Diesmal der Sonne entgegen - oder 71 Tage 'The Americas'

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Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
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47
Fellbach
Endlich wieder lecker Essen! Ich leide immer mit, wenn es schlecht ist :cry:

Schön, dass es wieder weiter geht. Vielen Dank und viel Spaß ( und gutes Essen) auf Kuba
 
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maxn

Erfahrenes Mitglied
27.05.2011
1.374
80
muc
Lieber HON/UA und +1.
Obwohl ich euch nicht persönlich kenne, finde ich euch einfach sympathisch! Das musste ich jetzt einfach mal loswerden!
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
22. Tag; 11.11.2015; Havana

Die alten Autos in Havana, die russischen LKW und die Motorräder sind doch etwas lauter als wir es gewöhnt sind – und so war es kein großes Problem als der Wecker am heutigen Morgen um kurz nach 7 klingelte.

Das Casa Particular ist sehr komfortable, die Klimaanlage arbeitet gut, es ist extrem sauber und auch die Dusche bietet hohen Wasserdruck in Verbindung mit sehr, sehr heißem Wasser. Eine gute Dusche ist etwas, was man im Laufe seiner Reisen zu schätzen würdigt.

Pünktlich um 8 Uhr stand das Frühstück auf dem Tisch, leider drinnen statt draußen auf der Veranda. Die Auswahl & Qualität war für Kuba verwunderlich,

Ein Fruchtteller mit Guave, sehr süßer Papaya, recht saurer Ananas und leckerer Banane,


sowie Toast, Butter, Marmelade und importiertem Käse.


Dazu das erste Gebräu auf unserer Reise, welches den Namen ‚Kaffee’ verdiente, mit Milch und Zucker (auf den Süßstoff müssen wir auf Kuba wohl verzichten). Auf Wunsch noch ein paar weichgekochte Eier und wir waren gestärkt für den kommenden Tag.

Über das Internet hatte ich im Vorfeld bereits eine Tour gebucht, mit Fahrer und Guide im Amerikanischen Straßenkreuzer.


Wir fuhren Richtung Altstadt, entlang der Uferpromenade, vorbei an der neuen US Botschaft zur Plaza de Armes,


wo sich auch das erste Hotel Kubas


und der Wohnsitz vieler Gouverneure befindet.

Per pedes durch die Gassen der Altstadt


zur Plaza de San Franzisco de Asis


und Plaza Vieja,


welche eigentlich zu einem Parkplatz umgebaut werden sollte, im Interesse des Tourismus aber wieder in seinen Urzustand versetzt wurde.

Auf dem Weg einen Kaffee getrunken und schon standen wir auf der Plaza de la Catedral, einem Kirchenhaus mit Barockfassade.

Wir waren etwas verwundert vom Zustand der Gebäude der Altstadt: überall liest man ‚heruntergekommen, kurz vor dem Zusammenfall’. Davon kann wirklich keine Rede sein, viele Gebäude sind renoviert, selbst in den Nebenstraßen. Im Vergleich zu Odessa besitzt Havana eine recht gute Bausubstanz.

Schon saßen wir wieder im Auto zur Zigarrenfabrik, wo um kurz vor 12 die letzte Besichtigung des Tages stattfindet. Bei Eintreffen war die Menschenmasse vor dem Museum so groß, dass unser Interesse erlosch. Deshalb gleich weiter in Richtung Westhavana, vorbei am berühmten Hotel Nacional, dem seit Jahren in Renovierung befindlichen Capitol (laut unserer Führerin größer als das in Washington D.C.) und der sehr hübschen Universität aus dem Jahre 1902.

Durch einen Tunnel unter der Bucht zu einem Hügel auf der gegenüberliegenden Seite, wo auch die Waffen der Kubakrise ausgestellt sind. Parken durften wir dort nicht, so dass ich nur ein Foto aus dem stehenden Auto machen durfte.


Zum Aussichtpunkt, wo man einen sehr schönen Blick auf die Altstadt und das Zentrum von Havana hat.


Nun wurden wir zum Mittagessen geschleppt. OMG, was für eine Touristenkaschemme!

Nein, das wollten wir uns nicht antun, wohl unser Guide versicherte das Essen wäre typisch.

So fuhren wir in Richtung Meer, um dort in einem moderneren Restaurant mit Blick auf Pool und Meer


etwas zu uns zu nehmen.

Okay, natürlich waren dort ebenfalls mehrheitlich Touristen – aber es war wenigstens nicht so überlaufen. Außerdem war der Blick mit den Wellen, die gegen die Poolwand krachten, sehr schön.

Das Essen? Zum Vergessen! Mein Schwein mit Reis & Bohnen war belanglos,


der Thunfisch meiner +1 im Geschmack fragwürdig.


Vom Essen doch sehr enttäuscht zur Plaza de la Revolucion.


Obwohl ‚Plaza de la Revolucion’ stammen die meisten Gebäude und auch die sternförmige Säule (welche man erklimmen kann) aus der Zeit von Batista.

Das obligatorische Foto geknipst


und weiter in Richtung Botschaftsviertel, wo besonders die eindrucksvolle (und etwas heruntergekommene) Russische Botschaft, das höchste Gebäude der Gegend, heraussticht.

Wir wollten uns noch eine Internetkarte besorgen, um an einigen ausgewählten Plätzen Wi-Fi zu haben – aber die Schlange war sehr, sehr, sehr lang und wurde nicht kürzer. Wir fragten nach und uns wurde mitgeteilt, dass man in der Schlange warte bis wieder Karten verfügbar wären. Wahnsinn!

Ich unterhielt mich noch mit dem Fahrer über die Situation der Autos auf Kuba. Er erzählte mir, dass ein 1 bis 2 Jahre alter Hyundai Sonata knapp CUC 200’000 kostet, ein Amerikanischer Straßenkreuzer 20'000 bis 30'000 und ein alter Lada 10'000 bis 15'000. Das sind Preise, da versteht man weshalb die Autos bis zum letzten gepflegt und erhalten werden. Unser Exemplar hatte mittlerweile auch keinen V8 Motor mehr – sondern einen 4-Zylinder Mitsubishi-Diesel.

Also zurück zum Casa Particular, wo die Tour nach 6 Stunden endete.

Die Tour war okay, interessanter war es mit unserem 25-jährigen Tour-Guide zu sprechen, über Kuba, die Verfügbarkeit und Internet, deren Sicht zur aktuellen Lage inkl. Wiederaufnahme der Beziehungen zur USA, ihrer Zukunftsträume und den Problemen bei der Nahrungsbeschaffung.

Wir entschlossen uns noch in einen nahegelegenen Supermarkt zu gehen, Kekse und etwas Getränke zu besorgen. Zuerst muss man an einem Schalter alle Taschen abgeben,


erst dann darf man in den ‚Konsumtempel’.

So muss es in der Endphase der Sowjetunion gewesen sein! Zuerst steht man in der Technikabteilung wo Unmengen von Kühlschränken, Herden, Mikrowellen und Kochgeräten stehen


– allerdings immer nur ein einziges Modell, zu unglaublichen Preisen. Selbst eine simple Mikrowelle schlägt mit knapp CUC 150 zu Buche.

Auch die Kosmetikabteilung: 2 Tuben Zahnpasta, 6 Flaschen Feuchtigkeitscreme (CUC 8) und 3 Fläschchen (nicht 3 verschiedene Marken – sondern 3 Stück!) Deodorant.

Es folgte die Schuhabteilung:


Weiter in den eigentlichen Supermarkt. Faszinierend war die Kühltruhe mit Joghurt:


Jetzt denkt ihr ‚Wow, was für eine Auswahl!’. Nein, keine Auswahl, das war alles derselbe Joghurt!

Auch eine Sorte Hühnerfleisch gab es zur Genüge.


Heute muss auch Waschpulver geliefert wurden sein, eine ganze Reihe Regale war damit bestückt


und am Eingang standen nochmals zwei Paletten.

Die Auswahl an Alkoholika war dagegen sehr gut,


die Preise niedrig. Aber bei antialkoholischen Getränken wurde es schon wieder anders. TuKola gab es – aber kein ‚Light’. Die sonstigen Getränke waren Bier (Sol) in Massen und Limonade der Marke ‚Spar’. Auch Oliven und saure Gurken, alles von ‚Spar’ gab es genug. Aber wer kann sich ein Gläschen Saure Gurken zu CUC 4.80 leisten, wenn das durchschnittliche Monatseinkommen bei CUC 40 liegt? Selbst eine Flasche Pflanzenöl gibt es nicht unter CUC 2.80.

Weiter zu den Süßwaren, welche separat verkauft und bezahlt werden. Hier war das Angebot ganz ordentlich, wir kauften 2 Päckchen Waffeln (aus Brasilien) und Kekse (aus Chile) zu knapp CUC 4.

Wir waren etwas geschockt! Bezahlt und zum Ausgang, wo eine Aufseherin den Kassenzettel mit der Ware in den Tüten vergleicht und dann den Bon einreißt.

Zurück zum Casa, dort auf der Veranda den Rest des Nachmittags ohne Internet verbracht.

Am Abend ging es per Lada-Taxi (Bj. 1975) ins Restaurant ‚cocinero’, welches uns wärmstens empfohlen wurde. Das Restaurant ist in einem alten Industriegebäude mit beeindruckendem Ziegelschornstein untergebracht.


Zuerst nach oben auf die wunderschöne Dachterrasse,


wo wir einen Wassermelonen- und einen Tamiraddaiquiri genossen.


Mit einer so schönen und modischen Bar hatten wir in Havana wirklich nicht gerechnet.

Nach unten ins Restaurant, wo wir einen Tisch auf der vorderen Terrasse bekamen.


Die Speisekarte lass sich interessant, etwas untypisch für Kuba.


Wir bestellten eine Vorspeise, Blinis mit Entenfleisch und Orangesauce in einer Feta-Creme,


welche recht ordentlich schmeckten.

Die Hauptgerichte, Creolisches Huhn


und parfümierter Reis mit karibischem Lobster


waren nicht der Hammer, der Reis zu überkocht, das Hühnerfleisch trocken. Wenigstens war der Lobster diesmal noch saftig, das als Beilage bestellte Kartoffelpüree sehr lecker.

Was mich persönlich ärgert ist das Mineralwasser in den Restaurants auf Kuba, immer aus Italien importierte Ware. Warum muss ‚Wasser’ um die halbe Welt geschippert werden – es ist nur Wasser!

Mit dem Schiguli zurück und den Abend auf der Terrasse ausklinge lassen.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
23. Tag; 12.11.2015; Havana

Nach einem recht späten Frühstück mit Fruchtsalat, Guave-Papaya-Smoothy, Toast, Marmelade, Käse und weichgekochten Eiern


ging es um 11 Uhr per Taxi nach Havana Centro, wo wir die Stadt heute etwas entschleunigt auf eigene Faust kennenlernen wollten.

Das Museum von außen betrachtet, die Sowjetische Technik begutachtet


und entschlossen, dass wir uns den Eintritt schenken können.

Weiter die Straße entlang, bis wir am Bacardi-Gebäude, einem der schönsten Art-Deco Bauten weltweit, ankamen.


