Da scheinen einige zu vergessen, dass nicht nur die Verfügbarkeit der Kartenzahlung, sondern auch die Nachfrage einen großen Einfluss auf die gesamte Situation hat. Solange eine große Gruppe der Verbraucher nicht von Händler erwartet, dass er die Karten nimmt, hat dieser die Ausrede, dass er keinen Terminal braucht, weil die Mehrheit sowieso bar zahlt. Selbst in den Geschäften, wo dieses angeboten wird, braucht es Anreize. Ich beobachte es regelmäßig an der Kasse im Supermarkt: Zahlt endlich einer mit Karte, dann tendiert eine Anzahl von wartenden Personen auch mit Karte zu zahlen. Dieses Verhalten lässt sich auch bei den SB-Kassen beobachten: In einigen Rossmann-Filialen wurden diese mit nur Kartenzahlung installiert. In den Stoßzeiten gibt es Situationen, wo eine lange (etwa 10 Personen) Schlange zu einziger bedienter Kasse entsteht. Geht einer zu diesen SB-Kassen, dann spätestens nachdem der erste Kunde fertig ist, wagen auch einige weitere das zu tun.
Und wie habt ihr bei der Visa-Aktion reagiert? Das gleiche.
Andererseits ist es schon bemerkenswert, dass die relevante Industrie nicht wirklich daran interessiert ist, etwas an der Lage zu ändern: Gibt es irgendwelche großangelegte Aktionen (abseits der Visa-Aktion, die auch nicht wirklich weit verbreitet wurde)? Nein. Weder von girocard (als Marke), noch von den einzelnen Kreditinstituten, noch DK, noch Visa oder Mastercard.
Besser noch: Es gibt Girokonto-Modelle mit Gebühren für Kartenzahlung, obwohl der Kartenausgeber vom Händler bereits bezahlt wurde. Kein Wunder, dass die Kartenzahlung nicht gut angenommen wird, denn es liegt auf der Hand, dass es günstiger ist, eine größere Summe an Bargeld abzuheben und damit zu bezahlen als pro Zahlung noch drauf zu zahlen. Ironischerweise, eine große Mehrheit (zumindest in dieser Gegend) ein Konto bei der Gruppe der Institute führt, wo solche Gebaren an der Tagesordnung sind.
Was man sich noch merken sollte:
- Viele haben keine hohe Ansprüche und sind mit ihrer Situation zufrieden, weil sie es anders nicht kennen.
- Es gibt eine große Gruppe, die sich gegen einem Kontowechsel sträubt, weil man die Angst hat, dass irgendwas schief gehen könnte.
- Auf die Idee zu kommen, dass man ein weiteres Girokonto eröffnen könnte oder sich eine Kreditkarte kommen auch nicht alle. Selbst wenn, dann können diese von der Annahme abgeschreckt werden, dass diese Möglichkeiten Geld kosten, weil das bei der Hausbank auch so ist.
- Viele Angebote werden grundsätzlich im Internet und wenig bis gar nicht offline vermarktet,
- Es hat sich eingebildet, dass die Kosten für den Händler einfach „exorbitant hoch“ sind und die Mindestumsätze oder mangelnde Akzeptanz in Geschäften mit relativ hohen Margen und großer Laufkundschaft selbst in den Landeshauptstädten sind was normales und gegebenes.
Da könnte man noch weitere Argumente hinzufügen, aber die aufgelisteten dürften schon reichen. Das Problem ist also komplexer als „der arme Händler will keinen Terminal haben“.