58. Tag; 17.12.2015; Lima
Für den heutigen Tag hatten wir bereits im Vorfeld eine ‚Market- and Food Tour’ mit ‚Lima te Llena’ gebucht, hochgelobt in TA.
Um genug Hunger für die verschiedenen Genüsse mitzubringen verzichteten wir – bis auf einen Espresso – auf das Frühstück und setzten uns hungrig ins Taxi, um selbst bei dem in Lima herrschenden Verkehr pünktlich um 10:30 am Treffpunkt am Ovalo de Miraflores zu sein.
Kaum waren wir unterwegs erhielt ich eine Email, dass die Tour heute ausfallen würde, die lokale Administration hätte den Markt für heute geschlossen. Auch eine Alternative für eine andere Food-Tour wurde nicht angeboten. Wunderbar!
Wir fuhren trotzdem zum Ovalo, beschlossen etwas durch Miraflores und entlang des Pazifischen Ozeans zu laufen.
Der Parque Central de Miraflores war voller Katzen, welche wohl hier wegen des geschlossenen Parque Kenedy Zuflucht gesucht hatten. Nett zu sehen, dass die Bewohner des Viertels die Katzen füttern, sich um diese kümmern.
So liefen wir Avenida Jose Larco hinunter zu Ozean, wo wir auf das Larcomar Shopping Center stießen, mit einem hübschen Ausblick auf den Ozean.
Und wieder überraschte uns Lima, wir wussten nicht, dass die Stadt hoch über dem Ozean liegt, eine Klippe steil zum Wasser abfällt.
Zwar hatten wir Hunger – aber es war erst 11:00, zu früh für ein gutes Mittagessen. Wir entschieden uns für ein Restaurant, beschlossen die knapp 3 Kilometer bis zu diesem auf der Promenade zurückzulegen.
Diese Promenade ist speziell für Fitnessfans ausgelegt, geteilt in einen Fuß- und einen Radweg, ideal für Jogger und Radfahrer. Nicht nur zwei hübsche Parks, der Parque Letonia und der Parque de Amor
lagen auf unserem Weg, auch auf diese Anlage hatten wir einen sehr guten Ausblick.
Interessant was die Stadt alles für die Fitness der Bürger tut. So liegen an der Promenade unzählige Fitnessgeräte, aber auch umzäunte Anlagen für Hunde, Spielplätze und sogar Tennisplätze, welche direkt auf die Klippen gebaut sind. Ich weis nicht ob und wo ich so etwas schon einmal gesehen habe.
Dazu ist alles sehr sauber, überall stehen oder fahren sehr freundliche Sicherheitskräfte, welche einen beim Vorbeilaufen begrüßen. Zu keiner Sekunde fühlt man sich hier unsicher, keine Ahnung weshalb wir die Uhren im Hotelsafe gelassen hatten.
Sogar an einem Flugplatz für Paraglider kamen wir vorbei. Hier kann man als Tourist einen Mitflug buchen – meine +1 hatte jedoch heute keine Lust.
So beobachteten wir von oben die Masse der Surfer unten im Pazifik. Interessant ist, dass es selbst für diese am Strand ‚Servicestellen’ gibt, wo man das notwendige Gerät auch mieten kann.
Irgendwann bogen wir von der Promenade ab, liefen in Richtung Av. Mariscal La Mar, in welcher sich viele Fischrestaurants befinden. Wir entschieden uns für die Nummer 770, wo sich das ‚La Mar’ befindet, was als eine der besten Cebicherien der Stadt gilt.
Da wir bereits kurz nach 12 Uhr dort eintrafen hatten wir kein Problem einen Tisch im teilweise offenen Gastraum zu bekommen.
Zum Glück, denn später, als wir das Restaurant verließen, warteten bestimmt 50 Personen auf einen freien Tisch.
Getränke- und Speisekarte waren natürlich nur auf Spanisch, aber die Bedienung half uns gerne weiter.
Wir bestellten ein ‚Inka Cola Zero’ und ‚Chicha Morada’, ein typisch peruanisches Getränk aus pinkfarbenem Mais, Gewürzen und Zucker.
