24. Tag; 13.11.2015; Havana - Trinidad
Der 24. Tag unserer Reise begann mit einem Frühstück auf der Veranda – denn die gestern angereisten zwei Ehepaare aus der französischen Schweiz blockierten den gesamten Essbereich im Aufenthaltsraum. Nicht dass wir darüber böse gewesen wären, auf der Terrasse war es auch sehr schön.
Koffer gepackt – aber so, dass wir auf unseren nächsten Teil der Reise nur ein Gepäckstück dabeihaben, zwei Stück in Havana belassen können.
Um 08:45 wartete unser Taxi, brachte uns zum Hotel Panorama, zu ‚Via Auto’,
wo wir für die nächsten 8 Tage einen Mietwagen schon lange im Voraus gebucht und bezahlt hatten. Ein Auto auf Kuba zu mieten ist zwar eigentlich recht einfach – nur die Kommunikation ist sehr langsam. So dauerte es über zwei Wochen von der ersten Anfrage bis zur Bezahlung (Ukrainische VISA) und Bestätigung.
Ich hatte in den einschlägigen Reiseführern viel Schlimmes über Mietwagen und das Fahren auf Kuba gelesen, uralte Autos, in technisch schlechtem Zustand, Betrug bei der Abrechnung und Tankbefüllung, versteckte Zusatzkosten etc.
Angekommen im Hotel Panorama war das Büro der Autovermietung sehr einfach zu finden, auf dem Parkplatz standen Peugeot 306 und Geely (wahrscheinlich sind Euch die nicht bekannt, in der Ukraine haben wir aber ebenfalls viele dieser Toyota Corolla Kopien mit Mercedes C-Klasse Scheinwerfern). Ich hatte zwar gehobene Mittelklasse gebucht, einen neuen Peugeot 301, ein Auto welches für 2. Welt-Länder entwickelt wurde – aber man weis ja nie.
Umso erfreuter waren wir beim Anblick unseres Autos, ein recht neuer Peugeot 208 (knapp 9'000 km) mit Automatik und – ganz wichtig – USB-Anschluss.
Okay, einige Beulen und Kratzer hatte er schon, was natürlich für uns besser ist.
Der Mitarbeiter der Autovermietung war sehr freundlich, gab uns sogar eine detaillierte Karte von Kuba und erklärte uns, dass dieser Peugeot auf Kuba als Neuwagen schlanke US$ 260'000 kostet – da stand er nun, unser roter ‚Ferrari’.
Versicherung und Gebühren für Zusatzfahrer bezahlt, Kaution hinterlegt, losgefahren. Ohne Navigationssystem in einer unbekannten Stadt ein völlig vergessenes Erlebnis, Orientierung nach Karte. Und, unglaublich, es funktioniert! Ohne uns zu verfahren kamen wir an unserer Casa Particular an, bezahlten, luden den Koffer ins Auto (mehr als einer hätte auch nicht reingepasst) und machten uns auf die Suche nach der Autopista Nummer 1 in Richtung Südosten.
Ohne Navi entschieden wir uns nicht die kürzeste sondern die einfachste Strecke zu nehmen. Also zur Altstadt, durch den Tunnel auf die ‚Via Monumental’, vorbei an der Jesusstatue, dem architektonisch sehr interessanten Olympiastadion. Die Beschilderung: welche??? Man muss schon sehr genau die Karte verfolgen so dass man die Abzweigung auf die A-1 findet.
Schlimmes hatten wir über die Straßenzustände gehört, dass das wichtigste Rad das Ersatzrad sei etc. Bisher sind wir überrascht, gut ausgebaute 6- und sogar 8-spurige Straßen mit gepflegt bepflanztem Mittelstreifen.
Ja, der Straßenbelag ist nicht mehr der Beste – aber das kennen wir von zuhause. Dazu extrem wenig Verkehr (inkl. Pferdefuhren), sehr angenehm!
Teilweise kommt man sich so vor als wäre man in einen alten amerikanischen Film versetzt – breite leere Autobahnen mit alten US-Straßenkreuzern.
