Hier sollte man zunächst 2 Punkte des "Recyclings" von hochradioaktiven Müll betrachten.
Zum einen kann man einen Brennstoff nicht ausringen, wie ein nasses Handtuch, bis die letzte Flüssigkeit ausgetreten ist. Bedeutet man kann keinen Brennstab auf 0% (10%,20%,30%...) abbrennen lassen.
Die Brennelemente benötigen eine gewisse Grundradioaktivität. Mit abnehmender Radioaktivität wird die Produktion der Wärme/Strom immer inneffektiver.
Jetzt kann man mit alten Brennstäben, neuere ROW Brennstäbe herstellen. Aber auch beim Abrennen dieser Brennstäbe verbleiben unspaltbare Reste übrig, welche eben dennoch mehrere 100.000 Jahre und 1.000 Jahre gelagert werden müssen, bis sie unbedenklich erscheinen.
Laut
Wikipedia können alte Brennstäbe zu 80% recycelt werden, also von 50kubikmeter hochradioaktiven Müll pro AKW und Jahr verbleiben nach dem Recycling nur noch etwas unter 10kubikmeter. Diese bleiben dann +100.000 Jahre hochradioaktiv. Die restlichen 80% können neu verarbeitet werden und weitere 4 Jahre (so lange wird im Schnitt ein Brennstab verwendet) zur Strom/Wärme Erzeugung verwendet werden. Aktueller Wissenstands ist es, das danach eine weitere Nutzung inneffektiv sei und der Müll eben nun endgelagert werden muss.
Heißt also wir haben z.b. heute 200T hochradioaktiven Müll (+100.000 Jahre). Haben wir Generation4 Reaktoren, haben wir bei unserem Beispiel noch ca. 40T hochradioaktiven Müll (+100.000 Jahre) und "4 Jahre" später 160T hochradioaktiven Müll (+1000 Jahre). Fairerweise muss man sagen, das aus den 160T recycelten Müll mehr Müll wird, da die Aufarbeitung zu neuen Brennstäben eben neue Trägermateriale in die Brennstäbe müssen, aus welche nach Reaktion auch wieder hochradioaktiver Müll wird. So kann man also sagen, das aus den 160T nicht wieder nur 160T Müll werden, sondern wohl eher wieder +200T. (genaue Zahlen kann man aktuell nicht finden, da es eben keine recycelten ROW Brennstäbe gibt)
Beide Arten von hochradioaktiven Müll müssen wir also endlagern, so wie wir heute auch bereits 200T endlagern müssen.
Es ist richtig, das wir wenigstens aus den 160T erneut Strom/Wärme erzeugen konnten, ohne wieder 200T neuen Müll zu produzieren, sondern vielleicht "nur" XXT neuen Müll. Es wäre auch falsch zu sagen, das wir aus den 160T Müll kostenlos Strom erzeugen können, da wir eben dafür erstmal ausreichend Gen4 Reaktoren bauen müssten. Könnten wir mit der alten Infrastruktur die "neuen" Brennstäbe abbrennen lassen, dann wäre das ein Fortschritt, so ist es aber nur wieder ein neues Problem, oder?
Ist dann die Wiederverwendung der alten Brennstäbe für Gen4 Reaktoren wirklich eine Lösung, das wir weniger hochradioaktiven Müll endlagern müssen, oder müssen wir dann nicht am Ende sogar noch mehr Müll endlagern?
Ob nun eine Endlagerung von 1000 Jahren oder 100.000 Jahren. Die aktuelle "Lösung" heißt ja eingraben und betonieren und das für beide Arten von Müll. Bei beiden Arten von Müll, ist es ja nicht geplant, diesen nach der Lagerung wieder ans Tageslicht zu holen und wiederzuverwenden. Die Endlagerung hat ja das Ziel, das die Stoffe hoffentlich durch tektonische Bewegungen/Wasser/Druck nicht vor der errechneten Unbedenklichkeit durch den Abbau der Radioaktivität wieder ans Tageslicht kommen und die Umwelt so schädigen. Eigentlich handelt es sich hier ja nicht um die klassische Art etwas zu recyceln, da man nicht davon ausgeht, die Castoren irgendwann mal wieder auszugraben und die Stoffe wieder dem Kreislauf zuzuführen, es geht einzig darum den Müll nicht mehr zu sehen.
Man könnte jetzt überspitzt sagen, man schafft es mit der Gen4 Reaktoren mehr hochradioaktiven Müll zu produzieren, ohne das wir eine Lösung für die Endlagerung des bereits heute existierenden hochradioaktiven Mülls haben? (auch wenn man jetzt wieder kommt und sagt, der "neue" Müll wäre nur 300 Jahre unbedenklich, auch das ändert doch nichts an dem skizzierten Vorgehen, oder??) Nur durch den schnelleren Zerfall, sparen wir heute nicht 1 Euro bei der Problematik Endlagerung und auch sparen wir nur überschaubare Risiken bei der Endlagerung, da wir eben die Endlagerung nicht für 1.000 Jahre garantieren können und schon gar nicht für 100.000 Jahre.
