Ich habe mal (dumme?) Fragen zu Payback allgemein (sorry) ...
Wie um alles in der Welt rechnet sich das eigentlich fuer Payback ?
Kann mit dem Sammeln von Adressen und speichern von Kunden Kaufverhalten wirklich soviel Geld verdient werden ?
Diese ganzen Mehrfach-Punkte-Aktionen und Gutscheine zum Kopieren/Vielfachverwendung ... Geht das mittlerweile in die Richtung, dass Haendler das alles bereits in den eigentlichen Preisen beruecksichtigt hat und die Haendler sich entsprechend ueber Nicht-Payback Kunden doppelt freuen ?
Wo soll das alles hingehen, wenn Personen mittlerweile Doppelt/Dreifach Konten besitzen, teilweise Daten Verstorbener benutzen etc ?
Entschuldigt meine Unkenntnis ueber all das, aber in meinem Verwandtenkreis gibt es da einen Spezi der mit gezielten Aktionen quasi mit Minimal-Einsatz jeden Monat ueber 20.000 Payback-Punkte macht (Stichwort, als Hobby Hartz4er fuer Senioren einzukaufen)
Die Punkte gibt es nicht ja nicht für umsonst, sondern die haben einen monetären Wert. Ganz vereinfacht gesagt: Die Punkte, die man für Einkäufe sammelt, bezahlt in der Regel das entsprechende Unternehmen an Payback. Und zwar meistens teurer, als Payback diese dann wieder rausrückt. Von der Differenz "lebt" Payback.
In Wirklichkeit ist es natürlich sehr viel komplizierter: Zum einen ist ein Punkt bei unterschiedlichen Unternehmen unterschiedlich viel wert (bei dm z. B. bekommt man als Kunde ja einen Punkt pro Euro, und es gibt praktisch andauernd Mehrfachpunkteaktionen, bei ebay und vielen anderen Partnern bekommt man nur einen Punkt für 2 volle Euro Einkaufswert, und Mehrfachcoupons sind sehr selten). Das hängt damit zusammen, dass die Punkte auch für die beteiligten Unternehmen unterschiedlich wertvoll sind, sie ganz unterschiedliche Mengen davon ausgeben und dementsprechend auch einen anderen Preis pro Punkt an PB bezahlen. Man darf spekulieren, dass deutlich weniger Kunden bei real einkaufen oder bei ARAL tanken würden, wenn es dafür keine PB-Punkte gäbe. Amazon z. B. hat früher auch mitgemacht, irgendwann aber wohl festgestellt, dass die Leute sowieso bei Amazon einkaufen, und dann die Teilnahme an PB beendet. eBay fällt sicher auch in diese Kategorie und ist deshalb mit Coupons seeeehr geizig, macht aber trotzdem weiter mit. Ziemlich sicher bekommen sie sehr gute Konditionen von PB, da sie ein wichtiger und mächtiger Partner sind, und vielleicht kauft ein messbarer Anteil Menschen seit dem Ausscheiden von Amazon mehr bei eBay ein (ich zum Beispiel).
Zum anderen haut PB einen Teil der Punkte aus der eigenen Tasche (Marketingbudget) raus: Das sind dann so Sachen wie "100 °P für den nächsten Onlineeinkauf", weil durch diesen ja auch wieder neue Punkte reinkommen und Geld an PB fließt, "200 °P für den Einsatz der digitalen Karte" oder für Payback Pay, weil man die Leute dazu erziehen möchte, keine (selbstgedruckten) Papiercoupons mehr einzusetzen, sondern alles übers Handy zu machen, das Glücksrad (Kundenbindung), der Adventskalender (Weihnachtsgeschäft) usw. usf. Letztlich stammt aber auch dieses Geld von den beteiligten Partnerunternehmen, die es für die Ausgabe ihrer Punkte an PB bezahlt haben. Die 5 "Premiumpartner" ARAL, dm, Galeria, real und REWE zahlen übrigens ganz sicher noch deutlich mehr, da sie von PB in der Werbung besonders hervorgehoben werden. Sie sind z. B. mit Logos auf allen PB-Karten drauf (auch auf denen der anderen Partner) und werden immer bevorzugt genannt: "Punkten Sie bei über 600 Partnern, z. B. bei ARAL, dm, ..." Das ist ein nicht zu unterschätzender Werbeeffekt.
