62. Tag; 21.12.2015; Aguas Calientes – Machu Picchu - Cusco
Bereits um 4 Uhr schmiss uns der Wecker aus den Federn - unerwarteterweise hatten wir trotz den lärmenden Flusses sehr gut geschlafen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass bereits Wanderer im Regen auf dem Weg zu Fuß nach oben waren – für uns völlig unverständlich.
Frisch gemacht, Sachen gepackt, kurz gefrühstückt und schon standen wir um 05:15 in der nicht zu langen Schlange vor der Bushaltestelle.
Die Wartezeit war sehr kurz, so dass wir bereits um 05:30 in einem der ersten Busse saßen, bei der typischen peruanischen Flötenmusik auf dem Weg nach Machu Picchu waren.
Pünktlich zur Öffnungszeit waren wir bereits im UNESCO-Weltkulturerbe
und sahen: Nichts! Die komplette Stadt war wolkenverhangen, es regnete – eine unangenehme Erfahrung.
Zum Glück hatten wir uns gestern diese dämlich aussehenden Regen-Ponchos zugelegt. Trotzdem, nach 10 Minuten waren Hosenbeine und Schuhe durchnässt. Prima.
Zeitweise riss die Wolkendecke etwas auf, legte wenigstens etwas Blick auf die Ruinen frei. Okay, vielleicht wird es später besser, dachten wir – und so ging es den Berg hinauf in Richtung Inka-Brücke.
Mag dieser Weg bei Trockenheit und Sonnenschein ein Erlebnis sein, bei Regen und glitschigem Untergrund ist es ein einziger Adrenalinschub. Der Weg ist teilweise sehr eng, die Steine rutschig und links geht es gefühlte 1000 Meter senkrecht nach unten.
Deshalb waren heute auch nicht besonders viele Schaulustige unterwegs.
Wenn man diesen Weg, den die Inkas angelegt hatten, beschreitet, fragt man sich schon was die Jungs sich dabei gedacht hatten gerade hier eine Stadt und Wege zu errichten.
Am Ende des Weges erreichten wir die Absperrung mit Aussicht auf die Brücke, beeindruckend was die Inkas hier vor ca. 600 Jahren geleistet haben.
Nun mussten wir leider denselben Weg wieder zurück
bis wir in der Ruinenstadt ankamen.
Das Wetter war noch immer fern von gut, der Regen extrem unangenehm – aber wenigstens hatten wir nun etwas Ausblick auf die Stadt, konnten uns eine Vorstellung machen.
Wir kletterten noch etwas herum, machten die üblichen Rundgang, betrachteten die Bauten, Mauern und Tempel.
Lamas gab es auch zur Genüge,
ebenfalls sehr zudringlich.
Auch der dämliche Selfie-Stick kam heute ausgiebig zum Einsatz.
Nach knapp 3 Stunden standen wir wieder vor dem Eingang – hatten eigentlich alles gesehen. Zwar hatten wir für 10 Uhr noch Tickets für den Berg, aber bei dem Wetter, der Sicht und vor allem dem rutschigen Untergrund wollten wir darauf gerne verzichten.
Zu warten bis das Wetter besser würde, das hatte heute wenig Sinn. Meine Wetter-App sagte noch schlechteres Wetter, noch heftigeren Regen für den Tagesverlauf voraus.
Da es gerade mal nicht allzu heftig regnete, beschlossen wir den Abstieg per Fuß vorzunehmen – es geht ja nur nach unten, easy. Dachten wir, hatten die Rechnung ohne die glitschigen Stufen und den ansonsten morastigen Untergrund gemacht. Zweimal hätte es mich fast hingesetzt – ich möchte mir nicht ausmahlen was hier passiert wenn man mit dem Kopf an einer Steinstufe aufschlägt.
So ließen wir es vorsichtig angehen, wie die meisten andere auch. Wow, der Abstieg war steil, die Tritthöhe teilweise groß – es geht gut auf die Knie. Als wir endlich unten ankamen
stellten wir fest, dass wir noch ein ganzes Stück die schlammige Straße, welche man sich mit den Bussen teilt, wieder bergauf nach Aguas Calientes laufen mussten.
Wieder im Hotel angekommen war natürlich unser Zimmer schon gereinigt, wir konnten nicht mehr rein. Meine +1 setzte sich in die Lobby, ich machte mich auf den Weg zur Bahnstation, um unsere Tickets nach Poroy zu ändern. Ursprünglich war unsere Rückfahrt für 17:23 geplant, ich konnte auf den frühesten Zug umbuchen, welcher um 15:20 abfährt.