Man kann das Gebäude ohne weiteres betreten, sich die Innenräume des Erdgeschosses betrachten. Zu 99% ist hier alles original, sehr eindrucksvoll, sogar die Briefkästen.


Ab 17:00 öffnet der Turm mit Aussichtsplattform für Touristen, leider zu spät für uns.

So ging es weiter in Richtung ‚Prado’, der Prachtstraße Havana Centros.


Hier stellen viele Künstler ihre teilweise sehr geschmacklosen Gemälde aus, in der Hoffnung diese für Fremdwährung an Touristen zu verkaufen.


Vorbei an wunderschönen, aber grandios heruntergekommenen Bauten


und nach rechts in eine der Nebenstraßen, wo sich kaum mher Touristen hin verirren. Interessant sind die unzähligen Öffnungen in den Mauern,


wo wirklich alles angeboten wird, Snacks, Getränke, Schuhreparatur, Sanitärtechnik, Autoersatzteile etc. Auf der Straße gab es heute ein großes Angebot an Früchten und Zwiebeln.


Und hier wird die Bausubstanz so wie man es sich auf Kuba vorstellt, total heruntergekommen, im Zerfall, teilweise schon nur noch die Fassade stehend – der leere Innenhof wird dann anderweitig, z.B. zur Autoreparatur benutzt.

Zurück zum Prado und hinauf in Richtung Capitol, welches von einem den USA genehmen ‚Präsidenten’ Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde.


Durch den ‚Central Park’ (mit schönem Blick auf die eingerüstete Kuppel des Capitols),


in welchem kubanische Musik gespielt wurde (zu welcher ein völlig betrunkener Einzeltänzer seine Bewegungen machte (das Wort ‚Tanzen’ möchte ich vermeiden) auf einen kurzen Erfrischungsdrink im kolonialen Hotel ‚Ingleterre’.

Wir setzten uns auf die sehr touristische Terrasse,


lauschten kubanischer Musik, bestellten hausgemachte Limonade und TuKola Light – wollten das angebotene Wi-Fi benutzen. Dafür muss man allerdings an der Rezeption für CUC 2 eine Internetkarte erwerben – und diese waren natürlich aus.

Also weiter am Capitol vorbei, mit Einblick in das Innere der teilweise außen hübsch gestrichenen Gebäude.


Es gab sogar ein Geschäft mit kubanischer Propagandaliteratur, z.B. das ‚Who’s Who des CIA’, einen Infoband über die Unterdrückung Mittelamerikas durch die USA und viele, viele mehr. Doch hier fand sich ein Kuba-Löffel – somit ist diese Mission für dieses Land erfüllt und ich kann alles entspannter angehen.

Links abgebogen, wo die Bausubstanz nicht besser wurden,


in die Carrer Belgica – wieder mit traumhaften Kolonialgebäuden, wieder kurz vor dem Einstürzen.


Ja, wir kennen das aus Odessa – aber meist nicht so nahe am Zentrum.

Hinunter zum Hauptbahnhof, ebenfalls wunderschön und gerade in Renovierung – also eingerüstet. Hier findet man auch noch einen letzten Teil der alten Stadtmauer.

Mit einem US-Taxi zur Plaza San Francisco, von wo wir nochmals durch die Altstadt schlenderten.

Heute, ohne Guide, wurden wir auch vermehrt von ‚Schleppern’ angesprochen. Diese wollen einen in ein nahegelegenes Super-Restaurant führen, einem eine kostenlose Samba-Show zeigen, welche natürlich ‚nur heute’ läuft. Mit der Zeit nerven diese Jungs doch ziemlich.

Auffallend ist, dass die jungen Kubaner, vorwiegend der männliche Teil, sehr modisch gekleidet ist, die Haare in Topform, der Body gestählt. Der weibliche Teil kann da leider nicht mithalten, oft trägt man ‚Bauch’ und relativ große Hinterteile zu hautengen ¾ Leggins, unter welchen sich die Liebestöter abzeichnen.

Nach einer Weile nahmen wir ein Taxi zum Café ‚Bim Bom’ (kein Schild draußen weist darauf hin!)


gegenüber des CUBANA-Büros und dem Prachthotel ‚Nacional’.


Die Location hat zwei gravierende Vorteile:
1.) hervorragendes Eis (unser Mittagessen), für +1 Erdbeer mit Schokoladensplittern, für mich Karamell – dazu Kaffee


und
2.) Wi-Fi!!! Ja, seit einigen Monaten gibt es dies auf Kuba, aber nur an einigen Plätzen bzw. Straßen. Man muss dazu Internet-Karten kaufen, welche jeweils für 60 Minuten Web-Zugang erlauben. Man kann diese für CUC 2 im staatlichen Telekom-Laden kaufen (wobei man mit einer Stunde Anstehen rechnen muss, man nicht sicher ist ob es noch Karten gibt wenn man an der Reihe ist) oder gegen einen Aufschlag von 50% von einem Karten-Dealer, welcher vor dem Laden sitzt.

Ich entschied mich für die bequeme Variante, kaufte gleich mal 5 Karten und ging ins ‚Bim Bom’ zurück, wo ich für einige Minuten den Luxus von Internet bei einem Kaffee genoss. Meine Herrn, hier fällt einem erst auf wie süchtig man nach diesem Medium mittlerweile geworden ist.

Zurück zum Casa, wo dieses Exemplar gegenüber steht,


etwas auf der Veranda von den Anstrengungen des Tages erholt.

Am Abend ging es wieder in die Stadt, wieder per Schiguli-Taxi, in die Nähe des Hotel Havana Libre (ein 1958 fertiggestelltes HILTON, welches ab 1959 als Kommandozentrale Fidels diente). Denn auf dieser Straße gibt es Wi-Fi Internet.

Also wie alle Kubaner an den Straßenrand gesetzt,


den Computer ausgepackt, Wi-Fi aktiviert. Hier saß ich nun, neben mir +1 ebenfalls mit Wi-Fi, und lud die Fotos für den Tripreport hoch, fügte die Foren-Links ein und schickte den Bericht für den Reisetag nach Kuba ans Forum ab. Überhaupt, nach Anfangsschwierigkeiten arbeitete das Internet recht schnell, keine 5 Minuten und alle Fotos waren hochgeladen – in Mexiko dauerte es länger.

Weiter zu Fuß zum Restaurant ‚Mediteranio’, laut TA die #3 in Havana. Das Restaurant bietet italienische Küche – Abwechslung muss auch mal sein.

Als wir nach 20 Minuten flotten Fußmarsches dort ankamen, standen 2 mittelgroße Reisebusse der staatlich kubanischen Reiseagentur am Straßenrand – wir waren entsetzt, ein Touristenbunker.

Das Haus war schön gemacht, also wagten wir es, traten ein. Das Erdgeschoss war von der Touristengruppe belegt – aber wir wurden zu unserem reservierten Tisch auf der Terrasse des Obergeschosses geführt. Hübsch bei dem schönen Wetter.


Die Speisekarte war vielfältig, Vorspeisen, Beilagen, Pasta, Ravioli & Risotto sowie Hauptgerichte und Desserts.

Wir bestellten eine hausgemachte Limonade für +1, ein TuKola Light für mich. Langsam gewöhne ich mich an TuKola, nicht so süß wie Coke oder Pepsi – aber natürlich bei weitem kein Dr. Pepper.

Als Vorspeise wollte meine +1 unbedingt Bratkartoffeln, seit Tagen liegt sie mir schon damit in den Ohren. Dazu bestellte ich für uns beide gemischte Kroketten von Huhn, Spinat und Fisch.


Die Kroketten waren okay, kein großer Unterschied zwischen der Fisch- und Fleischvariante im Geschmack erkennbar. Die runden Spinat-Teile waren dafür, vor allem mit der gereichten Honig-Senf-Sauce, lecker.

Aber von einem Italiener auf Kuba erwarteten wir auch nicht viel.

Umso erstaunter waren wir von unseren Pastagerichten, ‚Ragu Bolognese’


und einer scharfen Variante mit Tomaten & Speck.


Die Nudeln waren al dente, die Saucen kein Stück schlechter als in einem durchschnittlichen Restaurant in Italien.

Ich fragte nach und erhielt die Erklärung: der Koch ist wirklich Italiener! Wenn also jemand mal in Havana Lust auf Pasta bekommt, dieses Restaurant ist eine gute Anlaufstelle.

Auf der Straße ein Lada-Taxi angehalten und zum ‚Casa de la Musica’ in Miramar, unweit unseres Casa Particular, gefahren – wir wollten noch etwas kubanische Musik erleben. Leider war dort nichts los, Totentanz, so dass wir direkt zu unserer Unterkunft weiterfuhren.

Noch etwas auf der Terrasse gesessen, den Bericht des Tages zu Ende getippt – und dann in die Heia, denn viel mehr als das und an die Decke starren kann man in Havana nicht unternehmen – denn auf Hotelbars stehen wir nicht besonders. Ein Leben ohne WWW wäre definitiv nichts für uns.
 

Dziubdziuk

Erfahrenes Mitglied
02.03.2014
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Heidenheim
Danke für deine tollen Berichte. Kuba macht einen deutlich interessanten Eindruck als Mexiko. Eine Frage noch, was hat es mit diesen Löffeln auf sich?
 
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mibroy

Aktives Mitglied
13.08.2015
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Super Bericht, da kommen doch glatt Erinnerungen hoch.
Was die Bausubstanz angeht, und das "Straßenleben" so war meine Erfahrung, dass man nur ein bis 2 Blöcke abseits der Touristengegenden sich zu bewegen braucht, um den tatsächlichen Zustand den Gebäude und die Armut der Menschen zu sehen. Das ist dann kein Verlgeich zu den doch eher herausgeputzten frequentierteren Gegenden.
Was es aber an jeder Ecke und Tankstelle gibt, ist ein Stand mit Fruchtsäften und Cocktails. Und die Fruchtsäfte kann man schon trinken dort. Oder gleich eine Kokosnuss ausschlürfen.
Was das Essen angeht, so gab es als ich 2011 dort war, staatliche und private Restaurants, vergleichbar zu den Casa Particular. Wobei meiner Erinnerung nach das Ambiente nicht unbedingt mit der Essensqualität übereinstimmen muss. Durchaus auch gutes Essen in einer Art Schuppen gehabt. Ich glaube zwar nicht, dass es für euch eine Alternative ist, so wie ich eure Berichte kenne, aber auf keinen Fall Pizza auf Kuba probieren. Viel zu dicker Boden und der Rest besteht auch hauptsächlich aus Käse.
Und zur tuCola fällt mir auch eine Geschichte ein. Als ich statt einfach nur "Cola" zu sagen bei der Bestellung, die mit "tuCola" konkretisiert hatte, dachte die Bedienung, ich würde zwei Cola haben wollen. Tatsächlich gab es aber auch ganz vereinzelt CocaCola als Mexico-Import. Ich habe mich aber doch der heimischen tuCola gewidmet.

