Lufthansa nach der Rettung - Diskussion zu Zukunft, Sparmaßnahmen und Firmenpolitik

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traindriver

Erfahrenes Mitglied
10.08.2019
419
206
"Am Flughafen werden Kolleg*innen mit Polizeischutz vom Gate geführt, ein Kollege wurde niedergeschlagen, Monitore werden herausgerissen und den Kolleg*innen nachgeworfen", halten die Verfasser fest. Einsatzplanung, Creweinsatz, Flugsteuerung und Verkehrszentrale arbeiteten ebenfalls "an der physischen und psychischen Grenze des Leistbaren".

Die Mitarbeitenden fordern deutliche Kurskorrekturen: "Sparen um jeden Preis wird seit Jahren als Alheilmittel der Zukunftssicherung angesehen und das Personal und der Kunde unseres Dienstleistungsunternehmens geraten völlig aus dem Blick".

Das Verhältnis der Mitarbeitenden zum aktuellen Konzernvorstand sei inzwischen "nachhaltig beschädigt".

Würde mich nicht wundern, wenn es da bald noch gewaltig kracht...
 

HAM76

Erfahrenes Mitglied
21.09.2009
4.232
3.230
HAM
Für den Winterflugplan scheint die Lufthansa zur Erkenntnis gelangt zu sein, dass er zu optimistisch geplant wurde. Gerade kam ein Stapel Flugstornierungen für November-Januar rein.
 

oliver2002

Indernett Flyertalker
09.03.2009
8.787
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50
MUC
www.oliver2002.com
Herr Kayser, was ist der Grund für das derzeitige Chaos im Flugverkehr?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass die Situation weltweit sehr ähnlich ist. In den USA mussten die amerikanischen Carrier in diesem Jahr bisher über 120.000 Flüge streichen. British Airways streicht 11 Prozent der Flüge im Sommer, Air Canada 15 Prozent und auch die Low Cost Carrier streichen zunehmend Programm (Easyjet 5 Prozent, Ryanair mehr als 300 Streichungen am Wochenende). Heathrow hat die Kapazität im Terminal 2 und 3 tageweise um 10 Prozent reduziert und die britischen Behörden haben die Carrier dort explizit zu Streichungen aufgefordert.
Die Hauptursache ist dabei, dass wir einen Sprung im Verkehrsvolumen von über 90 Prozent innerhalb weniger Monate erleben. Auch wenn dies nach der langen Zeit der fehlenden Kunden eigentlich erfreulich ist, überfordert dieser noch nie da gewesene Anstieg das gesamte System weltweit. Dazu kommt die Belastung durch die hohen Krankheitsquoten aufgrund der derzeitigen Covid-Welle bei allen Beteiligten.
Hinzu kommt, dass der aktuelle Krieg in der Ukraine den verfügbaren Luftraum in Europa stark eingeschränkt hat. Die Verlagerung von Verkehrsströmen gen Westen und die kurzfristige Aktivierung von militärischen Korridoren führt zu massiven, teils unplanbaren Engpässen in den Lufträumen unserer Heimatmärkte, die oftmals ursächlich für weitere Verspätungen sind.
Alle Partner wissen, dass sie gemeinsam Verantwortung tragen und jetzt alles für einen stabilen Flugverkehr tun müssen.

Sind alle Hubs gleichermaßen betroffen?
Die Lufthansa Drehkreuze weisen aktuell die größten Missstände auf. In Zürich, Wien oder Brüssel läuft es besser. Besonders herausfordernd ist die Situation in Frankfurt. Hier fanden in der vergangenen Woche nur knapp 91 Prozent unserer geplanten Flüge überhaupt statt und von diesen sind nur 26 Prozent pünktlich. In München sieht die Situation etwas besser aus als in Frankfurt. Zum Vergleich: In Zürich konnten 98 Prozent aller geplanten Flüge durchgeführt werden und in Wien lag die Pünktlichkeit bei 56 Prozent. Die Lufthansa Hubs hinken also deutlich hinterher.

