Entlastungspaket 9 Euro Ticket ÖPNV und Zeitkarten

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thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.871
Ich werde die Diskussion zum 9-Euro-Ticket nie verstehen. Man kann zur Finanzierung des ÖPNV viel diskutieren. Doch ein 9-Euro-Ticket ergibt objektiv keinen Sinn.

“Hey, der Steuerzahler zahlt ohnehin bereits fast die ganze Party. Aber lass uns weiterhin Eintritt nehmen, damit doch viele nicht teilnehmen und wir das bezahlen können, was wir nicht gar bräuchten, wenn der Eintritt frei wäre.“

Bei hoher Priorisierung des Klimaschutzes ist der ÖPNV zusätzlich zu fördern. Die ganzen Aspekte rund um Lebensqualität - gerade in Großstädten - gibt es als Bonus oben drauf und wären wohl bereits alleine die Kosten wert.

Beim BEV investiert man Unsummen, damit die Autos mit Kohle fahren statt mit Diesel und beim ÖPNV nimmt man die „niedrig hängenden Früchte“ nicht mit.
 
Zuletzt bearbeitet:

geos

Erfahrenes Mitglied
23.02.2013
12.343
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Ich werde die Diskussion zum 9-Euro-Ticket nie verstehen. Man kann zur Finanzierung des ÖPNV viel diskutieren. Doch ein 9-Euro-Ticket ergibt objektiv keinen Sinn.
Stimmt, das ganze war so ein kruder Schnellschuss, um Pendler zu entlasten, die nicht vom Spritpreis-Rabatt profitiert haben (und letzteres ist sicher auf Grund einer diffusen Angst vor "Gelbwesten" entstanden gepaart mit der irrigen Annahme, dass nach drei Monaten der ganze Wirbel am Energiemarkt ja schon wieder vorbei sein werde). Das ganze verzögerte sich so lange, dass es exakt auf die Sommermonate fiel, und mutierte dann zum Massen-Billigstreisen-Spaßevent.
Außerdem hatten die Proponenten am Anfang vermutlich keine bundesweite Gültigkeit im Kopf gehabt, aber dann eben keine bessere Regelung finden können, um nicht irgendwelche Pendler zwischen Bundesländern/Verkehrsverbünden auszuschließen. Da das ganze eh fast geschenkt war, hat es wohl zunächst auch niemanden gestört, dass es eben dann bundesweit ohne räumliche Begrenzung gelten würde.

Aber immerhin hat es das Deutschlandticket gebracht, das es ohne diese Vorgeschichte auch nie gegeben hätte. Also ist irgendwie Putin schuld?

Um mal zu verstehen, was für eine (verkehrsverbunds-) kulturelle Revolution die Einführung des Deutschlandtickets bedeutete, schauen wir mal im Vergleich die Geschichte des Sachsentarifs an.

Es wurde ein Kompetenzzentrum Sachsentarif gegründet, das seit Oktober 2019 an der Tarifgestaltung gearbeitet hat. Das ganze sollte dann Ende 2023 Wirklichkeit werden.
Ende 2021 wurde dann erst einmal eine Umfrage gemacht:

Nachdem also gut 3,5 Jahre geplant worden war (vermutlich länger) inkl. dediziertem Kompetenzzentrum, ist das ganze nun durch das Deutschlandticket überholt:

Hut ab dass Wissing das Deutschlandticket in deutlich unter einem Jahr durchgedrückt hat (auch wenn das von außen betrachtet schon sehr zäh und langsam erschien). Ob den Fröschen da wohl mulmig geworden ist?


Um zu verstehen, wieso für (gewisse) Kunden das Deutschlandticket eine absolute Wohltat ist in jeder Hinsicht, kann man mal diesen Artikel von 2020 lesen (man beachte, dass die genannten Preise pro Woche sind):
Es geht hierbei um einen Fall, der nicht einmal bundeslandübergreifend ist. Wir reden hier über ein einziges Bundesland und eine vergleichsweise überschaubare Zahl von fünf Tarifverbünden.
 
