Das entscheidende Missverständnis ist, dass ein (kleiner) Teil der BEV-Fans meint, „ihrer Sache“ mit Kritiklosigkeit zu dienen. Das halte ich für falsch.
Ich fahre BEV insbesondere, weil es eine potentiell klimaschonende Technologie ist. In Deutschland ist das leider nicht der Fall, weil bei uns zu viel Strom für BEV mit Kohle und Gas produziert wird. Nun sollte man meinen, dass sich gerade BEV-Fahrer für den Ausstieg Deutschlands aus der Kohle engagieren, damit ihre Fahrzeuge - wie suggeriert - tatsächlich klimafreundlich werden. Stattdessen behaupten die Fan-Boys, dass ihr BEV nur mit per EE erzeugten Strom geladen wird. Und sie verweisen darauf, dass ihr Stromanbieter für seinen mit Kohle erzeugten Strom für schmales Geld Herkunftsnachweise gekauft hat und sie deshalb mit Ökostrom fahren würden.
Bei mir ist das BEV kein Fahrradersatz. Ich fahre regelmäßig auch weite Strecken. Und da fällt auf, dass das Netz an Ladestationen noch unzureichend ist. Nun sollte man meinen, dass gerade BEV-Fahrer ein Interesse an mehr Ladestationen hätten. Die BEV-Fanboys nicht, denn die können ja am Golfplatz laden und meinen sogar, dass es bereits heute einfacher sei, sein BEV zu laden als seinen Verbrenner zu tanken. Das mag immerhin im Einzelfall stimmen. In der Fläche sieht das allerdings anders aus.
Ein wichtiger Komfortpunkt beim Laden ist für mich die Ladegeschwindigkeit. Die wird durch die Ladestation und durch die im BEV verbaute Technologie bestimmt. Eigentlich sollte sich jeder BEV-Fahrer über schnellere Ladestationen und über verbesserte Ladetechnologien freuen. Doch auch das sieht die kleine Minderheit der BEV-Fanboys anders. Man lädt ja ohnehin nur über Nacht und dann ist die Geschwindigkeit ja egal. Außerdem macht jeder ordentliche Autofahrer ja sowieso alle 50km eine Stunde Pause - zur Sicherheit. Die potentiellen Käufer, die davon abgeschreckt werden, sind eben doof. Dass das die große Masse ist, ohne die sich BEV nicht durchsetzen werden, interessiert nicht.
Ich sehe beim BEV deutliche Vorteile im Stadtverkehr, im Stau und bei Geschwindigkeiten bis zu rund 100km/h. Wer regelmäßig schnell fahren möchte - und das über längere Distanzen -, ist beim BEV vollständig falsch. Er würde enttäuscht werden. Die BEV-Fanboys verweisen dann gerne auf die teilweise starken Beschleunigungswerte. Dass man beim ausnutzen derselben und bei hohen Geschwindigkeiten - anders als beim Verbrenner - deutlich mehr Zeit beim Laden verliert als man durch das Schnellfahren hinzugewinnen kann, wird bestritten.
Das kann man noch weiter führen. Würde aber sowieso nicht helfen.
Aus meiner Sicht erweisen die selbsternannten BEV-Fans der Elektromobilität einen Bärendienst. Es mag eine hilfreiche Lebenseinstellung sein, dass man sich über den Status Quo begeistert, statt sich zu verbessern. Bei Technologien, die sich bei der Masse durchsetzen sollen, ist das jedoch eine kontraproduktive Einstellung. Da müssen Verbesserungen her. Je mehr und je schneller, desto besser.
Was bin ich froh, dass die Hersteller die Sicht eines Teils ihrer bisherigen Fans grundsätzlich ignorieren und ihre BEV stetig verbessern. Dass die Politik aus den bekannten Gründen trotz bestehenden Willens derzeit schwächelt, verzögert sicherlich einiges. Ein Grund mehr, Verbesserungen zu fordern - vor allem Kohleausstieg, mehr Ladestationen, schnellere Ladestationen.