Das Casa Particular scheint ja ziemlich ordentlich zu sein. Da würde es mich interessieren, wie du das gebucht hast.
Sonst weiterhin eine schöne Reise. Ich nehme mal an, dass es dann Richtung Vinales geht? Und dann Richtung Süden? Bin schon gespannt auf den Bericht vom Strand/Insel. Ich erinnere mich noch an Cayo Levisa. Fast einsame Strände, weißer Sand, blaues Meer, super Essen...
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
24. Tag; 13.11.2015; Havana - Trinidad

Der 24. Tag unserer Reise begann mit einem Frühstück auf der Veranda – denn die gestern angereisten zwei Ehepaare aus der französischen Schweiz blockierten den gesamten Essbereich im Aufenthaltsraum. Nicht dass wir darüber böse gewesen wären, auf der Terrasse war es auch sehr schön.

Koffer gepackt – aber so, dass wir auf unseren nächsten Teil der Reise nur ein Gepäckstück dabeihaben, zwei Stück in Havana belassen können.

Um 08:45 wartete unser Taxi, brachte uns zum Hotel Panorama, zu ‚Via Auto’,


wo wir für die nächsten 8 Tage einen Mietwagen schon lange im Voraus gebucht und bezahlt hatten. Ein Auto auf Kuba zu mieten ist zwar eigentlich recht einfach – nur die Kommunikation ist sehr langsam. So dauerte es über zwei Wochen von der ersten Anfrage bis zur Bezahlung (Ukrainische VISA) und Bestätigung.

Ich hatte in den einschlägigen Reiseführern viel Schlimmes über Mietwagen und das Fahren auf Kuba gelesen, uralte Autos, in technisch schlechtem Zustand, Betrug bei der Abrechnung und Tankbefüllung, versteckte Zusatzkosten etc.

Angekommen im Hotel Panorama war das Büro der Autovermietung sehr einfach zu finden, auf dem Parkplatz standen Peugeot 306 und Geely (wahrscheinlich sind Euch die nicht bekannt, in der Ukraine haben wir aber ebenfalls viele dieser Toyota Corolla Kopien mit Mercedes C-Klasse Scheinwerfern). Ich hatte zwar gehobene Mittelklasse gebucht, einen neuen Peugeot 301, ein Auto welches für 2. Welt-Länder entwickelt wurde – aber man weis ja nie.

Umso erfreuter waren wir beim Anblick unseres Autos, ein recht neuer Peugeot 208 (knapp 9'000 km) mit Automatik und – ganz wichtig – USB-Anschluss.


Okay, einige Beulen und Kratzer hatte er schon, was natürlich für uns besser ist.

Der Mitarbeiter der Autovermietung war sehr freundlich, gab uns sogar eine detaillierte Karte von Kuba und erklärte uns, dass dieser Peugeot auf Kuba als Neuwagen schlanke US$ 260'000 kostet – da stand er nun, unser roter ‚Ferrari’.

Versicherung und Gebühren für Zusatzfahrer bezahlt, Kaution hinterlegt, losgefahren. Ohne Navigationssystem in einer unbekannten Stadt ein völlig vergessenes Erlebnis, Orientierung nach Karte. Und, unglaublich, es funktioniert! Ohne uns zu verfahren kamen wir an unserer Casa Particular an, bezahlten, luden den Koffer ins Auto (mehr als einer hätte auch nicht reingepasst) und machten uns auf die Suche nach der Autopista Nummer 1 in Richtung Südosten.

Ohne Navi entschieden wir uns nicht die kürzeste sondern die einfachste Strecke zu nehmen. Also zur Altstadt, durch den Tunnel auf die ‚Via Monumental’, vorbei an der Jesusstatue, dem architektonisch sehr interessanten Olympiastadion. Die Beschilderung: welche??? Man muss schon sehr genau die Karte verfolgen so dass man die Abzweigung auf die A-1 findet.

Schlimmes hatten wir über die Straßenzustände gehört, dass das wichtigste Rad das Ersatzrad sei etc. Bisher sind wir überrascht, gut ausgebaute 6- und sogar 8-spurige Straßen mit gepflegt bepflanztem Mittelstreifen.


Ja, der Straßenbelag ist nicht mehr der Beste – aber das kennen wir von zuhause. Dazu extrem wenig Verkehr (inkl. Pferdefuhren), sehr angenehm!

Teilweise kommt man sich so vor als wäre man in einen alten amerikanischen Film versetzt – breite leere Autobahnen mit alten US-Straßenkreuzern.

Ich fuhr aus Havana hinaus bis wir eine Raststätte erreichten,


wo wir endlich einen hervorragenden Espresso aus einer uralten Maschine serviert bekamen. Das Essensangebot war übrigens:
1.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Schinken & Käse
2.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Schinken
3.) Baguette (Hotdog-Brötchen) mit Käse
4.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Schinken & Käse
5.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Schinken
6.) Brötchen (Hamburger-Brötchen) mit Käse

Überhaupt, bisher waren alle Kubaner extrem freundlich und hilfsbereit. Natürlich bekommt man sofort alles mögliche angeboten, CD’s, Zigarren etc. – verständlich, die Jungs möchten auch ein paar Devisen bzw. CUC verdienen.

Nun übernahm meine +1 das Mini-Lenkrad des Peugeot, fuhr auf der meist geraden A-1 mit 110 bis 120 km/h, während ich auf dem Beifahrersitz den ersten Teil des heutigen Berichts tippen konnte.

Knapp 60 Kilometer vor Cienfuegos fuhren wir von der A-1 ab, nahmen die Landstraße.


Und hier waren wir von den Socken, die Straße war in perfektem Zustand, muss erst kürzlich aufgearbeitet worden sein. Vorbei an der Schweinebucht, was einem anhand von unzähligen Plakatwänden neben der Straße verdeutlicht wird.

So erreichten wir recht zügig die Provinzhauptstadt Cienfuegos, der Perle des Südens, fuhren direkt über den Prado ans Südende, wo man eine schöne Aussicht auf die Bucht


und den ‚Palacio de Valle’ hat.


Im Hintergrund sieht man auch den ‚Taj Mahal’, die Ruine des nie fertiggestellten russischen Atomkraftwerks. Beim Anblick des Baus aus der Ferne versteht man den Spitznamen.

Zurück in die Innenstadt, zum Parque Jose Marti


– wo man uns gleich versuchte CUC 2 fürs Parken abzuzocken. Dort gab es wieder Wi-Fi Zugang, so dass ich Fotos hochladen und den Bericht des ersten Tages in Havana abschicken konnte.

Vorbei an verheerenden Seitenstraßen,


noch kurz den Peugeot vollgetankt (Touristen bekommen nur ‚Especial’, den teuersten Sprit zu CUC 1.40/Liter, egal ob es das Auto braucht oder nicht) und weiter in Richtung Trinidad, durch ein Neubaugebiet.


Interessant ist, dass alle neuen Häuser keine Fenster besitzen, ausschließlich Metallfensterläden, welche sich kippen lassen.

Am sehr eindrucksvollen Friedhof vorbei,


mit vielen Art-Deco Grabstätten,


anderen ‚revolutionären’ Begräbnisstätten


und natürlich einem Monument für die Märtyrer des Jahres 1957.

Nun verfranzten wir uns doch noch, kamen plötzlich über eine extrem schlechte Straße am Meer an. Aber auf Kuba wird einem geholfen, immer, freundlich. So fanden wir wieder auf die Hauptstraße zurück, wurden mit einem extrem schönen Panorama belohnt.


Unangenehm sind jedoch die Abgase der anderen Autos Den ganzen Tag bekommt man tiefschwarze Rauchwolken in die Lüftungsschlitze geblasen. Auch das Tanken hinterließ für 30 Minuten schreckliche Benzindämpfe im Auto, so dass wir auf eine Zigarette lieber verzichteten – wir hatten keinen Lust auf eine Explosion im Auto.

Die Straße wurde zwar langsam schlechter, aber von Schlaglöchern in größerer Anzahl noch immer keine Spur. Dafür mehrten sich Pferde- und Ochsenkarren sowie Reiter auf der Bundesstraße – teilweise lästig zu überholen. Der Straßenverlauf entlang der Küste, sehr pittoresk.

Gegen 17 Uhr erreichten wir Trinidad, nach einem Regenguss. Nicht der schönste Anblick, viel Müll auf den Straßen, welche sich in der Stadt zu steinalten Holperpisten aus Steinen wandeln.

Wir fuhren in die Stadt und wurden von Passanten gestoppt, weiter könnten wir nicht in die Altstadt fahren, wo unser ‚Casa’ wäre. Wir sagten es, fragten nach dem Weg. Darauf erwiderte der Kubaner, dass wir Glück hätten, der Besitzer des Casa wäre gleich um die Ecke, er würde ihn holen. Kurz darauf erschien ein junger Mann in Gummistiefeln auf einem Fahrrad, stellte sich als Eigentümer vor, sagte, dass sein Casa leider ausgebucht sein, er uns aber zu einem anderen mit Klimaanlage führen könne.

Nach Mexiko erkennen wir den Nepp langsam und verabschiedeten uns freundlich, fuhren durch weitere Holperstraßen durch die Gassen bis wir vor unserem Casa, dem ‚Casa Las Brisas’, standen. Unspektakulär.


Dafür wurden wir herzlich begrüßt:


Beim Hineingehen änderte sich dies jedoch, der Eingangsbereich stilsicher eingerichtet,


ebenso der Innenhof


und die Küche.


Vom Innenhof geht es in die zwei Gästezimmer. Ich hatte Schlimmes befürchtet bei CUC 45/Nacht inkl. Frühstück. Jedoch wurden wir positiv überrascht. Das Zimmer besitzt ein Doppelbett und ein Einzelbett (perfekt als Kofferablage zu nutzen), Ventilator und Klimaanlage.


Fenster gibt es nicht, wie wohl in der Gegend üblich, dafür solide Holzfensterläden.

Das Bad mit Dusche ist ganz hübsch,


vom WC mit separatem Waschbecken getrennt.

Nachdem uns auf der Veranda vom Eigentümer, welcher 8 Jahre als Koch in Paris gelebt hatte, ein wunderbar starker Kaffee mit Milch serviert wurde, ging es auch gleich zum Abendessen. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen, hatten Hunger!

Empfohlen vom Eigentümer des Casa und Tripadvisor wurde die Casa San Jose, unweit unserer Unterkunft.

Als wir eintrafen warteten schon 4 andere Personen auf einen Tisch. Uns wurde mitgeteilt wir könnten auf 3 Tische warten oder uns direkt zusammen an einen 6er-Tisch setzen. Ein kurzer Blick in die Runde und wir willigten ein, nahmen zusammen im hinteren Bereich des Restaurants Platz.


Nun waren wir 5 Deutsche und eine Ukrainerin, aus München, Bad Homburg, Schwäbisch Hall und Odessa.

Wir wählten gefüllte Platanen mit Shrimps und Käse,


trocken und geschmacksneutral – welche stehen blieben.

Als Hauptgericht wählte meine +1 Hühnchen in Knoblauchsauce,


ebenfalls zum Vergessen,

ich gegrillte Schweinekoteletts.


Diese waren auch wunderbar totgegrillt, trocken wie Staub. Dies war unsere erste Erfahrung zu kubanischem Essen wie es überall beschrieben wird. Zum Glück hatten wir noch ein paar chilenische Kekse im Auto.

Zusammen mit den vier anderen ging es noch in die Altstadt, vorbei an einer Schlachterei,


um dort auf der Treppe bei kubanischer Musik einen Cocktail bzw. Wasser zu genießen.


