Das ist jetzt ein wenig oT - da nicht mehr im direkten Bezug zur Luftfahrt.
Ich habe den Eindruck, wir reden aneinander vorbei.
Meine Aussage der verbesserten Fahrzeiten bezieht sich auf die großen Fernrouten (du nennst sie 'Prestigestrecken'), die in Konkurrenz zum Luftverkehr stehen (was hier die initiale Diskussion ist). Da haben die Investitionen in Neubaustrecken in den letzte 50 Jahren für bedeutende Fahrzeitsenkungen gesorgt. Dabei bleibe ich.
Dass es bei der Bahn insgesamt einen massiven Investitionsstau gibt, und deswegen an allen Ecken und Enden klemmt, völlig d'accord. Und das die Fahrzeit auf den Fernstrecken der zweiten Garde teilweise gestiegen ist - ja, das ist leider auch so. Darüber habe ich aber in meinen vorherigen Beiträgen keinerlei Aussagen getroffen.
Habe aus dem von dir verlinkten Kursbuch von 1939 beispielhaft die großen Fernrouten ausgewertet - und davon nur die Schnelltriebwagen (FDt) berücksichtigt - sofern welche fuhren, die die hohen der 30er Jahre Fahrgeschwindigkeiten auch erzielt haben:
| Berlin <-> München | Hamburg <-> München | Berlin <-> Köln | Hamburg <-> Köln | München <-> Dortmund | Berlin <-> Hamburg |
Fahrzeit 1939 | 7:04/ 6:44 | 11:49 und 12:54
12:18 und 12:55 | 5:16/ 5:33 | 5:47/ 5:50 | 10:01 bis 12:59
10:13 bis 12:33 | 2:19 bis 2:21
2:18 bis 2:27 |
Anzahl Zugpaare 1939 (FDt) | 1 | 2 bis 3 D Züge | 1 | 1 | 3 D-Züge | 3 |
Fahrzeit 2024 | 4:05 (davon 4 in 3:50)
4:04 (davon 4 in 3:45) | 5:50 (+/-)
5:40 (+/-) | 4:50
4:45 | 4:04 (davon 4 unter 3:50)
4:05 (davon 2 unter 3:50) | 5:50 (+/-)
5:30 bis 6:30 | 2:22 bis 2:45
2:26 bis 2:42 |
Anzahl Zugpaare 2024 | 15 | 12 | 8 | 18 | 8 | 16+ |
Die Fahrzeiten haben sich meist deutlich verbessert - nur zwischen HH und Berlin kommt man im Regelverkehr heute nicht an den Fliegenden Hamburger von damals ran - HH - Berlin ist 'nur' eine Ausbau-, keine Neubaustrecke. Auch zwischen dem Pott und Berlin hat nicht viel getan... da macht sich bemerkbar, dass quer durch das Ruhrgebiet alles so ist, wie es auch schon vor 100 Jahren war.
Und zum Thema ein tägliches Zugpaar mit 2 bis 3 Wagen versus 10+ Züge mit 12 Wagen.
Das macht durchaus ein Unterschied - das deutsche Schienennetz ist überlastet (wie du ja schreibst), weil eben so viele Züge auf begrenztem Gleisen unterwegs sind.
Würde die Bahn heute auf den großen Routen nur 1 tägliches Zugpaar mit den heutigen Fahrzeiten anbieten, der Fahrplan wäre stabil.
Leider wurde in Deutschland beim Bau der Hochgeschwindigkeitstrecken auf dem letzten Kilometer oft gespart: statt zusätzliche Gleise direkt in den jeweiligen (Haupt-) Bahnhof einzuführen, enden die NBS oft etwas außerhalb und auf den letzten Kilometern darf sich der ICE Verkehr die Gleise mit dem Regionalverkehr teilen:
- NBS Mannheim - Stuttgart endet in S-Zuffenhausen - aus 4 Streckengleisen (2 Mannheim - Stuttgart und 2 Bietigheim-Bissingen - Stuttgart) werden 2
- NBS Frankfurt - Köln: beginnt erst in Köln Steinstraße - vom Hbf/ Deutz teilen sich die ICE Gleise mit dem Regionalverkehr. Dito in Frankfurt - von FFM Stadion bis Hbf ist die Strecke mit den Riedbahn vereinigt
- NBS Hannover - Berlin endet in Berlin Spandau und teilt sich die Gleise mit der Hamburger Bahn und ab Charlottenburg mit der Stadtbahn.
Man glaubte, man bei Bau einige Euro zu sparen und hat damit überlastete Strecken geschaffen und es gibt keinen Puffer, um im Falle vor Verspätungen, diese abzufangen. Ein Faktor, der zum heute so instabilen Fahrplan der DB beiträgt. Auch daran scheitert aktuell der Deutschlandtakt - diese Flaschenhälse verhindern letztlich den 30 Minutentakt.
Also sofern es innerdeutsche Strecken betrifft (teilweise EW), dann ja. Auf längeren in Europa wohl eher nicht - aber ist die Frage, ob die Strecken überhaupt Bedarf haben... FR generiert Nachfrage teilweise über den Preis - ist der zu hoch, bricht die Nachfrage ein. Solche Strecken sind nicht wirklich tragfähig.
Das mit Teams und Co ist sicher ein valider Punkt. Der Bedarf, Businesskasper quer durch Deutschland zu schicken ist sicher gesunken.
Aber ernstgemeinte Frage: in anderen Märkten - z.B. Nordamerika - hat der Domestic Verkehr wieder das pre-Corona Niveau erreicht. Teams und Co müssten aber doch auch hier eine Rolle spielen. Es fand sich wohl Ersatznachfrage? In den USA gibt es zum Luftverkehr aufgrund der Distanzen und dem kargen Eisenbahnnetz keine wirkliche Alternative.
Carsten