Der Stil ist denkwürdig, ja. Das war er bei den Regierungen zuvor auch - lediglich anders. Unterschied war, dass man, abgesehen von den finanziell Schwachen, die meisten Bürger in Ruhe gelassen hat.
Es ist für die Mehrheit der Bürger Tatsache, dass es Klimawandel gibt + der Mensch mit seinem Verhalten dafür in der Verantwortung steht. Laut Umfragen ist auch einen Mehrheit der Bürger für "Maßnahmen gegen den Klimawandel".
Bislang war das relativ komfortabel, das ist jetzt anders. Nun bekommt der Einzelne mit, dass er selbst gefordert ist. In Verhalten, Verzicht und mit Geld. Das will man nicht, ein verantwortungsloser Bürger will man dann aber auch nicht so offensichtlich sein. Also wird sich lieber am Stil abgearbeitet und mehr oder weniger nicht am Inhalt.
Inhaltlich wird man immer Gruppen finden, die jede Form von Energiewende oder nicht-Energiewende als undurchdacht bezeichnen werden. Vermutlich haben dabei fast alle Recht. Ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass es einen Weg der Energiewende geben wird, der wirklich toll läuft. Es wird aber leider vergessen, dass das ein Unterfangen ist, dass an eine Revolution grenzt.
Ich kaufe gerne ein Elektroauto wenn es was beiträgt und es nicht unverhältnismäßig viel mehr kostet (wobei man über dessen Beitrag zur Vermeidung von CO2 trefflich streiten kann - auf mehreren Ebenen). Ich bin auch bei vielen anderen Dingen dabei. Das Problem ist doch aber, dass es a) gar nicht genug „grüne“ Alternativen gibt um das sinnvoll hinzubekommen, man aber heute schon Dinge EOL setzen will und b) ein alternativer simpler Verzicht auf Produkte und Dienstleistungen ohne adäquaten Ersatz zu einem deutlichen Einschnitt in den Wohlstand der ganzen Bevölkerung führen wird. Wenn man nichts tut natürlich genauso denn dann bekommen wir noch mehr Auswirkungen des CO2 Ausstoßes zu spüren. Aber dann doch bitte so, dass es auch zu schultern ist. Einfaches Beispiel: man soll auf Fernreisen verzichten. Bin ich grundsätzlich dafür. Nun lebt aber halt die enge Verwandtschaft auf einem anderen Kontinent. Nicht mehr besuchen ist keine Alternative. Per Schiff auch nicht. Was nun? Und so gibt es unzählige Dinge die einfach an den bestehenden Realitäten vorbeigehen.
Wer erwartet denn da bitte keinen Widerstand wenn so vorgegangen wird?
Nichts zu tun wird deutlich mehr Wohlstand kosten als jetzt aktiv zu werden. An der Stelle zeigt sich aber die asoziale Fratze unserer Gesellschaft: Die Kosten werden dann ja andere, zukünftige Generationen tragen. Also besser in die Zukunft verschieben und weiterhin, weil sich da jemand als Beispiel angeboten hat, mit dem Audi RS Q8 fahren. In DE ist Tempolimit ein kontroverses Etwas. Die Mehrheit auf der Autobahn fährt längst moderat schnell. Gedankenspiel: In DE dürften nur noch Autos zugelassen werden, die maximal (als Beispiel) 160 km/h laufen. Wie viel könnte man da dann am Auto verändern, weil man keine Reserve für abgeriegelte 250 km/h mehr benötigen würde? Wie viel Material und Treibstoff würde man da einsparen?
Aus finanzieller Sicht ist es zu schultern. Je mehr finanzielle Ressourcen der Einzelne hat, desto größer ist in der Regel sein CO2-Ausstoß. Also muss an der Stelle der Konsum entsprechend bepreist werden. Das wird nicht für Begeisterung sorgen, natürlich nicht. Ich habe auch keine Lust zur Kasse gebeten zu werden. Es nützt aber einfach nichts. Meine, vielleicht auch deine, Generation hat die Möglichkeit, vollumfänglich die Konsequenzen abschätzen zu können, die unserer Verhalten mit sich bringt. Ich will nicht irgendwann mal lügen müssen und behaupten, wir hätten alle nichts gewusst.
Es gibt so viel Alltagsblödsinn, da sind Verwandtschaftsbesuche längst nicht an vorderster Front der Probleme.