Das debundling halte ich allerdings, wie schon oft geschrieben, für strategisch gefährlich - aber immer noch besser, als zu versuchen, Ryan im Rennen um die billigsten Flüge zu schlagen.
Debundling kann in bestimmten Konstellationen sogar äußerst suboptimal sein. Ich klaue mal ein Beispiel von
Wikipedia:
Konsument A hat eine Zahlungsbereitschaft für eine Textverarbeitung von $100 und für eine Tabellenkalkulation von $60. Bei Konsument B sind es $60 für die Textverarbeitung und $100 für die Tabellenkalkulation.
Man nehme an, es gibt nur ein Unternehmen (einen Monopolisten), das eine Textverarbeitung herstellt. Dieses sei zugleich Monopolanbieter der Tabellenkalkulation.
Wie bei Software normal, sind die Grenzkosten der Herstellung der Software null. Das vereinfacht das Entscheidungsproblem des Unternehmens, weil Gewinnmaximierung einfach der Erlösmaximierung gleichkommt.
Wenn das Unternehmen die Softwareprodukte einzeln verkauft, ist der gewinnmaximierende Preise für die Textverarbeitung $60 und der für die Tabellenkalkulation auch $60. Der Erlös ist insgesamt $240 (jedes Produkt kann 2x abgesetzt werden).
Nun sei der Fall betrachtet, in dem das Unternehmen auch ein Güterbündel verkaufen kann, hier eine Office-Suite. Bei einem Preis von $160 (oder von mir aus $160 - epsilon für ein beliebig kleines epsilon > 0) kaufen beide Konsumenten das Office-Produkt. Der Erlös kann somit auf $320 gesteigert werden.
Ich habe soeben also (zumindest heuristisch) gezeigt, dass Bundeln aus Unternehmenssicht optimal sein kann. Das kommt gerade vor, wenn Konsumenten unterschiedliche Zahlungsbereitschaften haben, die dem Monopolisten zudem in der Praxis unbekannt sind (er kennt nur die Verteilung für die Population als Ganzes).
Für den Monopolisten ergibt Bundling also Sinn. Die Konsumenten erleiden allerdings Wohlfahrtsverluste ($40 pro Konsumenten, weil ja jetzt $160 für das Bundle statt vorher $60 + $60 bezahlt werden müssen und die Wertschätzung unverändert bei $160 liegt).
Wenn man eine solchen Ansatz etwas rigoroser entwicklet (vgl. z.B.
diese Studie), lassen sich einige interessante Schlussfolgerungen ableiten.
Selbst aus obigem "Kindergarten" Modell ergibt sich ja, dass Unbundling zu einem niedrigeren Gesamtpreis selbst für die Konsumenten führt, die alle Produkte kaufen, die vorher gebundelt waren.
Also d.h., vor Ryanair gab es nur den Tarif inkl. einem Aufgabegepäckstück. Jetzt kommt Ryanair und bietet Tarife ohne Aufgabegepäck an. Dass dieser Tarif für diejenigen, die kein Aufgabegepäck benötigen, billiger ist als vorher, ist intuitiv. Obiges Minimodell zeigt aber auf, dass selbst die Summe aus Basistarif ohne Aufgabegepäck und Aufpreis für ein Gepäckstück insgesamt niedriger sein kann als das Bundle vorher.
tl;dr Habe heute mal lange mit aufgesetzten Wirtschaftswissenschaftler-Hut gepostet. Unterm Strich ist festzuhalten, dass die Aussage von mbraun, dass es gut möglich ist, dass die Airlines sich mit Unbundling ins eigene Fleisch schneiden, sich theoretisch sauber fundieren lässt. Ich als BoB-Gegner (zumindest was den Getränkeservice angeht) wäre schon etwas schadenfroh, wenn die LH sich mit den Online Delights finanziell verzetteln sollte