Wer ist dann die Zielgruppe von Revolut?
Ich persönlich mag die Fintechs. Habe aber für meine Zahlungseingänge mit der DKB und ING (besonders nachdem bei ING nun wieder bis 500.000 Euro zinsfrei sind) zufrieden. Geldanlagen und ETFs mache ich bestimmt nicht über Revolut, VIvid und Co. da diese meine Altersvorsorge sind.
Ich befürchte, dass Revolut sich darüber selbst nicht mehr ganz klar ist.
Ganz am Anfang war die Zielgruppe noch einigermaßen klar: Online-affin und damit überdurchschnittlich jung. Als ich 2016 Revolut-Kunde wurde, war vieles von dem, was sie machten, auf FinTechs beschränkt und so revolutionär, wie man sich das heute, nur wenige Jahre später, gar nicht mehr vorstellen kann.
Über Kartenzahlungen in Echtzeit informiert zu werden. Fremdwährungen halten. Umsatzsperren einrichten. Karten gar per Handy online jederzeit sperren oder entsperren können. Mehrere Karten bekommen zu können. Die Anzeige der PIN in der App. Selbst der Chat war gut, als die Antwort noch zeitnah kam. Banken hingegen haben die Umsätze selbst online erst nach einigen Tagen angezeigt und fanden das modern. Eine Kartensperrung war endgültig und ging nur gegen Zusendung einer neuen Karte mit schriftlichem Antrag. Kontakt gab es nur in die Filiale oder über Telefon.
In dem Bereich, wo sie gut waren, haben die anderen aufgeholt. Apple Pay zeigt heute alle Umsätze in Echtzeit an, selbst von der Sparkasse. Apps haben heute auch so gut wie alle Anbieter. Für Teilbereiche kamen neue Wettbewerber, die in dem Rahmen besser werden wollte und auch das Funding erhalten haben.
Also versuchen sie bei Revolut diverse, immer neue Dinge und müssen das immer weiter streuen. Crypto, Vaults, Reiseprovisionen, Versicherungen, Peer-to-Peer Payment, jetzt halt eine Bank im Hintergrund. Vor einigen Monaten hatten sie ja schon einmal eine Aktion gestartet, um als Gehaltskonto verwendet zu werden, ohne zu verstehen, was zumindest in Deutschland damit das Problem ist.
Und so haben viele einige Lieblingsfeatures jenseits von Meilen oder Punkte generieren, die einen echten Mehrwert bieten. Bei mir waren es früher die Fremdwährungsüberweisungen, die gegenüber Transferwise deutlich besser waren, und Transferwise war schon richtig gut. Das andere war die Möglichkeit, mehrere Kreditkarten zu haben, was zusammen mit der Fremdwährungsmöglichkeit einfach die ideale Fahrkarte für Touristen in London ist, wenn man mit einer Familie unterwegs ist. Bei mir war das Thema also "Internationalität".
Bei Freunden war es viel wichtiger, die Karten online sperren zu können, Geld erst kurz vor der Zahlung aufladen zu müssen und eine Maestro auswählen zu können. Für sie war das Thema "Sicherheit" wichtig.
Immerhin könnte man hinter Revolut noch ein Geschäftsmodell ähnlich wie bei PayPal sehen, wenn sie nur groß genug werden, so dass viele Zahlungen intern laufen könnten, und das Meilensammeln in den Griff bekommen, ohne die Kunden zu vergraulen. Bei Curve, die ja vom Geschäftsmodell auf andere Karten angewiesen sind, sehe ich das viel weniger.