Worin liegen die Ursachen, dass es vor allem in Frankfurt nicht so gut läuft?
Insbesondere in Frankfurt, am bedeutendsten Lufthansa Group Hub wirken sich Schwachstellen aufgrund der Größe und Komplexität des Flughafens besonders gravierend aus. Hier gibt es im Vergleich zu unseren anderen Hubs eine massive Unterbesetzung bei den Dienstleistern der Bodenverkehrsdienste. Darüber hinaus gibt es in Frankfurt mit vier Peaks ausgeprägtere Verkehrsspitzen als an den anderen Drehkreuzen. So können Verspätungen, die sich über den Tag aufbauen, schwieriger abgefangen werden. Und dann kommt die aktuell außergewöhnlich hohe Krankenquote mit aktuell mehr als 30 Prozent an der Station hinzu – durch Corona und Überlastung.

Was unternehmen wir als Lufthansa Group, um die Situation wieder zu stabilisieren?
Wir haben schon vor Wochen proaktiv Flugstreichungen vorgenommen, um Umbuchungen unserer Gäste zu ermöglichen und Entlastung in den Peaks zu schaffen. Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass tagesaktuelle Streichungen vermieden werden. Außerdem hat sich die Lufthansa Group dafür eingesetzt, dass ab Juli 400 Flüge wieder von der französischen Flugsicherung kontrolliert werden. Das entlastet den deutschen Luftraum. Wir stellen Personal ein, unter anderem Kabinenpersonal bei Austrian und Swiss, Techniker und auch Gatepersonal in München und Frankfurt. Wir haben weitere Dienstleister unter Vertrag genommen, zum Beispiel für die Bodenverkehrsdienste in Frankfurt.

Das Angebot der Bundesregierung, den Weg zur Einstellung von Personal auch aus Drittstaaten zu erleichtern, ist im Grundsatz begrüßenswert. Hier ist aber zu bedenken, dass diese Arbeitskräfte sicherheitsüberprüft werden müssen. Das dauert noch immer zu lange. Dieser Prozess muss beschleunigt werden, damit die Hilfe zeitnah umgesetzt werden kann. Zudem sind wir auf EU Ebene und mit dem Verkehrsministerium in einem konstanten Dialog, um über diese Maßnahme hinaus für mehr Stabilität an den Flughäfen zu sorgen
 

juliuscaesar

Erfahrenes Mitglied
12.06.2014
19.535
17.124
FRA
Lufthansa hat sich während Corona massiv verkalkuliert, Beispiel: Fürstliche Entlohnung für A380 Crews bei Ausscheiden aus dem Unternehmen.

Wenn jetzt wirklich der 3. Weltkrieg kommt, kann es genauso ein dramatischer Fehler sein, Millionen in neues Personal und die verspätete Ertüchtigung der A380 zu stecken.

I hope you get, what i mean..
 

E Francesco

Erfahrenes Mitglied
19.10.2021
2.414
4.540
Für ITA möchten LH/MSC mittlerweile weniger bezahlen (die Konkurrenz allerdings auch):
Zuerst wollten Lufthansa und MSC gemäß italienischen Medienberichten 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro bieten. In der ersten Offerte nannten sie dann noch einen Preis von einer Milliarde für 80 Prozent an ITA Airways. Und jetzt legen sie noch 800 bis 850 Millionen Euro auf den Tisch, wie die Zeitung Corriere della Sera berichtet. Auch ihr Konkurrent, der amerikanische Fonds Certares, der mit Air France-KLM zusammenarbeitet, will nur noch 500 bis 600 Millionen zahlen nach 600 bis 800 Millionen Euro zuvor. Details zu dieser Offerte sind kaum bekannt.
Ein Selbstläufer wird die Übernahme allerdings wohl nicht:
Der Preis alleine wird jedoch nicht den Ausschlag geben. Auch die strategische Perspektive und die Sicherstellung einer weitreichenden italienischen Entscheidungsgewalt werden für die Regierung wichtige Punkte sein. Lufthansa und MSC stehen zwar in der Pole-Position, vor allem weil Air France-KLM noch nicht alle Staatshilfe zurückgezahlt hat und deshalb noch gar nicht investieren darf. Doch es gibt auch Abwehrreflexe in Rom gegen die übermächtigen Deutschen.
https://www.aerotelegraph.com/lufthansa-und-msc-wollen-weniger-fuer-ita-airways-zahlen
 
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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
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Also ich habe gehört, dass z.B. die Swiss auf Europastrecken über Deutschland, z.B. Berlin Zürich, statt in der der üblichen Höhe um 33.000 Fuss nur noch etwa 24.000 Fuss fliegt, alleine aufgrund der besseren Kapazitäten im Luftraum und bei den Fluglotsen. Kostet wohl / Strecke 0,5t Kerosin mehr, dafür glücklichere Fluggäste die dann ihren Anschlussflug besser erreichen.
 