Für mich kann man nun nicht sagen, das man doch 40%,60%,80%,100% recyceln kann, man macht lediglich aus einem Teil des Müll aus +100.000 Jahre +1.000 Jahre. Recyceln bedeutet für mich, ich habe einen Müll, muss diesen aufarbeiten und kann den "morgen" wieder zur Herstellung von anderen Produkten nehmen. Gerne auch Giftstoffe wie Arsen oder Cadmium. Es wird immer so getan, das man diese Giftstoffe ins Meer kippt oder kleinen Kindern zum Mittag. Diese Giftstoffe müssen nicht endgelagert werden, diese Giftstoffe können unter Berücksichtigung der Gesundheit wiederverwendet werden. Auch das Auswaschen ist nach aktuellem Stand kein größeres Problem mehr, da die Haltbarkeit der Off Shore Anlagen durch die Legierungsveränderung von Alu (ohne Arsen und Cadmium) erforscht worden ist. Und die CAD PV Module werden seit den 2010ern nicht mehr für den Markt hergestellt. Es wird sicherlich aber noch andere Giftstoffe geben, welche bei WKA/PV/Wasser/BioGas/Geothermie freigesetzt werden und die Umwelt belasten. Hier gilt es Erfahrungen zu sammeln. Leider sind unsere Erfahrung mit dem hochradioaktiven Müll in den letzten 60 Jahren nicht größer geworden, als die Lösung "aus den Augen aus dem Sinn".
Ich kann aber schon verstehen, das man als Befürworter diese Möglichkeit als "Recycling" ins Feld führt. Da man hiermit versucht die Endlagerungsproblematik zu entkräften. Nur eben wenn man sich dann mal die "Lösung" nur 2 Minuten anschaut, muss man doch feststellen, das diese "Lösung" nur zu mehr Müll führt und die Lagerung in keinem Fall erleichtert.
Du führst auch an, das ich nur schlechte Beispiele für neue AKW´s zitiere, weil die länger brauchen als geplant und vor allem auch teurer werden als geplant. Hast du den ein Beispiel der letzten 10-15 Jahre für 1 AKW auf der Welt, welches im geplanten Zeitraum zu den geplanten Kosten ans Netz gegangen ist? (
Olkiluoto III 13 Jahre Verspätung und Verdreifachung der Kosten)
Ein paar Seiten vorher (als verweis auf die Fraunhofer Studie zu 2011) sagst du selber, ja diese haben skizziert, das man 100% EE realisieren kann, ohne die skizzierten Bedenken (nicht bezahlbar und nicht sicher). Es ist auch richtig, das die Studie nur den Verbrauch aus dem Jahr 2011 abdeckt, hier ist die E Mobilität, die Decarbonisierung der Industrie und der eh gestiegene Stromverbrauch der Zivilisation nicht berücksichtigt. Du verweist darauf, das man hier sicherlich Faktor 2 langfristig benötigt. Das bestreitet auch keiner und es ist auch gut möglich das der Faktor sogar etwas höher liegt. Dennoch kann es zunächst schwer aus physikalischen Gründen scheitern, sondern an Widerstand und eben an finanziellen Mitteln.
Wenn wir es ernst mit dem CO2 Ausstieg nehmen wollen, kann es durchaus passieren, das der Strompreis steigt und das es Szenarien gibt, wo es Strom auf Zuteilung gibt. Dies kann Auswirkungen auf die Industrie und den privaten Haushalt haben. Genau wie die Emission von CO2 auf diese Parteien eine Auswirkung haben wird. Problem bei dieser Betrachtung ist halt, das wenn man etwas macht, dies Auswirkungen auf die heutige plus folgende Generationen hat, wenn man nichts macht und der CO2 Ausstoss bleibt gleich hat es eben nur spürbare Auswirkungen auf zukünftige Generationen. Jetzt muss man abschätzen, welche Auswirkungen können langfristig schlimmer sein und vor allem gegen welche Auswirkungen kann man etwas machen. Kann man mit dem Ausbau der EE etwas gegen die CO2 Emission machen und kann man mit einem weiteren Ausbau der EE (mit immensen Kosten) auch eine "Grundlastfähigkeit" erreichen und welche Folgeprobleme schafft man dadurch. Kann man mit dem Ausbau an KK CO2 sparen und auch eine "Grundlastfähigkeit" erreichen und welche Folgeprobleme schafft man dadurch.