Die Unterhaltung, der Erfahrungsaustausch, war spannend.

Irgendwann verlangten wir die Rechnung für vier Mochitos, einen Kuba Libre und mein Wasser, bekamen 21.50 CUC genannt. Ich dachte ich höre nicht richtig, 4 CUC für einen winzigen Mochito im Plastikbecker, 3.50 für den Kuba Libre und 1.50 für das Wasser – das sind ja fast US-Preise!

Die anderen wollten schon bezahlen als meine +1 in Richtung Bar lief, sich die einzige Getränkekarte besorgte. Als der Kellner dies sah, bekamen wir plötzlich eine neue Rechnung, über CUC 13.50 – was dann auch dem Preis auf der Karte entsprach.

Wir bezahlten passend, ohne Trinkgeld, gingen zurück in unsere Casa, wo wir noch etwas auf der Terrasse saßen, den Tag bei ein paar leckeren Keksen und einem Wasser ausklingen ließen.

Nach ein paar Tagen Kuba kann ich die ersten funktionierenden Tipps geben:
1.) Um die Nepper und Schlepper zu vertreiben:
Die erste Frage lautet immer ‚where’re you from?’. Die perfekte Antwort lautet: ‚Rossija’. Meist wird man dann gefragt ‚do you speak English?’. Hier sollte man antworten ‚njet! Schto ti chotschesch?’ (nein! Was willst Du?’). Das schreckt die meisten dieser Betrüger schon ab und man hat seine Ruhe.
2.) Nehmt nicht den billigsten Mietwagen, denn dies ist meist ein chinesischer Geely. Dieser kostet zwar in der Miete etwas weniger, dafür säuft er die doppelte Menge an ‚Especial’ – was dann wieder auf dasselbe herausläuft.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
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Odessa/ODS/UA
25. Tag; 14.11.2015; Trinidad

Da unsere Casa, wie die anderen Unterkünfte, nur Fensterläden und keine Fenster hat, wurde ich heute Morgen gegen 06:30 von bellenden Hunden, krähenden Hähnen und schreienden Schweinen geweckt. Meine +1 störte dies relativ wenig, schlief locker weiter bis ich sie um 08:00 aus dem Bett schmiss – ich hatte Hunger!.

Um 09:00 wurde uns ein exzellentes Frühstück – kein Vergleich mit dem in Havana – im Garten vor unserem Zimmer serviert.


Von leckeren Früchten über selbstgebackenen (megasüßem) Kuchen, zwei verschiedenen Sorten Brot, Butter, Marmelade, Honig und saftigem Käse-Omelette war alles dabei, inkl. starkem, geschmackvollem Kaffee mit Milch.

Gegen 10:00 ging es los, die Altstadt von Trinidad zu erkunden – denn um 12:00 sollte man seinen Rundgang abgeschlossen haben, dann kommen die unzähligen Tourbusse aus den Touristenresorts im Norden an.

Trinidad, eine der ältesten Städte der Karibik, 1514 gegründet, ist die Stadt mit den meisten Touristen auf Kuba, die Stadt mit der höchsten Museumsdichte pro Einwohner. Und genau das merkt man wenn man durch die Gassen läuft


– Nepper, Schlepper, Touristengruppen. Zudem muss man genau hinschauen wo man hintritt, extrem viel Müll auf den sehr unebenen Straßen,


zudem fließen überall kleine Bäche mit Waschwasser (samstags ist Reinigungstag für Böden und Bürgersteige). Das alles macht den Rundgang nicht gerade komfortabel und steigert das Risiko sich einen Knöchel zu verstauchen.

Vorbei an den Treppen, auf welchen man uns gestern für ein paar Cocktails abzocken wollte,


zum Hauptplatz, der ‚Plaza Major’,


einem hübsch angelegten kleinen Park (so aus dem 19. Jahrhundert), umgeben von den Palästen der Zuckerbarone und Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, dem Turm des Klosters von Franz von Assisi (in welchem sich heute ein Museum über den Kampf der Revolutionsarmee gegen die Kontrarevolutionäre in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts befindet).

An der Nordseite des Platzes liegt auch die Kirche der heiligen Dreifaltigkeit (Iglesia Parroquial de la Santisima Trinidad), welche allerdings geschlossen war, man nicht besichtigen konnte.

Weiter zu einem der Paläste, in welchem heute das Historische Museum untergebracht ist. Für 2 CUC erhält man nicht nur Eintritt in das Museum


– sondern auch Zugang zum Turm,


in welchem eine sehr alte, enge und gefährliche Holzwendeltreppe die Touristenmassen auf die Aussichtsplattform führt.

Von hier hat man einen tollen Ausblick auf das Meer im Süden und auch auf die gesamte Altstadt mit Plaza Major, Kirchen, Klöstern etc.


Auffallend sind die ganzen Bauarbeiten an den Casas, jeder scheint aufzustocken, eine Terrasse als Restaurant anzulegen. Ich bezweifle, dass der ehemalige Charme der Stadt erhalten bleiben wird, schon jetzt nerven die ganzen Souvenirshops und Straßenstände, die allen nur erdenklichen Schrott feilbieten.

Wir saßen kurz vor dem Kloster, entschieden uns nicht den Eintritt für das Museum zu bezahlen und erklärten die Sightseeingtour für beendet. Trinidad – nicht unser Ding.

Zurück zur Casa, den Computer geholt und zum Parque Cespedes


in der Nähe unserer Unterkunft. Ein hübscher Platz mit Kolonialbauten und dem besten Hotel der Stadt,


in welchem ich vergeblich versucht hatte ein Zimmer zu ergattern (jetzt muss ich sagen ‚zum Glück’ – das Innere kann mit dem Äußeren nicht mithalten).

Auch dieser Park hat einen großen Vorteil: Schatten und Wi-Fi. Während meine +1 ein paar Bauarbeiter rund machte, lud ich Fotos hoch, schickte wieder einen Tag Reisebericht ab. Das Internet war verwunderlich schnell.

Nun war es so heiß geworden und dazu drückend schwül, dass wir uns erstmal in unser Zimmer verzogen, abwarteten bis sich die Temperaturen etwas gelegt hatten.

Am frühen Nachmittag ging es dann mit unserem roten Flitzer – wir wissen jetzt, dass wir die DeLuxe Ausführung haben, mit lackierten Spiegeln, großem Info-Monitor und 16“ LM-Felgen – ins nahegelegene ‚Valle de los Ingenios’, welches seit 1988 ebenfalls als UNESCO Weltkulturerbe gilt.

Kurz nach Trinidad auf der Straße nach Sancti Spiritus geht es links ab zum ‚Mirador del Valle los Ingenios’, einer Bar auf einem Hügel mit Panoramaaussicht in das Tal.

Und wie immer wenn man auf Kuba sein Auto mit dem ‚T’-Kennzeichen parkt, erscheint ein wichtigtuerischer Aufseher und notiert die Nummer in einem großen Formular, möchte 2 CUC fürs Parken abkassieren. Da der ‚Parkwächter’ natürlich nur Spanisch und ein paar Brocken Englisch sprach – und ich nur Russisch, war das Parken wieder umsonst. Auch eine Tour wurde uns nicht aufgeschwätzt.

Die paar Stufen nach oben auf die Aussichtsterrasse, von wo wir einen wunderschönen Blick ins Tal hatten.


Diesem Tal und den französischen Siedlern, welche nach einem Sklavenaufstand auf Haiti nach Kuba geflüchtet waren, verdankt Trinidad seinen einstigen Reichtum: im Tal gab es ehemals 50 Zuckerfarmen, mit Villen und den dazugehörigen Fabriken. Allerdings versiegte dieser Reichtum durch das Aufkommen der Zuckerrübe und der Verwüstung der Farmen und Fabriken im kubanischen Unabhängigkeitskrieg.

Noch ca. 10 Kilometer auf der ordentlichen Straße nach Manaca, wo um 1805 ein 43.5 Meter hoher Turm auf einer ehemaligen Farm errichtet wurde.


Über diesen Turm ranken Legenden des Errichtungsgrunds – wahrscheinlich war es aber nur ein Wachturm, von welchem die Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern besser über- und bewacht werden konnten. Noch heute existieren die drei unterschiedlich großen Glocken, welche zur Arbeit, zur Pause und zum Gebet riefen.

Den Aufstieg für 2 CUC/Person taten wir uns bei 37 Grad nicht an, wir hatten schon den Ausblick von der Terrasse.

Wieder zurück nach Trinidad, wo meine +1 noch eine Gurke und 5 Tomaten für 2 CUC bei einem Straßenhändler erstand.

Zurück setzten wir uns auf die Terrasse, lasen etwas – wobei uns die beiden Kleinkinder des Hauses dann doch etwas störten. Wir haben ja nichts gegen gut erzogene Kinder – aber diese beiden dürfen alles und das jederzeit und dauernd, ohne dass sie von den Eltern jemals zur Ordnung gerufen werden.

Am Abend entschieden wir uns für ein Abendessen im Garten unserer Casa, zubereitet vom Eigentümer, seiner Gattin und zwei Gehilfinnen. Zur Auswahl stand das ‚Standardmenü’ zu CUC 11/Person – oder das ‚Lobstermenü’ zu CUC 15/Person. Wir entschieden uns für letzteres, zusätzlich eine Portion Kartoffeln für meine +1.

Um 19:30 wurden wir zum Dinner gerufen, nahmen am hübsch eingedeckten Tisch vor unserem Zimmer Platz.


Zuerst gab es eine Kürbissuppe, zwar etwas dickflüssig – aber durch die Zugabe von etwas Butter und von Freunden aus Frankreich mitgebrachtem Currypulver sehr lecker. Sogar selbstangebauten Schnittlauch gab es als Deko.


Es folgte ein schöner gemischter Salat, angemacht mit Olivenöl (ja, das ist etwas seltenes auf Kuba) und improvisiertem altem ‚Balsamico-Essig’ (also Essig, der unter Zugabe von Zucker auf die Konsistenz von altem Balsamico eingekocht wird – machen auch viele Köche in Europa so, um die Kosten niedrig zu halten).


Das Hauptgericht war ein kompletter Langustenschwanz mit parfümiertem Reis.


Die Languste war für unseren Geschmack perfekt, wunderbar saftig, in der Mitte noch glasig. Auch der Reis, nicht langweilig. Besser waren aber noch die Kartoffeln, welche er zu French Fries verarbeitet und in Öl zweimal frittiert hatte.

Als Dessert noch einen hausgemachten Flan,


welcher allerdings mit recht wenig Ei ausgeführt war. Deshalb schmeckte er auch weniger wie ‚karamellisierte Eier’ sondern mehr wie süße Kondensmilch, war von der Konsistenz wesentlich leichter, cremiger als die spanische Variante.

Noch einen kubanischen Kaffee zum Abschluss und den Abend mit einer netten Unterhaltung über Essen und Kochen ausklingen lassen.

Wenn uns Trinidad an sich nicht besonders umgehauen hat – das Essen hat es, bei weitem das Beste, das wir bisher auf Kuba hatten. 100 Kilometer Umweg würde ich dafür problemlos in Kauf nahmen.
 

