Das ist leider so nicht korrekt. Bis ich meine Stelle hier bekommen habe , habe ich wirklich jede Arbeit zu jedem Preis übernommen.
Das ist einfach nicht ok.
Es gibt genug Menschen, die bereit sind zu arbeiten.
Aber nicht mehr zu jeder Kondition und zu jedem Preis. Und das ist auch richtig so. Man muss kein Scheich werden, aber ne Wohnung muss drinn sein.
Das ist das Problem...
Prioritäten ändern sich mit jeder Generation. Die preußische, protestantische Arbeitsethik war historisch mal sehr wichtig und hat die Kriegsgeneration noch mehr geprägt als deren Kinder, aber deren Kinder noch mehr als deren Kindeskinder und so weiter.
Man lebt für die Arbeit, Arbeit ist mehr als ein Einkommen, Arbeit sei eine Sache der Würde und stifte Lebenssinn, sie sei zur Selbstverwirklichung da usw. das sind alles keine Wahrheiten a priori sondern Glaubenssätze der Sozialisierung und die sind tatsächlich bei den Boomern noch stark gefestigt und bei den Zoomern komplett verschwunden. Darum wollen sie ja zB die 4 Tage Woche (am besten im Home-Office), wo die Emanzen früher noch dafür gekämpft haben, dass die Frauen auch soviel ackern "dürfen" wie die Männer.
Am Ende des Tages ist der Arbeitsmark ein Markt wie jeder andere und der steigende Preis von Humankapital, das ist nämlich eine unweigerliche Langzeitfolge, wird durch das Preissignal dafür sorgen, dass sich der Einsatz von Humankapital verändert. Ist halt so, war schon immer so und wird auch so weitergehen.
Aktuell haben wir noch keinen bundesweiten Arbeitskräftemangel. Den gibt's nur lokal und in einzelnen Branchen. Ein echter Arbeitskräftemangel wird aber unausweichlich, die Demografie ist halt wie sie ist und wenn es kippt sind alle überrascht.
Der Unterschied zwischen "ich finde noch jemand" und "ich finde niemanden mehr" ist eben heruntergebrochen nur +/-1 Person.
Männer haben in Deutschland eine erheblich größere Lebensarbeitszeit als Frauen, zugleich sind Männer deutlich weniger mobil als Frauen. Ostdeutschland ist daher nicht nur besonders gealtert sondern auch besonders männlich, hat einen Männerüberschuss, die jungen Frauen sind am ehesten abgewandert. In klassischen Männerberufen findet man dort daher noch eher Bewerber, in klassischen Frauenberufen wie Lehrer ist die Verzweiflung im Osten bereits grenzenlos. Man kann in Thüringen bereits jetzt Lehrer werden ohne dafür eine Ausbildung zu haben. Als Quereinsteiger. Weil es entweder ein Quereinsteiger macht oder gar niemand mehr.
Das ist ein Beispiel für eine Branche bzw. einen Bereich der jetzt schon einen Blick in die Zukunft ermöglicht. Ein anderer ist lokal zB Südbayern. Ich bin in Südbayern immer schon in einem Umfeld aufgewachsen in der Vollbeschäftigung geherrscht hat, trotz massiver Binnenzuwanderung. Alle Landschaften meiner Kindheit sind inzwischen mit Gewerbegebieten und Neubaugebieten und Straßen zugebaut. Das hat funktioniert weil es immer noch genug überschüssiges Humankapital woanders abzusaugen gab. Jetzt nicht mehr.
Letzten Herbst hat eine gut besuchte Metzgerei im Nachbarort geschlossen. Weil sie keine Bewerber finden. Und die letzte Angestellte gekündigt hat weil sie ein anderer Metzger mit mehr Geld abgeworben hat. Der Metzgermeister alleine kann nicht den kompletten Laden führen. Also hat er zugemacht und ist in "Frührente" gegangen.
Der Metzger im übernächsten Ort ist aber kaum jünger und die Angestellte ist auch schon ü50.
Das sind so Dinge, die Einschläge kommen näher. GERADE NOCH funktioniert alles irgendwie. Könnt ja mal überlegen wie alt euer Hausarzt eigentlich ist, die Müllwerker die eure Tonnen leeren, der Maler der letzens den Sturmschaden ausgebessert hat, der Hausmeister, der Schlosser der euch gerettet hat als ihr ausgesperrt wart, der Schornsteinfeger,....das sind hier fast alles ü50. Insbesondere in allen nichtakademischen Berufen.
Ich weiss wirklich nicht wie wir das hinbekommen sollen. Für Kokolores wie ständig Bargeld abzählen wird auf jeden Fall in keiner Branche mehr Arbeitszeit zur Verfügung stehen. Dann gibt's entweder dafür auch Automaten oder die dreckigen Zettel müssen draußen bleiben.