Ich glaube das 9 € Ticket war so billig und vor allem war es was Neues, und da haben viele gesagt, die sonst nie mit ÖPNV fahren: ach, dann probier ich das auch mal, ist ja nicht viel Geld kaputt. Dadurch dass das Angebot zeitlich begrenzt war, war auch der "Sonderangebotseffekt" vorhanden.
Diese Personengruppe (wir reden typischerweise von Autobesitzern in eher ländlichen Regionen oder Vorstädten) fährt sonst nie mit ÖPNV, schlichtweg weil es für sie unbequemer ist als das eigene Auto. Und letzteres leisten sie sich, auch wenn es deutlich teurer kommt. Gehört für viele ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Beim 9 € Ticket war das für diese Zielgruppe eher der "Spaß- und Neugierdefaktor", aber ich glaube dass die Erfahrung die allerwenigsten dieser Zielgruppe dazu gebracht hat, einen Umstieg oder auch nur eine häufigere Nutzung des ÖPNV in Betracht zu ziehen. Diese Klientel schmeißt auch nicht 29 € im Monat raus für etwas, was sie dann praktisch nicht nutzt; dafür sind auch 29 € zuviel. Vielleicht "für die Kinder" (haben noch keinen Führerschein). Vielleicht gehören Deine Eltern nicht dazu, aber ich denke die skizzierte gesellschaftliche Gruppe ist sehr groß.
Es gibt Regionen, da fahren genau folgende Gruppen mit dem Bus:
Schüler (zur Schule bzw. von der zurück, wenn das Elterntaxi nicht zur Verfügung steht) und Menschen mit sehr geringem Einkommen. Letztere sind häufig Rentner oder, falls dort vorhanden, Studenten und Flüchtlinge. In manchen touristischen Regionen (Wandergebiete) kommen noch in der Saison vereinzelte Touristen hinzu.
In den allermeisten Regionen ist das eigene Auto das bei weitem flexibelste, praktischste und bequemste Verkehrsmittel, und die allermeisten Leute, die es sich leisten können (und das sind in Deutschland immer noch die meisten), kämen nicht auf die Idee, etwas anderes im Alltag in Betracht zu ziehen.