HON/UA

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26. Tag; 15.11.2015; Trinidad – Santiago de Cuba

Ja, ihr habt oben richtig gelesen, an einem Tag durch von Trinidad nach Santiago de Cuba, 585 km (ohne Verfahren) auf der Kubanischen Zentralstraße – keine Autobahn.

So nahmen wir um 06:15 ein kleines Frühstück in unserer Casa ein, geröstetes Brot, Butter, hausgemachte Erdbeermarmelade, selbstgebackenen Sandkuchen und natürlich reichlich Kaffee.

Um 07:00 saßen wir schon im Auto, fuhren zuerst zum Parque Cespedes, nutzten das verfügbare Wi-Fi, gratulierten per Skype unserem Hund zum Geburtstag, ich schickte einen weiteren Reisebericht ab, und rauschten weiter in Richtung Sancti Christus, wo wir nach einer knappen Stunde ankamen und die Abzweigung zur kubanischen Zentralstraße suchten.

Wenn jemand von Euch nach Kuba, mit einem Mietwagen durchs Land fahren möchte, ladet Euch – im Gegensatz zu uns – eine Offlinekarte aufs Mobiltelefon! Nach Karte zu fahren geht bei der teilweise recht schlechten Ausschilderung gerne mal nach hinten los, so wie bei uns in Sancti Christus. Aber irgendwann fragten wir nach dem Weg, drehten um und fanden die Zentralstraße.

Anfangs war diese sehr gut ausgebaut, in ordentlichem Zustand, 110 bis 120 km/h kein Problem. Der Gegenverkehr warnt einen sehr zuverlässig vor Polizisten am Straßenrand.

Irgendwann bekamen wir Hunger und verdrückten das vom Besitzer unserer Casa in Trinidad eingepackte Sandwich mit Gurken, Tomaten und Omelette.

So erreichten wir schon gegen 11 Uhr die Stadt Camagüey, ca. 260 Kilometer nach Trinidad.

Auf Anhieb fanden wir in der als Labyrinth angelegten Altstadt den ehemaligen Exerzierplatz, den ‚Parque Ignacio Agramonte’, benannt nach einem berühmten Unabhängigkeitskämpfer.


Die Kathedrale war zum Glück geschlossen, so dass wir am Park in Ruhe einen wirklich schlechten kubanischen Kaffee zu je 0.50 CUC einnehmen konnten.

Wir schlenderten etwas durch die Altstadt, waren von den vielen Art Deco Gebäuden entzückt, welche in Eintracht mit den Altbauten stehen.


Durch die Fußgängerzone


zurück zum Auto, um die Zentralstraße weiter Richtung Osten zu nehmen.

Leicht gesagt! Wir verirrten uns in dem Labyrinth mit dem Auto völlig und gnadenlos! 3 Mal kamen wir in Randbezirke der Stadt, einem sehr, sehr trostlosen Anblick. Selbst für uns, die wir die Außenbezirke von Odessa und anderen Ukrainischen Großstädten gewöhnt sind war dies niederschmetternd.

Es gibt Gegenden mit völlig heruntergekommenen Bauten aus den 60er/70er Jahren, Bezirke mit wunderschönen Altbauten, welche leider komplett am Zerfallen – aber noch bewohnt sind.

Nach 45 Minuten des Herumirrens fanden wir endlich ein Straßenschild mit der Aufschrift ‚Las Tunas’, der nächsten größeren Stadt auf unserer Strecke.

Meine +1 schlief ein und ich fuhr die immer schlechter werdende Zentralstraße, welche auch von vielen Pferdefuhrwerken, Ochsenkarren, Fahrrädern und Fußgängern benutzt wird. Nicht so einfach hier einen guten Schnitt zu fahren, dauernd muss man mit Hunden und Menschen rechnen, welche völlig unachtsam auf die Straße springen. Auch Fahrradfahrer fahren gerne nebeneinander, andere Radler halten sich seitlich an Pferdekarren fest. Ganz schön eng das Ganze, und zudem immer mehr mit Schlaglöchern versehen.

Dazu ist die Gegend recht eintönig, die Dörfer werden immer ärmer, die Menschen sehen immer deprimierter aus, als hätten sie die Hoffnung auf ein besseres Leben schon aufgegeben.

Und in dieser Eintönigkeit und der vorbeifliegenden Armut und Deprimiertheit fängt man langsam an sich Gedanken zu machen, grübelt. Ja, wir rauschen in unserem klimatisierten Wagen an all dem vorbei, sehen alles durch die Glasscheibe, können uns Essen leisten, fliegen in ein paar Tagen wieder ab – aber die Menschen die hier leben müssen hierbleiben. Ich bin ja wirklich kein Verfechter der Amerikanischen Politik – aber für die Menschen auf Kuba wäre es mit Sicherheit besser gewesen ein weiterer Stern auf der US-Flagge zu werden. Und das aus meinem Munde!!!

Essen, noch so ein Thema: wenn man auf Kuba unterwegs ist, unbedingt genug Kekse auf Vorrat kaufen, wenn man mal gescheite bekommt. Wir wären vorgestern und heute sehr dankbar gewesen. Denn einfach so unterwegs etwas zu kaufen, das geht nicht. Oft gibt es nämlich einfach nichts. Wir hatten jedenfalls beide einen knurrenden Magen.

Die Straße wurde hinter Las Tunas nochmals schlechter, eher ein Schweizer Käse. Bei 80 km/h holperte man durch jedes Schlagloch, bei 130 km/h flog man zwar über die Löcher hinweg, ging jedoch das Risiko eines Plattfußes im Falle eines großen Loches ein.


Plötzlich und ohne Vorankündigung hörte der Asphaltbelag auch einmal ganz auf, man quälte sich durch einen sehr welligen und löchrigen Kiesbelag.

Auch das Tanken sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, spätestens bei 40% auffüllen. Denn manche Tankstellen haben kein ‚Especial’ – und schicken einen wieder weg. Bei einer Tankstelle alle 80 Kilometer kann dies übel ausgehen.

Endlich, 50 Kilometer vor Santiago sahen wir den Wegweiser zur A-1, welche wieder 44 Kilometer vor der Stadt beginnt. Wir bogen ab und kamen durch eine Stadt, in der wir Angst hatten, dass sich die Hunde mit dem Wunsch nach Selbstmord vor unser Auto werfen.

Und nun begann sie, die A-1, allerdings zuerst als ganz normale Straße, nicht 4- oder gar 6-spurig – mit Pferdefuhrwerken und Fußgängern in Überzahl!


Erst nach weiteren 10 Kilometern änderte sich dies, die Straße wurde breiter und die Fahrtrichtungen waren durch einen Grünstreifen voneinander getrennt.

Dafür wurden nun die Schlaglöcher so groß und tief, dass ganze LKW’s darin für immer verschwinden könnten – wir nannten es das Bermuda Dreieck Kubas.

Egal, endlich, gegen 16:45 erreichten wir Santiago de Cuba und fuhren zu unserem Hotel, dem 5* MELIA Santiago de Cuba, einem wirklich hässlichen Bau.


Koffer ausgeladen und in die grausige Lobby, meine +1 war entsetzt, dass ich so einen Laden ausgesucht hatte. Auch ich dachte beim Eintreten sofort an ein ‚Intourist Hotel’ in der ehemaligen UDSSR.

Gebucht hatte ich ein ‚LEVEL’-Zimmer, also Club-Floor, unser bisher teuerstes Zimmer auf Kuba.

‚LEVEL’ Zimmer liegen auf den angeblich renovierten (wann???) Etagen 9 und 10, haben Club-Lounge-Zugang, Frühstück und Wi-Fi (nur in der Lobby) KOSTENLOS, so viel und so lange man möchte!!!

Ab nach oben, den Lift genommen:


So etwas habe ich noch nie gesehen, selbst ich könnte Linoleumboden besser verlegen als dies hier der Fall ist.

Im Flur angekommen dachte ich mir ‚so muss ein Puff aussehen’.


Schnell die Koffer ins geschmacklose 5* Zimmer gebracht,


das Bad begutachtet


und einen Blick auf die Stadt gewagt.


Wir waren hungrig, sehr sogar! Also TA und den Concierge zu Rate gezogen – beide empfahlen das Restaurant ‚AURORA’ in der Innenstadt. Tisch reserviert und los.

Wieder nicht einfach zu finden, da die Straßen in der winkeligen Altstadt nicht beschildert sind. Aber langsam schaffen wir es, standen sogar zu früh vor dem Restaurant. So hatten wir Zeit noch kurz das Innere der gegenüberliegenden, sehr hübschen Kirche zu begutachten.


Zurück zum Restaurant ‚AURORA’ -


wobei es sich hier um ein Wohnhaus handelt, welches privat als Restaurant betrieben wird.

Durchs Wohnzimmer


vorbei an der Küche in den Innenhof, welcher als Gastraum fungiert.


Wir bekamen die Speisekarte überreicht und die Erklärung, dass wir diese eigentlich nicht lesen müssten – denn heute gäbe es gegrillte Schweineschulter, Huhn oder Shrimps in verschiedenen Darreichungsformen. Dazu eine Suppe und einen Salat – fertig ist das Menü zu 12 CUC/Person.

Wir bestellten also zwei Menüs, dazu Mineralwasser und hausgemachte Limonade (viel zu süß).

Zuerst kam der ‚Gruß aus der Küche’, zwei geröstete Scheiben Weißbrot mit Knoblauch eingerieben und Mayo darübergestrichen. Aha, wie einfallsreich!


Es folgte eine leckere Hühnersuppe, so wie sie meine Großmutter gemacht hätte.


Der Salat war eher ein Witz, zu 90% geraspelter Weißkohl, etwas Tomate und Gurke – zum selbstanmachen.

Wirklich übel war meine Schweineschulter – staubtrocken!


Wie schafft man das bei einer fettigen Schweineschulter?

Die Shrimps meiner +1 waren okay, aber nichts Besonderes.


Als Dessert wählten wir Mandeleis (es war leider Industrieeis)


und den üblichen Flan.


Und hier war der Unterschied zu gestern immens! Der gestrige war locker, leicht – der heutige stand wie aus Beton. Da waren wohl etwas mehr Eier im Spiel als gestern, was man auch am Geschmack merkte. Während der gestrige Flan nach süßer Kondensmilch schmeckte, erinnerte der heutige wieder an karamellisierte Eier.

Und das soll die #1 in Santiago sein? OMG!!!

Bezahlt haben wir inkl. zwei kubanischen Kaffee 32 CUC, genau dieselbe Summe, die wir gestern für unser köstliches Menü in Trinidad, inkl. Getränke und Kaffee ausgegeben hatten.

Wenigstens waren wir satt – und so fuhren wir wieder ins Hotel ‚Intourist’, ähhh ‚MELIA’ zurück.

An der Bar spielte Totentanzmusik, die selbst meine Großeltern für ‚von gestern’ bezeichnet hätten. Aber dem Tourbuspublikum (bestimmt 90% der Gäste im MELIA sind mit einem Veranstalter unterwegs, weitere 9% sind Sextouristen) schien es zu gefallen. Ich scherzte mit meiner +1 ‚wer um 24 Uhr noch in der Bar sitzt wird mit dem Leichenwagen weggebracht’.