Ich fuhr aus Havana hinaus bis wir eine Raststätte erreichten,
wo wir endlich einen hervorragenden Espresso aus einer uralten Maschine serviert bekamen. Das Essensangebot war übrigens:
1.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Schinken & Käse
2.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Schinken
3.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Käse
4.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Schinken & Käse
5.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Schinken
6.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Käse
Überhaupt, bisher waren alle Kubaner extrem freundlich und hilfsbereit. Natürlich bekommt man sofort alles mögliche angeboten, CD’s, Zigarren etc. – verständlich, die Jungs möchten auch ein paar Devisen bzw. CUC verdienen.
Nun übernahm meine +1 das Mini-Lenkrad des Peugeot, fuhr auf der meist geraden A-1 mit 110 bis 120 km/h, während ich auf dem Beifahrersitz den ersten Teil des heutigen Berichts tippen konnte.
Knapp 60 Kilometer vor Cienfuegos fuhren wir von der A-1 ab, nahmen die Landstraße.
Und hier waren wir von den Socken, die Straße war in perfektem Zustand, muss erst kürzlich aufgearbeitet worden sein. Vorbei an der Schweinebucht, was einem anhand von unzähligen Plakatwänden neben der Straße verdeutlicht wird.
So erreichten wir recht zügig die Provinzhauptstadt Cienfuegos, der Perle des Südens, fuhren direkt über den Prado ans Südende, wo man eine schöne Aussicht auf die Bucht
und den ‚Palacio de Valle’ hat.
Im Hintergrund sieht man auch den ‚Taj Mahal’, die Ruine des nie fertiggestellten russischen Atomkraftwerks. Beim Anblick des Baus aus der Ferne versteht man den Spitznamen.
Zurück in die Innenstadt, zum Parque Jose Marti
– wo man uns gleich versuchte CUC 2 fürs Parken abzuzocken. Dort gab es wieder Wi-Fi Zugang, so dass ich Fotos hochladen und den Bericht des ersten Tages in Havana abschicken konnte.
Vorbei an verheerenden Seitenstraßen,
noch kurz den Peugeot vollgetankt (Touristen bekommen nur ‚Especial’, den teuersten Sprit zu CUC 1.40/Liter, egal ob es das Auto braucht oder nicht) und weiter in Richtung Trinidad, durch ein Neubaugebiet.
Interessant ist, dass alle neuen Häuser keine Fenster besitzen, ausschließlich Metallfensterläden, welche sich kippen lassen.
Am sehr eindrucksvollen Friedhof vorbei,
mit vielen Art-Deco Grabstätten,
anderen ‚revolutionären’ Begräbnisstätten
und natürlich einem Monument für die Märtyrer des Jahres 1957.
Nun verfranzten wir uns doch noch, kamen plötzlich über eine extrem schlechte Straße am Meer an. Aber auf Kuba wird einem geholfen, immer, freundlich. So fanden wir wieder auf die Hauptstraße zurück, wurden mit einem extrem schönen Panorama belohnt.
Unangenehm sind jedoch die Abgase der anderen Autos Den ganzen Tag bekommt man tiefschwarze Rauchwolken in die Lüftungsschlitze geblasen. Auch das Tanken hinterließ für 30 Minuten schreckliche Benzindämpfe im Auto, so dass wir auf eine Zigarette lieber verzichteten – wir hatten keinen Lust auf eine Explosion im Auto.
Die Straße wurde zwar langsam schlechter, aber von Schlaglöchern in größerer Anzahl noch immer keine Spur. Dafür mehrten sich Pferde- und Ochsenkarren sowie Reiter auf der Bundesstraße – teilweise lästig zu überholen. Der Straßenverlauf entlang der Küste, sehr pittoresk.
Gegen 17 Uhr erreichten wir Trinidad, nach einem Regenguss. Nicht der schönste Anblick, viel Müll auf den Straßen, welche sich in der Stadt zu steinalten Holperpisten aus Steinen wandeln.
Wir fuhren in die Stadt und wurden von Passanten gestoppt, weiter könnten wir nicht in die Altstadt fahren, wo unser ‚Casa’ wäre. Wir sagten es, fragten nach dem Weg. Darauf erwiderte der Kubaner, dass wir Glück hätten, der Besitzer des Casa wäre gleich um die Ecke, er würde ihn holen. Kurz darauf erschien ein junger Mann in Gummistiefeln auf einem Fahrrad, stellte sich als Eigentümer vor, sagte, dass sein Casa leider ausgebucht sein, er uns aber zu einem anderen mit Klimaanlage führen könne.
