alle Einwände und realen Kostenbetrachtungen mit so einem Blick durch die rosarote Brille wegwischen
br33s' rosarote Brille ist sicherlich speziell, aber: Er weiß wenigstens, wovon er redet.
Es gibt absolut berechtigte Einwände. Die wird jemand, der sich aktuell ein E-Auto zulegt, auch im Hinterkopf haben und für sich selbst beurteilen, wie relevant sie sind. Wer sich einen kleinen City-Flitzer in die Garage direkt neben dem Einfamilienhaus stellt, der wird zum Thema Ladeinfrastruktur im Fernstraßennetz andere Anforderungen haben als jemand, der der sog. Laternenparker, der sein Haupt-Auto austauschen will. Uvam.
Es gibt aber auch Einwände, die bei näherer Betrachtung unnötig dramatisch klingen. Zum Beispiel bekomme ich in meinem "von Google für mich ausgesuchten" News-Feed regelmäßig Artikel über das Ladesäulen-Chaos, es klingt da nahezu unmöglich, eine Ladekarte zu finden, die bei mehr als einer Säule funktioniert und dann auch noch Klarheit über den Preis liefert.
Guckt man es sich etwas näher an, wird es bei mir auf 2-3 Karten rauslaufen. 1x RheinEnergie für die Stadt Köln (deren Abrechnung ist noch ganz jung, ich denke Roaming mit anderen Kartentypen wird da auch noch kommen, dann könnte die wegfallen). 1x ADAC, die geht fast überall. Und 1x zumindest im ersten Jahr Skoda, weil ich da bessere Preise bei IONITY bekomme als ich es mit der ADAC-Karte bekäme. Und Tarife gibt es mit diesem Satz insgesamt eine Handvoll, die man sich schafft zu merken.
Das ist nicht mehr als beim Verbrenner. Da habe ich eine UTA-Tankkarte, eine Firmenkreditkarte als Backup, Bargeld als Notfall-Backup und für bessere Preise noch die ADAC-Mitgliedskarte zum Vorzeigen dabei. Und Tarife muss ich vor dem Tanken an der Säule nachgucken, denn die wechseln je nach Straßenseite und Tageszeit. Beim Verbrenner ist es normal, aber beim E-Auto ein Manko.
Und dann gibt es "Einwände", die einfach nur Bullshit sind. Ich empfehle dazu eine hier ein paar Seiten vorher verlinkte "Dokumentation" auf Pro7 Galileo. Da ging es um eine ausgefallene Hochzeit, ich glaube das Brautpaar hatte verschlafen, weil der Wecker nicht geklingelt hat, denn am Abend vorher haben ladende Elektroautos das Stromnetz leergesaugt. Und die Gäste sind glaube ich auf der Autobahn erfroren oder so. Ähm ja.
Ich sehe das E-Auto als riesige Industriesubvention, auch für die Energiewirtschaft, speziell Kernenergie und Frankreich. Die kriegen nämlich die Kohle, die der Nahe Osten bisher kassiert hat
Weiß nicht, ob man das so sehen sollte. Aber selbst wenn, könnte man dem auch(!) etwas positives abgewinnen. Immerhin landet das Geld innerhalb unseres europäischen Wirtschaftsraums, die Anbieter sind EU-weit regulierbar, und es gibt zumindest die Vorgabe, erneuerbare Energieproduktion auszubauen, es wird weniger Öl verbrannt und wir werden unabhängiger vom Nahen Osten und etwaigen "Krieg wegen Öl? Ach wo, nein. Wir hatten eindeutige Beweise für Massenvernichtungswaffen, deshalb mussten wir uns verteidigen"-Auseinandersetzungen.
Alle sollen sich ein teures, neues Auto kaufen. Da beschwert sich kein Hersteller
Aber das ist doch kein Effekt der E-Autos? Waren die Abwrackprämie, die Umweltplaketten, die Reaktion auf den Diesel-Schummel-Skandal, die Steuerpolitik bei Dienstwagen (1% vom Bruttolistenpreis egal welchen Wert das Auto hat, d.h. jeder Arbeitnehmer wäre doch blöd, sich mit einem 5 Jahre alten Firmenauto zufrieden zu geben, wenn er einen Neuwagen versteuern muss) und vieles andere nicht das gleiche: Animationen, immer wieder neue Autos zu kaufen?
dann kaufen sich in 15 Jahren eben alle die nächste Technologie nochmal neu, Wasserstoff etwa
Ich glaube Du verkennst die hohe Anzahl an Firmenwagen-Flotten, bei denen die Autos keine 15 Jahre gehalten werden. Wenn ich mir heute ein neues Firmenauto zulege, dann werde ich in 15 Jahren nicht einmal mehr auf Anhieb sagen können, was das für ein Auto war. Geschweige denn, dass mich interessiert, ob die heute verbaute Technik (wird es dann noch DAB-Radio und Android Auto geben?) dann noch modern ist.
Stimmt nicht ganz: Unter Umweltaspekten (gerade, weil E-Autos erst so im 3. Lebensjahr "ins Plus" geraten) würde ich schon wollen, dass das Auto auch in 15 Jahren noch nutzbar ist. Aber das bezweifelt ja hoffentlich niemand.
Von daher kann ich auch die oft gehörte Aussage "ich warte auf Wasserstoff/Brennstoffzelle/Beamen/..." bei vielen nicht verstehen. Da frage ich mich immer: Warten - womit?
Und gerade bei Wasserstoff auch: Wie lange warten? Die ersten Experimente gab es schon, da gab es noch vierstellige Postleitzahlen. Wenn es bis heute nicht praktikabel ist (warum auch immer), warum sollte sich ausgerechnet jetzt, wo E-Autos Fahrt aufnehmen, etwas ändern?
Tempolimit. Leichte Autos belohnen. Benzin teurer machen. Mehrere Insassen pro Fahrt belohnen. Niedrigen Verbrauch steuerlich begünstigen. ÖPNV ausbauen und verbilligen oder gratis machen.
Aber das wäre ja alles zu einfach und zum Umweltschutz geht es ja offenbar auch gar nicht.
Da bin ich bei Dir. Aber es ist ja nun auch kein wirkliches Geheimnis, dass unsere regierenden Politiker der letzten Jahrzehnte kaum mehr als "Er kannte jemanden, der sich für Umweltschutz interessiert" in ihren Arbeitszeugnisse haben dürften.