Also ging es auf eine Zigarette in die Aussichtsbar im 15. Stock. Kubanische Musik, zwei Vortänzer und die Bustouristen mit einem Cocktail im Halbkreis darum.

Schnell zurück ins Zimmer, wo uns gleich eine Kakerlake begrüßte. Mit einem Besen bewaffnet rückte die Reinigungsfachkraft an, welche auf Kakerlakenjagt ging – erfolglos. Irgendwann trieb sie einen Spray ein, räucherte unser Zimmer ein. Die Kakerlake lebt nicht mehr – hoffentlich tun wir das bei den Dämpfen morgen noch!
 

HON/UA

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27. Tag; 16.11.2015; Santiago de Cuba

Gegen 08 Uhr saß ich in der Lobby,


nutzte das unlimitierte Internet, las mal wieder Neuigkeiten aus der ‚Alten Welt’ (auch nicht so erbaulich).

Interessant war der Anblick der Gäste in der Lobby, welche in Gruppen auf die Abfahrt ihres Busses warteten, vorwiegend Deutsche, Österreicher, Schweizer, Italiener, Spanier und Japaner. Ein Modetrend war klar auszumachen: man trägt wieder Socken (auch gerne das ‚Vintage’-Modell, mit Loch) in den Sandalen, die Kleidung meist beige. Der Trendsetter unter den Herren war allerdings ein älterer Herr in kurzer Hose mit Sandalen und KNIEstrümpfen.

Auch den Unterhaltungen zu lauschen war spannend, informativ. So weis ich nun, dass man auf Kuba auf keinen Fall Speiseeis essen oder sich Eis ins Getränk geben soll – denn davon wird man mit beinahe 100% Wahrscheinlichkeit krank.

Als die Mehrzahl der Gäste gegen 9 Uhr in ihre Busse gekrochen war, gingen wir zum Frühstück – und es war wirklich angenehm leer im riesigen Speisesaal.


Das Speisengebot für Kuba überwältigend, Säfte (nicht frisch), Obst (aus der Dose),


Salat, bereits fertige Eierspeisen & Beilagen


auf Warmhalteplatten, Wurst, Käse, Marmelade und eine riesige Auswahl an unterschiedlich aussehendem Brot


– das allerdings alles gleich schmeckte.

Auf den Tischen standen schon die Thermoskannen mit Kaffee und Milch. Da es sich um ‚American Coffee’ handelte, bestellten wir gleich ‚Cuban Coffee’, der trinkbar war.

Irgendwie tut einem nach fast einer Woche Kuba solche Berge von Essen schon fast weh (auch wenn es mit der Qualität nicht weit her war) – wenn man weis wie die Versorgungssituation der Einheimischen aussieht.

Gegen 10:30 fuhren wir in die Altstadt, parkten unser Auto direkt am Zentralplatz, dem ‚Parque Cespedes’. Die 2 CUC für die Bewachung des Autos zahlten wir diesmal gerne, soll es sich bei Santiago de Cuba doch um die bei weitem gefährlichste Stadt Kubas handeln.

Am Hauptplatz liegen einige wichtige Gebäude, z.B. das im Jahre 1950 nach einem Erdbeben im Originalstil von 1788 wiederaufgebaute Rathaus,


von dessen Balkon Fidel Castro am 01. Januar 1959 den Sieg der Revolution ausrief.

Auch das älteste Steinhaus Kubas, eines der fünf ältesten Amerikas, liegt an diesem Platz.


Dieses wurde zwischen 1516 und 1519 vom Bürgermeister der Stadt, dem späteren Eroberers Mexikos, Hernan Cortez, erbaut. Heute ist es das ‚Museo de Ambiente Historico Cubano’ und für 2 CUC zu besichtigen.

Die 2 CUC lohnen sich in diesem Falle, die Pracht ist für die damalige Zeit und die Location beeindruckend


– der Innenhof sehr hübsch.


Weiter zum ‚Balcon de Velazquez’,


einer Aussichtplattform mit Sicht auf die Bucht. Auch früher schon war dies ein Beobachtungsposten, von welchem einfahrende Schiffe beobachtet und im Fall der Fälle beschossen werden konnten.

Zurück über den Hauptplatz, zum Museum Emilio Bacardi y Moreau (links) und den Palacio Provincial (rechts),


welcher heute Sitz der Provinzregierung und somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Nun waren wir durstig, bei heute 41 Grad kein Wunder, setzten uns in ein Café an der Plaza de Dolores, dem ehemaligen Marktplatz der Stadt.


Wir bestellten zwei kubanischen Kaffee und eine TuKola Diet für zusammen 5 CUC – nicht gerade günstig. Lustig war der Aschenbecher, den man uns brachte als wir nach einem fragten.


Wir wollten noch in die ehemalige Kirche ‚de Nuestra Senora de los Dolores’,


in welcher sich eine Rieger-Kloss-Orgel befindet, ein Foto davon für ein Forumsmitglied machen. Da die Kirche seit einem Brand allerdings ein Konzerthaus ist, war es leider geschlossen.

Vom Besuch eines Friseurs konnte meine +1 mich gerade noch abhalten ;)


Über die Fußgängerzone der Stadt,


wieder mit vielen Art Deco Gebäuden, zurück zum Hauptplatz, wo wir noch kurz die an der Südseite gelegene Kathedrale aus dem Jahre 1818 besuchten. Der Innenraum war hübsch


und kühl, so dass wir uns dort ein paar Minuten ausruhten.

Noch kurz in einen Supermarkt, Kekse kaufen. Fehlanzeige, heute gab es keine.

Was im Zentrum von Santiago de Cuba nervt sind die ganzen Schlepper. Überall wird man angesprochen, auf jedem Platz, ob man einen Führer möchte, nur 1 CUC für die komplette Stadt, oder eine Zigarre, oder ein Restaurant sucht. Keine 5 Minuten hat man seine Ruhe. Auch fällt einem ein weiterer Unterschied zu Havana auf: die Bevölkerung ist mehrheitlich Schwarz – ein Resultat der lange erlaubten Sklavenhaltung wegen des Zuckerrohranbaus.

Ab ins klimatisierte Auto und zum Cementario Santa Ifigenia, einem 1868 eingeweihtem Friedhof für die Helden des ersten Unabhängigkeitskrieges. Obwohl kleiner als der in Havana liegen hier viele bedeutende Persönlichkeiten, auch aus der Fidel Castro Ära.

Der Eingang ist monumental,


der 24 Meter hohe Grabturm des Mausoleums von Jose Marti (links) sticht besonders heraus. 9 Mal am Tag, alle 30 Minuten, findet hier eine Trauerparade zu dessen Ehen statt, mit Musik und Stechschritt.


Der Eintritt kostet 3 CUC und man achtet sehr darauf, dass von außen keine Fotos gemacht werden, ist sehr unfreundlich und bestimmt.

Wir sparten uns den Eintritt, fuhren weiter zum Platz der Revolution. Natürlich verfuhren wir uns in einer Stadt fast ohne Straßenschilder, kamen wieder durch einige völlig verwahrloste Plattenbausiedlungen des übelsten Typs.

Schließlich kamen wir aber doch an, parkten das Auto und wurden sofort von einem Polizisten zusammengeschissen – stellten das Auto schnell um.

Zu Fuß vor das 1991 eingeweihte Monument mit dem Reiterstandbild von Antinio Maceo, dem einzigen farbigen General des Unabhängigkeitskriege.


Unter den Monument liegt ein Museum mit Hologrammen von wichtigen Utensilien – wir betrachteten aber nur den Eingang mit ewigem Feuer,


schenkten uns das Museum.

Ein bisschen herumgelaufen, und den öffentlichen Transport bewundert.




Zum Abschluss noch in die schönste Wohngegend Santiagos, nordöstlich der Altstadt, in der Nähe unseres Hotels. Zwischen den wunderschönen, teilweise renovierten Kolonialbauten liegt der ebenfalls instandgesetzte ‚Palacio de Pioneros’.


Im Garten steht eine MIG, welche gegen die Konterrevolutionäre, welche in der Schweinebucht landeten, eingesetzt wurde.


Zurück zum Hotel und noch etwas mit Wi-Fi auf die Terrasse gesetzt. Und hier fällt einem mal eine andere Art des Sextourismus auf, mittelalte bis ältere Damen aus Europa, Kanada usw., welche mit ihren jungen kubanischen Lovern am Pool liegen, händchenhaltend durch die Anlage laufen. Komischerweise sehe ich das lockerer als meine +1.

Noch kurz die Club-Lounge aufgesucht,


ein paar Häppchen verputzt


und einen Kaffee bzw. ein Wasser getrunken.


Nachdem wir uns etwas erholt hatten ging es relative früh zum Abendessen, diesmal in ein Restaurant, das ich schon im Vorfeld ausgesucht hatte.

Das Restaurant ‚El Palenquito’ liegt am Stadtrand in westlicher Richtung, deshalb für den normalen Pauschaltouristen schlecht erreichbar. Aber auch für uns war dies ein kleines Abenteuer, bei Dunkelheit und fehlender Straßenbeleuchtung sieht man nämlich weder Fahrradfahrer noch Pferdekutschen – da diese generell ohne Beleuchtung und gerne in dunkler Kleidung fahren. Auch Schlaglöcher, so groß wie Vulkankrater sieht man erst im letzten Moment. Jetzt wissen wir wieso Fahren bei Nacht nicht empfohlen wird.

Das Restaurant liegt in einer Seitenstraßen mit Wohnhäusern,


verfügt über einen Parkwächter.

Am Haus vorbei in den gepflegten Garten,


in welchem sich auch die offene Küche mit Grill befindet.


Wir nahmen an einem Holztisch Platz und bekamen die Karte überreicht, welche nur auf Spanisch verfügbar war.

Mit Händen und Füßen bestellten wir eine Limonade und ein Mineralwasser (TuKola Diet gab es nicht), als Vorspeise einen grünen Salat sowie einen ordentlichen, aber mit Fertigmayonnaise angemachten Shrimpscocktail.


Ich werde Fertigmayonnaise nie verstehen. Richtige Mayonnaise ist innerhalb von 2 Minuten hergestellt – und schmeckt viel besser.

Als Hauptgericht gab es ein halbes gegrilltes Huhn,


sehr gut gewürzt und auf den Punkt gegrillt, wunderbar saftig,

und einen paar Scheiben Fisch, ebenfalls vom Grill, ebenfalls perfekt, nicht trocken.


Als Beilage den typisch kubanischen Reis mit Bohnen und noch ein paar frittierte Bananenscheiben, im Geschmack ähnlich wie Kartoffelchips.


Die Hauptgerichte schafften wir nicht mal zur Hälfte, ließen uns die andere Hälfte als Doggybag mitgeben.

Als Dessert noch den typischen Flan.


Auch dieser war heute wesentlich besser als gestern, weniger Ei, nicht so fest, mehr milchig im Geschmack. Die dazu gereichten Papayascheiben harmonisierten sehr gut.

Noch zwei leckere starke Kaffee und gerettet war der Abend. Wir hatten schon Angst, dass wir nochmals so schlecht essen müssen wie gestern.