Petz

Erfahrenes Mitglied
08.11.2009
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6.177
Also ich habe gehört, dass z.B. die Swiss auf Europastrecken über Deutschland, z.B. Berlin Zürich, statt in der der üblichen Höhe um 33.000 Fuss nur noch etwa 24.000 Fuss fliegt, alleine aufgrund der besseren Kapazitäten im Luftraum und bei den Fluglotsen. Kostet wohl / Strecke 0,5t Kerosin mehr, dafür glücklichere Fluggäste die dann ihren Anschlussflug besser erreichen.
BER-ZRH, 2 Beispiele (Daten von FR24):

LX963 heute FL350, gestern FL260, vorgestern FL240
LX967 heute FL340, gestern FL330, vorgestern FL360
 
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ek046

Erfahrenes Mitglied
29.05.2013
3.303
794
@oliver2002 bei Kaysers Geschwafel lese ich wieder nur „Alle Anderen sind schuld“. Selbstreflexion 0,0.

Bei den Bodendienstleistern hat man doch selbst outgesourct was nur ging. Alles raus und durch billige Dienstleister ersetzt. Die verkrümeln sich dann während der Krise. Welch Wunder. Die Rechnung bekommt man nun präsentiert. Schuld sind natürlich die anderen und die Mitarbeiter die gegangen sind.

Wird Zeit im LH Vorstand mal feucht durchzuwischen.

„In der vergangenen Woche waren laut einer internen Auswertung, die der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vorlag, gerade einmal 41,2 Prozent aller Lufthansa-Flüge pünktlich. Am Drehkreuz Frankfurt traf das sogar nur für gut jeden vierten Flug zu (26 Prozent).

Konzernvorstand Detlev Kayser beklagte in dem Dokument eine massive Unterbesetzung bei den Dienstleistern der Bodenverkehrsdienste.



"Anstatt die Krise der gesamten Luftfahrtbranche als Chance zu sehen, mit vereinten Kräften einen gemeinsamen Weg durch die Pandemie zu finden, sah der Konzernvorstand darin offensichtlich vielmehr die Gelegenheit, langfristig tarifliche und betriebliche (Kosten-) Strukturen abzusenken."



Die Vize-Vorsitzende und Verdi-Gewerkschafterin Christine Behle hatte vom Management konkrete Handlungsprogramme verlangt. Sie höre wegen der Dauerbelastung von Krankenständen in einzelnen Einheiten von bis zu 40 Prozent. Auch nähmen die tätlichen und psychischen Angriffe auf das Personal besorgniserregend zu.



Lufthansa verspiele ihren guten Ruf und verliere langjährige Gäste, heißt es in dem Brief. In vielen Bereichen fehle es an Personal, die Kollegen seien an der physischen und psychischen Belastungsgrenze, der Krankenstand erreiche zwischen 20 und 30 Prozent.

Dem Vorstand halten die Arbeitnehmervertreter vor, nicht schnell genug umgesteuert zu haben. "Viel zu lange wurde an den Kündigungsdrohungen festgehalten, um die gewünschten Zugeständnisse doch noch zu erzielen, und in der Folge viel zu spät davon abgerückt."


 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.809
Hamburg
"Am Flughafen werden Kolleg*innen mit Polizeischutz vom Gate geführt, ein Kollege wurde niedergeschlagen, Monitore werden herausgerissen und den Kolleg*innen nachgeworfen", halten die Verfasser fest. Einsatzplanung, Creweinsatz, Flugsteuerung und Verkehrszentrale arbeiteten ebenfalls "an der physischen und psychischen Grenze des Leistbaren".

Die Mitarbeitenden fordern deutliche Kurskorrekturen: "Sparen um jeden Preis wird seit Jahren als Alheilmittel der Zukunftssicherung angesehen und das Personal und der Kunde unseres Dienstleistungsunternehmens geraten völlig aus dem Blick".

Das Verhältnis der Mitarbeitenden zum aktuellen Konzernvorstand sei inzwischen "nachhaltig beschädigt".


ist der Ruf erst ruiniert, spohrt's sich völlig ungeniert

Vielleicht sollte die LH es mal mit einem neuen Chef versuchen. Habe nie verstanden woraus die besondere Qualifikation von Herrn Spohr bestand (außer der familiären Bindung :):))
 

E Francesco

Erfahrenes Mitglied
19.10.2021
2.414
4.540
Im LH Vorstand ist die Stimmung auch schlecht:
Unmittelbar vor der Sondersitzung des Lufthansa-Aufsichtsrats wegen des aktuellen Flugchaos hat es am Dienstag eine hitzige Debatte zwischen einzelnen Vorstandsmitgliedern gegeben. Das erfuhr das Handelsblatt aus dem Umfeld des Top-Managements.