Womit wir bei Teil 3 wären: den Marketing- und Kommunikationsleistungen von PB. Ja, PB verdient auch mit dem Sammeln von Adressen Geld (ab und zu bekomme ich z. B. besondere Werbepost von einzelnen Partnern), aber v. a. das Kaufverhalten der Kunden ist eine Goldgrube. Durch die ständigen Analysen, wie die Leute auf Mehrfachpunkteaktionen reagieren, ab welchen Punkteschwellen der Umsatz um welchen Prozentsatz steigt usw. kann PB das Kaufverhalten der Teilnehmer mittlerweile ziemlich genau vorhersagen. Wohlgemerkt: im Durchschnitt bzw. für einzelne Segmente, nicht für den individuellen Kunden, da spielt das Datenschutzthema mit rein. Das reicht aber völlig aus. REWE will gar nicht wissen, ob Tante Erna diese Woche wieder Klopapier kaufen muss, weil es alle ist, sondern wieviel Mehrumsatz sie voraussichtlich machen, wenn sie eine bestimmte Sonderaktion für diese oder jene Kundengruppe schalten. Abgesehen davon ist bereits die alleinige Teilnahme an einem Kundenbindungsprogramm wie PB für ein Unternehmen bares Geld wert, da es die Chance erhöht, dass Leute dort einkaufen und auch höhere Umsätze tätigen als ursprünglich beabsichtigt. Womit wir wieder bei ARAL und real wären (s. o.).
Um die Sache weiter zu verkomplizieren: Manchmal geben Unternehmen mehr Geld aus, um neue Kunden zu gewinnen, als sie an diesen letztlich verdienen (siehe z. B. die Commerzbank/Comdirect- oder Congstar-Aktionen bei PB). Hintergrund ist, dass die Unternehmensstrategie das Erreichen bestimmter Zielwerte vorgibt (z. B. Anzahl Neukunden in einem bestimmten Zeitraum oder verkaufte Auflage bei Zeitungen wegen der dadurch erzielbaren Werbemehreinnahmen). Mal erhofft man sich Anschlussverkäufe, wenn man den Neukunden erst einmal angeworben hat (höhere Tarife, teurere Produkte, Zusatzversicherungen etc.), mal spekuliert man darauf, dass der Kunde den Kündigungszeitpunkt verpasst und so am Ende letztlich doch draufzahlt.
Was gerade bei PB noch hinzukommt: Die Sachprämien sind gerade im unteren Bereich derart überteuert (an Punkten bzw. Zuzahlung), dass PB selbst an einer Einlösung im Prämienshop noch verdient. Für eine M&M-Meile setzt LH in ihrer Bilanz übrigens einen Wert von € 0,003 an; das ist nicht zufällig auch der ungefähre Einlösewert im Worldshop. Wer die Grundrechenarten beherrscht, kommt also schnell dahinter, dass PB auch an den eingelösten Meilen noch verdient - erst bei der Ausgabe an das Partnerunternehmen, später bei der Umwandlung in Meilen, da sie höchstwahrscheinlich einen deutlich geringeren Preis für die Meilen zahlen als sie selbst für die Punkte erhalten haben.
Und nun zu deiner eigentlichen Frage: Einen gewissen Anteil Extrem-Maximierer hat PB dabei natürlich einkalkuliert. Leute, die die nötige Lebenszeit, Kreativität und den Geiz mitbringen, um das System zu ihrem Vorteil auszureizen. Um die abzuschrecken, sperren sie immer mal wieder willkürlich Konten, bei denen bestimmte Flags ausgelöst wurden: hat einen Kulanzcoupon eingelöst, der gar nicht öffentlich verfügbar war, wurde innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne zusammen mit hunderten anderen Karten aus demselben Nummernkreis aktiviert (Hinweis auf eine Hamsterfarm), hat Schnupperpunkte bekommen und soll dann gleich ausgecasht werden etc. Los wird man die Maximierer nie ganz, aber das Leben will man ihnen möglichst schwer machen. Unterm Strich lohnt sich das Ganze aber nur, wenn es auf der anderen Seite genügend "Normalnutzer" gibt, die immer wieder mal Punkte sammeln, ständig ihre Mehrfachcoupons vergessen und die Punkte dann noch verfallen lassen oder gegen möglichst hohe Zuzahlung in einen günstig in China zusammengeschraubten Mixer eintauschen.