moin,
die Diskussion hier erinnert einen sehr an einen Verkehrsunfall auf der Strasse, wo die vorbei fahrenden Fahrer die persönliche Einstellung vertreten, dass der nächste Wagen bestimmt anhalten wird und hilft, selbst helfen kommt natürlich nicht in Frage!
Leider muss ich diese Erfahrung auch regelmäßig an Board feststellen, gewisse Menschen sind in einer sterilen Umgebung die Allergrößten, doch wenn es um einen "angeblichen" nicht mehr sicheren Arbeitsplatz geht, dann ist niemand mehr um Ausreden verlegen.
Ich helfe eigentlich immer aus Überzeugung heraus und gehe davon aus, dass jeder Patient die bestmögliche Versorgung/Betreuung verdient, die bei einem Notfall vorhanden ist.
Ist ein besser ausgebildeter Ersthelfer (Fachrichtung auf den Notfall abgestimmt) an Board, dann sollte dieser selbstverständlich den anwesenden Pat. behandeln und man rückt automatisch in die 2.Reihe.
Auf die Idee zukommen, erstmal mit der Crew präventiv eine Diskussion über die Vergütung zu führen an Board zu führen, erschaudert mich mit Schrecken, aber wer solch eine Einstellung offen auslebt, der bleibt auch bei einem Medical an Board seelenruhig sitzen und rutscht nur noch tiefer in seinen Sitz, als eine bestmögliche Unterstützung für die Crew darzustellen, Charme oder Ehre kennen solche Leute eher nicht, Eitelkeit ist hier häufiger vorzufinden, aber erst wenn man den Flieger wieder verlassen hat (bloß nicht vorher auffallen).
Natürlich freue ich mich, wenn es später eine Kleinigkeit von der Airline gibt (Voucher, Wein, Champus, Meilen etc.), aber mehr freue ich mich mit meinem Wissen dem Pat. und der Crew geholfen zu haben, dafür hat man ja auch etwas gelernt. Wenn ein Pilot an Board ausfällt u. sich an Board zufällig ein dem Muster gleichgestellter, sowie ausgeruhter Ersatz-Pilot befindet, dann würde ich mich auch freuen - wenn dieser zur allg. Sicherheit beiträgt und nicht vorab einen Bankbestätigten Scheck der Airline fordert für einen evtl. Einsatz auf diesen Flug.
Eine Kompensation kann erfolgen, muss aber nicht zwingend kommen, dass selbige auch zu deren Höhe, von großzügig bis AirBerlin geizig (Beispiel: Kardiologischer Notfall an Board auf der Langstrecke, ziemlich alleine gelassen von der Crew, als letzter zusammen mit der Crew bei der Ankunft ausgestiegen, weil erst die Übergabe an die Airport Paramedics erfolgen musste), der Dankesbrief von AB mit einem Voucher über 75€*liegt immer noch bei mir zu Hause, aber helfen würde ich auch immer wieder bei AB.
Stinkig macht mich eher das Verhalten von Medizinern an Board, die seltsam gelassen sitzenbleiben, obwohl die Crew mehrfach nach weiteren Fachpersonal für einen Medical ausgerufen hat oder nach einer erfolglosen HLW an Board später einen fragen, ob man noch Hilfe benötigen würde, aber die gesamte Zeit beim arbeiten am Pat. zugeguckt haben!
Ich verweise hier einmal auf das "Robin Hood Gesetzt" in den USA, dieses sieht bei verweigerter Hilfeleistung an Board von Airlines, Schiffen oder Zügen von Fachpersonal auf jeden Fall eine "Gefängnisstrafe ohne Bewährung" vor, außer man hilft direkt.
Der erste aktuelle Fall war auf einen USA Inlandsflug 2007, die Crew hat mehrfach bei einem Medical um Hilfe ersucht, leider ohne Erfolg, später meldete sich eine Dame bei der Crew und fragte verwirrt nach, warum der eigene Hausarzt von der Dame, welcher sich zwei Reihen vor sitzend befand, denn nicht helfen würde, nach der Landung wurde der Arzt verhaftet!
Eigentlich kann man an Board nicht viel verkehrt machen, die Ausrüstung ist bei den EU-Airlines mehr als anständig um über die Runden zu kommen, sonst muss man evtl. etwas tricksen, auch die Crews sind überwiegend Top (dürfen aber nichts anreichen oder aufziehen) und kein Pat. ist bisher wegen einer nicht erfolgten Intubation während des Fluges verstorben, sondern eher weil keine Beatmung stattgefunden hat.
Außerdem ist jede noch so kleine Hilfe besser, als gar keine Hilfe.
gruß insel
gruß insel