Ich denke, man muss dieses Thema mal etwas globaler betrachten. Ein Arzt, Ersthelfer, Rettungssanitäter lebt natürlich damit, dass er/sie etwas kann, von dem wir alle im Sinne der Nächstenliebe und des Gebots zur Hilfe erwarten, dass man auch hilft. Genau hier liegt aber das Dilemma begraben. Diese Leute haben teilweise viele Jahre dafür gearbeitet um sich dieses Wissen anzueignen. In dieser Zeit müssen sie sich ernähren und sie müssen auch danach von diesem Wissen leben. Das ist überall da der Fall, wo reine Dienstleistungen erbracht werden.
Ob es nun im Flieger ist, im Strassenverkehr oder zu Hause, wenn ich sehe, dass im Nachbarsgarten jemand bewusstlos zusammenbricht. jeder von uns hier wird sagen: "Natürlich helfe ich!". Meine Erfahrung aus 5 Jahren Rettungsdienst (vor ewigen Zeiten während meines Studiums) und als langjähriger Ausbilder für Ersthelfer und Sanitätshelfer ist die, dass 90% der Leute wegschauen, wenn Hilfe notwendig wäre oder sogar aus purer Neugier im Weg stehen. Es gibt den - ich glaube - Straftatsbestand der "unterlassenen Hilfeleistung", genau aus diesem Grund.
So, nun zurück zum Arzt im Flieger. Jeder Arzt im Flieger wird helfen, wenn er/sie von einem Notfall weiss. Soweit so gut, soweit sollten wir uns einig sein.
Was ich nicht verstehe: Laut Versammlungsstättenverordnung muss ich bei einer Veranstaltung mit (oh Gott, mein Halbwissen.. sorry) 200 Personen einen Sanitätsdienst bereitstellen. Im Flieger sitzen teilweise 300 Leute und mehr. Warum eigentlich müssen das die Fluglinien nicht machen?
ich persönlich hätte kein Problem damit, wenn ein Arzt seine Hilfeleistung ganz normal abrechnen dürfte. Schließlich kann und darf er das auch, wenn ihn der Nachbar um 3 Uhr morgens zu Hause aus dem Bett klingelt um bei einem Notfall zu helfen. Ich persönlich hätte kein Problem damit, dem Arzt das zu zahlen. Ich würde es dem helfenden Arzt sogar anbieten. Ich würde begrüssen, wenn es hier eine klare Regelung geben würde, dass Fluglinien oder ersatzweise die Krankenversicherungen der Patienten (so denn eine vorhanden ist) das zahlen müssten.
Das Problem bezieht sich aber genauso auf Rechtsanwälte oder - wie in meinem Fall - auf EDV Fachleute (natürlich hinkt dieser Vergleich). Wie oft werden Dienstleister aller Coleur abends auf Probleme angesprochen. Alle EDV'ler werden mir bestätigen, dass es fürher oder später passiert, dass man abends bei einer Party um Hilfe bei EDV Problemen gefragt wird. Komisch, einem Handwerker passiert so etwas nie. Hier ist klar, dass Leistung erbracht wird und auch bezahlt werden muss. Wie gesagt, ich weiss, dass das etwas weit hergeholt ist.
Ich denke, wir sollten uns einfach mal an der eigenen Nase packen...