alles für das Kleinkind ist. Das ist mit Verlaub Quatsch.
Nur die aller wenigsten der "Pro-Kleinkinder-in-C" hier vertreten diesen Standpunkt, dass Langstreckenflüge mit Kindern, insbesondere <3 Jahre, nicht anstrengend sein können und besonderer Planung und Stressresistenz der Eltern bedarf. Wer das bestreitet hat keinen blassen Dunst. Wogegen ich mich aber verwahre sind diese überaus häufigen Vorwürfe, die implizieren man würde solche Flüge nur zu seiner Selbstverwirklichung unternehmen. Natürlich spielt die auch eine Rolle aber wie alles im Leben ist auch die familiäre Urlaubsentscheidung ein Kompromiss. Hierbei spielen auch gerade die Belange der Kinder eine Rolle.
Wir waren mit unserem ersten Kind jedes Jahr ein oder zweimal Interkontinental unterwegs, sowohl in in Y als auch C. Gab es dabei nie Probleme, natürlich nicht aber waren diese so dramatisch, dass sie andere Fluggäste signifikant gestört hätten, dass bezweifle ich stark. Fast alle diese Flüge waren urlaubsbedingt. Auch nach dem 2. und 3. Kind waren wir einmal jährlich interkontinental unterwegs, aber ausschließlich in C und F, da wir dies für Kinder und Eltern viel entspannter finden als in Y. Das Verhältnis beruflich zu urlaubsbedingter Flüge in dieser Zeit würde ich mit ungefähr 50/50 beschreiben.
In all den Jahren gab es eine Situation wo ich sage, da haben wir es nicht geschafft unsere damals 2-Jährige Tochter zu beruhigen. Das war in der domestic First von UA im Landeanflug auf LA. Sie wusste nicht was sie wollte, bei Mama oder bei Papa sitzen, beides ging aufgrund der Sitzanordnung nicht und aufstehen konnten wir aufgrund des Landeanfluges auch nicht. Da war sie laut und es waren sehr nervige 20-30 Minuten für alle in unserer Umgebung. Ich hab mich dann nach der Landung entschuldigt und da Amerikaner sowas generell etwas entspannter sehen, war uns glaube auch niemand wirklich böse.
Jetzt mit dem 4. Kind haben wir noch keinen Langstreckenflug unternommen, der Hauptgrund ist ehrlich gesagt, dass meine Frau keinen Bock hat mit den Kindern in eine C Kabine zu steigen. Ihr gehen die tödlichen Blicke und teilweise sehr abschätzigen Kommentare die man da bekommt, wenn man mit Kindern (und dann auch noch mehr als 2) einsteigt sehr nahe. Ich kann sowas ganz gut ignorieren, weil ich weiß, dass meine Kinder sich zu benehmen wissen. Wir sprechen vorher auch immer darüber und ich sage meinen Kindern, dass sie keinesfalls etwas persönlich nehmen sollen was da unter Umständen gesagt wird. So kommt es, dass wir nun im 2. Jahr im Sommer an die Ostsee fahren
Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dass fliegen mit Babys (<1 Jahr) und Kindern >3 Jahre eigentlich problemlos möglich ist. <1 Jahr schlafen sie bei entsprechender Planung fast die ganze Zeit und durch Stillen lassen sie sich eigentlich immer schnell beruhigen. >3 Jahre sind normal entwickelte Kinder sofern sie ausgeschlafen sind (Frage der Planung) absolut in der Lage sich im Flugzeug angemessen zu verhalten. Bei entsprechender Entwicklung auch schon durchaus ab 2,5 Jahren. Wichtig ist halt, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren können und sie die Argumentation eines Erwachsenen verstehen. In der Zwischenphase kann es manchmal etwas schwierig werden, weil sie einerseits nicht mehr so viel schlafen und andererseits noch nicht adäquat ihre Bedürfnisse formulieren bzw. auf Argumentationen reagieren können.
Abschließend noch zu den gerne hier vorgebrachten Gründen: (1) Kinder wollen gar nicht fliegen, denen reicht die Autofahrt an die Ostsee, (2) Man kann auch warten bis die Kinder 10 oder 12 Jahre sind und dann die Welt erkunden.
(1) Meine Kinder fliegen ausgesprochen gerne Langstrecke, mein jüngerer Sohn hat mich schon mit 2,5-3 Jahren immer wieder gefragt, wann wir endlich mal wieder fliegen würden. Zugegeben, dass liegt auch daran, dass unsere Kinder zu Hause praktisch nie Fernsehen (außer Fußball), da wir bevor die Kinder im Bett sind den Fernseher nie anmachen. Und dann ist so ein C-Sitz mit eigenem Bildschirm und Programm natürlich sehr verlockend.
(2) Wenn ich diese Regel beachten würde, dann hätte ich mit meinem Ältesten nie die Welt erkundet. Bis unsere Jüngste so alt ist, da ist er volljährig und wahrscheinlich aus dem Haus. Das wäre aus meiner Sicht sehr traurig. So eine Sicht mag für die Familie mit ein oder zwei Kindern praktikabel sein, für uns ist das schlicht keine Option.
Und ja Kinder wollen auch wenn sie noch nicht 12 Jahre sind die Welt erkunden. Mein Ältester kam in der 1. Klasse zu mir und er erklärte mir, dass so gerne mal sein Lieblingstier in der freien Natur sehen wollte. Ich fragte ihn welches das sei. Er sagte der Gepard, weil er das schnellste Tier der Welt ist. Ich meinte, dass ich das verstehen würde es aber etwas schwierig sein wird angesichts der Tatsache, dass wir dafür nach Afrika müssten, mit allen damit verbundenen Problemen. Letztlich hat er mich natürlich überzeugt, wir sind nach einjähriger Planung nach Namibia/Botswana/Simbabwe und haben Geparden beobachtet. Es war grandios, ich möchte um nichts in der Welt dieses Erlebnis mit ihm missen und dieses leuchten in seinen Augen als er den 1. Gepard gesichtet hatte, werde ich nie vergessen.
Ich weiß, dass ich einige der „Gegenseite“ wahrscheinlich arg provoziere mit meiner Sicht der Dinge aber ich würde mich wirklich freuen, wenn der ein oder andere versucht die Sichtweise der "Pro-Kleinkinder-in-C" zumindest verstehen zu wollen und nicht immer nur mit aus meiner Sicht stark konstruierten Argumenten einen „Sieg“ erringen zu wollen.