Natürlich ist ein Chargeback auch bei Bezahlung am POS möglich. Es geht aber nur in von den Zahlungssystemen (oder in einigen Ländern auch vom Gesetzgeber - der beliebte Consumer Credit Act 1974, s. 75(1) in UK etwa) bestimmten Fällen, etwa Missbrauch der Karte. Interessante Lektüre hierzu:
https://usa.visa.com/dam/VCOM/downl...-management-guidelines-for-visa-merchants.pdf
Teilweise werden unbewusst oder auch bewusst die verschiedenen Verfahren miteinander verwechselt. Reines Offline-ELV (was ja tatsächlich gefährlich ist) macht so gut wie keiner. Aber es soll "Online-ELV" selbst dann günstiger als girocard sein, wenn man dies mit einer Garantie des Dienstleisters (Forderungsankauf, Inkasso, ...) kombiniert.
Das Wort Mittelstand ist bereits abschreckend. Ich spreche lieber von KMU (kleine und mittelgroße Unternehmen), weil das weniger wertend und weniger eng ist und nicht eine bestimmte Unternehmenskultur impliziert. Unternehmer mit wirtschaftlich gesunden Betrieben werden immer Nachfolger finden. Wenn der Betrieb in einer weniger attraktiven Region ist oder die Branche weniger ertragreich ist, ist es natürlich nicht so einfach.
In Deutschland hat man dazu auch eine relativ hohe Steuerlast. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass besonders viel in Forschung und Entwicklung investiert würde, obwohl der demografische Wandel das eigentlich erfordert. Der ÖPNV (eine Branche, aus der ich herkomme) ist nicht bloß untersubventioniert, der Nutzer wird weitgehend noch vor allem als Verwaltungsobjekt gesehen. Oder man könnte auch mal darüber reden, ob mobiles Payment (wenn die Bankfilialen immer weiter verschwinden), Supermarkt-Lieferdienste und Fernunterricht nach amerikanischem Vorbild die Versorgung in ländlichen Regionen Nordostdeutschlands verbessern würden. Man kann nicht jedes Provinznest retten, aber man kann die Schmerzen lindern...
Solange die allgemeinen gesellschaftlichen Bedingungen dafür nicht geschaffen sind (z.B. unkritische Verbraucher, was Umgangsformen und Qualität angeht, Hauptsache billig), wird man auch als innovativer Unternehmer nicht unbedingt erfolgreich sein. Wie schafft man diese gesellschaftlichen Bedingungen, außer durch Diskutieren und Debattieren? Für den eher genügsam-saturierten Durchschnittsbürger ist es sicher unbequem, mit fremden Meinungen konfrontiert zu werden, aber es gibt eben auch Menschen, die gegen "diesen neumodischen Ramsch kenn ich nicht, brauch ich nicht, verbieten wir es mal" antreten.
Vielleicht ist das Auswandern dann wirklich eine Option. Aber das ist auch nicht gut angesehen, weil man ja nach der kostenlos genossenen Bildung fremden Herren diene...
Nach dem EU-Beitritt sind knapp eine Million Polen nach England gezogen. Das hatte einerseits mit dem unterschiedlichen Verdienstniveau und der damals hohen Arbeitslosigkeit in Polen von fast 20% zu tun, aber auch heute noch sind viele dort geblieben, weil ihnen das gesellschaftliche Klima besser gefalle als im relativ monokulturellen Polen.
Bei einer TV-Debatte auf Channel 4 zum Thema Brexit hieß es neulich, die Deutschen würden den einheimischen Briten die Jobs wegnehmen, weil es in Deutschland ein Ausbildungssystem gäbe. Ich behaupte nicht, dass Deutschland so ein krasses Auswanderungsland wird wie Polen in den frühen Nullern. Aber wenn es mal wieder eine Rezession gibt, muss man sich überlegen, was man tut, um nicht den Anschluss in neuen Geschäftsbereichen zu verlieren.