Das Streikrecht und die Möglichkeit sich in einer Gewerkschaft zu organisieren sind geschaffen worden um einen Ausgleich zwischen den Interessen von Grossunternehmen und ihren Arbeitnehmern zu schaffen. Ursächlich waren die schlechten Arbeits-, Lebens- und Gesundheitsbedingungen der Arbeitnehmer, die der Macht der großen Firmen nichts entgegen zu setzen hatten. Nur weil jetzt einige wenige Spartengewerkschaften aus Sicht der User hier vielleicht den Bogen überspannen, ist dies kein Grund diese Rechte einzuschränken.
Dir fällt aber sicher auf, dass Du zur Begründung schon die Geschichte bemühen musst?
Damit räumst Du indirekt ein, dass sie, zumindest in der heutigen Form und angesichts der heutigen Arbeits- und Beschäftigungswelt kein so optimales Instrument mehr sind, weder zur Wahrung der Interessen ihrer Mitglieder, noch weniger als verlässlicher Planungspartner für die Unternehmen und erst Recht nicht für diejenigen, die aus diversen Gründen nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen können.
Ich möchte damit auf keinen Fall die Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisation und Vertretung oder das Streikrecht generell in Abrede stellen. Aber das Modell bedarf offenbar dringend eines Updates!
Allerdings verteidigst Du die gewerkschaftliche Organisationsmöglichkeit als solche und um die geht es hier gar nicht.
Es geht um einzelne Spartengewerkschaften, wie die LH-lastige Vereinigung Cockpit oder eine recht streikwillige von zwei Lokführergewerkschaften, die in der Lage sind das ganze Land zur Geisel zu nehmen und unserer Volkswirtschaft Schaden zuzufügen zur Durchsetzung ihrer Partikularinteressen ähnlich England in den 70ern und 80ern.
Und da müssen wir Arbeitgeber (das ist keine Vereinnahmung aller Forenmitglieder; ich zähle nur selbst dazu) uns auch an die eigene Nase fassen: Wie oft wäre auch ich schon gerne aus Tarifvereinbarungen meines Verbandes oder aus der Kammermitgliedschaft ausgetreten! Wer glaubt für sein Unternehmen aus Rahmenvereinbarungen aussteigen und individuelle Vereinbarungen treffen zu können, muss sich auch damit abfinden, dass seine Angestellten in Form einer Spartengewerkschaft individuelle Ansprüche anmelden! Es reicht nicht nach dem Staat zu rufen, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Gerade dann nicht, wenn dieses Unternehmen und seine Mitarbeiter so elementar sind für das Funktionieren unserer Volkswirtschaft. Staatliche Intervention kann mittelfristig nie im Interesse der Unternehmen sein!
Insofern sehe ich keine Alternative zu Gewerkschaften und Streikrecht, aber der Geist der individuellen Lösungen muss zumindest für bestimmte Branchen wieder in die Flasche.