Zurück in die Stadt und noch einen Abstecher in die Altstadt gemacht. Laut Guide sollen Hauptplatz und Plaza de Dolores erst bei Nacht ihren typischen Charme entwickeln, Musik etc. Davon haben wir leider nichts gespürt, weder Musik noch viel Charme.

Also zurück ins Hotel. Auf dem Hotelparkplatz wurde unser Auto noch von ein paar kleinen Straßenhunden verfolgt. Das Ergebnis: unsere aus dem Restaurant mitgenommenen Essensvorräte für den morgigen Tag wurden restlos verfüttert – wir werden schon irgendwas für uns auftreiben und schlafen heute Nacht mit dem Gewissen, dass drei Hunde nicht hungrig schlafen werden.

Damit geht auch der 27. Tag zuneige, wir müssen Morgen wieder früh raus.
 

alohasteffi

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28.07.2010
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@HON/UA: Finde ich super, dass ihr beiden auch immer an die Hunde denkt und sie füttert. Ansonsten wie immer toller Reisebericht, vielen Dank dafür!
 
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ahasia

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13.05.2011
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HAM
Es macht wie immer Spaß mitzulesen. Dein Schreibstil gefällt mir!

Bei deinen bisherigen Berichten dachte ich immer: Da wäre ich auch gerne / gerne mal wieder ... doch bei Kuba ist das etwas anders.
Wir waren vor 12 Jahren auf Kuba (auch individuell). Vom Essenangebot fand ich es damals noch VIEL schlimmer. Wir hatten in 12 Tagen nur ein einziges vernünftiges Essen. Da habt ihr jetzt noch richtig Glück.
Beim Eis wäre ich auch äußerst vorsichtig...wir hatten damals fast jeden 2. Tag Stromausfall (das fing schon beim Gepäckband am Airport an :eek:)...ob die Kühlkette da so gut funktioniert.
Kuba war durchaus interessant , aber ich würde nicht noch einmal dort hin.

Euch weiterhin eine tolle Reise!
 
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HON/UA

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28.02.2011
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28. Tag; 17.11.2015; Santiago de Cuba – Cayo Santa Maria

Kuba, das sind nicht nur historische Städte und grüne Landschaften, sondern auch weißer Sand & türkisfarbenes Meer.

Ziel des heutigen Tages war die Cayo Santa Maria; somit hatten wir knapp 650 Kilometer auf der kubanischen Zentralstraße vor uns, wieder den ganzen Weg zurück nach Sancti Christus und noch ein Stück weiter nur Nordküste.

Um dies zu bewerkstelligen, noch bei Tageslicht anzukommen, saßen wir schon bei Morgendämmerung und Nieselregen im Auto, hatten im Hotel einen kubanischen Kaffee an der Lobbybar getrunken und zwei Käse-Schinken-Sandwiches mit auf den Weg bekommen.

Da heute Dienstag war, war auf der Straße erheblich mehr los als bei der Hinfahrt am Sonntag. Vor allem zwischen 07:30 und 09:00 war in den Ortschaften reger Betrieb, viele Fußgänger und Fahrradfahrer auf den Straßen. Das Vorankommen war erheblich schwieriger, man musste extrem konzentriert sein.

In einer Ortschaft 50 Kilometer westlich von Santiago de Cuba konnten wir an einem Bahnübergang den Schienenpersonennahverkehr begutachten.


Beeindruckt waren wir aber von den Verkaufsständen für Sandwiches.


Das Problem beim Fahren auf Kubas Zentralstraße sind nicht nur Schlaglöcher, Fahrräder, Fußgänger, Ochsenkarren


und altersschwache Lastwagen – die ohne Vorwarnung rechts oder links abbiegen – es ist vor allem die Streckenführung: jedes Kaff wird mitgenommen statt es zu umfahren. Das drückt den Schnitt, in Verbindung mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h, erheblich.

Ich wusste, dass wir zwischen Dämmerung und Sonnenuntergang 10 Stunden haben, zweimal tanken müssen – das Ziel stand fest, 65 km/h Schnitt.

Von der Hinfahrt war uns bekannt, dass die ersten 320 Kilometer die Schlimmsten sein werden was den Straßenzustand angeht – somit übernahm ich das Steuer und ließ meine +1 noch etwas Schlaf nachholen. Und nach knapp über 4 Stunden war es geschafft, ich hatte meine Hälfte hinter mich gebracht, steuerte eine Tankstelle an, übergab das Steuer meiner +1.

Beim diesem Tankstopp auf halber Strecke deckten wir uns mit kubanischen Keksen ein – in der Not frisst der Teufel Fliegen. Diese Kekse kosten CUC 1.40 pro Packung, wir nahmen alle drei Geschmacksrichtungen, Erdbeere, Vanille und Schokolade.

Nachdem wir alle drei probiert hatten, mussten wir lachen – die schmeckten alle gleich. Wir versuchten uns in Blindverkostung, die Geschmacksrichtung zu erraten – schafften es aber nicht.

Auch meine +1 ließ es heute extrem zügig angehen, so dass wir schon um 13:30 auf den Beginn der A-1 nach Havana stießen. Diese ist anfangs aber nicht immer mehrspurig, wechselt zwischen 4- und 2-spurig, mit und ohne Gegenverkehr – eine interessante Logik – die eigentlich der gesamten Logik Kubas entspricht.

Nach 50 Kilometer ging es ab nach Norden, diesmal weder Autobahn noch Zentralstraße; Nebenstraße war angesagt. Diese war zu unserer Verwunderung in besserem Zustand als A-1 und CC.


Durch Ortschaften in welchen sich Fuchs und Hase ‚Gute Nacht’ sagen, die trostloser nicht sein könnten. Irgendwie schafft man es nach ein paar Tagen nicht mehr die Tristesse des Landes vom eigenen Gemüt fernzuhalten – wir diskutieren immer mehr über das Land, das System, die Menschen. Zu karibischer Leichtigkeit trägt das nicht unbedingt bei.

Dauernd kommt man an zerfallenen Fabriken vorbei, an welchen Schilder angebracht sind, die den Sieg der Revolution preisen. Meinen die das Ernst oder haben die Jungs doch noch einen Sinn für Ironie?

Um 15:00 erreichten wir den Kontrollpunkt zur Cayo Santa Maria. Passkontrolle (ja, nicht ‚jeder’ darf in den Touristenhimmel) und CUC 2 Straßenbenutzungsgebühr bezahlt, schon waren wir auf dem Damm.


Die letzten 47 Kilometer bis zum Hotel ‚flog’ ich in 25 Minuten – so dass wir nach 8 Stunden und 40 Minuten das Hotel erreichten. Macht einen Schnitt von 75 km/h bei 7.4 Liter Durchschnittsverbrauch – ganz ordentlich für die Stoßdämpferhölle. Nur der Rücken tut weh. Der Peugeot fährt sich übrigens immer seltsamer, ruckelt plötzlich bei konstanter Langsamfahrt in Ortschaften und beim Gasgeben. Ich hoffe er schafft es noch bis zurück nach Havana.

Die Hotelwahl war schwierig. Ich hatte in Tripadvisor fast die ganze Küste Kubas durchgeklickt, Meer & Strand nach Vorstellung meiner +1 und einem Hotel nach meinen Wünschen gesucht. Varadero fiel gleich aus – die Hotels sahen mir zu abgewohnt aus. Auch die Hotels an anderen Stränden gefielen mir nicht viel besser.

Am Ende meiner Suche stieß ich auf das ‚Royalton Resort Cayo Santa Maria’,


angeblich eines der besten AI Hotels der gesamten Karibik mit nur 122 Zimmern, das Essen hochgelobt (kein Buffet!). Okay, AI und Plastikliegen sind normalerweise ein Ausschlusskriterium – aber wir sind eben nicht in Asien.

Buchung über Trivago o.ä. fiel flach, diesmal musste ich über Reisebüro zuschlagen.

Die Lobby entspricht in unseren Augen keinem 5* ‚Luxury-Resort’ (wie sich das Hotel selbst bezeichnet)




– auch der Begrüßungsdrink nicht unserer (ungefragt alkoholische Getränke zu servieren finden wir beide völlig daneben).

Unser Butler brachte zu einem der Häuser um den Pool,


zum Zimmer (schimpft sich Junior-Suite) mit Fliesenboden und Blick auf ein paar Bäume.


Das Badezimmer ist okay


- aber wo haben die bitte 2 Sterne geklaut? In unseren Augen ist das 3* Niveau und nicht mehr.

Nun hatten wir Hunger, ein Käse-Schinken-Sandwich und ein paar Kekse sind über den Tag verteilt nicht gerade viel. Als einzige Möglichkeit um diese Uhrzeit stand uns die ‚Snack-Bar’ am Pool offen.


Die Speisekarte war vielsagend, z.B. French Fries ‚Bologneser Art’ oder French Fries mit Käse und Bacon – Wahnsinn!!!

Meine +1 entschied sich für Chicken Wings ‚Barbecue’, French Fries ‚nature’ und einen Salat.


Die Chicken Wings ließ sie nach dem ersten Bissen stehen, beschränkte sich auf Pommes mit Senf und Salat.

Ich bestellte einen völlig geschmacksneutralen Shrimps-Cocktail


– mit gefrorenen Shrimps! Ging zurück.

Auf den gegrillten Fisch verzichtete ich – es handelte sich ebenfalls um TK-Ware, und das am Meer!!!

So blieb es am Schluss bei einem Salat mit spanischem Schinken


und einem durchaus essbaren, fettigen Bacon-Käse-Sandwich.

Und das nächste ‚normale’ Restaurant liegt 55 Kilometer entfernt auf dem Festland.

Für das Geld, das hier ein Tag kostet, kann man es sich in Asien sehr gutgehen lassen, bei gutem Essen & schönem Hotel.

Den Grund für Kuba bekamen wir im Anschluss zu sehen: den Strand und das Meer. Zwar hatte es zu nieseln begonnen, die Sonne war schon untergegangen – aber dennoch war zu erkennen, dass Wasser & Sand traumhaft schön sind.


Zum Abendessen hatten wir einen Tisch im Restaurant ‚Senses’ reserviert, einem der drei A-La-Carte-Restaurants des Resorts. Das ‚Senses’ stellt das romantische Restaurant dar – wovon wir nichts mitbekommen haben.


Alles wirkt sehr kühl und steril. Zum Glück gab es wenigstens noch einen freien Tisch im Außenbereich.

Das zweite Restaurant, direkt nebenan, heißt übrigens ‚Eggselence’ – ich frage mich ob das ein Schreibfehler ist oder ‚lustig’ gemeint sein soll.

Wir erhielten die Karte, welche jeden Tag wechselt. Heute war ‚italienische Nacht’. Dies merkte man der Speisekarte, außer bei einem Pasta- und einem Risotto-Gericht, jedoch nicht an. Es gab ‚battered fish with french fries and vinegard’ – auch ‚Fish `n chips’ genannt und andere seltsame Kombinationen.

Zuerst erhielten wir Brot und Butter. Der erste Schock saß: das Brot war pappsüß, hätte als Dessert durchgehen können. Normales Brot gab es auch auf Nachfrage nicht.

Wir entschieden uns für zwei Langusten-Salate, Seafood-Pasta und Risotto mit Spargel.

Langusten gab es keine, Seafood auch nicht – 5*, US$ 400/Nacht. Wir sind begeistert!