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Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
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Es geht aber auch andersherum: Ich habe es in meinem (früheren) Pendlerleben mehrfach (!) erlebt, dass ein Verkehrsverbund erweitert wurde und ich mir anschließend Verbundfahrkarten kaufen musste - die immer viel teurer waren als die reinen Bahnfahrkarten, die ich vorher nutzen konnte. Teilweise so viel teurer, dass ich dann wieder auf das Auto umgestiegen bin. Aber ich halt auch immer so blöd gewesen, bahnhofsnah und teuer zu wohnen. Hätte mir auch mal besser von anderen Fahrgästen die Busfahrt quersubventionieren lassen ;)
 
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hippo72

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11.03.2009
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Paralleluniversum
Um zu verstehen, wieso für (gewisse) Kunden das Deutschlandticket eine absolute Wohltat ist in jeder Hinsicht, kann man mal diesen Artikel von 2020 lesen (man beachte, dass die genannten Preise pro Woche sind):
Es geht hierbei um einen Fall, der nicht einmal bundeslandübergreifend ist. Wir reden hier über ein einziges Bundesland und eine vergleichsweise überschaubare Zahl von fünf Tarifverbünden.
👇
Auch wenn auf dem Ticket die Ortsnamen Bautzen und Nebelschütz stehen, gilt es trotzdem nur für die Linie 102 Bautzen-Kamenz, nicht aber für die Weiterfahrt nach Nebelschütz.
:doh::doh:
 

thbe

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27.06.2013
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Kostenloser ÖPNV rettet die Welt. Und zwar - im Gegensatz zu anderen, teureren Maßnahmen - tatsächlich. Das sollte als Grund ausreichen.

Wir geben z.B. zig Milliarden aus, um Autos mit Kohle zu betreiben. Da ist die CO2-Einsparung pro Millionen Euro negativ, weil die CO2-Emissionen steigen. Das ist beim Umstieg auf den ÖPNV nicht der Fall.
 

kmak

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12.03.2016
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912
Wir geben z.B. zig Milliarden aus, um Autos mit Kohle zu betreiben. Da ist die CO2-Einsparung pro Millionen Euro negativ, weil die CO2-Emissionen steigen.
Tun sie das? Ich meine gelesen zu haben daß Verbrennungsmotoren in Autos dermaßen ineffektiv sind daß BEV selbst dann weniger CO2 Emmission verursachen wenn der Strom aus einem Kohlekraftwerk kommt. (Daß die Förderung unsinnig ist weil der Nutzen pro Euro geringer als anderswo ist sollte trotzdem klar sein.)
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.445
9.871
Tun sie das? Ich meine gelesen zu haben daß Verbrennungsmotoren in Autos dermaßen ineffektiv sind daß BEV selbst dann weniger CO2 Emmission verursachen wenn der Strom aus einem Kohlekraftwerk kommt. (Daß die Förderung unsinnig ist weil der Nutzen pro Euro geringer als anderswo ist sollte trotzdem klar sein.)
Nein, das ist falsch. Richtig ist, dass bis zu einer gewissen Laufleistung BEV selbst dann mehr CO2-Emissionen verursachen, wenn sie ausschließlich mit 100% regenerativen Strom betrieben werden. Beim Betrieb mit Kohlestrom - wie es in Deutschland der Fall ist - steigt diese Break-even-Laufleistung auf unendlich.

ÖPNV ist dagegen eindeutig umweltfreundlicher.
 

geos

Erfahrenes Mitglied
23.02.2013
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Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat heute Zahlen zum Deutschlandticket veröffentlicht, und offenbar drucken viele Presseorgane die Meldung mehr oder weniger unhinterfragt ab, z.B. hier:

Da wird von 11 Mio. verkauften Deutschlandtickets geschrieben. Anderseits werden für Mai 9,0 Mio. und für Juni 9,6 Mio. Fahrgäste genannt, die es nutzen.
Nun, ich gehe davon aus, dass jemand, der es abonniert hat, es auch nutzt. Die einzige Erklärung, wie diese Zahlen in Einklang zueinander zu bringen wären, sehe ich darin, wenn zu Ende Mai 1,4 Mio. Abonnenten ihr Deutschlandticketabo wieder gekündigt hatten und dafür zum Juni weitere 2 Mio. Neukunden/Abowechsler hinzugekommen sind. Dann könnte man von 11 Mio. "verkauften" Deutschlandtickets sprechen im Rahmen der sprachlichen Ungenauigkeit.
Kommt das hin?
 

WeisseBank

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02.08.2018
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662
Kann mir einer von den hier anwesenden Experten vielleicht auf die Sprünge helfen, wie ich den Aufpreis für die 1. Klasse zu einem Deutschlandticket bei einer Fahrt von Bonn nach Düsseldorf mit dem Regionalexpress buchen kann?