Bei der emotionalen Diskussion habe es gegenseitige Schuldzuweisungen gegeben, heißt es. Vor allem Lufthansa-Chef Carsten Spohr, Chief Commercial Officer Harry Hohmeister und Chief Operations Officer Detlef Kayser hätten im Mittelpunkt gestanden. Auch Christina Foerster, Chief Customer Officer, habe Kritik einstecken müssen.

Am Ende sei es Aufsichtsrats-Chef Karl-Ludwig Kley allerdings gelungen, die Einheit in der Führung wiederherzustellen, wird weiter berichtet. Eine offene Front gegenüber den Arbeitnehmervertretern wollte sich die Konzernführung unmittelbar vor der Sondersitzung wohl nicht leisten.
In der heutigen Aufsichtsratssitzung selbst hat der Vorstand Fehler eingeräumt und Maßnahmen vorgestellt, wie sich die Lage bessern soll; dem Personal wurde Entgegenkommen in den aktuellen Lohnrunden signalisiert.
https://www.handelsblatt.com/untern...-debatte-im-lufthansa-vorstand-/28483758.html
(momentan noch ohne Paywall lesbar)
 

juliuscaesar

Erfahrenes Mitglied
12.06.2014
19.535
17.124
FRA
Im LH Vorstand ist die Stimmung auch schlecht:

In der heutigen Aufsichtsratssitzung selbst hat der Vorstand Fehler eingeräumt und Maßnahmen vorgestellt, wie sich die Lage bessern soll; dem Personal wurde Entgegenkommen in den aktuellen Lohnrunden signalisiert.
https://www.handelsblatt.com/untern...-debatte-im-lufthansa-vorstand-/28483758.html
(momentan noch ohne Paywall lesbar)
Ich bin überzeugt, dass „Maßnahmen“ und „mehr Lohn“ nicht ausreichen, die Herausforderungen der LH zu lösen.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Vor der Sitzung hatte ein Brandbrief von Belegschaftsvertretern für Zündstoff gesorgt. Die Personalvertretungen von Lufthansa, Lufthansa Cargo, Lufthansa City Line, Germanwings und der Flugschule in Bremen formulierten in einem Schreiben an alle Kontrolleure eine eindringliche Warnung: „Wir verspielen unseren guten Ruf, und auf Dauer wird Lowcost-Service und -zuverlässigkeit zu Premiumpreisen sicher nicht funktionieren.“

!!! 😎 !!!
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
9.171
7.936
Kein Wunder ist die Stimmung im Vorstand schlecht. Über knapp zwei Jahre hat man den eigenen Leuten das Leben schwer gemacht, hat 30.000 Leute vor die Tür gesetzt mit teils rabiaten Methoden und ohne sich anzusehen wer da wirklich den Laden zusammengehalten hat. Jetzt muss man plötzlich um den eigenen Job bangen. Aber im Gegensatz zu den geschassten Mitarbeitern haben sie das zu einem guten Teil selbstverschuldet. Meine Vermutung ist, dass es da im Vorstand demnächst so einige Abgänge geben wird. Nicht zuletzt auch CS selbst.
 

Spinnacker

Erfahrenes Mitglied
17.03.2015
320
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300x250
Meine Zahnärztin erzählte mir kürzlich, daß es sie getroffen hat, daß eine Patientin eine negative Bewertung auf google hinterlassen hat.

Juckt es eigentlich den LH-Vorstand nicht, wieviele, wie oft hier von Kunden negative Erlebnisse bei oder mit LH / M&M / den sog. Callcentern geschildert werden???

Geht das denen am Allerwertesten vorbei?

Genauso aber auch die Frage an die z.T. fürstlich (wenn man die Ausbildung in Relation zum Gehalt nimmt) Beschäftigten: glaubt ihr wirklich, es sei möglich, daß ein Teil von Euch die Kunden nicht freundlich bedient, sondern bestenfalls abfertigt, gehe auf immer so weiter und es ist scheißegal.

Der Laden lebt von den Kunden, die Geld da lassen - und von nichts anderem.