Nach Mexiko erkennen wir den Nepp langsam und verabschiedeten uns freundlich, fuhren durch weitere Holperstraßen durch die Gassen bis wir vor unserem Casa, dem ‚Casa Las Brisas’, standen. Unspektakulär.
Dafür wurden wir herzlich begrüßt:
Beim Hineingehen änderte sich dies jedoch, der Eingangsbereich stilsicher eingerichtet,
ebenso der Innenhof
und die Küche.
Vom Innenhof geht es in die zwei Gästezimmer. Ich hatte Schlimmes befürchtet bei CUC 45/Nacht inkl. Frühstück. Jedoch wurden wir positiv überrascht. Das Zimmer besitzt ein Doppelbett und ein Einzelbett (perfekt als Kofferablage zu nutzen), Ventilator und Klimaanlage.
Fenster gibt es nicht, wie wohl in der Gegend üblich, dafür solide Holzfensterläden.
Das Bad mit Dusche ist ganz hübsch,
vom WC mit separatem Waschbecken getrennt.
Nachdem uns auf der Veranda vom Eigentümer, welcher 8 Jahre als Koch in Paris gelebt hatte, ein wunderbar starker Kaffee mit Milch serviert wurde, ging es auch gleich zum Abendessen. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen, hatten Hunger!
Empfohlen vom Eigentümer des Casa und Tripadvisor wurde die Casa San Jose, unweit unserer Unterkunft.
Als wir eintrafen warteten schon 4 andere Personen auf einen Tisch. Uns wurde mitgeteilt wir könnten auf 3 Tische warten oder uns direkt zusammen an einen 6er-Tisch setzen. Ein kurzer Blick in die Runde und wir willigten ein, nahmen zusammen im hinteren Bereich des Restaurants Platz.
Nun waren wir 5 Deutsche und eine Ukrainerin, aus München, Bad Homburg, Schwäbisch Hall und Odessa.
Wir wählten gefüllte Platanen mit Shrimps und Käse,
trocken und geschmacksneutral – welche stehen blieben.
Als Hauptgericht wählte meine +1 Hühnchen in Knoblauchsauce,
ebenfalls zum Vergessen,
ich gegrillte Schweinekoteletts.
Diese waren auch wunderbar totgegrillt, trocken wie Staub. Dies war unsere erste Erfahrung zu kubanischem Essen wie es überall beschrieben wird. Zum Glück hatten wir noch ein paar chilenische Kekse im Auto.
Zusammen mit den vier anderen ging es noch in die Altstadt, vorbei an einer Schlachterei,
um dort auf der Treppe bei kubanischer Musik einen Cocktail bzw. Wasser zu genießen.
Die Unterhaltung, der Erfahrungsaustausch, war spannend.
Irgendwann verlangten wir die Rechnung für vier Mochitos, einen Kuba Libre und mein Wasser, bekamen 21.50 CUC genannt. Ich dachte ich höre nicht richtig, 4 CUC für einen winzigen Mochito im Plastikbecker, 3.50 für den Kuba Libre und 1.50 für das Wasser – das sind ja fast US-Preise!
Die anderen wollten schon bezahlen als meine +1 in Richtung Bar lief, sich die einzige Getränkekarte besorgte. Als der Kellner dies sah, bekamen wir plötzlich eine neue Rechnung, über CUC 13.50 – was dann auch dem Preis auf der Karte entsprach.
Wir bezahlten passend, ohne Trinkgeld, gingen zurück in unsere Casa, wo wir noch etwas auf der Terrasse saßen, den Tag bei ein paar leckeren Keksen und einem Wasser ausklingen ließen.
Nach ein paar Tagen Kuba kann ich die ersten funktionierenden Tipps geben:
1.) Um die Nepper und Schlepper zu vertreiben:
Die erste Frage lautet immer ‚where’re you from?’. Die perfekte Antwort lautet: ‚Rossija’. Meist wird man dann gefragt ‚do you speak English?’. Hier sollte man antworten ‚njet! Schto ti chotschesch?’ (nein! Was willst Du?’). Das schreckt die meisten dieser Betrüger schon ab und man hat seine Ruhe.
2.) Nehmt nicht den billigsten Mietwagen, denn dies ist meist ein chinesischer Geely. Dieser kostet zwar in der Miete etwas weniger, dafür säuft er die doppelte Menge an ‚Especial’ – was dann wieder auf dasselbe herausläuft.