Und aus der FAS vom 23.10.:
"Wenn in Deutschland irgendwo eine Brücke ersetzt werden soll, passiert immer das Gleiche: Das Land wird vermessen, Baumaschinen rücken an, die Arbeit beginnt. Sie kann Monate dauern oder Jahre, das ist alles überhaupt nicht wichtig. Denn der Verkehr läuft währenddessen über die alte Brücke weiter. Die wird erst abgerissen, wenn die neue fertig ist. Solange geht das Leben seinen gewohnten Gang, und darauf kommt es für den Bürger an. Kein Politiker käme auf die Idee, es andersherum zu machen, also das alte Bauwerk abzureißen, bevor das neue steht. Schon gar nicht käme er auf die Idee zu sagen, dass sich niemand Sorgen machen müsse, die neue Brücke werde auf jeden Fall vor dem nächsten Winter fertig sein.
Und doch passiert in Deutschland gerade genau das, bei der Energie. Die Ampel hat sich für folgenden Weg bei der Kernenergie entschieden: Die drei noch verbliebenen Kraftwerke sollen bis Mitte April weiterlaufen, damit in diesem Winter genug Strom da ist. Dann werden sie abgeschaltet, und zwar endgültig. Daran ließen weder Bundeskanzler
Olaf Scholz noch diverse grüne Politiker einen Zweifel. Nicht einmal Finanzminister Christian Lindner von der FDP, der ja davor noch vehement dafür geworben hatte, neue Brennstäbe für die alten Meiler zu bestellen. Dabei kann man die Kernenergie jetzt wieder gebrauchen. Sie kann einspringen, wenn mal kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint, noch dazu spart sie Millionen Tonnen CO2. Bisher sprangen Gaskraftwerke ein, aber Gas ist ja nun knapp.
Die Botschaft der Regierung lautet jetzt: Das wird sich ändern. Wir arbeiten daran, den Gasmangel für alle Zeiten zu beheben. Dafür will sie den Rohstoff von überallher importieren, mehr einsparen, mehr Windräder bauen. Gegen all das ist überhaupt nichts einzuwenden. Es ist sogar eine gute Idee, nur so kann die Energiewende gelingen. Eine schlechte Idee wäre es allerdings, die Atomkraftwerke im April endgültig abzuschalten. Damit nimmt sich die Bundesregierung Optionen. Sie reißt die alte Brücke ab, bevor klar ist, wann die neue steht und ob sie überhaupt tragfähig ist.
Es gibt reichlich Hinweise, dass die Kraftwerke im nächsten Winter sogar noch viel dringender gebraucht werden als in diesem. Das Gas könnte dann noch knapper sein, weil die Gasspeicher völlig leer sind, der qatarische Energieminister warnte gerade davor. Die Deutschen müssten auf dem Weltmarkt um jeden Kubikmeter feilschen. Selbst wenn sie genug auftreiben, es wäre teuer. Das schadete der Wirtschaft, die sowieso schon unter den Preisen leidet. Andere Länder haben diese Probleme nicht. In Amerika holen sie das Gas aus der eigenen Erde, bevor sie die Wirtschaft ausbluten lassen.
Nun könnte man sagen: Mehr war bei der Ampel eben nicht drin. Man muss sich nur anschauen, mit welchem Furor grüne Fundis gegen die Atomenergie wetterten, besonders Trittin. Auch die Sozialdemokraten sind keine glühenden Fans der Atomenergie. Aber dem Bürger kann das egal sein. Er braucht jetzt Sicherheit. Und wenn Scholz schon ein Machtwort spricht, warum dann nicht gleich ein richtiges? Dafür hätte es keinen Wiedereinstieg in die Kernenergie gebraucht. Es hätte gereicht, wenn Scholz Brennelemente bestellt hätte. Die kann man einlagern und rausholen, falls sie gebraucht werden. Andernfalls verkauft man sie halt wieder."
Ich mache mir keine Hoffnung, daß man auch nur einen einzigen der auch hier gegen die KK Schreibenden überzeugen kann; aber es stand immerhin geschrieben: keiner wird sagen können, es habe niemand gewarnt.
Gewarnt, eindringlich hat eines der wichtigsten deutschen Presseorgane.
Und in einem bin ich mir ziemlich sicher: im nächsten Bundestag wird es - mindestens - eine Partei weniger geben.