So setzten wir uns gemeinsam in die Lobby, wenigstens mit kostenlosem Kaffee/Tee und Wi-Fi Internet sowie einer Steckdose. Irgendwie muss man ja über 4 Stunden Wartezeit überbrücken.
Eine Stunde vor Boarding noch schnell zur freundlichen französischen Bäckerei, einen kleinen Happen Essen und ein süßes Stückchen für die fast 4 Stunden Zugfahrt besorgen – und schon war es Zeit zur Bahnstation zu laufen, der Regen hatte glücklicherweise gerade mal aufgehört.
Im Wartesaal belästigte uns ein Peruaner mit seiner Flötenmusik – langsam können wir es nicht mehr hören.
Pünktlich konnten wir einsteigen, wieder Passkontrolle – und los ging es.
Kurz nach Abfahrt wurde schon ein kleines Mittagessen serviert. Keine Ahnung was der Kuchen im Vordergrund darstellen sollte – die Früchte und die gerösteten Erdnüsse waren jedenfalls gut.
Auf den 4 Stunden Fahrt gab es eine einzige kostenlose Getränkerunde, zum Essen. Wollte man mehr war dies gegen Bezahlung möglich. Da soll nochmal jemand über LH-Eco meckern.
Für die Fahrt zurück nach Cusco gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten, unterschiedliche Züge und Endstationen. Ich hatte für uns die, wie ich dachte, beste Alternative bis Poroy, kurz vor Cusco gewählt – ein Fehler! Günstiger und vor allem schneller ist es die Bahn nur bis zum Zwischenstopp in Ollantaytambo zu nahmen, ab dort für ca. 100 Soles mit dem Taxi zu fahren. Denn ab Ollantaytambo benötigt der Bummelzug nochmals 2 Stunden bis Poroy, von dort ca. 20 Minuten bis zur Innenstadt von Cusco. Mit dem Taxi geht dies eine ganze Stunde schneller.
Aber – man verpasst auch einiges: ein Teil der Strecke ist so steil, dass der Zug ‚Serpentinen’ fahren muss, vorwärts, rückwärts, vorwärts, rückwärts. Interessant, hatte ich noch nie erlebt. Zudem würde man die ‚Show’ im Zug, welche kurz nach Ollantaytambo beginnt, nicht miterleben. Zuerst erscheint einer der Schaffner in einem bunten Kostüm über der Uniform, trampelt und pfeift, schwingt seinen Zauberstab.
Meine Herrn, war das peinlich!
Aber diese Peinlichkeit wurde noch durch die ‚Modenschau’ der Schaffnerin und des Schaffners getoppt, welche ‚PeruRail’-Alpakamode vorführten,
diese dann später zum Verkauf anboten.
Interessant waren lediglich die ‚Hotelzimmer’ in der Steilwand.
Endlich kamen wir in Poroy an, nahmen zu 30 Soles ein Taxi zum ‚Palacio del Inka’. Diesmal gab es einen Upgrade auf ein Zimmer im Kolonialstil-Trakt,
unsere Koffer warteten schon im Zimmer auf uns.
Meine Wanderschuhe des heutigen Tages wegen Auflösungserscheinungen der Mülltonne übergeben und schon ging es zum Abendessen. Wir wollten kein hochtrabendes Restaurant – denn danach sahen wir nach dem heutigen Tag nicht mehr aus.
Der Concierge empfahlt uns das Restaurant ‚Limo’ am Plaza de Armas, wir waren skeptisch, probierten es mangels kurzfristig verfügbarer Alternativen aus.
Natürlich war das Restaurant touristisch, sehr hübsch gemacht.
Zuerst gab es eine kleine Begrüßung des Hauses, frittierte Kartoffeln mit dreierlei Dip.
Wir bestellten eine Cebiche ‚Asia’
und Tiraditos ‚Nikei’
als Vorspeise, wurden sehr angenehm überrascht. Beide Gerichte waren lecker.
Als kleine Hauptspeise gab es zwei Rollen, ‚Tuna’ und ‚Limo’.
Auch hier hatten wir nichts falsch gemacht. Zwar war der Reis etwas trocken, aber insgesamt waren die Kompositionen trotzdem gut.
Die Desserts klangen so gut, dass wir uns entschieden eine ‚Lasagne’ zu teilen.
Dieses Dessert war das Highlight des Mahls, fruchtig, süß, cremig – was will man mehr.
Wieder zurück im Regen (kalt war es auch noch) zum Hotel, wo wir uns von den Strapazen des Tages erholen.