Laut Homepage des VRS kann ich den Aufpreis für einzelne Fahrten innerhalb des Verbundes lösen. Bei der VRR muss ich direkt ein Monatsticket lösen, was ebenfalls nur innerhalb des Verbundes gilt. Im NRW-Tarif kann der Aufpreis für einzelne Fahrten gebucht werden, nur wo kann ich nicht ermitteln. Alternativ ab dem 1.7. als Monatsticket für ganz NRW.

Die Fahrt findet im Berufsverkehr statt, und bevor ich mich einen proppenvollen Zug stelle, stelle ich mich lieber mit dem Auto in den Stau. Wenn ich schon nichts gearbeitet bekomme, dann wenigstens komfortabel.
 

kmak

Erfahrenes Mitglied
12.03.2016
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Bei der VRR muss ich direkt ein Monatsticket lösen, was ebenfalls nur innerhalb des Verbundes gilt.
Es gibt auch ein Zusatzticket für Einzelfahrten (3,80€). https://www.vrr.de/de/tickets-tarife/ticketuebersicht/zusatzticket/

Kann mir einer von den hier anwesenden Experten vielleicht auf die Sprünge helfen, wie ich den Aufpreis für die 1. Klasse zu einem Deutschlandticket bei einer Fahrt von Bonn nach Düsseldorf mit dem Regionalexpress buchen kann?
Auf jeden Fall in den Reisezentren der Bahnhöfe. Vermutlich auch an DB Automaten. (Wenn das noch etwas Zeit hat kann ich bei Gelgenheit mal nachschauen.) NRW Tarif.

Ansonsten gibt es noch zwei Möglichkeiten:

- Ignoriere das Deutschlandticket und fahre IC/ICE. Dessen zweite Klasse dürfte die erste im RE schlagen.
- Stückele das Ticket in Langenfeld. Meines Erachtens ist das tariflich zulässig, ich kann aber nicht völlig ausschließen daß es Schaffner geben könnte die da gerne drüber diskutieren möchten. Die beiden Teile kannst Du z.B. in der Bahn-App kaufen.
 

WeisseBank

Erfahrenes Mitglied
02.08.2018
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Danke @kmak für die Infos und dein Angebot mit dem Reisezentrum, aber die Vorschläge sind für mein relativ simples Unterfangen zu aufwändig. Der RE passt besser als der ICE, sowohl von der Abfahrts- als auch der Reisezeit. Läuft dann entweder auf zwei Einzelfahrten gebucht über die Mobil.NRW-App (eezy) hinaus, oder doch direkt mit dem Auto.
 

WeisseBank

Erfahrenes Mitglied
02.08.2018
1.224
662
War dann zufälligerweise doch am Bahnhof, gemäß Automat kann ein Übergang auf die 1. Klasse nur für Einzelfahrten im Tarif SchöneReiseTicket NRW erworben werden, alternativ für Zeitfahrkarten im NRW-Tarif, namentlich SchöneWoche / SchönerMonat / SchönesJahr NRW. Rein formal wäre das Deutschlandticket damit ausgeschlossen.

Damit macht man mich nicht vom Seltennutzer zum Gelegenheitsnutzer des ÖPNV, da fahre ich mit Einzeltickets besser.
 

kmak

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12.03.2016
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War dann zufälligerweise doch am Bahnhof, gemäß Automat kann ein Übergang auf die 1. Klasse nur für Einzelfahrten im Tarif SchöneReiseTicket NRW erworben werden, alternativ für Zeitfahrkarten im NRW-Tarif, namentlich SchöneWoche / SchönerMonat / SchönesJahr NRW. Rein formal wäre das Deutschlandticket damit ausgeschlossen.

Das Deutschlandticket gilt als Zeitfahrkarte im NRW Tarif.

https://infoportal.mobil.nrw/nrw-tarif/nrw-tarif-von-a-z/1-klasse-in-nahverkehrszuegen.html meinte:
Kund*innen mit einem Deutschlandticket können ebenfalls ein Übergangsticket des NRW-Tarifs für Einzelfahrten bzw. Hin- und Rückfahrten in der 1. Klasse vor Fahrtantritt kaufen.
 