Dazu reichte man uns eine Kombination von hausgemachten Chips (Platanen, Kartoffeln und Süßkartoffeln) mit drei Dips, einer davon ordentlich scharf.
Ich bestellte für uns zwei Cebiche, einmal klassisch mit Tigermilch (ein Sud, gemixt aus Limettensaft, etwas Fisch, Chili, Salz, Pfeffer, Knoblauch, etwas Milch oder Sahne und einem Schuss Mineralwasser oder Weißwein) und Schwarzfisch (eine Barschart)
sowie eine moderne Interpretation (Nikei) mit Thunfisch. Tigermilch und Tamarinde.
Und jetzt wussten wir, dass wir bisher noch nie richtig gute Cebiche gegessen hatten, denn die hier servierte Ausführung kam direkt von einem anderen Planeten, speziell die ‚Nikei’-Variante mit wunderbar zartem, ausreichend fettigen Thunfischstücken, leicht süß durch die Tamirinde, köstlich abgeschmeckt mit Avocado und Meeresalgen. Aber auch die klassische Variante war super, nicht zu sauer, perfekt ausgewogen.
Wir verstanden nun weshalb das Restaurant schlagartig so voll wurde.
Im Anschluss gab es Causa, eine herzhafte Variante mit Avocado und Sardinen.
Ich bin kein Kartoffelfan (außer Süßkartoffeln) und so aß ich vorwiegend die Avocado mit den Sprotten. Ja, war okay, kein Highlight.
Es folgten Anticuchos mit Pulpo
und Rocotitos mit Meeresfrüchten.
Der Tintenfisch war zwar sehr schmackhaft, aber für meinen Geschmack etwas zu hart. An den Tintenfisch in Tulum im ‚Kitchen Table’ kam das Gericht – obwohl es sehr gut war – bei weitem nicht heran.
Die Rocotitos, mit Meeresfrüchten, überbacken mit Käse, waren außerordentlich gut, auch durch die Kombination mit Pinienkernen. Nur mit dem Berg von überbackenen Kartoffelscheiben war ich absolut nicht einverstanden, hätte man weglassen können.
Trotz der paar Kleinigkeiten, welche mir nicht gefallen haben – Stichwort Meckern auf extrem hohen Niveau – war dieses Essen eines der Besten auf dieser Reise.
Bezahlt und per UBER einen Wagen bestellt, welcher uns zur ‚Puente de los Suspiros’ im Stadtteil Barranco brachte. Hier befinden sich in einer sehr schönen Anlage interessante Skulpturen,
schönes Graffiti.
Wir liefen etwas durch das Viertel mit seinen teilweise toll restaurierten Altbauten, machten uns auf den Weg hinunter zum Ozean,
atmeten die frische, kühle Luft.
Zurück zum Hauptplatz des Viertels,
wo wir in einem Café einkehrten,
im Garten einen Espresso tranken.
Nach 6 Stunden hatten wir genug gesehen, wieder per UBER zurück im Stau ins WESTIN.
Am Abend waren wir für einen Restaurantbesuch noch vom Mittagessen viel zu gesättigt – zudem mussten wir mal wieder Koffer packen.
Also ging es nur in die Club-Lounge in den 29. Stock, mit einem herrlichen Blick über das nächtliche Lima.
Das Essensangebot war okay, Salat, Käse, Häppchen,
ein Fischhauptgericht mit Reis
und verschiedene Desserts.
Die Häppchen, peruanisch angehaucht, unter anderem mit Causa, konnte man vergessen, ebenso das Hauptgericht (sah schon seltsam aus).
Dafür waren drei der Desserts wieder sehr lecker. So beschränkte ich mich auf drei Desserts und war rundherum glücklich.
Abschließend sei zu Lima gesagt, dass ich eine neue Lieblingsgroßstadt in Amerika gefunden habe. Die Vielfältigkeit der Stadt mit Historie und Bergen im Osten, dem Ozean im Westen, wunderschönen Wohnvierteln, traumhaften Art Deco Bauten in Barranco, guten bezahlbaren Hotels und einer mehr als hervorragenden Küche zu noch vernünftigen Preisen – wo findet man dies sonst noch? In Lima waren wir mit Sicherheit nicht das letzte Mal.