Qualitätsjournalismus lebt davon, dass es eine Mischfinanzierung gibt, aus der auch Recherchen finanziert werden können die am Ende vielleicht nicht in einer Enthüllung, sondern in einer Sackgasse, enden, sei es nach vielen Monaten teurer Recherche.
Oder auch Artikel zu recherchieren die gegen den Strich sind, für die es kein Schulterklopfen per micro payment gibt.
pay per view Journalismus wäre strukturell kein Journalismus mehr, sondern die selbe ätzende Echokammer, die immer nur alles bestätigt was die Leute eh schon denken sicher zu wissen, das Prinzip was die sozialen Medien so ruiniert hat.
Man sieht das gut in den USA, wo diese Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist. Der Erfolg von Trump, die immer bizzareren Republicans usw. ist sicherlich ein Ergebnis davon. Sozusagen bezahlte Propaganda, aber halt nicht staatlich, sondern privat finanziert, nicht staatlich erzwungen sondern von der Logik des Marktes. Differenzierte Stimmen werden nicht hinreichend bezahlt und verschwinden sukzessive. Früher waren sie halt Teil des Zeitungspreises, des Magazinpreises, ob man wollte oder nicht und dann hat man sich häufig doch damit konfrontiert und so mancher Leser konnte dadurch, sei es zähneknirschend, einräumen, dass die Welt vielleicht doch nicht so schwarz/weiß ist, wie er zuvor "sicher wusste".
Welcher Impfgegner bezahlt auch noch für einen Artikel der seine Weltsicht in Frage stellt oder umgekehrt welcher vorbehaltloser Impfbefürworter einen der auch Risiken darstellt? Früher waren häufig zwei konträre Positionen nebeneinander dargestellt, man hat es ja schon bezahlt also hat man es dann auch noch gelesen und am Ende vielleicht eingesehen, dass die andere Seite nicht nur 100% falsch liegt, auch wenn man es trotzdem nicht zugeben würde. So entstand der informierte Bürger als Träger der bürgerlichen Zivilgesellschaft, der bei politischen Fragen sachlich ausgewogen mitreden kann. Um es mal plakativ zu machen. Verschwindet das, dann brüllt sich die Gesellschaft zunehmend nur noch polarisiert an und die Medien werden zum Brandbeschleuniger, statt zum Informationskanal. Nachrichten per Facebook, hm.
Ansonsten wäre es natürlich schön beim Thema zu bleiben.