WeisseBank

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02.08.2018
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Die Information am Automaten enthält den nicht den Hinweis auf das Deutschland-Ticket, anders als die verlinkte Webseite. Wobei die Webseite hingegen wieder sagt, dass der Verkauf am Automaten nicht möglich ist. Das sah am Automaten gestern ganz anders aus. :rolleyes:
 

kmak

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12.03.2016
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Seuftz.
Übergangstickets werden an personenbedienten Vertriebsstellen der DB (z. B. Reisezentren) ausgegeben. Der Kauf ist auch an DB-Ticketautomaten möglich.
Suchst Du Ausreden oder Lösungen? Von mir aus fahr halt mit dem Auto...
 
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WeisseBank

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02.08.2018
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Lesen und verstehen scheint für uns beide schwierig zu sein, ich war ja am Automaten (vgl. Kommentar) und hätte dort ein Ticket erwerben können. Das ich mich auf der Webseite verlesen und ich mich daraufhin gewundert habe ist eine Sache, dass die Bedingungen am Automaten und der Homepage voneinander abweichen eine andere.

Aber ja, ich nehme den Weg zum Bahnhof auf mich und lasse mich von Wildfremden im Internet belehren, weil ich auf der Suche nach einer Ausrede bin um doch mit dem Auto zu fahren.
 

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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Ein Artikel des BR über die Nahverkehrszüge operated by DB Fernverkehr in Bayern und dem Deutschlandticket. Im Berchtesgadener Land funktioniert es, im Allgäu nicht. Und verstehen tun es sowieso nur wenige Bahnkunden...
 
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meilenfreund

Erfahrenes Mitglied
10.03.2009
7.005
6.117
Das Deutschlandticket gilt dort meiner Ansicht nach nicht.

Diese Fährverbindung (und das gilt auch für etliche andere) mag zwar nach dem Wortlaut ÖPNV im Sinne des § 9 Abs. 1 S. 1 i.V.m. § 2 RegG sein. Der Bund hat nicht die Gesetzgebungskompetenz, durch § 9 Abs. 1 S. 1 RegG jedem Anbieter von ÖPNV die Akzeptanz des Deutschlandtickets vorzuschreiben. Der Satz "Die Länder führen ab dem 1. Mai 2023 ein Ticket ein, das zur bundesweiten Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs berechtigt (Deutschlandticket)." im Sinne von "... das zur bundesweiten Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs im Sinne des jeweiligen Nahverkehrsgesetzes berechtigt..." zu lesen. Das RegG regelt Finanzierungsfragen des ÖPNV, aber nicht dessen inhaltliche Ausgestaltung.

Zurück nach Coswig: Das ÖPNVG LSA regelt nur Straßenpersonennahverkehr und Schienenpersonennahverkehr. Die Elbfähre ist danach kein Bestandteil des ÖPNV im rechtlichen Sinne. Insofern kann § 9 Abs. 1 S. 1 RegG meiner Meinung nach nicht dazu führen, dass sie es auf einmal doch wird, gleichzeitig aber gleichzeitig ungeregelt bleibt, wie Einnahmeausfälle durch Fahrgäste mit Deutschlandticket kompensiert werden sollen. Es fehlt dafür schlicht an der Anspruchsgrundlage, nach der Stadtwerke vom Aufgabenträger eine Ausgleichszahlung verlangen könnten.

In Schleswig-Holstein, wo bezüglich Schiffsverkehr mindestens die Fördefähren der Stadtwerke Kiel Bestandteil des ÖPNV sind, ist es anders geregelt. Im dortigen ÖPNVG wird zwischen Schienenpersonennahverkehr und "übrigem ÖPNV" unterschieden.

Für Hamburg (HVV-Fähren auf der Elbe) konnte ich es auf die Schnelle nicht genau feststellen. Anscheinend gibt es dort kein Nahverkehrsgesetz, sondern eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung des Landes mit dem HVV.

In Niedersachsen zählen nach § 1 Abs. 2 NNVG nur Straßen- und Schienenverkehr zum ÖPNV. Nenne ich deshalb, weil es in dem Kontext letztlich nicht auf die Länge der Fährverbindung ankommt, ob nun einmal über den Fluss oder etwas länger durchs Wattenmeer. Emden - Borkum sind sowieso > 50 km, für die Verbindungen zu den übrigen Ostfriesischen Inseln habe ich noch nie davon gelesen, dass ein Problem daraus gemacht wurde, dass das Deutschlandticket dort nicht gilt.