Außerdem gibt es in Deutschland weitaus mehr arme Menschen als in Luxemburg. Für sie wird das Reisen mit diesem 9 € Ticket überhaupt erst möglich.
Arme Menschen sind nicht mobil. Ja, vielleicht können die wegen 9€ Ticket 1x/2x zusätzlich ins Grüne fahren. Generell sind sie aber immobil, weil sie das Geld für Freizeitaktivitäten wie Restaurants, Clubs, Freizeitparks, Kino, Museum, Kreuzfahrt... nicht haben oder aufgrund ihres Alters, ihrer Gesundheit oder ihrer Angehörigen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.
Dieses 9€ Ticket ist eine willkürliche Umverteilung ohne sinnvolle Wohlfahrtswirkung. Sie wirkt ein wenig zu Gunsten der mittleren Einkommen/Vermögen und zu Ungunsten der unteren sowie oberen Einkommen/Vermögen (weil die oberen und unteren Quantile den ÖPNV unterproportional nutzen).
Noch stärker ist die Umverteilungswirkung allerdings in intertemporaler Hinsicht. Das Geld, dass heute mit der Gießkanne verteilt wird, muss in den Folgejahren über höhere Steuern wieder reingeholt werden. Da Steuern verzerrend wirken, sind die zukünftigen Steuern im Betrag strikt größer als die Entlastungen heute.
Gleiche willkürliche Umverteilungswirkungen hat auch der 30 Cent Rabatt an der Tanke: Der Fernpendler aus den Vororten und dem ländlichen Raum profitiert überproportional. Der umweltbewusste Stadtbewohner, der von gelegentlichem Car-Sharing abgesehen so gut wie kein Auto fährt, verliert.
Auch hier kommt es zu einem Deadweight Loss (ohne auf die Details einzugehen, sogar doppelt), weil die Steuern, die erhöht werden müssen, um die 30 Cent Subvention zu refinanzieren, verzerrend wirken.