Jemand, der ein Auto unterhält "gezwungenermaßen, aus Bequemlichkeit oder Faulheit", soll plötzlich bei einer einzelnen Fahrt durch ein Preisargument rational und scharf nachrechnend überzeugt werden? Selbst wenn der ÖPNV kostenlos wäre, würden viele Leute ihn nicht benutzen, weil die Argumente, die sie bislang zur Autonutzung gebracht haben, nicht ihre Gültigkeit verlören.
Ich glaube schon, dass man die Leute mit dem finanziellen Argument sehr effektiv packen kann. Ich denke an meine BC100-Zeit zurück - damals habe ich alles, was ging, mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht. Auch wenn es eine Stunde länger dauerte. Bevor ich das Auto nahm, musste schon gar nichts mehr öffentlich fahren. Und das, obwohl das Auto
eh da war, nämlich für Dienstreisen, die mit 50 ct/km (also netto ca. 40 ct/km) sehr auskömmlich vergütet wurden.
Man muss natürlich noch sagen, dass ein Argument gegen die Bahn seit meiner Zeit (Ende 00er/Anfang 10er) dazugekommen ist, nämlich die Unzuverlässigkeit. Die war damals schon nicht berauschend, aber verglichen mit heute ein Traum.
sobald es auf das Land geht ist ein Auto leider nach wie vor unverzichtbar. Auch wenn man größere Einkäufe machen muss (z.B. größere Familie) oder Hobbys hat die einfach ein Auto erfordern
Achtung, gleich kommt das Killer-Argument
Carsharing plus Lastenrad
Wäre ich noch länger gefahren wären die Kilometerkosten noch weiter runtergegangen.
Wenn man natürlich irgendwelche monströsen Straßenpanzer durch die Gegend heizt und defensives und vorausschauendes Fahren nicht begreift und jede noch so kleine Kurzstrecke mit kalten Montor fährt, dann wird das natürlich gleich deutlich teurer.
Eben. Es gibt ja auch genügend Menschen, die alle drei Jahre, spätestens, einen Neuwagen kaufen - dann darf man sich auch nicht über hohe Vollkosten wundern.
"Arme Menschen sind weit unterdurchschnittlich mobil."
Was, wie man beim 9€ Ticket sehen konnte, an den viel zu hohen Preisen liegt.
Sozialpolitik in Deutschland ist viel zu oft reine Maßregelung - wer nichts schafft, soll auch gefälligst nicht durch die Gegend fahren. Das kommt bei der Diskussion immer viel zu kurz - was für einen riesigen sozialen Effekt das 9-Euro-Ticket hatte. Übrigens: 3,3 Milliarden Euro pro Jahr werden pro Jahr an Bürgergeldempfänger für Verkehr ausgezahlt. Auch die Summe kommt in der Finanzierungsdiskussion überhaupt nicht vor.
Millionen anderer Bürgen waren selbst 9 € zuviel bzw. sie hatten eben keinerlei Interesse an ÖPNV (mancher mag noch argumentieren, dass damals bestimmte Zugverbindungen extrem überlastet waren).
Corona war auch noch ein Faktor.
ich halte nur das Argument, man fahre mit dem Auto, weil es billiger sei (und nicht etwa weil es bequemer oder praktischer sei, weil es schneller sei, weil man es so gewohnt ist usw. usf.), in den aller-allermeisten Fällen für wissentlich vorgeschoben oder für Selbsttäuschung. Warum die Menschen auch immer meinen, solche Argumente nötig zu haben entweder vor sich selbst oder vor anderen.
Es ist halt Psychologie - initial einen hohen Preis zu zahlen und anschließend wenig oder gar nichts, tut weniger weh als bei jeder einzelnen Konsumentscheidung zur Kasse gebeten zu werden. Natürlich kann die Bahn ohne Grundgebühr und mit hohen "Gesprächskosten" nicht anstinken gegen das Auto mit hoher Grundgebühr und niedrigen "Gesprächskosten". Nicht ohne Grund verkaufen die Mobilfunkanbieter fast nur noch Flatrates.
Wenn uns mit einer Verkehrswende ernst ist, kommen wir nicht an einer Flatrate mit allenfalls einer "Schutzgebühr" von höchstens (!) neun Euro im Monat vorbei - besser ganz steuerfinanziert.