Bekanntlich gibt es hier einige Foristen, welche Humbug posten (ob dies bewusst passiert oder aus Unwissen ist mir unbekannt)
Noch einmal; das Signal aus Brüssel war „eindeutig uneindeutig“, es gab einen Zeitpunkt, bis zu welchem die Airlines refundieren sollten.
Ob dieser nun zu kurz , zu lang, zu gemein, zu nett war, kann man gerne diskutieren.
Da postest Du jetzt aber Humbug.
Die Entscheidung, die Erstattungen auch noch nach Erhalt der Staatshilfen weiterhin bewusst zu "verlangsamen" war eine rein kommerziell getriebene Entscheidung des Passagevorstands in der Hoffnung, möglichst viele Kunden von einer Erstattung abzuhalten und durch die zusätzlichen Hürden bei den Erstattungen eine Umbuchung schmackhafter zu machen.
Und die Fluggastrechte waren zu jedem Zeitpunkt klar und von Brüssel auch nie außer Kraft gesetzt.
Angesichts von diversen Betrügern und Gaunern im System, angesichts Kurzarbeit und begrenzten Call Center Kapazitäten (sicherlich auch dem durchaus nachvollziehbaren Ansatz, lieber 4 Augen als 2 bei schwierigen Cases) halte ich das für mehr als legitim.
Ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Lufthansa erstattet im regulären Erstattungsprozess ja stets auf die ursprüngliche Zahlungsart, hätte man den regulären Erstattungsprozess aufrecht erhalten, wäre dort jetzt auch kein Betrug und keine Gaunereien möglich gewesen.
Neuerdings verlangt LH ja 40 EUR Bearbeitungsentgelt für Reisebüros, wenn man unnötigerweise einen Erstattungsantrag per BSPlink einreicht, um die damit verbundenen Kosten zu decken. Von Ende März 2020 bis Ende Juli 2020 wurden aber alle Reisebüros gezwungen, diesen bürokratischen Weg zu nutzen, anstatt die Tickets der Kunden direkt erstatten zu können. Wenn man jetzt einfach mal 20 EUR tatsächliche Kosten unterstellt (also 50% von dem, was die Lufthansa gegenüber den Reisebüros als Behauptung aufstellt) und diese Kosten im Konzern einmal auf die Zahl der Tickets hochrechnet: Glückwunsch!
Zugleich die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu halten und keine Ressourcen bereitzustellen, mag natürlich vom Cash-Flow her sehr smart gewesen sein, aber die Fortsetzung dieses Verhaltens auch nach Erhalt der Staatshilfen noch als legitim zu bezeichnen, ist schon sehr dreist.
Bevor man also seine Wutreden postet, erst einmal nachdenken, warum gewisse Player im Markt etwas machen, welcher Hintergrund vorliegt, welche Intentionen verfolgt werden.
Und genau dort solltest Du auch einmal objektiv differenzieren.
Vor Erhalt der Staatshilfen? Klar, schwierige Situation. Massiv negativer Cash-Flow, der alle etablierten Prozesse auf den Kopf stellt - sei es die BSP-Abrechnungen im Clearinghouse, bei denen auf einmal jede Woche mehr Geld denn je in die entgegensetzte Richtung fließt wie normal, oder auch die Merchant-Accounts bei den Kreditkarten-Acquirern, die erst einmal mit Liquidität gefüttert werden müssen, damit die Gutschriften auf die Kreditkarten auch ausgeführt werden. Und jeden Tag geht das Geld so schnell weg, dass man dort nicht einfach im Blindflug weitermachen kann. Soweit so gut.
Aber nach Erhalt der Staatshilfen hätte man viele Wochen früher zu den etablierten Prozessen zurückkehren können, anstatt eben weiter darauf zu hoffen, möglichst viele Kunden noch mürbe zu machen, dass sie am Ende doch eine Umbuchung statt einer Erstattung akzeptieren. Wenn Du schon die Intentionen ansprichst, dann bitte auch ehrlich und transparent.
Der Image-Schaden ist auf jeden Fall ähnlich nachhaltig negativ, wie seinerzeit der Image-Schaden durch die ganze Streikorgie.