So bekamen wir eine Pasta mit Muscheln.


Schade, dass man keine Gerüche hochladen kann. Die Sauce roch wie eine lange nicht gereinigte Toilette, absolut ungenießbar.

Leider war das Risotto nicht besser, Geschmack von Dosenspargel – dazu schleimig in der Konsistenz. Ohne richtigen Risotto-Reis ist es eben schwer ein Risotto zuzubereiten.


Beide Gerichte gingen zurück, was den Koch veranlasste an unseren Tisch zu kommen (wir waren um 21:30 sowieso die letzten Gäste).

Wir bekamen nun die Erklärung weshalb das Essen so ist wie es ist und nicht besser sein kann: Hotels müssen alle Lebensmittel über den staatlichen Lieferanten beziehen, da nur dieser die benötigten Gesundheitszertifikate für die Ware besitzt. Auf dem freien Markt eingekaufte Ware darf nicht eingesetzt werden. Und dieser staatliche Konzern verkauft natürlich fast ausschließlich importierten ‚Schrott’ zu hohen Preisen – fast alle Lebensmittel tiefgefroren, selbst Tomaten und Gurken aus Mexiko importiert. Gutes Essen, so der spanische Koch, gibt es nur in privaten Restaurants und Casa Particulars.

Der Flan war dafür recht ordentlich – nur an Liebe zum Detail (Optik) fehlte es.


Der ‚Crepes’ war dafür mal wieder gar nichts.

Statt der zwei kubanischen Kaffee bekamen wir ungefragt als ‚nette Geste’ zwei vor Rum strotzende Milchkaffee. Denken die, dass man die Gäste einfach nur gut abfüllen muss und schon ist der Urlaub spitze?

Ich befürchte fast wir werden uns die nächsten Tage von Sandwiches, Salat und Flan ernähren. Soviel zu AI.

Zurück im Zimmer wollten wir die Klimaanlage anschalten, was leider jedes mal den FI veranlasst rauszufliegen. Okay, dann wenigstens mal wieder fernsehen. Fehlanzeige, der ‚Changhong’ Flat-Screen funktioniert nicht – Morgen sollen wir einen neuen bekommen.

Nach dem heutigen Tage haben wir für uns entschieden: einmal sozialistisches Kuba reicht vollkommen. Wir haben jetzt alles gesehen was wir sehen wollten, es gibt keinerlei Grund nochmals diese Insel zu besuchen solange dieses System noch existiert. Dafür haben die letzten Tage meine Weltanschauung doch etwas verändert.

P.S.: selten haben wir soviel gelacht wie am heutigen Tage in diesem ‚Luxury-Resort’ – die Angestellten fragen sich bestimmt ob wir noch alle Tassen im Schrank haben.

Grüße aus der DDR der Karibik! Viva la Revolucion!!! ;-)
 

unn4m3d

Erfahrenes Mitglied
03.12.2011
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Danke für das Mitnehmen. Der Thread gehört mittlerweile zu meiner täglichen Standardlektüre. Dein Schreibstil ist einfach klasse.

Kuba ist auch auf meiner Liste, aber nachdem was du so von den Hotels und Speisen schilderst, bin ich und hin her gerissen. Ansich macht genau das ja auch ein wenig den Charme des Landes aus. Eine Öffnung zum Westen wird wohl das Straßenbild in Kuba sehr schnell massiv verändern. Adé alte Amischlitten und Kommunismusfeeling ala DDR.
 
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Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
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Fellbach
Ehrlich gesagt hat es mich schon gewundert, dass Ihr nach Kuba geht. Kann zwar nicht mitreden - da noch nie dort - aber was ich bisher von Bekannten so gehört habe :stop: Und dann auch noch AI, oh oh!

Aber so wie Du schreibst, löst auch der Bericht über Kuba regelmäßig Lachanfälle aus. Was zur Folge hat, dass ich meinem +1, der Reiseberichte nie liest, Deinen Bericht vorlese - bzw. zeige.

Vielen Dank, freue mich auf die Fortsetzung.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
29. Tag; 18.11.2015; Cayo Santa Maria

Statt um 8 Uhr von unserem Wecker wurden wir um 07:30 vom Rasenmäher vor unserer Terrasse geweckt. Schon am frühen Morgen machte sich Begeisterung breit, vor allem bei +1.

Ab zum Hauptgebäude,


Am oberen Ende der Anlage,


wo im Restaurant ‚Eggselence’ bis 10 Uhr das Frühstück serviert wird.

Die Auswahl war reichhaltig –


Die Qualität allerdings eine reine Katastrophe. Billigster Hartkäse und Wurst, mit Wasser gestreckte Säfte (es werden nicht genügend frische Früchte geliefert), als Brot nur Toast. 5* pur.

Ich bestellte mir ein paar Spiegeleier und bekam diese mit Speck und einem langen schwarzen Haar serviert.

War ich bis jetzt noch ruhig platzte mir dann doch der Kragen. Ich ging in die Lobby und zitierte den Deutschen Gästebetreuer ins Restaurant zur Inspektion der Eier. Dies alles war ihm sichtlich peinlich – ändern konnte er aber auch nichts mehr.

So beschränkte ich mich auf Papaya (die einzig essbare frische Frucht), ein paar Cornflakes (Müsli gibt es nicht) und gesüßten Joghurt (ratet... ungesüßten gibt es nicht).

Auf dem Rückweg vom Strand zum Zimmer hat man einen sehr schönen Ausblick.


Weiter zum Strand, dem Grund unseres Hierseins.


Wirklich traumhaft, wie man es sich in der Karibik vorstellt.




Was natürlich etwas stört ist, dass über Kilometer Liege an Liege steht – nichts mit Beach-Romantik.


Das Wasser, wunderbar kühl, leichte Wellen. Besser könnte es nicht sein.

Auch der Regenschauer war nur von kurzer Dauer, alles Bestens.

Alle 5 Minuten kommt ein Kellner vorbei, fragt ob man ein Getränk möchte. Meine +1 hatte zwei ganz ordentliche Pina Coladas – das TuKola Diet kann man leider nicht trinken. Dieses wird nämlich lauwarm aus einer 1.5 Literflasche über Eis gegossen, was die Kohlensäure dazu verleitet sofort zu entschwinden. Egal, wird eben Wasser getrunken.

Auch das Mittagessen an der Beach-Bar sollte man vernachlässigen. Es gibt nur aufgewärmte Fertig-Fladen mit Analogkäsefüllung, genannt ‚Quesadillas’.

Da ich gegen 15 Uhr schon ‚etwas’ rot war (Sonnencreme hatten wir vergessen mitzunehmen und – genau – hier gibt es keine zu kaufen) ging es zurück ins Zimmer, um im Anschluss an der Snack-Bar ein Käse-Bacon Sandwich zu essen.

Am Zimmer angekommen erwartete uns schon die Butlerin, bot uns statt eines neuen Fernsehers einen Zimmerwechseln auf eine Suite mit Meerblick an.


Nein, wir wollten nicht wieder packen und umziehen. Wir wurden überredet uns das neue Zimmer wenigstens anzusehen – was wir auch taten.

Es handelte sich um einen zweistöckigen Bungalow mit Jacuzzi auf der unteren Terrasse,


Wohnzimmer,


Esszimmer (eine Küche wäre nützlicher)


und Gäste-WC sowie oben Schlafzimmer,


Bad


und Ankleideraum. Was uns jedoch von einem Umzug überzeugte war das King-Size Bett. In einem solchen zu zweit zu schlafen ist schon angenehmer als in der engen Queen-Size Variante.

Gepackt, umgezogen und auf zur Snack-Bar. Der Salat war heute leider verdorben, sauer - der Kohl von gestern nicht mehr essbar. Also beschränkten wir uns auf die Sandwiches, wobei meine +1 die French Fries komplett verdrückte.


Ich machte mich auf die Suche nach dem Gym, welches mit chinesischen Geräten, welche ich sonst noch nirgendwo auf der Welt gesehen hatte, vollgestellt war. Ab aufs Laufband. Nach 15 Minuten war allerdings Schluss – mein Rücken ist von stundenlangem Fahren auf Kleinwagensitzen im Eimer.

Nachdem wir uns etwas im Zimmer erholt, den entgangenen Schlaf vom Morgen nachgeholt hatten, ging es um 19 Uhr auf Einladung zu einem ‚Special-Dinner’ am Pool.

Dort waren 10 Tische aufgebaut, spielten fünf Kubaner spanische Musik. Das ganze war sehr romantisch von 2 Flutlichtern beleuchtet, welche einem dezent ins Gesicht strahlten.

Wir bestellten zwei TuKola Diet mit dem Hinweis, dass wir Dosen möchten, nichts aus der Familien-Flasche.

Zuerst kam ein ‚Fake-Nigiri von der Avocado mit Räucherlachs und Olivenöl-Dressing’.


Kennt ihr noch diesen billigen farblosen Lachs, den man oft auf Frühstücksbuffets serviert bekam? Genau den gab es, auf einem Kleks von Avocadomousse. Wow, war das salzig!

Im Anschluss wurde eine Hühnersuppe angekündigt,


welche durch Zugabe von Tomatenmark eher wie eine Tomatensuppe schmeckte. Als Einlage völlig verkochte Nudeln und Kartoffeln. Ein echtes Küchendesaster.

Weiter mit einem ‚Risotto’ mit Aubergine und Parmesankäse.


Wie schon gestern, Risotto kann man ohne Risotto-Reis nicht zubereiten.

Und schon, nach nur einer Stunde, kam EINE Dose TuKola Diet.

Als Hauptgericht gab es Lobster, also Languste.


Der erste Gabelstich machte es klar – TK-Ware, welche zu lange aufgewärmt wurde. Das Fleisch hatte jegliche Konsistenz verloren, war einfach nur noch eine mehlige Masse.

Uns tut so was einfach weh! Da muss ein Lebewesen sterben um dann als Müll zu enden. Einen solchen Koch sollte man auch mal ‚aufwärmen’.

Wir entschieden uns das Fleisch der Languste einer Katze zu geben, welche um den Pool streunerte. Zu unserer völligen Verwunderung schnupperte diese daran, lies es dann aber liegen und verschwand.

Hungrig nahmen wir einen Löffel vom Dessert. Eine Art Schokoladenpudding mit Fruchtaroma – leider geronnen, mit Stückchen.


Das hört sich alles schaurig an, nach einem total verdorbenen Abend. War es aber nicht, wir haben und fast totgelacht, speziell als selbst die Katze den ‚Lobster’ ablehnte. Wir denken die Angestellten im Hotel halten uns für verrückt: das Essen nicht angetastet und dauernd am Lachen. Wir hatten einen selten lustigen Abend – unter Flutlichtbeleuchtung.

Schnell zu Restaurant ‚Sense’, wenigstens noch einen Flan essen. Als wir um 21:30 dort ankamen wurde uns aber mitgeteilt, dass Flan heute schon aus sei. Welch Wunder!

So setzten wir uns in die Lobby und pfiffen uns einen Cocktail rein, selbst ich! ‚Kubanischer Kaffee’, mit Rum und Likör, schön stark – nur so erträgt man den ‚Touristen-Himmel’ von Kuba.